Stillstand in Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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mariebelle
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Beitrag Di., 15.09.2015, 21:17

Die Therapie dauert so lange wie der Therapeut sein Geld damit verdienen kann.
Es wird gerne an einem Patienten festgehalten, dann ist der Prozess nicht mehr so aufwendig.
Bei einem Neupatienten ist der Aufwand höher.
Die halten Dich solange bei der Stange wie die Krankenkasse zahl.
Ich würde diesem Berufsstand auf die Füße treten wenn ich könnte.
Für Nebenwirkungen kommt keiner auf und will bei Misserfolg auch nicht daran Schuld sein.
Immer mit einem Bein im Gefängnis.

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Betti
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Beitrag Di., 15.09.2015, 21:31

Hallo mariebelle,

danke für deine Antwort?! Bin aber gerade etwas unsicher, ob das wirklich in diesen Thread sollte? Oder verstehe ich da was gerade nicht? Ich frage nur, weil es aktuell auch einen Thread mit dem Thema "Nebenwirkungen von Psychotherapie" gibt.

Naja egal, es klingt zumindest so, als hättest du schlechte Erfahrungen diesbzgl. gesammelt?!

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hummmel
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Beitrag Mi., 16.09.2015, 12:46

Liebe Betti

Es freut mich zu lesen, dass der Termin bei der Psychiaterin so gut verlief.

Ich wünsche Dir, dass Dich die Diagnose nicht zu fest verunsichert, sondern, dass du mit diesem Schritt, auf deinem Weg ein Stück weiter kommst. Jeder auch nur so kleine Schritt, bringt Dich näher an Dein Ziel.

Alles Liebe

hummmel

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Betti
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Beitrag Do., 17.09.2015, 23:34

Hin- und hergerissen fühle ich mich. Zwischen "komm deiner Thera endlich entgegen" und "Hilfe, ich habe so viel Angst vor zuviel Nähe". Ich möchte gerne mehr Nähe (nicht körperlich gemeint), mehr Kontakt zulassen. Ich möchte es wirklich. Und trotzdem schaffe ich es nicht. Ich habe so große Angst davor, was das in mir auslösen könnte. Was dann alles hochkommt.

Heute war das Vertrauen wieder spürbar. Aber die Angst vor "zu nahe" behält immer die Überhand. Also schweige ich vor mich hin. Antworte maximal mit ja oder nein, vielleicht ein Schulterzucken. Und wieder ist eine wertvolle Stunde um. Ich möchte endlich mal reden können. Mittlerweile wünsche ich mir das so sehr. Ich möchte ihr Angebot so gerne annehmen.
Schaffe es aber kaum... Wie kann ich diese Angst vor Kontakt und Nähe überwinden?

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somethingmagic
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Beitrag Fr., 18.09.2015, 16:40

Hallo Betti,

ein paar Gedanken zum Thema reden:
Hast du dich schon mal so hingesetzt, dass du deine Thera nicht sehen musst? Wenn zum "Rededruck" noch die Erziehung dazu kommt in Sinne von "Schau die Leute an, wenn du mit ihnen redest!" etc., kann ich auch schlecht über schwierige Themen sprechen. Denn dann will ich den Gesprächspartner nicht anschauen.

Hast du mal einen Knautschball mitgenommen zum Spannungsabbau?

Redeübungen:
Nimm eine Postkarte mit, die dir gut gefällt. Zeige sie deiner Thera nicht, sondern beschreibe ihr, was auf der Postkarte zu sehen ist ( Bildbeschreibung). Vielleicht schaffst du es, zu erklären, warum sie dir gefällt o.ä., aber das kann auch der nächste Schritt sein.

Schreibe auf Karteikarten Satzanfänge z.B. " Ich bin traurig wenn,....", " Ich habe mich in der letzten Zeit gerfreut über...",
Du liest den Satzanfang vor und beendest ihn. ( Fortgeschrittenenübung)

Oder du nimmst einen für dich wichtigen Gegenstand in einem Beutel mit und fängst auch erst wieder mit der Beschreibung an und tastest dich dann weiter vor.

VG
„Freunde, nur Mut!
Lächelt und sprecht:
Die Menschen sind gut,
bloß die Leute sind schlecht.“
Erich Kästner

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Betti
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Beitrag Sa., 19.09.2015, 22:05

[quote="somethingmagic"]Hallo Betti,

ein paar Gedanken zum Thema reden:
Hast du dich schon mal so hingesetzt, dass du deine Thera nicht sehen musst? Wenn zum "Rededruck" noch die Erziehung dazu kommt in Sinne von "Schau die Leute an, wenn du mit ihnen redest!" etc., kann ich auch schlecht über schwierige Themen sprechen. Denn dann will ich den Gesprächspartner nicht anschauen.

Hast du mal einen Knautschball mitgenommen zum Spannungsabbau?[quote]

Hallo Somethingmagic,
herzlichen Dank für deine Gedanken.

Nein, ich habe mich noch nie so gesetzt, dass ich meine Thera nicht sehen muss. Sie fragt mich jedoch sehr oft, ob es für mich mit der Beleuchtung so passe. Ich mag es, wenn es eher schummrig und etwas abgedunkelter ist. Das hat sie auch eine zeitlang so gehandhabt. Da ich dann aber noch viel schneller abdrifte, dissoziiere, haben wir das wieder sein lassen. Weil ich dann total schwer wieder zurück finde. Ich habe aber schon mal darüber nachgedacht, mich mal so zu setzen, dass ich sie nicht sehe. Aber ob du es glaubst oder nicht. Selbst so etwas anzusprechen, vorzuschlagen schaffe ich einfach nicht. :(

Danke auch für die Redeübung-Tipps. Finde ich prinzipiell sehr hilfreich. Aber wie schon weiter oben erwähnt, überhaupt zu reden fällt mir sooo extrem schwer. Ich kann sie ja nicht mal nach ihrem Urlaub fragen, über das Wetter reden, über ganz Banales. Die Angst vor "ich könnte mich falsch verhalten, was Falsches sagen" (auch wenn ich weiß, in der Therapie gibt es kein richtig und falsch), ist immer stark vorhanden.

Von einer Freundin erhielt ich den Vorschlag einen vertrauten Gegenstand oder einen Polster, irgendetwas mitzunehmen, was ich dann festhalten kann. Was mir sozusagen etwas Sicherzeit und Schutz bietet. Der Vroschlag gefiel mir eigentlich ganz gut. Natürlich habe ich es bis jetzt nicht geschafft, dies auch umzusetzen. Auch wenn ich weiß, meine Thera würde jeden Vorschlag meinerseits begrüßen und sicher nichts dagegen haben.

Ist einfach sehr schwierig. Naja, trotzdem kann ich momentan wieder etwas mehr Vertrauen empfinden. Und es gibt immer öfter Momente, wo sie dann mal tatsächlich "in mich hinein blicken kann". Nicht nur mittels meinen Mails, sondern auch im direkten Kontakt.

Ich habe das Gefühl, dass sich da gerade etwas tut. Wie im letzten Beitrag geschrieben, möchte ich nun wirklich endlich mehr Kontakt zu ihr. Im Sinne von "sie nicht immer draußen stehen lassen". Auch wenn ich große Angst vor dieser Nähe habe, so sagt mir irgendetwas, dass es sich vielleicht in nächster Zeit ändern könnte. Besser werden könnte. Ich hoffe, dieses Gefühl hält an und ist nach der nächsten Therapie nicht wieder verschwunden.

Danke wieder an alle fürs Mitlesen und Gedanken da lassen.
Lg Betti

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Betti
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Beitrag Fr., 01.06.2018, 23:27

Hallo,
jetzt habe ich nach Ewigkeiten meinen alten Thread wieder hervorgekramt. Weiß nicht so recht ob mein Anliegen hundertprozentig dazu passt, aber so hat man zumindest einen Zusammenhang zur Vorgeschichte.
Gleich mal vorweg: Ich war ca. 2,5 Jahre in Psychotherapie, meist wöchentlich, ein halbes Jahr sogar 2 x die Woche. Wie im ursprünglichen Thread Thema, war das Schweigen/der Stillstand ein großes Problem. Die Thera kam nie so wirklich an mich heran, hat sehr vieles versucht und war wirklich sehr bemüht. Ich mochte sie auch und mir war die Therapie sehr wichtig. Aufgrund der ganzen Umstände, hat sie aber schließlich nach ewigem Hin und Her, wie wir jetzt weiter machen, die Therapie von sich aus beendet. Die letzte Therapieeinheit verblieben wir eigentlich so, dass ich mich wieder melde, wir mal eine Pause einlegen. Nach ca. 3 Wochen hat sie dann mehr oder weniger telefonisch die Therapie beendet. Es kam nie zu einem Abschlussgespräch, sie hat mich zu keinem anderen weiterverwiesen oder mir irgendwie gesagt wie ich jetzt weiter machen könnte. Ich war einfach nur wütend. Zumal es mir zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht gut ging.
So kämpfte ich mich ca. 1 Jahr alleine durch, bis ich wieder zu dem Entschluss kam, dass ich Hilfe benötige. Da ich nicht wusste wie, habe ich mir schließlich via Internet eine neue Thera gesucht (die letzte wurde mir von einer Freundin vorgeschlagen). Bei dieser bin ich nun etwas mehr als ein halbes Jahr. Die ersten Stunden verliefen recht gut, zumal es ja auch viel über meine allgemeine Lebensgeschichte, viel erzählen etc. ging. Der erste Eindruck war positiv und ich dachte, ja sie ist es. Je mehr Zeit verstrich umso mehr kehrte ich in mein altes Muster zurück. Schweigen, Erstarren, Flucht etc. Eigentlich ist es mittlerweile nicht anders als bei der alten Thera. Mit dem Unterschied, dass ich mir die alte Thera herbeisehne. Bei ihr hatte ich das Gefühl, sie ist um mich bemüht, sie nimmt mein nicht Reden können ernst. Aber natürlich kann ich zu ihr nicht zurück zumal das Vertrauen sowieso dahin ist.
Die letzte Therapieeinheit bei der „neuen“ Thera verlief einfach nur mehr sch… Ich war schon in einer miesen Stimmung als ich hinkam. Konnte wieder nur schweigen und dieses Schweigen hat mich nur mehr wahnsinnig gemacht. Sie hat nichts getan um mir da wirklich raus zu helfen. Ich weinte still vor mich hin. Weiß nicht ob sie es während der Stunde mitbekam, aber ganz sicherlich am Ende. Da ich mich dann nicht mehr zurückhalten konnte. Ich wollte nur mehr weg, raus, flüchten. Also bezahlte ich und „rannte“ fast aus ihrer Praxis ohne einen neuen Termin zu vereinbaren. Ich wusste in dem Moment einfach nicht mehr was ich tun sollte. Nun ist das einige Wochen her. Sie hat nie nachgefragt wie es mir geht, ob ich einen neuen Termin wolle, ob ich beenden wolle, etc. So, nun stehe ich da, denke fast täglich daran und weiß einfach nicht mehr was ich machen soll. Erwarte ich mir zu viel? Irgendwie hätte ich schon gedacht, dass sie zumindest mal nachfragt (hätte die alte Thera zumindest getan). Bin ich unfähig für Therapie? Die zweite Thera und wieder dasselbe? Ist das möglich? Mache ich was falsch? Warum kann ich nicht reden? Fast 3 Jahre Therapie, extrem viel Geld ausgegeben und immer noch fast keine Fortschritte erzielt? Ist das noch normal? Sind die Theras wirklich immer die falschen? Bei der ersteren hätte es für mich gepasst (für sie halt nicht mehr). Die erste und auch die aktuelle haben mir immer versichert, sie bleiben da, sie bleiben bei mir, egal was passiert. Die erste hat mich schon versetzt und die zweite? Weiß nicht, was ich jetzt davon halten soll?
Es würde mich einfach interessieren, ob ihr diesbzgl Erfahrungen gemacht habt? Gibt es ähnliche Situationen? Oder bin ich wirklich so kompliziert, so schwierig? Schön langsam bin ich echt verunsichert.
Sorry für soviel Text. Ich hoffe er wird nicht gleich verschoben!!! Aber ich wollte erläutern worum es geht. Danke schon mal für eure Antworten. Lg Betti

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Räbin
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 06:06

Hallo Betti,

das ist mein erster Eindruck beim Lesen: ich finde, die neue Therapeutin macht das richtig.

Drübersprechen, Bemühen um dich hattest du ja schon und wie du siehst, verändert es nichts an deinem Zustand. Ich denke, es wird dir nur dauerhaft helfen, wenn du selbst aus dem Zustand herauskommst.
Du kannst ihr auch sagen, was du dir von ihr wünschen würdest, es heißt nicht unbedingt, dass sie dir das erfüllen würde, aber ihr kommt der Ursache für dein Verhalten näher.

Ich fände ihr Verhalten übrigens vertrauenserweckend, denn jemanden, der sich in deine Mechanismen verwickeln lässt, mit dem kannst du nicht weiterkommen.
Gleichzeitig hat sie dir versichert, da zu sein für dich, ich würde sagen, da ist eine gute Basis: ausreichend Interesse ohne Verwicklungstendenz. Ich vermute, dass beides in deinem Kopf das gleiche ist - meiner Meinung nach hast du hier echt eine große Chance, neues zu lernen. Das fühlt sich erst mal nicht angenehm an (du wünschst etwas anderes), ich wünsche dir, dass du dich darauf einlassen kannst, so wie ich die Situation einschätze, wirst du irgendwann mal sehr dankbar dafür sein.


montagne
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 07:27

Ich bin ja leider auch jemand, der viel, sehr viel mit schweigen, nicht reden können zu tun hatte und hat. Meine Therapeutin hat einiges ausprobiert, u. a. auch gar nicht nicht weiter reagieren, was ich eigentlich am belasteten und am wenigsten hilfreich fand. Sie hats dann auch gelassen.
Natürlich ist es immer ein schmaler Grad, zwischen, den Patienten da abholen, wo er steht, ihm die Hand reichen und sich von seinen dysfunktionalen Mustern verwickeln lassen.
Jedoch jemanden aus dem Schweigen raushelfen, ist nicht verwickeln lassen, IMO.

Ich möchte dir einen Rat geben. Wenn du jemand bist, der viel Schweigt und sich insgesamt wenig zeigen kann, wird deine Therapie wahrscheinlich langsamer voran gehen, ja. Aber sie wird voran gehen und du wirst Fortschritte mit dem Reden machen und wirst auch Möglichkeiten finden trotzdem was mitzunehmen und an dir zu arbeiten.
Denn bei aller Hilfe durch die Therapeutin, scheint es kein Zaubermittel zu geben, das Schweigen zu überwinden. Es geht nur Schritt für Schritt.

Was mich allerdings wundert, warum du trotz deutlicher Belastung selbst zahlst?

Abgesehen davon muss man das natürlich für sich entscheiden, wie viel Energie, Zeit und Geld man in eine Therapie investiert will.
amor fati

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Betti
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 13:26

Liebe Räbin, liebe montagne,

danke für eure schnellen Antworten.

@ Räbin: Ja ich vermute auch, dass dies die Gedanken der Thera sind "ich solle selbst da raus kommen". Der Ansatz ist sicher nicht schlecht, nur, ich schaffe es einfach nicht. Den Großteil meiner bisherigen Therapiestunden (und das waren mittlerweile doch schon einige in den 3 Jahren) habe ich geschwiegen. Meist fast 50 min, manchmal 40 min. Es gab nur ganz wenige Stunden wo ich mal wirklich reden konnte. Und sagen, was ich mir wünsche kann ich eben deshalb schon gar nicht. Es fällt mir so extrem schwer zu äußern, was ich denn gerne hätte.

@ montagne: Schafft (oder schaffte) es deine Thera dich aus dem Schweigen raus zu holen? Wenn ja, wie denn? Ich könnte ja nicht sagen, dass meine Theras nicht schon viel probiert hätten. Von Spazieren gehen, im Raum bewegen, mit Bildern, malen, Sitzpositionen verändern, Collage gestalten, Ton, etc. Bisher war alles erfolglos oder nur für ganz ganz kurze Dauer. Bei den meisten Dingen fühlte ich mich einfach nicht wohl. Ich fühle mich am sichersten wenn ich still, verharrend, teils in mich gekehrt da sitze. Und gleichzeitig hasse ich mich dafür so sehr. Denke ich mir immer wieder, dass ich wertvolle Zeit vergeude und kann einfach nicht über meinen Schatten springen. Kann nicht reden geschweige denn was fühlen.

Ich wohne in Ö und da ist es nicht leicht einen bezahlten Therapieplatz zu bekommen. Daher bezahle ich selbt. Das war in den letzten Jahren schon extrem viel Geld, gerade deswegen stresst es mich dann auch oft, wenn ich Stunden schweigend vergeude. Aber um nichts misszuverstehen, das Geld ist es mir wert. Ich möchte ja, dass ich irgendwann mal dauerhaft staibl bin (wenn das überhaupt möglich ist?!).

Ich habe auch immer noch das Gefühl, dass ich zu sehr an der alten Thera hänge und der neuen deshalb wenig Chance gebe. Ich weiß es nicht sicher, aber ich vermute fast, dass mich die letzte Thera in eine negative Abhängigkeit gebracht hat. Ich habe ständig an die Therapie gedacht. Auf Anraten der neuen Thera hab ich der letzten Thera auch eine Mail geschickt um all meiner Wut Luft zu lassen. Um ihr mal mitzuteilen, was sie damals mit mir angestellt hat, als sie mich einfach sitzen ließ. Sie hat darauf reagiert, aber dies machte mich noch wütender. - Und trotzdem wünsche ich mir sie nimmer noch herbei. Der neuen Thera Vertrauen entgegen zu bringen ist aufgrund des letzten Therapieendes sehr schwer für mich.

Wenn das alles mal so einfach wäre. (Dann bräuchte ich wahrscheinlich keine Therapie).
Danke an euch fürs Mitlesen und Gedanken da lassen.


montagne
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 14:15

Also du schweigst seit 3 Jahren den überwiegenden Teil der Stunden durch? Hm..
Deine Bedenken verstehe ich. Ich zahle ja auch selbst. Ich habe so meine Kriterien, an denen ich festmache, ob es noch weiter was bringt oder nicht.
Es klingt, als hätte deine Therapeutinnen schon viel versucht, wirklich sehr viel. Was davon wirklich sinnvoll war, andere Frage. Aber ich glaube auch, es ist viel trail and error dabei. Geht ja kaum anders, wenn man sich selbst nicht äußert.

Ich denke durchaus, Wohlgefühl und Sicherheit sind wichtig. Das alleine kann es aber nicht sein. Therapie heißt doch immer seine Grenzen erweitern. und wie sol es anders gehen, als im Positiven Grenzüberschreitungen selbst zu tun. Und ich denke das wird sich immer unsicher und oft erst mal nicht gut anfühlen.

Es gibt nicht die eine INtervention, die dich zum Reden bringen kann. Du bist auch keine passive Empfängerin von Interventionen. Sich mitteilen ist ja was aktives.

Gemacht hat meine Therapeutin nichts Besonderes oder Spezielles. Was sie tut ist, sie ist jede Woche wieder da. Sie macht mir keine Vorhaltungen, wnen ich nicht reden kann oder wenn ich rede, aber signalisiere, dass es nicht das ist, worüber ich wirklich reden will. Sie ist einfach da, scon sehr lange.

Mir hat geholfen, bzw. ich bin immer wieder dabei, zu schauen, warum kann oder will ich nicht. Einerseits will ich, aber offenbar gibt es doch einen Anteil in mir, der nicht will, sonst würde ich es tun. Ich nehme mich da also aktiv in die Verantwortung. Denn dieser Anteil, der hemmt, blockiert, sabotiert, bin auch ich. Solange ich es nicht als zu mir gehörig annehme, habe ich keinen Einfluss darauf, es zu ändern.
Und der Anteil, der nicht will, der blockiert und sabotiert und hemmt, hat seine "guten" Gründe. "Guten", weil sie früher gut und hilfreich waren, aber heute wahrscheinich in der extremen Ausprägung offensichtlich nicht mehr. Und dieser Anteil hat noch nicht gemerkt, dass die Vergangenheit vorbei ist, sagt Therapeutin. Mag sein, aber so wit bin ich noch nicht.

Also lange Rede, kurzer Sinn: ich schaue weniger, was die Therapeutin tun kann (damit es magisch passiert), sondern was bei mir los ist. Letztlich ist das bei mir ohnehin das Grundproblem. Gleichzeitig versuche ich zu akzeptieren, wie ich zur Zeit eben bin und versuche dennoch offen zu sein, mich zu verändern.
Alles natürlich viel leichter hier so geschrieben als umgesetzt.
amor fati

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stern
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 15:12

Ich würde raten, nochmals einen Wechsel zu wagen. In Ö gibt es ja auch viele Therapieverfahren... und schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Vllt. passt es mit einer anderen Person und anderen Möglichkeiten besser. Zwar ist der Therapeut ohne das Mitwirken des Patienten machtlos. Aber meiner Erfahrung nach hängt auch viel davon ab, wie ein Therapeut auf etwas eingeht. Und ein passiver Therapeut liegt nicht jedem. Ich finde es übrigens auch sehr fragwürdig, dass sie weiter kassiert, obwohl ihr es nicht schafft, die Basis herzustellen: Dass du reden kannst. Geht ja schon länger so. Was siehst du als Problem an, dass dir das so schwer fällt? Du könntest auch eigene Vorschläge einbringen, wenn du eine Idee hast.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)


shesmovedon
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 16:07

Was erwartest du denn von der Therapie, wenn du sie nicht nutzt?
Ich habe au h die ersten zwei Jahre viel geschwiegen. Machte die Thera nicht alles dafür ein Gespröch zu beginnen, habe ich die ganze Stunde geschwiegen. Nur irgendwann war mir auch klar, dass ich was von ihr will und sie nicht von mir.
Also nen bisschen mitarbeiten sollte der Patient schon, sonst bringt es ja nix und du kannst mit dem Geld sinnvolleres machen. Zu manchen passt Psychotherapie auch nicht. Vielleicht kannst du mit Ergo oder so mehr anfangen.

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Betti
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 22:11

montagne, stern, Schlendrian, danke für eure Dasein.
montagne hat geschrieben: Sa., 02.06.2018, 14:15 Und der Anteil, der nicht will, der blockiert und sabotiert und hemmt, hat seine "guten" Gründe. "Guten", weil sie früher gut und hilfreich waren, aber heute wahrscheinich in der extremen Ausprägung offensichtlich nicht mehr. Und dieser Anteil hat noch nicht gemerkt, dass die Vergangenheit vorbei ist, sagt Therapeutin.
Ja genau dieser Satz könnte von meinen Theras stammen. Beide erklärten mir so ähnlich was das mit dem Schweigen auf sich hat.
stern hat geschrieben: Sa., 02.06.2018, 15:12 Ich würde raten, nochmals einen Wechsel zu wagen. In Ö gibt es ja auch viele Therapieverfahren... und schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Vllt. passt es mit einer anderen Person und anderen Möglichkeiten besser. Zwar ist der Therapeut ohne das Mitwirken des Patienten machtlos. Aber meiner Erfahrung nach hängt auch viel davon ab, wie ein Therapeut auf etwas eingeht. Und ein passiver Therapeut liegt nicht jedem. Ich finde es übrigens auch sehr fragwürdig, dass sie weiter kassiert, obwohl ihr es nicht schafft, die Basis herzustellen: Dass du reden kannst. Geht ja schon länger so. Was siehst du als Problem an, dass dir das so schwer fällt? Du könntest auch eigene Vorschläge einbringen, wenn du eine Idee hast.
An einen nochmaligen Wechsel habe ich auch schon gedacht. Aber irgendwie kommt mir das nur vor wie Flucht, zumal es nun schon bei der zweiten Thera in Schweigen endet. Mir ist schon bewusst, dass es auch sehr viel oder hauptsächlich an mir liegt. Auch die aktuelle Thera ist sehr bemüht um an mich heran zu kommen. Aber im Vergleich zur ersteren lässt sie mich im Schweigen oft sehr lange Verharren. Wir sind mittlerweile auch ins Liegen übergangen (klassisches Couchsetting, sie sitzt hinter mir). So fällt es mir zumindest etwas leichter, dieses Schweigen auszuhalten. In der direkten Konfrontation mit dem Gegenübersitzen war dies für mich immer schrecklich.

@ stern: Ich weiß ehrlich gesagt bis heute nicht, was das Problem mit dem Reden ist. Ich weiß nicht, wie ich es schaffe mehr aus mir heraus zu gehen. Lustigerweise bin ich im Alltag eine, die sogar (mit mir vertrauten Personen) sehr viel redet. Aber wenn es dann ums Eingemachte geht, bin ich still und leise. Beide Theras haben mir die Frage schon gefühlte tausend Mal gestellt. "Liebe Betti, was können wir tun, damit es ihnen leichter fällt?". Ich war immer ratlos, wie ich zum Reden komme.
Schlendrian hat geschrieben: Sa., 02.06.2018, 16:07 Was erwartest du denn von der Therapie, wenn du sie nicht nutzt?
Ich habe au h die ersten zwei Jahre viel geschwiegen. Machte die Thera nicht alles dafür ein Gespröch zu beginnen, habe ich die ganze Stunde geschwiegen. Nur irgendwann war mir auch klar, dass ich was von ihr will und sie nicht von mir.
Also nen bisschen mitarbeiten sollte der Patient schon, sonst bringt es ja nix und du kannst mit dem Geld sinnvolleres machen. Zu manchen passt Psychotherapie auch nicht. Vielleicht kannst du mit Ergo oder so mehr anfangen.
Dass ich die Therapie "nutzen" muss ist mir völlig klar. Es geht um Eigenverantwortung. Ich möchte was von ihr und ich bin aufgefordert etwas dafür zu tun damit es mir besser geht. Sowohl in der Therapie als auch im Alltag. Aber wenn das mal so einfach wäre. :kopfwand:
Und ob Psychotherapie zu mir passt? Keine Ahnung. Ich habe die Theras immer wieder gefragt, ob ich vielleicht nicht fähig sei für Psychotherapie. Weil ich es einfach nicht hinbekomme. Beide meinten, dass das so nicht stimme. Auch im Schweigen bewegt sich etwas, etc. etc. Naja die erste hat es dann mit dem Schweigen und nicht voran kommen aufgegeben. Zweitere bin ich mir eben total unsicher.
Ich weiß nicht, wie ich sie einschätzen soll. Bei der ersen Thera fühlte ich mich immer gut aufgehoben. Ich schätzte das Einfühlungsvermögen und die Art wie sie mit mir umging, trotz meines Verhaltens.
Die jetzige Thera kann ich noch immer total schwer einschätzen. Es gab Tage, da war sie mir "etwas näher" und dann dachte ich mir wieder, he warum lässt du mich so im Regen stehen.
Sie ist auch sehr bemüht mein Vertrauen zu gewinnen. Da hat sie es aufgrund der ersten Therapieerfahrung ja auch besonders schwer. Sie versichert mir immer wieder, sie sei da, sie bleibt bei mir. Dann wieder aber schlägt sie mir vor die Frequenz zu reduzieren, vl. fällt es mir dann etwas leichter, wenn wir uns nicht wöchentlich sehen. Über diesen Vorschlag war ich total irritiert. Da ich immer dachte, wenn man dran bleiben will sei es besser zumindest wöchentlich etwas zu tun und nicht alle zwei, drei Wochen mal. Da ich aber auch da nichts dagegen sagen "konnte" sahen wir uns die letzten paar Male alle paar Wochen. War auch ein Schuss nach hinten. Also ich weiß nicht...

Sorry, schon wieder soviel Text. :anonym:

Danke euch.


shesmovedon
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 22:15

Ich weiß nicht, ob man für Psychotherapie ungeeignet sein kann. Aber ich frage mich halt, ob du dich über andere Ausdrucksmittel wie Kunst oder so vielleicht besser mitteilen könntest. Zumindest für den Anfang. Deswegen schrieb ich, dass vielleicht andere Therapieformen (vorerst) eher was für dich sein könnten.
Immerhin zahlst du seit 3 Jahren dafür, dass du nicht sprichst. Ich würde dann vielleicht mal was ganz anderes probieren.

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