Zeit direkt nach der Therapie-Stunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 10.03.2020, 17:31

GuterGeist2019 hat geschrieben: Di., 10.03.2020, 17:18 "Die Grenzen der Therapie" gibt es ganz sicher. Mit irgendwelchen standartisierten und starren Arbeitsabläufen ist dieser Prozess für mich aber nicht vergleichbar.
Doch, absolut. Warum sollten ausgerechnet bei Psychotherapeuten keine strengen Regeln herrschen? Weil sie es insgeheim besser finden als diejenigen, die die Abstinzregeln für den Beruf festschreiben?
GuterGeist2019 hat geschrieben: Di., 10.03.2020, 17:18Deshalb: einfach freuen, wenn's gelingt, so wie es ist :)
Ich bin eher erschreckt (selbst in diesem Forum) zu lesen, wie oft es misslingt. Das ärgert mich auch als Beitragszahlerin.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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DieBeste
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Beitrag Di., 10.03.2020, 18:04

Ich habe bisher kaum einen User hier gelesen, der noch nie mit den Theras gemailt hat. Einige (mich inklusive) können anscheinend nicht damit umgehen.


GuterGeist2019
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Beitrag Di., 10.03.2020, 18:14

@DieBeste:

Na ja, deine Therapeutin konnte sich und ihre Grenzen offensichtlich aber auch nicht richtig einschätzen. Da sag ich nur: Die Geister, die ich rief...


@Anna-Luisa:

Ja, es IST auch erschreckend, wie oft Therapien misslingen. Aus den unterschiedlichsten Gründen.

Deshalb erst recht: einfach freuen, wenn eine Therapie hilfreich und am Ende erfolgreich ist. Und das lässt sich ja an der Verfassung des Patienten ganz klar ablesen.

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lisbeth
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Beitrag Di., 10.03.2020, 18:18

DieBeste hat geschrieben: Di., 10.03.2020, 18:04 Ich habe bisher kaum einen User hier gelesen, der noch nie mit den Theras gemailt hat. Einige (mich inklusive) können anscheinend nicht damit umgehen.
Nur für den Hinterkopf: das was du hier im Forum liest, ist weit davon entfernt, repräsentativ zu sein...
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DieBeste
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Beitrag Di., 10.03.2020, 18:19

Nur für den Hinterkopf: das was du hier im Forum liest, ist weit davon entfernt, repräsentativ zu sein...
[/quote]

Wie meinst du das?

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 10.03.2020, 18:28

GuterGeist2019 hat geschrieben: Di., 10.03.2020, 18:14 @Anna-Luisa:

Ja, es IST auch erschreckend, wie oft Therapien misslingen.
Das finde ich nun gar nicht. Erschreckend fände ich es jedoch, wenn der Therapeut ein Heilversprechen gegeben hätte.

Und nein, ich "freue" mich nicht darüber, wenn Therapeuten mit unseriösen Methoden gelegentlich erfolgreich sind. Fühlen sie sich doch dadurch legitimiert, weiterhin unprofessionell und gegen ihre Berufsethik verstoßend, "therapeutisch" wirken zu können.
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lisbeth
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Beitrag Di., 10.03.2020, 18:31

DieBeste hat geschrieben: Di., 10.03.2020, 18:19 Wie meinst du das?
Naja, bloß weil viele User hier im Forum schreiben, dass sie mit ihren jeweiligen Therapeuten Mailkontakt haben/hatten, heißt das nicht, dass du das auf den Psychotherapiepatienten im allgemeinen übertragen kannst.

Hier tummeln sich zb auch überdurchschnittlich viele Menschen mit mehrfacher und langjähriger Therapieerfahrung. Das spiegelt aber auch nicht den "Durchschnitt" wieder. Hab die Zahlen nicht im Kopf und bin grad zu faul zum googeln, aber es gibt statistische Untersuchungen die zeigen, dass die durchschnittliche Psychotherapie nach ~ 50 Sitzungen beendet ist.
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saffiatou
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Beitrag Di., 10.03.2020, 18:43

Ich denke, man kann das nicht so schwarz-weiß sehen, es gibt auch hier Abstufungen.

Du hast deine Thera, meiner Meinung nach lange ausgenutzt, sie hat das eine Weile hingenommen, und nun toleriert sie das nicht mehr. Daher fühlst du dich zurückgewiesen. Was ich nachvollziehen kann. Aber du solltest dein Verhalten ihr gegenüber reflektieren. Sie hat dir helfen wollen, war bereit, deine Mails zu lesen und beantworten, in der Hoffnung dir helfen zu Können. Jetzt wo sie ihre Grenzen definiert, bist du sauer.

Manchmal sind Mails wichtig und gut. Manche Therapeuten nehmen diesem hin, manche verbieten das. Nur weil deine das nicht gemacht hat, beschwerst du dich, weil sie es nicht mehr erlaubt? Mein Therapeut wurde da das Beispiel nehmen, ich rufe, wenn mir jemand immer wieder gegen mein Schienbein tritt, nicht mehr stopp, sondern Schubse ihn weg.
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GuterGeist2019
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Beitrag Di., 10.03.2020, 18:51

@Anna-Luisa:

Ich lass dir gerne deine Meinung - ich hab meine ja auch ;)

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spirit-cologne
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Beitrag Di., 10.03.2020, 20:06

Tränen-reich hat geschrieben: Di., 10.03.2020, 17:25 Dann hat meine Therapeutin ja alles falsch gemacht und war tooootal unseriös :kopfschuettel: :-D
Und für die Kritiker hier: Meine Mail-Schreiberei und Antworten meiner Therapeutin haben mir geholfen. :lol:

Träne, Seriösität in Abrechnungsfragen und Therapieerfolg stehen ja auch nicht unbedingt mit einander in Relation. Jemand kann durchaus therapeutisch gute Arbeit leisten und trotzdem es bei der Abrechnung nicht so genau nehmen (vielleicht gerade weil er denkt, er sei ein besonders guter Therapeut und könnte selbst am besten entscheiden, was "angemessen" ist?). Dabei rechtfertigt der Therapieerfolg aber nicht einen möglichen Abrechnungsbetrug.

Beispiel (würde mich wundern, wenn es sowas nicht real gäbe...): Eine Krankenschwester macht eine Therapie. Sie hat Wechselschichten. Sie hat zwar die Pflegedienstleitung gebeten, ihr den Nachmittag, an dem sie wöchentlich Therapie hat, freizuhalten. Trotzdem legt ihr die Pflegedienstleitung immer wieder, wenn mal wieder Kollegen krank sind und besonders großer Personalmangel herrscht, kurzfristig zusätzliche Schichten rein, auch an dem besagten Nachmittag. Die Patientin muss daher öfters ihrem Therapeuten absagen. Der kann so oft sich keinen Stundenausfall leisten, deshalb müsste er der Patientin ein Ausfallhonorar in Rechnung stellen. Gleichzeitig tut ihm die Patientin Leid, weil es ja "nicht ihre Schuld" ist und sie ohnehin als Alleinerziehende knapp mit dem Geld ist. Deshalb bietet er ihr an, ihr entgegenzukommen und die Stunde, auch wenn sie sie absagen muss, normal mit der Kasse abzurechnen. Für beide eine win-win-Situation. Er hat keinen Verdienstausfall und sie hat zwar dann eine Stunde weniger zur Verfügung, muss das Ausfallhonorar aber nicht aus eigener Tasche bezahlen.

Wenn beide sich darauf einigen, wird das wahrscheinlich niemand je erfahren. Nach Außen ist alles gut und die beiden haben den Konflikt für beide zufriedenstellend gelöst - allerdings auf Kosten der Krankenkasse, die für eine nicht erbrachte Leistung bezahlt. Verständnis kann man für ein solches "Arrangement" sicherlich haben und es kann sogar sein, dass die therapeutische Allianz dadurch gestärkt und der Therapieerfolg damit gefördert wird, aber es ist und bleibt trotzdem auf der wirtschaftlichen Ebene ein Betrug.

Genau genommen könnte man sogar hinterfragen, ob es auf der therapeutischen Ebene richtig ist, weil es der Patientin suggeriert, dass es gut sei, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, auch wenn der auf Kosten Anderer geht, statt die Situation dazu zu nutzen, zu erkennen, dass die Arbeitsbedingungen der Patientin für sie vielleicht auf Dauer schädlich für sie sind und sie eigentlich die Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber wegen der ihr gegenüber rücksichtslosen Dienstplanung führen müsste.

Nicht alles, was zu einem Erfolg führt, ist unbedingt auch immer richtig, selbst wenn beide Beteiligten damit einverstanden sind. Was natürlich nicht heißt, dass man sich auch bewusst dafür entscheiden kann, Regeln zu brechen, aber man sollte es meiner Meinung nach immer in dem Bewusstsein darüber tun, dass es sich eben um eine Regelverletzung handelt und deshalb besondere Vorsicht geboten ist - denn solche Regeln werden selten ohne Grund aufgestellt. Ein Übertreten kann sicherlich bei vielen Menschen jahrelang gut gehen, wenn's dann aber doch mal blöd läuft kann es aber auch teilweise zu empfindlichen Konsequenzen führen.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


Tränen-reich
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Beitrag Di., 10.03.2020, 20:21

Spirit, ich kann mit deinem Beitrag jetzt gar nichts anfangen.
Mir ging es nicht um Abrechnungsbetrug oder sonstiges. Mir ging es vorrangig um die (meine) therapeutische Beziehung. Was ich daraus ziehe, ist mir wichtiger als alles andere. Mailschreiberei war nicht einmal eine von uns verabredete Regel, sondern eine für mich sehr wichtige Lernphase in meiner ganz persönlichen Therapie. Und dabei bleibe ich auch ;-)

LG Träne

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chrysokoll
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Beitrag Di., 10.03.2020, 20:23

so etwas wie "trotzdem abrechnen" kommt sicher vor, keine Ahnung wie oft.

Aber: Der Patientin fehlen dann die Stunden.
Sicher kein Problem wenn das einmal ist oder wenn sie eh in einer 300-Stunden-Analyse steckt.
Aber nicht soo locker wenn es eine einfache Verhaltenstherapie oder sowas ist

Und: Das kann richtig knallen wenn es irgendwie aufkommt, das ist schlicht Betrug, kann den Therapeuten die Zulassung kosten. Und er ist damit in der Hand der Patientin, dann gute Nacht wenn es mal nicht mehr so gut läuft

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 10.03.2020, 21:42

saffiatou hat geschrieben: Di., 10.03.2020, 18:43 Du hast deine Thera, meiner Meinung nach lange ausgenutzt, sie hat das eine Weile hingenommen, und nun toleriert sie das nicht mehr. Daher fühlst du dich zurückgewiesen. Was ich nachvollziehen kann. Aber du solltest dein Verhalten ihr gegenüber reflektieren. Sie hat dir helfen wollen, war bereit, deine Mails zu lesen und beantworten, in der Hoffnung dir helfen zu Können. Jetzt wo sie ihre Grenzen definiert, bist du sauer.
Ich finde, dass die Therapeutin die Patientin ausgenutzt hat um sich unentbehrlich zu fühlen. Dann ging ihr auf, dass das gar nicht so knapp mit Mehrarbeit verbunden ist - die dummerweise nicht einmal vergütet wird. Ich finde, sie sollte dringend ihr seltsames Verhalten der Patientin gegenüber reflektieren. Sich in übergroßer Güte hilfsbereit zu zeigen - um dann nachträglich Grenzen zu definieren, finde ich schräg.
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DieBeste
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Beitrag Mi., 11.03.2020, 07:44

Mich würde mal interessieren ob ihr denkt, dass das mit anderen Berufsgruppen auch so es mit der Abhängigkeit. Wie ich ja bereits sagte bin ich Lehrerin und meine Schüler können mich auch immer erreichen. Sie nutzen das aber nicht aus und melden sich nur wenn Sie eine Frage haben das passiert vielleicht einmal in der Woche. Denk dir das Fördert auch eine Art Abhängigkeit?

Sorry off topic !

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lisbeth
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Beitrag Mi., 11.03.2020, 08:48

DieBeste hat geschrieben: Mi., 11.03.2020, 07:44 Sie nutzen das aber nicht aus und melden sich nur wenn Sie eine Frage haben das passiert vielleicht einmal in der Woche. Denk dir das Fördert auch eine Art Abhängigkeit?
Anders herum gefragt, fördert das ihre Selbstständigkeit?
Und warum meinst du, du müsstest für die Schüler (und Eltern?) jederzeit erreichbar sein?

Ich (und die gesamte Klasse) wäre zu meiner Schulzeit (die allerdings auch schon eine Weile her ist) nie auf die Idee gekommen, die Lehrerin außerhalb der Schulzeiten zu kontaktieren. Bei Fragen zu den Hausaufgaben hat man jemand anders aus der Klasse angerufen und sich gegenseitig geholfen. Wenn jemand krank war und Stoff versäumt hatte, lief das ebenso. Allgemeine Fragen konnten warten bis zur nächsten Unterrichtsstunde... Und das hat gut genug funktioniert.

Wenn Eltern Fragen hatten, dann wurde ein Termin vereinbart. Dazu gab es die Elternsprechtage. Wenn es darüber hinaus ein Anliegen gab, gaben sie mir eine kurze Notiz für die Lehrerin im Umschlag mit.

Ich weiß, die Zeiten ändern sich, aber ich persönlich finde, dass sich da ein überzogener Anspruch bei Eltern und ihren Kindern breitgemacht hat, was die Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von Lehrern betrifft. Und auch wenn du meinst, das wäre (für dich) im Moment ok so: Ich würde dir mal die Frage stellen wollen, ob es wirklich ok ist, oder ob es auf deiner Seite Bequemlichkeit ist (Konfliktvermeidung) oder der Wunsch, von allen gemocht zu werden (da "darf" man ja auch niemanden vor den Kopf stoßen). Ich stelle es mir ziemlich schwierig vor, wenn ich damit rechnen müsste, dass meine Arbeit jederzeit (!) in Form von Nachrichten, Mails oder Fragen in meine private Zeit eindringen könnte und Schüler/Eltern meinen, sie könnten jederzeit über mich verfügen. Aber da ist vermutlich jeder anders.

Und ich kann mir vorstellen, dass deine eher lockeren Grenzen in dieser Hinsicht vielleicht auch mit dazu geführt haben, dass du dachtest, das wäre innerhalb der Therapie auch in Ordnung. Dass die Therapeutin das nicht genug reflektiert hat, und dir dann auf einmal ein Stopschild gesetzt hat, war natürlich doof. Aber ich vermute, das war ähnlich wie bei dir mit den Schülern, es war erst ok und dann irgendwann nicht mehr. Was wäre, wenn dich auf einmal mindestens die halbe Klasse nachmittags/abends kontaktiert. Auch wenn jeder nur 5 Min. deiner Zeit beansprucht, das wären dann ca. 15x5 = 75 Min. pro Tag. Und mehr als 6 Stunden pro Woche. Und wenn dann noch überbesorgte Eltern mit ihren Ansprüchen dazukommen mit ca. 20-30 Min. jeden zweiten Tag... Da würdest du wahrscheinlich auch irgendwann Stop rufen und dafür sorgen, dass es eine klare Grenze gibt? Oder wäre das auch ok für dich? Aber bloß weil es für dich ok ist und du da kaum Grenzen kennst, heißt das eben nicht, dass das genauso für andere ok ist...
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― Anne Lamott

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