Herzlichen Dank, dem kann ich absolut nur zustimmen!montagne hat geschrieben:
Letzlich klingt für mich so eine Art Leidkonkurrenz durch. "Die Störung ist schlimmer als die andere, ergo der Kliet ist bedürftiger als der andere." Um nicht zu sagen: "Meine Störung ist schlimmer und ich bin bedürftiger." Und sowas macht mich schon ärgerlich, weil es immer eine Abwertung und ein unverholenes Vorenthalten von Möglichkeiten anderer beinhaltet und damit ein Anspruchsdenken, dass an Anmaßung grenzt.
So nu isses raus, danke.
Nutzen/Sinn der Diagnosestellung
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wobei ich es ehrlich gesagt auch vollkommn legitim finde, wenn man sich therapeutische Hilfe sucht wenn man etwas über sich "erfahren"möchte, es muss nicht immer der "Leidensdruck" das alleinige Motiv für eine Therapie sein....montagne hat geschrieben:Eben! jeder, der leidet, sich schlecht fühlt, hat ein recht sich Hilfe zu holen. Das ist der Punkt.
Dank dir Montagne
Ich muss aufpassen, was ich hier schreibe, hab grad, ähnlich wie montagne, keine Lust, mich da in was Reinzuformulieren. Für mich ist das was viel allgemeineres, gar nicht eine Leidenserscheinung, -frage. Es ist eine Frage der Konkurrenz, der Stellung, der Position von Mensch gegenüber anderen. Die Art, wie mann/frau sich ins Verhältnis setzt, bzw. andere zu sich selbst ins Verhältnis setzt. Doch, da ist für Mensch etwas oft mal erstrebenswert, das sehr sehr ungut ist. Mehr dazu lieber nicht, nicht jetzt hier von mir.
LG hawi
ADW, bei dem, was Montagne zur Leidkonkurrenz schreibt, für mich geht es da nicht um das, was du formulierst.**AufdemWeg** hat geschrieben:was zum Teufel daran so erstrebenswert ist sich schlecht zu fühlen?Was?
Ich muss aufpassen, was ich hier schreibe, hab grad, ähnlich wie montagne, keine Lust, mich da in was Reinzuformulieren. Für mich ist das was viel allgemeineres, gar nicht eine Leidenserscheinung, -frage. Es ist eine Frage der Konkurrenz, der Stellung, der Position von Mensch gegenüber anderen. Die Art, wie mann/frau sich ins Verhältnis setzt, bzw. andere zu sich selbst ins Verhältnis setzt. Doch, da ist für Mensch etwas oft mal erstrebenswert, das sehr sehr ungut ist. Mehr dazu lieber nicht, nicht jetzt hier von mir.
LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
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Bertrand Russell
@yamaha: Na ja, ich denke man möchte ja deshalb etwas über sich erfahren, weil doch irgendwo etwas ist, das unstimmig ist, wos hakt. Abgesehen davon... manch einer merkt erst in der Therapie wie sehr er leidet und sich das Leben selbst schwer macht. Ich zumindest habe zu beginn meiner Therapie nur die Spitze eines Eisberges gesehen.
Ansonsten finde ich es auch legitim sich kennen zu lernen, gar erstrebenswert. Sich kennen UND annehmen ist das gegenteil von neurotisch. Und jemand der sich kennt und annimmt wird auch als Elternteil, als Kollege, als Vorgesetzter, als Lehrer, als Arzt, was auch immer, weniger neurotische und mehr gesunde Anteile in anderen hervorbringen.
Es täte, denke ich, der Gesellschaft gut, wäre Therapie anerkannter. (In den Kreisen, in denen ich mich bewege, ist es nach wie vor nicht chick, sondern ein Makel.)
@hawi:
Das trifft es gut, wie du es beschreibt. Ich sehe das ähnlich grundlegend. Ich -verstehe- wie man zu so einer Einstellung, in der man sich und seinesgleichen über andere setzt kommt. Ich glaube zu verstehen warum und glaube die Verfühung dessen zu erkennen.
Für mich ist es aber die Leistung von Kultur und Zivilisation schlechthin diese archaischen Bestrebungen zu reflektieren und mit reifen, konstruktiven Mechanismen abwehrt.
Ansonsten finde ich es auch legitim sich kennen zu lernen, gar erstrebenswert. Sich kennen UND annehmen ist das gegenteil von neurotisch. Und jemand der sich kennt und annimmt wird auch als Elternteil, als Kollege, als Vorgesetzter, als Lehrer, als Arzt, was auch immer, weniger neurotische und mehr gesunde Anteile in anderen hervorbringen.
Es täte, denke ich, der Gesellschaft gut, wäre Therapie anerkannter. (In den Kreisen, in denen ich mich bewege, ist es nach wie vor nicht chick, sondern ein Makel.)
@hawi:
Das trifft es gut, wie du es beschreibt. Ich sehe das ähnlich grundlegend. Ich -verstehe- wie man zu so einer Einstellung, in der man sich und seinesgleichen über andere setzt kommt. Ich glaube zu verstehen warum und glaube die Verfühung dessen zu erkennen.
Für mich ist es aber die Leistung von Kultur und Zivilisation schlechthin diese archaischen Bestrebungen zu reflektieren und mit reifen, konstruktiven Mechanismen abwehrt.
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Hawi: Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe - aber wenn das der Fall ist, dann ist es etwas, das man auch im Alltag immer wieder beobachtet:
Gestern war ich kurz beim Kinderarzt, um das Impfbuch prüfen zu lassen. Ganz ohne Kinder, ganz gut gelaunt, ganz harmlos. Auf dem Parkplatz parkte gerade ein Auto mit Mutter und Kind. Ich betrat die Praxis vor der anderen Mutter - man muss sich dort die Schuhe ausziehen - und auf dem letzten Zentimeter drängelt sich diese Frau samt Kind an mir vorbei, nur um vor mir am Thresen zu stehen. Ich mag so was nicht, dieses: "Ich, ich, ich!" - ich mag es DANN nicht, wenn es gleichzeitig bedeutet: "DU NICHT!" - ich hab die Frau dann drängeln lassen und hab kurz überlegt, ob ich sie frage, was ihr das nun bringt, sich vorzudrängeln, hab dann aber nichts gesagt; letztlich ist der Anlass ja auch banal. Witzigerweise hat die Arzthelferin mich dann zuerst zum Arzt geschickt, weil ich ja nur eine schnelle Frage hatte und nach 30 Sekunden wieder draußen war. Ich hab mich dann dabei ertappt, wie ich innerlich triumphierte...
Also, solche Sachen sind doch ganz typisch in unserer Gesellschaft: diese ständige Angst der Zu-kurz-Gekommenen, jemand anders würde einem noch mehr vom ohnehin recht simplen Kuchen klauen. So eine typische Untere-Mittelschicht-Angst. Deshalb halte ich mich so gerne dort auf, wo man sich den Luxus der Gelassenheit und Großzügigkeit leisten kann: Das ist oben und unten. Unten weiß jeder, dass letztlich alles nur arme Schlucker sind. Und oben hat niemand Angst, weil genug von allem da ist.
Ich hab auch ständig diese Angst, zu kurz zu kommen. Schlimm ist der Gedanke an andere Patienten: Ich lasse innerlich nur bestimmte Menschen als Mit-Patienten zu Auf die meisten bin ich eifersüchtig oder neidisch. Irgendwie ist mir klar, warum das so ist und ich weiß: Ich müsste mich dafür hassen, aber erstaunlicherweise ist DAS ein Gefühl, das ich als zu mir zugehörig und quasi legitim betrachte, von wegen: "Ich DARF ihn für mich alleine wollen!" - dabei IST das nicht so. Schlimm, wenn Verstand und Gefühl so weit auseinander liegen!
Um mal zum Thema zurückzukommen: Es ist einfach nur symptomatisch, wenn man selbst meint, die Anderen müssen sich doch einfach nicht so anstellen: das bisschen Burnout - lächerlich!
Gestern war ich kurz beim Kinderarzt, um das Impfbuch prüfen zu lassen. Ganz ohne Kinder, ganz gut gelaunt, ganz harmlos. Auf dem Parkplatz parkte gerade ein Auto mit Mutter und Kind. Ich betrat die Praxis vor der anderen Mutter - man muss sich dort die Schuhe ausziehen - und auf dem letzten Zentimeter drängelt sich diese Frau samt Kind an mir vorbei, nur um vor mir am Thresen zu stehen. Ich mag so was nicht, dieses: "Ich, ich, ich!" - ich mag es DANN nicht, wenn es gleichzeitig bedeutet: "DU NICHT!" - ich hab die Frau dann drängeln lassen und hab kurz überlegt, ob ich sie frage, was ihr das nun bringt, sich vorzudrängeln, hab dann aber nichts gesagt; letztlich ist der Anlass ja auch banal. Witzigerweise hat die Arzthelferin mich dann zuerst zum Arzt geschickt, weil ich ja nur eine schnelle Frage hatte und nach 30 Sekunden wieder draußen war. Ich hab mich dann dabei ertappt, wie ich innerlich triumphierte...
Also, solche Sachen sind doch ganz typisch in unserer Gesellschaft: diese ständige Angst der Zu-kurz-Gekommenen, jemand anders würde einem noch mehr vom ohnehin recht simplen Kuchen klauen. So eine typische Untere-Mittelschicht-Angst. Deshalb halte ich mich so gerne dort auf, wo man sich den Luxus der Gelassenheit und Großzügigkeit leisten kann: Das ist oben und unten. Unten weiß jeder, dass letztlich alles nur arme Schlucker sind. Und oben hat niemand Angst, weil genug von allem da ist.
Ich hab auch ständig diese Angst, zu kurz zu kommen. Schlimm ist der Gedanke an andere Patienten: Ich lasse innerlich nur bestimmte Menschen als Mit-Patienten zu Auf die meisten bin ich eifersüchtig oder neidisch. Irgendwie ist mir klar, warum das so ist und ich weiß: Ich müsste mich dafür hassen, aber erstaunlicherweise ist DAS ein Gefühl, das ich als zu mir zugehörig und quasi legitim betrachte, von wegen: "Ich DARF ihn für mich alleine wollen!" - dabei IST das nicht so. Schlimm, wenn Verstand und Gefühl so weit auseinander liegen!
Um mal zum Thema zurückzukommen: Es ist einfach nur symptomatisch, wenn man selbst meint, die Anderen müssen sich doch einfach nicht so anstellen: das bisschen Burnout - lächerlich!
titus, ja, ein wenig passt deine Richtung. Aber….
Nee, hier und jetzt, und auch grad an einem 20. April, von mir dazu nichts weiter, schon das jetzt ist zu viel.
LG hawi
Nee, hier und jetzt, und auch grad an einem 20. April, von mir dazu nichts weiter, schon das jetzt ist zu viel.
LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
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Bertrand Russell
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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eine kleine Ahnung oder ein Gefühl dafür was ihr meint bekomme ich glaube ich gerade
aber es ist mir noch irgendwie fremd muss ich sagen.
Bin gut im ausblenden fürchte ich -manchmal gut, manchmal schlecht.
Auf jeden Fall etwas worüber es sich lohnt nachzudenken.
Danke.
LG ADW
aber es ist mir noch irgendwie fremd muss ich sagen.
Bin gut im ausblenden fürchte ich -manchmal gut, manchmal schlecht.
Auf jeden Fall etwas worüber es sich lohnt nachzudenken.
Danke.
LG ADW
Offline
Ja natürlich kann man aus allem etwas positives herausziehen... aber eine Diagnose ist die Benennung des Defizits. Wie man das dann an den Patienten bringt, ist eine andere Sache. So kann man zum Bleistift anstelle von zwanghaft natürlich auch von meinetwegen gewissenhaft reden und so weiter und so fort (sofern es denn zutrifft). Aber die Formulierung einer Diagnose bzw. deren Kriterien ist nun wirklich nicht die Beschreibung der Stärken. Sondern eine Facette eines Menschen, der aber ein paar Schwierigkeitsbereiche beschreibt. Aber ein Mensch macht mehr aus.elana hat geschrieben:Das gehört eigentlich zum Job des Therapeuten, auch die positiven Seiten der Diagnose zu beschreiben. Bei mir war das so. Ich hab die positiven Seiten nicht nur in der Fachliteratur beschrieben erhalten, sondern von Anfang an auch von meinem Therapeuten, der mir meine Diagnose nie rein defizitär beschrieben hat, sondern beide Seiten aufzeigte, immer als ausbalancierte Waage.
Und natürlich kann man das als hilfreich erleben... wenn es bei dir so ist, dann ist da so. Für mich sehe ich den Blick durch eine Diagnosebrille halt nur als eingeschränktes Instrumentarium, etwas verstehen zu wollen... so in der Art: Ahhhh, sie hat borderline, deswegen ist das so. Dabei werden Dynamiken wieder durch die Brille des als krank definierten betrachtet... so in der Art: Ist ja logisch, dass sie sich so verhalten hat, dass sie Störung x hat. Kann halt auch etwas kritisches haben, weil ja ein Mennsch und auch dessen Verhalten mehr ausmachen kann als dessen Störung. Insofern ist die Perspektive durch die Diagnosebrille eine Reduktion, um nicht zu sagen: Die Diagnose soll auch in der Tat nur bestimmte Facetten erfassen.Das half mir, das gesamte Familieninterventionsmuster besser zu verstehen. Ohne Diagnosen hätte ich Ewigkeiten dazu gebraucht. Meine Schwester erkennt sich in ihrer Diagnose Borderline ebenso wieder, wie ich in der zwanghaften Persönlichkeit, wobei es uns ganz ähnlich erging mit einem Aufatmen: "Endlich hat es einen Namen und macht Sinn!"
Natürlich... das stelle ich ja nicht in abrede. Aber bei einer Diagnose geht es nicht darum. Nicht wie sie im Moment formuliert sind. Denn die Diagnosen erfasst aber die Normabweichung.Dass auch Borderline positive Seiten hat, merkst Du spätestens dann, wenn Du auf einen "bekennenden" Borderliner triffst, der nicht nur dazu steht, sondern sich durchaus positiv damit identifiziert.
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echt... ich bin normal nicht so und denk' mir öfters mal, sei's drum (gerade wenn es um banale Ding, weil ich mich nicht über alles aufregen kann und will *g*). Aber gerade bei Dränglern spornt es mich dann doch an, etwas zu sagen. Schon interessant, wie dann die Reaktionen ausfallen...Titus hat geschrieben:ich hab die Frau dann drängeln lassen und hab kurz überlegt, ob ich sie frage, was ihr das nun bringt, sich vorzudrängeln, hab dann aber nichts gesagt; letztlich ist der Anlass ja auch banal.
Natürlich, steckt ökonomisch gesehen eine Knappheitsproblem dahinter (insoweit spricht dieser Melchinger schon zutreffend von Ressourcenallokation, nur wie er die Ressourcen aufteilen will, ist wohl hoch fraglich)... in deinem Fall analog, dass eben ihr beide nicht gleichzeitig bedient werden konnte wegen Knappheit zeitlicher bzw. personeller Ressourcen in der Praxis. Aber Findest du wirklich, dass hat mit "oben" und "unten" zu tun... ich halte das eigentlich auch viel für Einstellungssache, gerade auch geschlossen aus manchen Reaktionen, wenn man jemanden damit konfrontiert. Z.B. in dem von Elana verlinkten Artikel geht es bei Aussagen Melchingers (der die Differenzierung von einfachen und schweren Probleme präferierte) doch genauso darum, sollen die größeren Stücke des Budgetkuchen nun die Psychiater oder Therapeuten erhalten (und er sieht eben die Psychiater im Vgl. zu den PT als benachteiligt). Würde ich jetzt beide nicht zur unteren Mittelschicht dazugehörig sehen... doch gibt es regelmäßig Differenzen wegen irgendwelcher Budgets.. So eine typische Untere-Mittelschicht-Angst. Deshalb halte ich mich so gerne dort auf, wo man sich den Luxus der Gelassenheit und Großzügigkeit leisten kann: Das ist oben und unten. Unten weiß jeder, dass letztlich alles nur arme Schlucker sind. Und oben hat niemand Angst, weil genug von allem da ist.
Liebe Grüße
stern
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Ist natürlich etwas vereinfacht - ich bin ja weder Soziologe noch Volkswirt. Aber ich stelle mir vor, dass jemand, der einfach WEISS, dass er seinen Platz in der Gesellschaft sicher hat, auch viel selbstverständlicher jahrelang ohne schlechtes Gewissen zum Therapeuten geht. Und auf der anderen Seite, leider: Jemand, der meint, er sei ja nur ein total überflüssiges Mitglied der Gemeinschaft, der wird vermutlich auch eher nicht einen Therapeuten aufsuchen. Somit kloppen sich die, die meinen: "Ich würde ja so gerne, hab aber Angst...". Die, die nach oben streben und gleichzeitig Angst haben, runterzufallen von der Erfolgsleiter der stolzen Reihenhaus- und Sharan-Besitzer.
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oben unten mittel
sind ja auch nur solche Kategorisierungen
wie eben krank, sehr krank, kaum krank
sperrt die Menschen doch auch in eine Schublade
wie die Diagnosen.
sind ja auch nur solche Kategorisierungen
wie eben krank, sehr krank, kaum krank
sperrt die Menschen doch auch in eine Schublade
wie die Diagnosen.
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Ich könnte keine Kriterien benennen, wann man prädestiniert ist, Angst zu haben, zu kurz zu kommen bzw. neidig zu sein... sondern halte die Angst dahinter eher für ein menschliches Gefühl, für das manche vielleicht anfälliger sind als andere. Bei unbeschränkten Ressourcen wäre es wohl obsolet... aber es gibt wenig, was wirklich unbeschränkt verfügbar ist. Bin da vielleicht auch etwas naiv. Aber z.B. in der Klinik war mir zunächst auch fremd, welcher Neid entstehen kann, dass Patienten xy in Gruppe yz, die aber Patienten zx nicht erhalten. Und Neid kann sich auch auf so viel beziehen, das mit finanziellen Aspekten gar nichts zu tun hat.... z.B. besagtes Vordrängeln. Da geht es wohl eher um Zeit (ich hatte zugegebenermaßen neulich das gleiche Erlebnis wie du, nur beim Bäcker). Und weil es sich auf soviel beziehen kann, finde ich es schwer Kritierien auszumachen... bzw. das können mMn auch innerpsychische sein.
Liebe Grüße
stern
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Hi sternstern hat geschrieben:Und natürlich kann man das als hilfreich erleben... wenn es bei dir so ist, dann ist da so. Für mich sehe ich den Blick durch eine Diagnosebrille halt nur als eingeschränktes Instrumentarium, etwas verstehen zu wollen... so in der Art: Ahhhh, sie hat borderline, deswegen ist das so. Dabei werden Dynamiken wieder durch die Brille des als krank definierten betrachtet... so in der Art: Ist ja logisch, dass sie sich so verhalten hat, dass sie Störung x hat. Kann halt auch etwas kritisches haben, weil ja ein Mennsch und auch dessen Verhalten mehr ausmachen kann als dessen Störung. Insofern ist die Perspektive durch die Diagnosebrille eine Reduktion, um nicht zu sagen: Die Diagnose soll auch in der Tat nur bestimmte Facetten erfassen.
Jetzt ganz praktisch im Leben finde ich es eben sehr hilfreich, aufgrund der erkannten Diagnose und dem dazu gelernten Fachwissen (das gehört natürlich dazu, sonst bleibt es beim Katalog) meine eigenen unbewussten Mechanismen zu verstehen, z. B. wie es kommt, dass ich mir selbst nie verzeihen konnte, meine Schwester nicht vor ihrer Vergewaltigung bewahrt zu haben, obwohl ich es faktisch nicht konnte. Das hat mit dem magischen Denken des Zwanghaften zu tun. Das Interventionsmuster ist eben viel tiefgreifender als von außen wahrnehmbar. Deshalb ist es sehr wichtig, diese Zusammenhänge aus der Fachliteratur zu erfahren, auch warum ich die Kontrolle in der Familie übernahm, überhaupt das ganzes Vorgehen und meine Rolle innerhalb der Familienstruktur, die nur mit dem Wissen über die zwanghaften Mechanismen aufgedeckt werden konnten. Warum sollte ich mir das von Null auf erarbeiten, wenn bereits fachliche Erklärungen dafür vorhanden sind? Das macht ja die Therapie aus, nicht nur die Diagnosen. Die gesamte Therapie baut auf Erklärungsmodulen auf. So gesehen dürftest Du gar nicht in Therapie gehen, wenn Du nicht an diesen Erklärungsverfahren interessiert bist.
Auch bei meiner Schwester und ihrem Borderline wird sehr vieles verständlicher durch die Diagnose und dem dazu gelesenen Fachwissen, auch verzeihlicher, gerade für ihren Sohn, der durch dieses Wissen nun wieder besser mit ihr klarkommt. Die Diagnose zu erfahren, kann also auch sehr viel Positives bewirken. Natürlich ist es wichtig, dass der Therapeut es eben nicht rein defizitär vermittelt, weil das auch nicht zuträfe. So steht das nämlich auch nicht in der Fachliteratur. Wenn ein Therapeut das nicht korrekt macht, liegt das nicht an der Diagnose, sondern an ihm.
Was das Erfahren der Diagnose betrifft, fände ich es schon gut, wenn der Therapeut dies sorgsam vermittelt. Nur von einer Überbehütung halte ich nichts, weil der Patient ja irgendwann alleine klarkommen muss und die Möglichkeit erhalten sollte, sich mit der Diagnose auseinandersetzen zu können, gerade auch um evtl. zu sagen: Hey, ich erkenne mich nicht darin, das kann nicht stimmen, ich hole mir eine Zweitmeinung beim Gutachter. Körperliche Diagnosen werden ja für gewöhnlich auch nicht verschwiegen, auch wenn sie noch so brutal sind. Und diese sind dann wirklich rein defizitär, wenn der Patient sich nicht für sich einen Lebenssinn daraus entwickelt.
Lieben Gruß
elana
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elana
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ich denke man kann eine Diagnose auch als Stigmatisierung verstehen.......zumal, nur weil ein Therapeut diese Diagnose stellt, heißt das ja noch lange nicht, dass es tatsächlich so ist.....um auf meinen Eingangsthread zurück zu kommen: bei meiner Freundin nehme ich es so wahr, dass seitdem sie die Diagnose "Anpassungsstörung" hat für sie der Umgang mit Männern irgendwie noch befangener geworden ist. Ich habe versucht ihr zu erklären, dass so eine Diagnose auch nur ein Paradigma ist, und sie daran nicht glauben muss, sie das nicht so bierernst nehmen soll etc., aber irgendwie hält sie sich an dieser Diagnose sehr "fest". Vielleicht hängt das aber auch mit der therapeutischen Beziehung zusammen, ist diese ausgeglichen würde man womöglich über die Diagnose diskutieren oder sich zumindest darüber austauschen....
elana hat geschrieben:Jetzt ganz praktisch im Leben finde ich es eben sehr hilfreich, aufgrund der erkannten Diagnose und dem dazu gelernten Fachwissen (das gehört natürlich dazu, sonst bleibt es beim Katalog) meine eigenen unbewussten Mechanismen zu verstehen, z. B. wie es kommt, dass ich mir selbst nie verzeihen konnte, meine Schwester nicht vor ihrer Vergewaltigung bewahrt zu haben, obwohl ich es faktisch nicht konnte. Das hat mit dem magischen Denken des Zwanghaften zu tun.
Hm... Erklärungen finde ich auch wichtig (für mich). Aber bei mir ist es echt so, das erklärt mir keine Diagnose. Liegt vielleicht auch daran, weil ich wie beschrieben, die Kausalität anders sehen... nämlich dergestalt: Wegen Punkten xy nahm Behandler yz die Diagnose zx an. Und weniger: Weil ich Diagnose zx habe, bin ich so und so oder kann ich diese oder jenes nicht gut.
Und diese Art des magischen Denkens (man hätte etwas anders machen können, obwohl man es bei Licht betrachtet nicht konnte), die du beschreibst bzw. wenn man sich etwas nicht verzeihen kann, obwohl man faktisch gar nicht anders handeln konnte, das halte ich sowas von störungsübergreifend. Wenn mir ein Therapeut sagen würde: Das ist so, weil sie Diagnose xy haben, wäre das für mich eine unzufriedenstellende Erklärung... also mit Therapeuten konnte ich stimmige Erklärungen erarbeiten ohne das ständig unter dem Blickwinkel einer Diagnose zu sehen (das war für mich bestenfalls Krücke, solange ich keine Erklärung gefunden habe).
Das habe ich nicht gesagt... ich neige sogar dazu, viel erklären zu wollen, mitunter auch zuviel. Nur ist es für mich die Frage des Wie. Eine Diagnose halte ich wirklich nur eingeschränkt als Erklärungsmodell tauglich. Das heißt nicht gar nicht, aber eben sehr eingeschränkt.So gesehen dürftest Du gar nicht in Therapie gehen, wenn Du nicht an diesen Erklärungsverfahren interessiert bist.
Wie gesagt: Wenn für dich anderes stimmig ist, dann ist das so... aber mir würde das nicht reichen, mein Verhalten solange zu erklären bis rauskommt: ja, jetzt passt mein Verhalten lupenrein in ein Störungsverhalten mit Name x (=Diagnose). Und das macht man letztlich, wenn man alles möglicher über die Diagnose erklärt.
Beziehung sind wie gesagt zwei Menschen. Wie etwas bei einem Patienten ankommt, liegt natürlich auch am Behandler... aber er hat nicht allein Einfluss darauf, wie es beim Patienten ankommt. Logisch.Natürlich ist es wichtig, dass der Therapeut es eben nicht rein defizitär vermittelt, weil das auch nicht zuträfe. So steht das nämlich auch nicht in der Fachliteratur. Wenn ein Therapeut das nicht korrekt macht, liegt das nicht an der Diagnose, sondern an ihm.
Liebe Grüße
stern
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umso mehr Fliegen sitzen drauf«
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Was ich nicht verstehe, was das Dich angeht. Ich finde, Du mischst Dich da zu sehr ein. Das ist ihre Sache, ob sie sich in ihrer Diagnose wiederfindet oder nicht, was sie davon hält, wie es in ihrer Therapie läuft. Würdest Du das mögen, wenn sich eine Bekannte/Freundin oder auch die Familie in Deine Diagnosestellung und Dein Privatleben einmischen würde? Ich finde, Du bist ihr gegenüber sehr übergriffig. Sie hat Dich offenbar nicht mal gefragt, sondern für sich diese Entscheidungen getroffen, die legitim sind. Sie wird schon ihre Gründe haben, allein bleiben zu wollen. Für sie ist ihre Diagnose offenbar kein Stigma. Also lass sie doch in Ruhe. Das ist nicht Deine Sache.yamaha1234 hat geschrieben:ich denke man kann eine Diagnose auch als Stigmatisierung verstehen.......zumal, nur weil ein Therapeut diese Diagnose stellt, heißt das ja noch lange nicht, dass es tatsächlich so ist.....um auf meinen Eingangsthread zurück zu kommen: bei meiner Freundin nehme ich es so wahr, dass seitdem sie die Diagnose "Anpassungsstörung" hat für sie der Umgang mit Männern irgendwie noch befangener geworden ist. Ich habe versucht ihr zu erklären, dass so eine Diagnose auch nur ein Paradigma ist, und sie daran nicht glauben muss, sie das nicht so bierernst nehmen soll etc., aber irgendwie hält sie sich an dieser Diagnose sehr "fest". Vielleicht hängt das aber auch mit der therapeutischen Beziehung zusammen,
Lieben Gruß
elana
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