Schaden durch Psychoanalyse

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stern
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Beitrag Do., 19.01.2012, 01:47

Habe gerade mal gesucht, welche "Gebrauchsinformation" Österreich entworfen hat, die mancherorts ausliegen soll . Erscheint mir etwas konstruiert (in der Aufmachung). Bereits die Formulierungen der Einleitung:
bitte lesen Sie folgendes Informationblatt aufmerksam durch, weil es wichtige Hinweise darüber enthält, was Sie bei der Anwendung einer psychotherapeutischen Behandlung beachten sollen. Wenden Sie sich bei Fragen bitte an Ihren/Ihre PsychotherapeutIn.
Quelle: http://www.donau-uni.ac.at/imperia/md/c ... b.2011.pdf
Inhaltlich m.M.n. auch eher flach(er). Also nicht so viel, worüber man sich nicht anderweitig informieren könnte, keine wesentlich neuen Informationen bzw. sehr allgemein gehalten. Wieviel Informationsgewinn für einen Neuling darin steckt, vermag ich rückblickend nicht mehr beurteilen.

Das neuere ist eher, wie ich wahrnehme, dass erfolglose Therapien bzw. Therapien mit Misserfolgen, Schäden, etc. zunehmender Beachtung geschenkt werden, auch im Hinblick auf Ursachen.

Weil es hier auch hin und wieder mal angesprochen wurde: Nach meiner stat. Therapie konnte ich btw. Evaluationsbögen ausfüllen ("Bewertung"... verschiedene Punkte, nicht nur bezogen auf die Therapie/Therapeut)... für interne Zwecke (also quasi interne Qualitätskontrolle). Amb. hielt ich es bisher nicht nötig... also da habe angesprochen, wenn etwas war - was ich für mich als ausreichend empfand (also das war stat. auch der Fall... nur dennoch gab es am Ende noch so ein Formular). Ich kann nicht abschätzen, wie hoch der Informationsgehalt ist, wenn externe Stellen das auch auswerten... und der Punkt ist ja auch: Externe Kontrolle heißt evtl. auch mehr Eingriff bzw. Weitergabe pers. Daten, wenn auch anonym. Hätte also auch Kehrseiten.
Herr Schmidt hat geschrieben:ch weis nicht mehr genau wo ich es gelesen habe, aber in den USA und in Australien unterschreibt der Patient vor seiner Psychotherapie eine sogenannte "Allgemeine Zustimmungserklaerung" (= informed consent). Diese ist gesetzlich vorgeschrieben. Dabei wird der Patient ueber Risiken und Nebenwirkungen der Therapie aufgeklaert. Der Grund fuer dieses Gesetz sind die enormen Schadenersatzklagen, die in den USA und Australien moeglich sind. Ich glaube in GB und Irland wird darueber diskutiert, so etwas einzufuehren.
Im Prinzip hat man den "informed consent" ja bereits (bzw. sollte ihn haben)... nämlich in den Probesitzungen, in denen auch der Behandlungsvertrag geschlossen wird (nur ist das i.d.R. mündlich der Fall, und so auch rechtlich wirksam. Schriftform ist also nicht nötig, bestenfalls wenn man sich weitergehend absichern will, dass sich niemand mehr rausreden, was vereinbart wurde und worüber bzw. dass aufgeklärt wurde, etc... im medizinischen Bereich ist das relativ ähnlich, nur dass bei weiterreichenderen Eingriffen, z.B. Operationen, Vertrag/Einwilligung, div. Aufklärungen auch schriftlich fixiert werden... allgemeiner gesagt).

Und auch hat ein Thera div. Aufklärungspflichten (die in den Berufsordnungen festgelegt sind), vgl. (so oder so ähnlich dürften Berufsordnungen in D eh aussehen... weiß allerdings nicht, ob für die PA andere gelten):
1) Jede psychotherapeutische Behandlung bedarf der
Einwilligung und setzt eine Aufklärung voraus. ...
2) Psychotherapeuten unterliegen einer Aufklärungspflicht
gegenüber Patienten über Indikation, Art der
Behandlung, Therapieplan, gegebenenfalls Behandlungsalternativen
und mögliche Behandlungsrisiken.
Die Aufklärungspflicht umfasst weiterhin die Klärung
der Rahmenbedingungen der Behandlung, zum Beispiel
Honorarregelungen, Sitzungsdauer und Sitzungsfrequenz
und die voraussichtliche Gesamtdauer
der Behandlung.
3) Die Aufklärung hat vor Beginn einer Behandlung in einer
auf die Befindlichkeit und Aufnahmefähigkeit des Patienten
abgestimmten Form zu erfolgen. Treten Änderungen
im Behandlungsverlauf auf oder sind erhebliche Änderungen
des Vorgehens erforderlich, ist der Patient
auch während der Behandlung darüber aufzuklären.
http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=61878
Der Artikel nennt noch ein paar weitere Punkte, die angesprochen sein sollten (meiner Wahrnung nach teils eher als Empfehlung), dass man sozusagen seinen informed consent geben kann. Schlecht aufgeklärt habe ich mich nie wirklich gefühlt... bzgl. Risiken erinnere ich mich nicht mehr, was Erstgespräche angeht. Allerdings gab es bei best. Behandlungsmethoden (z.B. auch Klinik) durchaus auch auch dahingehend Abwägungen, wie geeignet xy nun ist. Und auch sonst hin- und wieder an passender Stelle. Nur nicht so im Touch einen Aufklärungszettels, was auch unpersönlich werden kann, wenn dem so Rechnung getragen wird. Sondern bei mir ging es um einzelne, individuelle Punkte, die das Vorhaben vielleicht etwas "wackelig" werden lassen hätten können, im formlosen Gespräch also, auch mit Selbsteinschätzung.
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Schattenmädchen
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Beitrag Do., 19.01.2012, 10:48

Aber eine Therapie ist doch keine Tablette, die bei jedem Patienten die gleiche Wirkung erzielen soll. Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken auf Beipackzetteln wurden in Studien anhand messbarer medizinischer Daten gesammelt und überprüft. Da haben die Leute eine Pille geschluckt und sich danach untersuchen lassen, was die Pille an ihrem Körper verändert. Messbar. Und das kann man dann auch aufschreiben und auf den Beipackzettel tun. Eine Therapie ist doch aber viel mehr als ein Medikament, das der Arzt verordnet und dann guckt, ob es die erwartete Wirkung erzielt. Eine Therapie besteht doch zu einem ganz großen Teil aus der Persönlichkeit des Klienten (und natürlich auch Therapeuten), wie will man das denn messen? Ab wann ist eine Wirkung vorhersehbar? Welcher Therapeut kann nach 5 Probesitzungen in die seelischen Abgründe seines Klienten blicken? Welcher Klient lässt sich in 5 Probesitzungen in seine seelischen Abgründe blicken? Es ist doch irgendwo immer eine Fahrt ins Ungewisse...

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stern
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Beitrag Do., 19.01.2012, 15:23

Schattenmädchen hat geschrieben:Aber eine Therapie ist doch keine Tablette, die bei jedem Patienten die gleiche Wirkung erzielen soll.
Fordert(e) ja niemand, das bei jedem extakt die gleiche Wirkung erzielt werden soll.

Die Wirksamkeit von PT zu untersuchen, das ist im Prinzip schon lange Aufgabe der Psychotherapieforschung (und bestätigt). Früher in die Richtung: Ist sie überhaupt wirksam bzw. Schulenunterschiede... jetzt verstärkter auch in die Richtung: Bei welcher Störung ist welche Art von Therapie wirksam(er). Das ist Aufgabe der Forschung/Wissenschaft, u.a. auch qualitative Daten operationalisierbar zu machen (das Ergebnis nennt sich dann glaube ich Effektstärke, wenn meine stat. Grundkenntnisse reichen.. wie die Erfassung genau erfolgt, dafür bin ich zu wenig Statistiker), sich Gedanken über Vergleichbarkeit zu machen... und die Aussagen daraus ableiten zu können, die ableitbar sind (also auch Einschränkungen im Aussagegehalten deuten, erklären zu können). Klar könnte man mitunter sicher Kritik am Design üben... nur wäre es so, das absolut keine Aussage getroffen werden könnten (so ist es nicht, was die Wirksamkeit angeht), gäbe es PTen doch gar nicht. So läuft im Kern auch Medizin, dass man sich letztlich auf die Forschung stützt, ob man jetzt Akkupunktur präferiert, ein Medikament oder irgendeinen Eingriff vornimmt (natürlich ohne den Patienten zu etwas zu zwingen, aber über Behandlungsalternativen sollte schon aufgeklärt werden, ggf. was geeigneter erscheint). Das IST Realität des Gesundheitssystems, ob man es gut findet oder schlecht (ich habe btw. auch Bedenken... heißt nicht, dass ich alles gut finde!).

Ist btw. auch nix neues, wie qualititative Daten erfragt und erfasst werden können... sondern auch die Marktforschung einer Kaufhauskette steht mitunter vor der Frage, wie erfassen wir meinetwegen die Kundenzufriedenheit (ggf. wie kann ich die Parameter so herunterbrechen, ob und wieviel Kunden es gibt, die meinetwegen mit der Produktpalette Unzufrieden sind... oder kristallisieren sich andere Faktoren heraus, die den Kundenrückgang erklären könnten). Klar, man muss sich bzgl. der Aussagekraft im klaren sein, ggf. den Fragebogen immer mal wieder anpassen, aber vielleicht ist es das dzt. beste suboptimale Weg, um eben nicht völlig zufällig und absolut im ungewissen Parameter zu verändern. Also um nicht einfach ausprobieren zu müssen mit absolut open end?

In der PT kommt man dann halt (anders als das Kaufhausbsp.) zur Aussage: Die Beziehung ist ein wichtiger Wirkfaktor, evtl. sogar ausgedrückt in Form einer Effektstärke. Bzw. Bei manchen Störungen: Kombibehandlung Medikamenten und PT sind wirksamer als nur eines davon.
Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken auf Beipackzetteln wurden in Studien anhand messbarer medizinischer Daten gesammelt und überprüft. Da haben die Leute eine Pille geschluckt und sich danach untersuchen lassen, was die Pille an ihrem Körper verändert. Messbar.
Wie gesagt: Wirkungen der PT werden auch erfasst... und rein vom Design her sehe ich nicht, woran es grds. scheitern sollte, Nicht-Wirkungen näher aufzudröseln bzw. Schäden, etc. Klar werden da andere Parameter erfasst als bei einem Medikament gegen Kopfschmerzen. Auch in der Medizin ist es m.W. so, dass man sagen kann (statistisch betrachtet): Ein Medikament bzw. eine lege artis Behandlung schlägt mit x % Wahrscheinlichkeit an bzw. bei x % gibt es auch unerwünschte Wirkungen. Die Frage ist eher: Will man in der PT den Rest und unerwünschte Wirkungen einfach so als "Ausfallquote" hinnehmen... oder näher schauen, woran liegt es, gibt es vielleicht bisher übersehene Parameter, denen vielleicht mehr Aufmerksamkeit schenken kann. I.a.W.: Will man Qualität versuchen zu sicher, ggf. zu erhöhen. Darum geht es. Weniger um die Frage, wie kann man das überhaupt messen (da gibt es Handwerkszeug). Bestenfalls um die Frage: Wie kann man die Messung verbessern.
Eine Therapie ist doch aber viel mehr als ein Medikament, das der Arzt verordnet und dann guckt, ob es die erwartete Wirkung erzielt.
Logisch läuft die Art der Behandlung anders ab... aber wenn Therapien weitflächig (was ich so auch nicht sehe) als wirkungslos erlebt werden würden, könnte es das ja auch nicht sein... und das spürt man ja auch i.d.R. als Patient, ob etwas hilft oder nicht... notfalls könnte man das sogar noch in eine Skala packen.
Ab wann ist eine Wirkung vorhersehbar?

Basierend auf Forschungserkenntnissen (also statistisch) gesehen muss ein Therapeut grds. in der Lage sein, eine Prognose abzugeben... iss absolut nix neues, gibt es schon lange. Geht auch aus dem obigen Artikel hervor.
Welcher Therapeut kann nach 5 Probesitzungen in die seelischen Abgründe seines Klienten blicken? Welcher Klient lässt sich in 5 Probesitzungen in seine seelischen Abgründe blicken?
Deswegen sind evtl. auch sich verändernde Erkenntnis zu berücksichtigen. =>
Zuletzt geändert von stern am Do., 19.01.2012, 16:20, insgesamt 7-mal geändert.
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Beitrag Do., 19.01.2012, 15:25

Es ist doch irgendwo immer eine Fahrt ins Ungewisse...
Ganz ehrlich: Auf so eine Aussage, wollte ich mich nicht einlassen... klar, kann niemand individuelle Behandlungsabläufe hellsehen, auch nicht mit welchem persönlichen psych. Mist ich genau in Kontakt komme (erwartet auch niemand... darum geht es bei der Fragestellung auch nicht)... aber wer mir so gar keine Hoffnung machen könnte (und ein Therapeut kann nicht viel anders als sich an wissenschaftlich haltbarem, realistischem zu halten), da würde ich gar nicht erst Therapie machen. Völlig offene Zielsetzungen wären zudem auch nicht mein Ding. Vielleicht werden manche Ziele nicht so kommuniziert... aber Ziellosigkeit wäre Selbstzweck (auch bei PS z.B. wo ein Ziel evtl. ist, sei es kommuniziert oder nicht, best. innere Instanzen aufzubauen o.ä.). Noch weniger: Wie versuchen mal irgendetwas und schauen, ob was dabei heraus kommt (mehr kann ich ihnen auch nicht sagen, nichtmal was geeignet ist zu helfen... Handauflegen könnte das auch sein).

Meine Meinung: Ich denke, dass ist auch bewusster anhand Parallelen zur Medizin so aufgezogen... GENAU um manche Diskrepanzen aufzuzeigen, z.B.:
“Während Nebenwirkungen von Medikamenten genau untersucht und in der Packungsbeilage beschrieben werden, gibt es zu möglichen Schäden durch Psychotherapie noch nicht einmal Definitionen, geschweige denn systematische Forschungen”, so Leitner. Berichte über unterschiedlichste Formen von Missbrauch durch Therapeuten und durch die Therapie hervorgerufene Schäden zeigen jedoch, dass eine fundierte Erforschung von negativen Nebenwirkungen zur Qualitätssicherung in der Psychotherapie nötig ist.

Risikofaktoren und Ursachen lokalisieren
Dieses Dunkelfeld möchte Leitner mit seinem Team systematisch aufarbeiten.
http://www.pressemitteilungen-online.de ... ntersucht/
Ziel ist nicht Unterschiede in der Art von medizinischen Behandlungen und Psychotherapie (die es zweifelsfrei gibt) wegzumachen. Und wie gesagt, was die Wirksamkeit angeht, gibt es eh eine Flut von Untersuchungen. Wie nützlich die für den einzelnen sind, ist eine andere Frage... würde man das jedoch im Kern abschaffen oder hätte es da nie gegeben, wäre die Konsequenz blind irgendetwas zu versuchen zu müssen oder blind in einen Arzneischrank zu greifen. D.h. wenn alles Glaubensfrage wäre, könnte ich mir genauso die Hand lesen lassen... genauso unwissend wohin das führt. Und siehe Aufklärungspflichten: Man könnte einen Thera mit etwas auch nicht in die Pflicht nehmen, worüber absolut keine Aussage getroffen werden könnte.

Aber klar wirkt eine solche Sichtweise eher steril, vielleicht wirklich entmystifizierend... hebt ja obiger Artikel auch hervor:
Auch wenn eine kontinuierliche
Aufklärungsarbeit gelegentlich einen
zusätzlichen Zeit- und Arbeitsaufwand
für Psychotherapeuten bedeutet,
lohnt sie sich meistens, denn
sie trägt zur Entmystifizierung des
psychotherapeutischen Prozesses
bei. Außerdem können dadurch
Missverständnisse, Enttäuschungen
und rechtliche Auseinandersetzungen
vermieden werden.
http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=61878
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Beitrag Do., 19.01.2012, 18:37

Noch ein Nachtrag:
Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken auf Beipackzetteln wurden in Studien anhand messbarer medizinischer Daten gesammelt und überprüft. Da haben die Leute eine Pille geschluckt und sich danach untersuchen lassen, was die Pille an ihrem Körper verändert. Messbar.
Gibt btw. auch Dinge, die man unmittelbarer messbar machen kann: Z.B. über bildgebende Verfahren, die dann z.B. darstellen können, dass sich Gehirnaktivitäten im Vergleich vor PT und nach PT verändert haben... manche Hypthesen bestätigen, evtl. auch widerlegen. Auch neurobiologische Erkenntnisse können Einfluss auf die PT haben und in Behandlungskonzepte einfliessen (anderes zu glauben, wäre nicht sonderlich realitär, vermute ich)... klar ist man da sicher nicht am Ende angelangt:
Psychotherapie kann psychische Krankheiten heilen oder ihre Symptome lindern – diese Erkenntnis steht schon lange außer Frage. Doch seit einigen Jahren können Forscher die Wirkung von Psychotherapie auch sichtbar machen. Dies geschieht mit Hilfe von bildgebenden Verfahren, mit einer sogenannten Magnetresonanztomographie (MRT).
http://www.planet-wissen.de/alltag_gesu ... sfrage.jsp
Ausführlicher:
Verhaltenstherapie, IPT und Psychoanalyse

Psychotherapeutische Interventionen, die in Studien zu neurobiologischen Veränderungen im Gehirn führten, sind in erster Linie die Verhaltenstherapie (kognitive Verhaltenstherapie: Änderung von dysfunktionalen Denkmustern, die negative Gedanken beinhalten) und die IPT, die interpersonelle Psychotherapie. Sie beschäftigt sich damit, in welchen Lebensbereichen des Betroffenen es beispielsweise vor dem Auftreten einer Depression zu Veränderungen gekommen ist und stellt eine störungsspezifische Psychotherapie speziell für die Behandlung von Depressionen und bipolaren Störungen dar. Auch der Einsatz der psychoanalytisch orientierten Psychotherapie hat erste Erfolge gezeigt, die auch in der Bildgebung nachweisbar waren.

Vor allem für die Zwangskrankheit, Phobien, posttraumatische Belastungsstörungen und Depressionen liegen erste Ergebnisse zu hirnfunktionellen und metabolischen Korrelaten von Psychotherapieeffekten vor. In mehreren Studien konnte belegt werden, dass Psychotherapie die neuronale Aktivität in bestimmten zerebralen Arealen des Gehirns beeinflussen kann und ihre sichtbare Wirkung teilweise den therapeutischen Effekten durch Psychopharmaka entspricht.

http://www.aerztezeitung.at/archiv/oeae ... -kann.html

Ich halte auch den umgekehrten Effekt für möglich: Dass manche "Verdrahtungen" (wenn ein Therapie sich ungünstig entwickelt) gar noch "eingeschliffen" werden können... im weniger schlimmeren Fall "nur" bestehen bleiben.
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sandrin
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Beitrag Do., 19.01.2012, 18:50

Ich weiß nicht, ob man unbedingt so differenziert vorgehen muss.
Im Grunde lässt sich das doch auf einen sehr einfachen Nenner bringen: Jede Psychotherapie (und in meinen Augen die PA im Besonderen) greift direkt in das (Er-)leben des Patienten ein und hat dadurch einen massiven Einfluss auf den Menschen und sein weiteres Leben. Allein schon deshalb ist es absolut indiziert, bevor und auch während einer Therapie immer wieder zu schauen, ob der Nutzen oder der "Schaden" überwiegt. Therapie ist Beziehung (zu einer Pille habe ich keine Beziehung) und Beziehungen können gut tun oder auch schaden.

Man muss sowohl vor als auch während der Therapie immer darauf achten, ob einem das, was man da tut, a) überhaupt etwas bringt b) oder sogar schadet. Risiken und Nebenwirkungen gibt es. Ich glaube nicht, dass man da ein Merkblatt oder so braucht. Ich glaube, alleine die Tatsache, dass dies nicht mehr tabuisiert wird, würde da schon viel helfen. Eben eine Entidealisierung der Psychotherapie hin zu einer realistischen Sicht auf ein Verfahren, das helfen kann, nicht helfen kann und im schlimmsten Fall sogar schaden kann. Ich bleibe dabei, in unserer Gesellschaft wird Therapie oft als das Non-Plus-Ultra angesehen. Hat jemand ein Problem, dann muss er unbedingt eine Therapie machen. Das ist das Allheilmittel. Wir wissen, dass das nicht stimmt. Aber es wird eben schon oft so dargestellt. Wenn dann jemand in seiner Therapie an die Grenzen stoßt, vielleicht sogar so, dass es weh tut, dann misstraut er seiner Wahrnehmung, da er annimmt, es läge an ihm, an seiner mangelnden Fähigkeit, sich einzulassen oder dergleichen. Dem ist aber nicht immer so. Und das ist wichtig, im Sinn zu behalten. Damit wäre viel gewonnen.

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stern
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Beitrag Do., 19.01.2012, 19:42

sandrin hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob man unbedingt so differenziert vorgehen muss.
Also ich hab' mitunter auch etwas neurobiologische Aufklärung erhalten... sehe mein Gehirn auch nicht völlig isoliert von psychologischen Prozessen und umgekehrt (habe ich auch vor der PT nicht getan).
Allein schon deshalb ist es absolut indiziert, bevor und auch während einer Therapie immer wieder zu schauen, ob der Nutzen oder der "Schaden" überwiegt.
Wobei man da ja schon präzisiere Anhaltspunkte braucht, was ist der Nutzen genau, welche Veränderungen sind wesentlich... wie kann man diese erreichen. Also theoretisch (so ist es nicht): Wenn man zum Schluss kommen würde, Störungen sind rein biologisch erklärbar und zugänglich, dann würden evtl. Medikamente langen. Welchen Schluss man aber ziehen kann: Psychologische Prozesse haben evtl. auch ein Korrelat in Gehirnaktivitäten (zwei Betrachtungsweisen der Medaille). Genauso: Was sind Schäden genau, gegen die der Nutzen im Verhältnis stehen soll (z.B. wenn bei Schizophrenie psychotherapeutisch stark aufdeckend gearbeitet wird, kann der Nutzen das Risiko, hier z.B. Psychose, übersteigen. Wenn man das gar nicht konkreter benennen kann, könnte man gar nicht abwägen... btw.: Ist mir auch als Patient lieb (z.B. wenn ich eine Schizophrenie HÄTTE, bei mir pers. geht es um anderes), um eine Entscheidung zu treffe, ob ich Risiko xy eingehen möchte oder ob ich theoretisch etwas rein medikamentös vergleichsweise "einfacher" mit ähnlichen Effekten beheben könnte).
Therapie ist Beziehung (zu einer Pille habe ich keine Beziehung) und Beziehungen können gut tun oder auch schaden.
Dass manche Therapien auch schaden wusste man ja schon vorher, gibt ja angeblich genug Berichte... bzw. Moni hatte ja ebenfalls etwas verlinkt. Also die Erkenntnis hat man IMO bereits. Weiß daher nicht, ob diese Erkenntnis langt, DASS es so sein kann. Sondern ich denke grds. schon, dass dann auch wichtig wäre, genauer hinzusehen, warum. Macht man ja auch bei den Wirkungen so, dass man nicht dabei stehen geblieben ist: ja es wirkt, aus unerklärlichen Gründen... sondern auch dahingehend, was dafür als verantwortlich gesehen wird.
Ich glaube, alleine die Tatsache, dass dies nicht mehr tabuisiert wird, würde da schon viel helfen.
Das sehe ich auch so... nur ich halte es für zu wenig, wenn man daran ansetzen will, Schäden einzudämmen. Sprich: Wenn keine dann keine prophylaktischen Schlussfolgerungen gezogen werden können, ist man dann so weit wie bisher auch - nur dass es nicht mehr so tabuisiert ist. Das Projekt von Leitner soll ursprünglich auch Anhaltspunkte liefern, wie man ungünstige Entwicklungen evtl. minimieren kann. Ob's das dann wirklich erfüllt... man wird sehen, was die Zeit bringt, soweit wir sie noch überleben .
Wenn dann jemand in seiner Therapie an die Grenzen stoßt, vielleicht sogar so, dass es weh tut, dann misstraut er seiner Wahrnehmung, da er annimmt, es läge an ihm, an seiner mangelnden Fähigkeit, sich einzulassen oder dergleichen. Dem ist aber nicht immer so. Und das ist wichtig, im Sinn zu behalten. Damit wäre viel gewonnen.
Genau dem könnte ja entgegen gewirkt werden, wenn nähere Anhaltspunkte eruiert werden. Ansonsten muss man's aus dem Kaffeesatz lesen (und kann daraus auch lesen, was man will).
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sandrin
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Beitrag Do., 19.01.2012, 20:39

Ich verstehe schon, was du meinst, stern, aber ich glaube halt, dass man zuerst einmal das Vertrauen in das eigene Gefühl stärken muss. Wenn ich als Patient das Gefühl habe, da läuft was falsch, dann muss ich hinschauen und hinhören und muss in Erwägung ziehen, dass es NICHT AN MIR liegt.
Und da liegt doch schon oft der Hund begraben. Und der Therapeut muss sich davor hüten, alles als Widerstand zu deuten und nicht das eigene Verhalten nicht mehr zu reflektieren. Das ist der beste Schutz vor Schaden in der Therapie. Ich weiß tatsächlich nicht so ganz, ob man das alles hoch wissenschaftlich belegen kann oder auch muss.
Aber dass Psychotherapie auch Auswirkungen auf neuronale Strukturen hat, ist ja wahr und durchaus interessant.

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Beitrag Do., 19.01.2012, 21:45

sandrin hat geschrieben:Ich weiß tatsächlich nicht so ganz, ob man das alles hoch wissenschaftlich belegen kann oder auch muss.
Wenn man es untersuchen will, bleibt vermutlich nur die Möglichkeit, das auch möglichst wissenschaftlich haltbar zu gestalten... wie, darüber dürfen sich dann die Gedanken machen, die sich dem widmen. Alles andere wäre dann eh nur Kaffesatz oder etwas für die Galerie. Allerdings ersetzt das klar nicht eine persönliche Klärung... sondern das sind zwei Ebenen.
aber ich glaube halt, dass man zuerst einmal das Vertrauen in das eigene Gefühl stärken muss.
Persönlich denke ich, daran hängt eh relativ viel... bei mir zumindest. Um nicht zu sagen: Zu frühzeitige Übertragungs- oder Widerstandsdeutungen hätten mich nur überfordert und noch mehr verwirrt bzw. besser gesagt: Das anfangs insbes. Realsituationen angeschaut wurden, und manche Gefühle "bestätigt" wurden, hat mir u.a. geholfen, überhaupt eine emotionale Festigkeit zu erlangen. Und dann, wenn sich eine Thera einen "(Gefühls-)Schuh" nicht anzieht, da kann man dann immer noch hinschauen, ob irgendwie Übertragungen begraben sind. Weiß nicht ob ich sagen muss, dass es auch Glück war, dass Thera insoweit auch "offen" sein konnten... Kehrseite: Mit der Offenheit sollte ich dann aber auch klar kommen (geht aber auch, mal besser mal nicht so gut). Auch wenn ich evtl. spontan selbst etwas als Übertragung sah , bin mitunter schon "zurückgeholt" worden: Moment, an xy (z.B. dass ich ärgerlich bin) kann doch durchaus auch etwas dran sein o.ä.
Und der Therapeut muss sich davor hüten, alles als Widerstand zu deuten und nicht das eigene Verhalten nicht mehr zu reflektieren.
Ja, wichtig... carö hat dazu ja schon manches geschrieben. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass man Eindruck ist, dass die (wenigen gemessen an der Gesamtzahl) Theras (amb. wie stat.) meines Eindrucks nach auch selbstkritisch waren. Weiß allerdings nicht, inwieweit es Sinn macht, explizit nach Fehlern zu suchen (auf welcher Seite auch immer)... sondern ob Ursachensache auf beiden Seiten, warum etwas nicht so läuft, vielleicht mehr bringt (denn das assoziiert nicht im selben Atemzug, dass jemand daran schuld sein muss... also durchaus kann ein Patient Schwierigkeiten in die Therapie einbringen, die eine Behandlung massiver erschweren als Konsequenz/Wirkung, aber die er sich natürlich nicht ausgesucht hat, nicht verschuldet hat). Also ich hab' seit zwei Sitzungen auch einen Punkt, der mich kirre macht... da überlege ich durchaus, was kann ich anders machen (möglichst ohne mich in Selbstvorwürfen zu ergießen). Und irgendwie orte, dass auch Thera die letzte Sitzung einen Kurswechsel eingeschlagen hat. Keine Therapiekrise o.ä. ... aber ich möchte da irgendwie raus kommen, und schau' schon pirmär, was ich dazu beitragen kann. Muss niemand teilen... iss meine Vorgehensweise, wobei ich wie gesagt auch Hinterfragen orte (würde es aber auch so machen, wenn ich das nicht orten würde)... bis dahin, dass ich in anderen Kontexten auch schon Reaktionen hörte wie: Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht (hab' ich aber abgewunken, auch echt so empfunden). Wenn ich Fehlverhalten wahrnehmen würde, würde ich versuchen auch das anzusprechen... und müsste wiederum meiner Wahrnehmung trauen, wie damit umgegangen wird. Je besser ich das kann, umso besser (für mich).

Daher ist es, was wir genauso sehen, wichtig, seiner Wahrnehmung vertrauen zu können, ob etwas unethisch abläuft (z.B. irgendwelche seltsamen Rahmenbedingungen) ... und ob das in Form einer ebenso seltsamen Übertragunsdeutung als Wahrnehmungsverrung hingestellt werden soll.

Weiß nicht ob das haltbar ist: Aber je gefestigter ich bin (z.B. Wahrnehmung, wie leicht haut mich etwas um, etc.), desto eher kann ich mich auch Übertragungsdeutungen widmen... und unstimmige gar nicht erst annehmen (bzw. diese vorher reflektieren).
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Schattenmädchen
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Beitrag Do., 19.01.2012, 22:20

Ich denke, dass hier einfach mal die Eigenverantwortung eines jeden gefragt ist. Eine Therapie ist kein Hokuspokus, sondern eine gemeinsame Arbeit, über die auch eine eigene Meinung möglich ist. Hilft es mir? Gut. Hilft es mir nicht oder schadet es mir? Dann sollte ich es gegenüber meinem Therapeuten ansprechen. Ein Merkblatt über Risiken und Nebenwirkungen wäre doch wieder nur zur Vorbeugung von Klagen da und würde bei mir genauso im Papierkorb landen wie alle anderen auch.

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Beitrag Do., 19.01.2012, 22:49

Schattenmädchen hat geschrieben:Ich denke, dass hier einfach mal die Eigenverantwortung eines jeden gefragt ist.
Klar... greift aber nur bis zu einem gewissen Grad... wenn einem Schizophrenen (vgl. Bsp. oben) eine stark aufdeckende PT empfohlen wurde, und das in einer Psychose mündet, kann man schon darüber reden, ob ein Behandler da nicht mehr Überblick haben muss als ein Patient, was angezeigt ist... mindestens aber auf die diese Risiko hinweist. Je mehr Eigenverantwortung desto besser, klar...

gibt auch Schäden, die nicht ursächlich in der Beziehung liegen, auch eine unztreffende Diagnostik kann darin münden (obwohl sie besten Wissens und Gewissens erfolgt ist)... da kann ich auch nicht sagen: Hätte mich selbst besser diagnostizeren können müsssen (allerdings könnte man evtl. Bedenken ansprechen, WENN sich welche ergeben).
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purpure
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Beitrag Di., 24.01.2012, 20:53

Herr Schmidt hat geschrieben:Ich glaube, die Hypnotherapie ist eine gute Ergaenzungstherapie - so wie z.B. Meditation oder Autogenes Training. Gut finde ich, dass man Selbsthypnose, wenn man das einmal gelernt hat, auch alleine und ohne jede Hilfe anwenden kann. Bei mir hat es z.B. Jahre gedauert, bis ich meine Pruefungsangst einigermassen unter Kontrolle hatte. .

Ich denke im Endeffekt kannst du dich eh nur auf dich selbst verlassen... ist leider so... aber die ganzen "pschologischen methoden" sind sicher gute "Werkzeuge"!

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sandrin
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Beitrag Di., 24.01.2012, 21:09

purpure hat geschrieben: Ich denke im Endeffekt kannst du dich eh nur auf dich selbst verlassen... ist leider so... aber die ganzen "pschologischen methoden" sind sicher gute "Werkzeuge"!
In letzter Konsequenz hast du da sicher Recht. Ist halt schwierig. Wie gesagt, ob da jetzt ein Merkblatt Sinn macht oder nicht nicht, darüber kann man streiten. Ich glaube, ein guter Therapeut bestärkt seinen Patienten darin, immer wieder in sich hinein zu hören, ob die Passung stimmt und nimmt sich die Hinweise des Patienten auch zu Herzen. Problematisch wird es, wenn er über lange Zeit hinweg dem Patienten etwas "überstülpt", ihm bei Protest Widerstand diagnostiziert und dann nach 300 Stunden sagt, dass es ja doch auf Eigenverantwortung ankäme und so das Scheitern der Therapie begründet.

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