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Do., 06.01.2011, 22:39
ihr lieben!
und das meine ich so von ganzem herzen.
ich versuche das was ich so unachtsam hingeworfen habe zu erklären. ich bin kein mensch der vorsichtigen wortwahl, weil ich mich immer auch bemühe möglichst klar zu formulieren und das kann aber brutal wirken, darum:
***achtung kann triggern***
natürlich meine ich nicht, dass das kleine mädchen schuld hat. 100% keine schuld! aber es fühlt sich schuldig und deswegen schämt es sich. das ist das eigentlich perfide und nachhaltig zerstörende an der gewalt. aber nur weil man dieses schuldgefühl nicht positiv integrieren kann. (edit: satz rausgelöscht, der von chandell als im kontext irreführend/missverständlich erkannt wurde) vielleicht rettet genau dieses schuldgefühl (ich habe etwas dazu beigetragen) das kleine mädchen vor der totalen vernichtung des selbst. sich nicht wehren zu können, das gefühl völliger ohnmacht, ist mit absoluter todesangst verbunden. das schuldgefühl (ich war handelnd) ermöglicht es das zu überleben.
aber es ist schrecklich mit dieser ambivalenz zu leben. da ist dieser täter, diese tat und irgendwo tief in einem drinnen brodelt eine unglaubliche wut, die den vernichtungswillen in sich trägt.
und dann kommt dieses schuldgefühl. hab ich nicht doch auch schuld? hätte ich etwas anders machen können? wäre es in meiner macht gestanden?
und genau an dieser dünnen grenze agiert die retterin.
als retterin erhebt man sich auf eine höhere position. es ist eine position, die es ermöglicht sich zumindest zum teil nicht mit diesen gefühlen auseinandersetzen zu müssen. man versucht die guten teile zu retten. die des täters, die der mitwissenden oder auch mitopfer, die sich nicht damit auseinandersetzen wollen. und versucht sich damit selbst zu retten. wieder eine heile welt herzustellen.
es ist eine vermeidende position. eine kindliche. die nächste überlebensstrategie.
vielleicht gilt es anzuerkennen: ja das kleine mädchen hat stillgehalten, ja es hat nicht zurückgeschlagen, ja es hat nicht getötet, ja es sind sogar irgendwelche erregenden gefühle entstanden. es hat sich an sich mitschuldig gemacht. und das war der einzige weg zu überleben.
diese scheisse nicht abwehren zu wollen, sondern zu integrieren kommt mir fast übermenschlich vor.
ich bin offenbar noch nicht so weit.
ich schwanke zwischen trotz, bagatellisieren, rachegefühlen, ekel, misstrauen, naivität. die wut, die manchmal hochkommen will, ist absolut vernichtend. ich habe angst, dass sie alles um mich herum vernichtet und mich selbst mit. das ist die wut des kleinen mädchens.
solange man das trauma nicht integriert hat. bleibt man in diesem opfer-retter-täter dreieck, in diesem schmerz-scham-schuld dreieck. und irrt von einer ecke in die andere.
das meinte ich. und ich verstehe es selbst kaum.
lg sara
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saraX am Do., 06.01.2011, 23:35, insgesamt 1-mal geändert.