Ja, das trifft es eher. Das trifft es sogar ziemlich gut.spirit-cologne hat geschrieben: ↑So., 30.12.2018, 13:47 Depression ist abgewehrte, nicht gelebte Wut, die sich dann gegen das Selbst richtet.
Nope.
Ja, das trifft es eher. Das trifft es sogar ziemlich gut.spirit-cologne hat geschrieben: ↑So., 30.12.2018, 13:47 Depression ist abgewehrte, nicht gelebte Wut, die sich dann gegen das Selbst richtet.
Nope.
Hast Du Dich damit mal wirklich beschäftigt?
Zwangsläufig. Bewusst seit rund dreißig Jahren.
Alles ist Kapitalismus oder hängt mit diesem zusammen.mio hat geschrieben:Ich würde es nur nicht so sehr auf die "materielle/kapitalistische" Leistung reduzieren wie Du das scheinbar tust.
Es gibt nichts außerhalb dieses Systems. Jede lebende Entität muss irgend eine Leistung erbringen, um das eigene Überleben zu sichern. Dadurch, dass es kein Außerhalb gibt, kann man auch nicht in einem Innerhalb gefangen sein.mio hat geschrieben:Dabei scheinst Du mir weit gefangener zu sein in dem System als ich.
Sagt der Suizidant, dass er sich umbringen will, wird ihm emotionale Erpressung vorgeworfen, und er ist der Schuldige.Joa hat geschrieben:Nein, ich würde die Suizidgedanken diesen Personen gegenüber nie aussprechen.
Die Sache ist aber die: Die meisten Hinterbliebenen denken wirklich so. Ist natürlich ein großes Tabuthema, aber wenn man vertraulich mit den Menschen spricht, dann rutscht ihnen die Wahrheit irgendwann raus. Was ja auch irgendwo verständlich ist. Wer gibt sich schon gerne mit Menschen ab, denen es die meiste Zeit über schlecht geht? Menschen sind an-sich primär Schönwetterfreunde.Kokette Krokette hat geschrieben:Ein Fresser weniger. Ein Atmer weniger. Ein Versager weniger. Ein Aas weniger. Eine Bürde weniger.
Nicht immer, aber meistens dürfte das der Fall sein. Wobei das ja auch wieder ein Vorteil für die Gesellschaft ist. Würden depressive Menschen ihre Wut prinzipiell nach außen richten statt auf sich selbst, würde das ein großes Problem für die Gesellschaft darstellen. Weit größer als alle Probleme, die mit depressiven Erkrankungen einhergehen, inklusive Suizid.spirit-cologne hat geschrieben:Depression ist abgewehrte, nicht gelebte Wut, die sich dann gegen das Selbst richtet.
Na ja, wenn er sich wirklich töten möchte - und nicht nur nach Hilfe schreit auf eine "hilflose" Art - dann ist er ja auch verantwortlich, er WILL und TUT es ja. Was nicht bedeutet, dass er es deshalb unterlassen muss, aber sich im Klaren darüber zu sein, dass damit anderen Menschen Schmerz zugefügt wird hat ja nichts mit "Schuld" in dem Sinne zu tun. Aber es ist die Konsequenz des eigenen Handelns.
Inwiefern? In Anbetracht dessen, dass Menschen gegen ihren Willen dazu gezwungen werden können, am Leben zu bleiben?mio hat geschrieben:Und es gibt ein Recht auf Sterben.
Klar. Ein gutes Beispiel dafür wäre der finale Rettungsschuß bei der Polizei. Oder denke an das Militär. Oder Agenten von Nachrichtendiensten. Es gibt sogar die Pflicht zu töten, im Ernstfall muss das jeder kampffähige Mann. Und von Religionen will ich erst gar nicht anfangen.mio hat geschrieben:Aber kein Recht auf Tötung.
Das kann man, wenn auch auf rechtlich absurde Weise, durch die Suicide-by-Variante.mio hat geschrieben:Ein Recht auf Tötung würde bedeuten, dass man einen anderen verpflichten könnte einen zu töten.
Warum kommt es dann zu Sanktionen bei erfolglosen Versuchen wie z.B. durch Einsperren des verhinderten Suizidanten gegen dessen Willen?mio hat geschrieben:Es steht ja nicht unter Strafe sich selbst zu töten.
Die Frage ist nur: Wie sehr entspricht das in Anbetracht einer (angenommenen wie bestätigten) depressiven Erkrankung, bei der Wut, die eigentlich eine Wut gegen das Außen ist, gegen sich selbst gerichtet wird? Ist es nicht so, dass Depressive eher dazu tendieren, krankheitsbedingt die Schuld der Welt unverhältnismäßig auf sich zu nehmen?mio hat geschrieben:Nicht ohne Grund schreiben Menschen Abschiedsbriefe in denen steht, dass sich bitte niemand anders dafür verantwortlich fühlen möge. Dass es keine "Schuld im Außen" gibt.
Es sei denn, die Abwesenheit der Person richtet größeren Schaden in der Welt an als ihre Anwesenheit. Der Entzug von Unterstützung der Gruppe gehört zu den stärksten Sanktionen überhaupt.mio hat geschrieben:Wer sich hingegen tötet um anderen irgendwas "heimzuzahlen" zahlt am Ende selbst den Preis, was ziemlich "dumm" und "überflüssig" ist.
Hieße dass, dass aus der Fähigkeit zur Selbstermächtigung gegen den Willen der Gruppe die (moralische) Legitimation für Selbsttötung erwächst?mio hat geschrieben:Wenn diese Entscheidung wirklich so frei und so reif getroffen wird dass man sie guten Gewissens unterstützen könnte dann wird derjenige der sie trifft auch in der Lage sein die Konsequenzen mit zu bedenken und auch die Verantwortung dafür übernehmen.
Es gibt einen Grund, warum ich dabei Anführungszeichen verwendet habe …blade hat geschrieben:Wenn man über das "eigene" Leben spricht, dann ist die Antwort auf die Frage "wem es gehören" muss eigentlich schon in der Frage enthalten.
Ich präzisiere: Die individuelle Lebendigkeit für-sich statt Leben an-sich.blade hat geschrieben:das Erleben scheint aber oft so zu sein: "Das Leben hat einen."
Du kannst niemanden langfristig zwingen am Leben zu bleiben. Du kannst gefährdete Menschen zwar einsperren, aber sobald sie glaubwürdig versichern können dass sie nicht mehr gefährdet sind musst Du sie wieder entlassen. Eine Freundin von mir hat es sogar geschafft so aus der geschlossenen Psychiatrie abzuhauen, sie hat einfach vorgegeben dass es ihr wieder besser geht und sie nur mal kurz auf den Flur will um zu telefonieren. Nicht mal eine halbe Stunde später war sie tot.
Das mag in Österreich so sein, in Deutschland ist das anders. Aber egal. Du vergleichst mal wieder Äpfel mit Birnen. Es gibt keine Pflicht jemanden zu töten nur weil der sich selbst tot sehen möchte. Das ist ein Fakt, egal wie sehr Du das zu verdrehen versuchst. Und das liegt daran, dass es kein Recht darauf gibt.
Auch das ist Unsinn. Denn auch hier gibt es kein RECHT darauf. Wenn Du jemanden findest der das für Dich übernimmt (und sich damit selbst strafbar macht) kannst Du das zwar tun, aber daraus erwächst dennoch kein Recht darauf. Du hast dann nur eine Möglichkeit gefunden Dir das in welcher Form auch immer zu "verschaffen" was Du möchtest.
Das passiert ja nur, wenn jemand hinzugezogen wurde der eine Garantenpflicht hat. Also zB. ein Arzt oder die Polizei. Und diese müssen eben sicherstellen, dass derjenige nicht weiterhin eine Gefahr für sich selbst darstellt. Auch hier wieder: Kannst Du glaubwürdig versichern, dass Du keinerlei Absichten in die Richtung mehr hast wirst Du auch wieder entlassen. Und jemand der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist kann auch soweit denken.
Eine depressive Erkrankung bedeutet aber ja nicht ZWANGSLÄUFIG dass derjenige zu keinerlei zwischenmenschlicher Regung mehr fähig ist oder aber geistig soweit umnachtet, dass er nicht mehr in der Lage ist Verantwortlichkeiten klar zu erkennen. Mit "alle Schuld auf sich nehmen" hat es wenig zu tun, wenn ein Mensch hinterlässt, dass sich andere - ihm nahestehende Menschen - nicht für seine Selbsttötung verantwortlich fühlen sollen. Diese SIND nämlich nicht verantwortlich. Verantwortlich ist derjenige der sich das Leben nimmt.Eremit hat geschrieben: ↑Mo., 31.12.2018, 16:32Wie sehr entspricht das in Anbetracht einer (angenommenen wie bestätigten) depressiven Erkrankung, bei der Wut, die eigentlich eine Wut gegen das Außen ist, gegen sich selbst gerichtet wird? Ist es nicht so, dass Depressive eher dazu tendieren, krankheitsbedingt die Schuld der Welt unverhältnismäßig auf sich zu nehmen?
Trotzdem ist die Person tot und hat so nicht wirklich etwas erreicht für sich. Selbst wenn der "Plan" aufgeht, was ja auch nicht sicher ist, so können die zweifelhaften Früchte nicht mehr selbst geerntet werden.
Nein, das bedeutet für mich letztlich nur, dass derjenige dann wirklich FREI handelt und nicht aufgrund einer psychischen Einschränkung oder sonstiger schwieriger Umstände die an sich bewältigbar wären wenn Hilfe gesucht würde. Dh. dass wirklich der feste, eigene und klare Wille vorliegen würde. Und dieser ist letztlich zu akzeptieren, was nach wie vor nicht bedeutet dass er unterstützt werden muss, aber es wäre sicherlich leichter es zu unterstützen wenn diese Gewissheit wirklich ABSOLUT sein könnte. Nur lässt sich das von außen leider oder auch zum Glück, je nachdem wie man will, ebensowenig zuverlässig einschätzen wie eine angebliche "Nicht-mehr-Gefährdung".
Das geht sogar ziemlich lange. Man kann suizidale Menschen auch über Jahrzehnte in psychiatrischen Eindrichtungen gefangen halten.mio hat geschrieben:Du kannst niemanden langfristig zwingen am Leben zu bleiben.
Nein, ist es nicht. Auch, wenn es noch so oft behauptet wird. Auch, wenn man es nicht Tötung, sondern Neutralisierung oder Befriedung nennt. Guck Dir mal im Detail an, welche Pflichten auf Männer im V-Fall zukommen.mio hat geschrieben:Das mag in Österreich so sein, in Deutschland ist das anders.
Dann wäre der finale Rettungsschuß bei der Suicide-by-Variante allerdings illegal.mio hat geschrieben:Es gibt keine Pflicht jemanden zu töten nur weil der sich selbst tot sehen möchte.
Das ist irrelevant. Sanktion ist Sanktion. Verhinderte Suizidanten erleben das Einsperren und die zwangsweise verabreichte Gabe von Psychopharmaka in den meisten Fällen als Bestrafung. Soviel ich weiß, können außerdem auch Nicht-Ärzte und Nicht-Polizisten für unterlassene Hilfeleistung bestraft werden, wenn sie in der Lage gewesen wären, einen Suizidanten von seiner Tat abzuhalten.mio hat geschrieben:Das passiert ja nur, wenn jemand hinzugezogen wurde der eine Garantenpflicht hat. Also zB. ein Arzt oder die Polizei.
Wenn das so ist, bedeutet das aber auch, dass es sehr wohl Suizidanten gibt (auch depressive), die über ausreichende rationale Kapazitäten verfügen bezüglich der Entscheidung zum Suizid.mio hat geschrieben:Eine depressive Erkrankung bedeutet aber ja nicht ZWANGSLÄUFIG dass derjenige zu keinerlei zwischenmenschlicher Regung mehr fähig ist oder aber geistig soweit umnachtet, dass er nicht mehr in der Lage ist Verantwortlichkeiten klar zu erkennen.
Das ginge nur, wenn ihm selbst auch wirklich seine "eigene" Lebendigkeit gehören würde. Was aber schon aufgrund des Gewaltmonopols des Staats nicht zuteffend ist, ganz zu schweigen von allen anderen Besitzansprüchen durch andere. Woraus sich ergibt, dass Suizidanten sogar am allerwenigsten Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen können (was ja auch ein sehr guter Grund gegen Suizidbeihilfe wäre).mio hat geschrieben:Diese SIND nämlich nicht verantwortlich. Verantwortlich ist derjenige der sich das Leben nimmt.
Das Beenden von (wenn auch nur temporär) unerträglichem Leid wäre keine Leistung?mio hat geschrieben:Trotzdem ist die Person tot und hat so nicht wirklich etwas erreicht für sich.
Es geht ja auch nur darum, negative Früchte nicht mehr zu ernten.mio hat geschrieben:Selbst wenn der "Plan" aufgeht, was ja auch nicht sicher ist, so können die zweifelhaften Früchte nicht mehr selbst geerntet werden.
Soweit ich mitgekriegt habe, suchen die meisten Suizidanten im Vorfeld sehr wohl nach Hilfe, sie wird ihnen aber kategorisch verwehrt. Was ja auch verständlich ist in Anbetracht des Matthäus-Effekts.mio hat geschrieben:Nein, das bedeutet für mich letztlich nur, dass derjenige dann wirklich FREI handelt und nicht aufgrund einer psychischen Einschränkung oder sonstiger schwieriger Umstände die an sich bewältigbar wären wenn Hilfe gesucht würde.
Trifft aber genauso darauf zu, ob die Probleme des Suizidaten überhaupt lösbar sind.mio hat geschrieben:(…) aber es wäre sicherlich leichter es zu unterstützen wenn diese Gewissheit wirklich ABSOLUT sein könnte. Nur lässt sich das von außen leider oder auch zum Glück, je nachdem wie man will, ebensowenig zuverlässig einschätzen wie eine angebliche "Nicht-mehr-Gefährdung".
Da könnte vielleicht sogar etwas dran sein, denn wer die Wahl hat, hat die Qual. Decision fatigue ist definitiv eines der größten Probleme der heutigen Ziviliation.Nico hat geschrieben:Arm sind dann nur die, die jetzt so theatralisch herumjammern, dass sie ja dableiben müssen, obwohl sie in Wirklichkeit ganz und gar nicht gehen wollen.
Dann bist Du zumindest in Bezug auf Deutschland falsch informiert.