Panik vor Therapieende

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 05.06.2024, 20:44

Libellenflügel hat geschrieben: Mi., 05.06.2024, 20:36 Ich arbeite schon im sozialen Bereich, mache dort Zusatzstunden, immer wieder auch am WE.

Überarbeitung kann auch eine Form von Selbstverletzung bzw mangelnder Selbstfürsorge sein.

Ich würde sagen erst mal muss die Arbeitsüberforderung weg sodass du überhaupt erst Zeit und Energie für Freizeitaktivitäten hast.

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Libellenflügel
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Beitrag Mi., 05.06.2024, 21:03

Ja, VHS Programm sehe ich mir immer an. Was kreatives könnte mir Spaß machen. Hab jetzt einen Qigong - Kurs gemacht. Aber da entstand auch kein näherer Kontakt.

Die Mehrarbeitszeiten gehören quasi zum Beruf dazu .
Ich gehe prinzipiell auch gerne arbeiten. Ohne diese Stabilität wäre ich untergegangen. Aber es ist eben sehr anstrengend.
Es ist auch die Depression, die diese Erschöpfung verstärkt. Mein Therapeut meinte mal, dass es fast schon unmenschlich wäre, so arbeiten zu gehen. Aber er weiß auch, dass es mir ohne Arbeit noch schlechter geht. Das merke ich schon an Wochenenden und wenn ich Urlaub habe.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 05.06.2024, 22:05

Libellenflügel hat geschrieben: Mi., 05.06.2024, 21:03Aber er weiß auch, dass es mir ohne Arbeit noch schlechter geht. Das merke ich schon an Wochenenden und wenn ich Urlaub habe.

Aber das ist halt kein Dauerzustand und kann so auch nicht in einen konstruktiven Lebensstil überführt werden. Die Arbeiterei überdeckt bei dir irgendein Konglomerat von emotionalen Problemen und Defiziten. Und ähnlich wie beim Suchtkranken kann die unter der Sucht vorhandene psychische Problematik nicht bearbeitet werden wenn du jeden Tag nur damit beschäftigt bist das per dich bei der Arbeit völlig verausgaben und die ganze Zeit damit füllen wegzudrücken.

Ich stelle hier mal die These auf dass du an deiner Problematik überhaupt nur tiefergehend arbeiten kannst wenn du mit der Arbeitszeit runtergehst und mehr Freizeit und Ruhezeiten zulässt. Weil dein Gehirn ist völlig überreizt und am Anschlag und überreizt und am Anschlag und die Stresshormone fluten dein System, in dem Zustand lernt das Gehirn echt nicht gut.

Aber hey, ich bin seit 2009 berentet und ich komme erst jetzt so langsam klar damit "ne ruhige Kugel zu schieben" und mir einen schönen Tag zu machen ohne viel zu tun zu haben und dabei Freude zu haben. Und Freude im Leben ist etwas das nur auftreten kann wenn man dabei entspannt sein kann.

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Libellenflügel
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Beitrag Sa., 08.06.2024, 19:01

Danke für deine Hinweise münchnerkindl.

Hab darüber nachgedacht, bin aber sehr zwiegespalten. Ja, einerseits ist es vielleicht wegdrücken und demnach stimmen deine Worte. Andererseits ist mein Beruf meine wichtigste Ressource. Und daneben war es eben noch die Therapie.

Ich habe freie Zeit, die mir aber gefühlt meistens nicht gut tut, arbeite auch nur 80%. Wenn ich etwas unternehme, füllt es mich nicht aus. Darum möchte ich davon nicht noch mehr haben. Also, hm, Freitags nach Arbeitsende denke ich schon, zum Glück Wochenende, gleichzeitig ist die Angst da, in Traurigkeit, Schmerz und Lethargie zu versumpfen. Ich kann mich in der Freizeit auch selten entspannen. Das einzige hilfreiche sind Spaziergänge, was ich ja aber auch nur begrenzt nutzen kann.
Es ist wohl die Angst zu viel mit mir und meinen Gefühlen alleine zu sein.

Ich kann das Finanzielle auch nicht außer Acht lassen. Ich bin alleinerziehend, momentan kommen wir so wie es ist gut über die Runden. Wir können zwar keine großen Sprünge machen, aber sind zufrieden. Weniger dürfte es allerdings nicht sein.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 08.06.2024, 19:50

Libellenflügel hat geschrieben: Sa., 08.06.2024, 19:01 Ich kann das Finanzielle auch nicht außer Acht lassen. Ich bin alleinerziehend, momentan kommen wir so wie es ist gut über die Runden. Wir können zwar keine großen Sprünge machen, aber sind zufrieden. Weniger dürfte es allerdings nicht sein.

Verstehe, da ist alleine schon aus dem Grund kein Spielraum da.

Aber trotzdem würde ich mich mit dem auseinandersetzen was passiert wenn du nicht per Arbeit abgelenkt bist. Evtl eine Therapie suchen wo es genau darum geht, rauszufinden warum du nicht abschalten, entspannen und dabei das Leben genießen kannst. Wie das entstanden ist, wie der ungesunde Mechanismus bei dir funktioniert, und was für Gegenmittel dagegen helfen.

Bei mir war das folgendermassen. Völlig überfordert und auf dem Notstromaggregat laufend - muss mich 24/7 zusammenreißen um zu funktionieren - das überlastet die Systeme noch mehr - noch mehr Zusammenreißen um zu funktionieren - überlastet die Systeme noch mehr --- das Ende davon kannst du dir vorstellen. Entspannung kommt da auch überhaupt nicht vor, weil das Abstellen des Notstromaggregats zum völligen Zusammenklappen führt.

Bei mir war die treibende Kraft davon das was ich "keine Zuflucht Syndrom" nenne. (ich bin schon länger Buddhistin und im Buddhismus ist die sogenannte Zufluchtnahme zum Buddha eine haupt-Meditationsübung) Was ich damit meine ist ein grundlegendes Gefühl im Leben, nicht sicher zu sein. Ständig auf der Hut sein zu müssen weil die Welt um mich rum in der überwältigenden Mehrheit schlecht zu mir ist. Und diese Art die Welt zu sehen ist mir in meiner Kindheit eingeimpft worden, weil die ersten 18 Jahre mein Leben in Realität so ausgesehen hat dass es nie sicher war, dass es nie freudvoll war, dass ich nie entspannen und Glück erfahren konnte. Das ist bei mir zur Lebensgewohnheit geworden. Und dieser massive Grundstress hat sowohl die Depression als auch dieses "sich ständig zusammenreißen müssen" angetrieben.

Was bei mir schön langsam hilft ist dass ich erstens berentet bin weil ich nach dem Zusammenbruch echt nicht mehr arbeitsfähig bin, zweitens, dass ich schon lange in eine Tagesstätte gehe wo es einfach ein positives, freundliches menschliches Zusammenleben mit den anderen Besucherinnen und den Mitarbeiterinnen gibt, ich da den Garten machen kann, kochen etc und NIEMAND wertet mich ab oder erwartet irgendwas von mir. Das was ich in den ersten 18 Jahren und später im Berufsleben etc nie hatte. Und dann dass ich eine spirituelle Zuflucht benütze um dieses Gefühl von Bedrohtsein von der Welt zu überschreiben. Und wenn es mich mal wieder von hinten anfällt habe ich ein Gegenmittel dagegen das hilft.

Ich kann aber immer noch nur stundenweise und ohne jeden Druck arbeiten sonst verfalle ich wieder in Derealisation etc.

Okay, keine Ahnung ob du dich da in irgendwas wiederfindest.

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Libellenflügel
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Beitrag Mo., 10.06.2024, 19:42

Ich habe ein Wort für dieses Gefühl in mir gesucht, das ich nicht beschreiben kann. Bisher hab ich es als heimatlos bezeichnet. Aber Zuflucht trifft es: Ich finde sie nirgendwo. Nicht an Orten, nicht in Personen, nicht in Taten und nicht in mir. Es ist eine Suche ohne Sinn.

Ich kann mich tatsächlich weitestgehend in deinen Worten wiederfinden. Diese " Habachtstellung" hat mich in meiner Kindheit bis zum Auszug begleitet. Immer beobachten und erspüren zu müssen, wann die Situation kippt und versuchen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, das kannte ich nicht anders. Und es ist mir bis heute geblieben, Menschen kritisch und vorsichtig zu begegnen. Ich brauche echte, stabile, verlässliche Reaktionen. Vielleicht war das Verhalten meines Therapeuten darum umso schlimmer für mich.

Ich kenne mich leider im Buddhismus nicht aus, aber es liest sich sehr schön, wie du diese Zuflucht dort findest.

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Beitrag Mo., 10.06.2024, 20:13

Libellenflügel hat geschrieben: Mo., 10.06.2024, 19:42 Ich kenne mich leider im Buddhismus nicht aus, aber es liest sich sehr schön, wie du diese Zuflucht dort findest.
Na wie gesagt, ich habe habe das mittlerweile auch zB mit den Menschen in der Tagesstätte für mich gefunden, also dass ich mich da entspannen kann und eine gute Zeit verbringen kann.

Ich würde sagen, dass dir helfen würde wenn du aktiv auf die Suche nach äusseren und inneren Faktoren gehst die dir helfen dass du dich sicher und gewollt fühlen kannst, weil dann kannst du dich entspannen. Und dann hast du kein Problem mehr mit Zeit die nicht mit Aktivitäten und Ablenkung durchgetaktet ist.

Da müsstest du für dich individuell rausfinden was für dich da funktioniert.

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Beitrag Mo., 10.06.2024, 20:35

Ich stelle mir das gerade schwer vor, hab leider keine Ahnung, wo ich nach so vielen Jahren noch das Gefühl der Sicherheit und des gewollt seins finden soll, wo ich da anfangen soll. Es ist so chaotisch in mir. Mir fehlt ein Ansatzpunkt, denn Dinge ausprobiert habe ich in der Vergangenheit ja schon, es bleibt immer das Gefühl, nicht wirklich anzukommen und ausgefüllt zu sein.
Ich stimme dir zu, aber gerade erscheint mir das wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 10.06.2024, 20:51

Libellenflügel hat geschrieben: Mo., 10.06.2024, 20:35 Ich stelle mir das gerade schwer vor, hab leider keine Ahnung, wo ich nach so vielen Jahren noch das Gefühl der Sicherheit und des gewollt seins finden soll,

Ich bin älter als du ;)

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Beitrag Fr., 28.06.2024, 20:23

Ich muss mal wieder meine Gefühle in Worte fassen, um nicht davon gespült zu werden.

Heute war die letzte Skills- Gruppe. In mir ist schmerzhafte Trauer, und das war noch nicht mal das letzte Einzel. Ich habe Angst, das heute ist nur ein Vorgeschmack dessen, was mir noch bevor steht.

Ich beneide die anderen Teilnehmer, die den Therapeuten zum letzten mal sahen, wie sie ihm zum Abschied die Hand gaben, alles Gute wünschten und einfach aus der Praxis gingen. Warum kann das bei mir nicht auch so sein?

Ich bin wütend. Ich will diese Krankheiten nicht mehr haben, ich möchte gesund sein und ich will leben. Einfach endlich wieder wirklich leben.

Ich weiß gerade nicht mehr, was gut und richtig für mich ist. Einerseits will ich am Gesundwerden oder zumindest an dem Weg dahin arbeiten in einer neuen Therapie und mit meiner neuen Psychiaterin.

Andererseits möchte ich alles aus den vergangenen Jahren der Therapie und Krankheit, die Aufschriebe, Notizen, Tagebücher, Unterlagen, Bücher, Skills, in eine große Kiste packen, fest zuschließen und in den Keller verbannen in der Hoffnung, alles auszulöschen. Ich möchte es nicht mehr sehen, lesen, in Erinnerung haben. Eine Art friedliches Vergessen.

Aber so einfach ist es nicht, es wird mich wieder einholen, das weiß ich. Und diese abschnürende, besitzergreifende Umklammerung dieser Krankheiten macht mich wütend.

Vor mir steht sehr, sehr viel Schmerz nach der letzten Therapiestunde, ich spüre ihn schon. Aber ich möchte mich nicht unterkriegen lassen, ich werde und möchte das überstehen!

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pustefix
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Beitrag Fr., 28.06.2024, 22:07

Hallo Libellenflügel,
Das mit dem Wegpacken in eine Kiste finde ich eine gute Idee. Vll. kannst du da auch ein bisschen Wut zulassen und das Zeug in die Kiste pfeffern.
Das ist doch dann wie in einer Art Tresor ablegen....
Das schafft doch erst mal etwas Abstand...

Und vll......irgendwann magst du die Kiste wieder
öffnen, .....und lässt aus dem ganzen Mist etwas neues entstehen.....
Hab keine Angst vor den vielen Tränen die da kommen und noch kommen werden.
Sorge gut für dich, ich kann dich so gut verstehen,
Hab den ganzen Rotz zu Glück weitgehendst hinter mir....
Du schaffst das!!!!
Alles Liebe
Pustefix

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Frances2
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Beitrag Sa., 29.06.2024, 12:21

Ich hatte gerade ein Gespräch mit dem Krisendienst der Stadt, in die ich vor Wochen umgezogen bin in der Hoffnung, vielleicht doch noch mal irgendwo anzukommen, den Ballast der Vergangenheit wenigstens ein Stück weit hinter mir zu lassen und nach Jahren der Therapie, Aufarbetung von Traumata und vielen wichtigen Erkenntnissen, einen Neuanfang zu wagen und jetzt bin ich hier, rutsche gerade in eine heftige Krise, habe davon dem Mann am Telefon erzählt und dann ging es um das Funktionieren, um den Überlebensmodus und ich sagte ihm, dass ich eigentlich mal da rauskommen wollte und gerne leben würde und er meinte: Aber das tun Sie doch, Sie leben!
Das passt das zu dem, was münchnerkindl und du beide beschreibt, dieses fehlende Gefühl der Sicherheit, die ich dann immer im Außen suche, wobei ich genau weiß, ich finde sie da nicht, oder nur vorübergehend, in dem Therapeuten z.B., aber da ist die Trennung dann auch schon vorprogrammiert und der Trennungsschmerz, der so schwer auszuhalten ist.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 29.06.2024, 13:49

Der Mann vom Krisendienst hat recht: Du lebst!
Ich kenne diese Gefühle sehr gut und was mir immer wieder hilft: Ich versuche irgendwie das Beste draus zu machen. Klar, aus meinem Leben. Aber vor allem in viel kleineren Schritten. Der Anspruch "immer" sicher zu sein oder sich zu fühlen, "immer" ein tolles Leben ohne Probleme zu führen ist viel zu hoch. Und unrealistisch.

Mir hilft es an diesem einen aktuellen Tag zu schauen was ich vielleicht mögen könnte, war mir gut tut, womit ich mir etwas Gutes tun kann. Was schön sein könnte, was ich machen könnte. Das sind viel viel kleinere Dinge, meine Lieblingskugel Eis, Sommerwind spüren. Schlafen, bewegen, etwas leckeres Essen, angenehme Kleidung tragen. Schöne Musik hören, ein Tier streicheln, mit jemand Reden.
Das klingt wirklich banal, und natürlich ist es nie alles, aber ich versuche mir solche Dinge rauszupicken, auch bewusst zu machen, mir auch vor Augen zu führen was an dem Tag schön war. Was ich wieder machen / fühlen möchte.

Ein Umzug ist ein großer Einschnitt, es dauert bis man da ankommt.
Vielleicht kannst du dir für jeden Tag nur eine Sache vornehmen. Also heute schauen wo der nächste Briefkasten ist. Morgen wo der Bäcker ist. Übermorgen wo wann welche Buse abfahren usw. Also auch hier nicht überlasten, nicht in den totalen Druck abgleiten. Und überlegen was wirklich wichtig ist gerade und was echt noch warten kann.

Das Dumme an einem Umzug ist ja: Man nimmt sich immer selber mit.

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Libellenflügel
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Beitrag So., 30.06.2024, 18:59

@pustefix

Ich danke dir sehr für den Zuspruch. Ja, die Tränen sind schon da.

Das Bedürfnis ist groß, nach der letzten Stunde alles zu verbannen.

Leider gehen davon die Probleme und Symptome auch nicht weg.

LG!

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Libellenflügel
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Beitrag Sa., 13.07.2024, 21:12

Hallo,

am Montag war nun meine letzte Therapiesitzung. Nachdem die vorletzte ein Disaster war, weil mein Therapeut sich extrem kühl und distanziert verhalten hat und ich aus Selbstschutz eine Mauer hochgezogen habe, empfand ich die letzte als ganz schön. Den Umständen entsprechend eben. Er hat am Ende noch in aller Ruhe meinen Brief gelesen, gesagt, dass er sich diesen auf jeden Fall aufbewahrt und sich bedankt. Danach haben wir uns warm und herzlich verabschiedet.

Ich weiß gerade überhaupt nicht, wie es mir geht. Irgendwie habe ich es noch nicht realisiert. Die ganze Woche habe ich mit Terminen vollgepackt, mich freiwillig zur Arbeit gemeldet, aus Angst, in ein Loch zu fallen. Abends bin ich erschöpft ins Bett gefallen. Mir ging es damit ganz gut.

Nun ist Wochenende und die Leere holt mich ein. Nur manchmal kündigt sich der Schmerz an. Leider kompensiere ich mit Rückfällen in die Bulimie. Ansonsten bin ich gefühllos. Wie lange dauert es, einen Abschied zu bemerken und zu überwinden?

Ich habe so viel in die Wege geleitet, habe eine Psychiaterin, war bei 2 Beratungsstellen, habe sogar noch eine Traumaberatungsstelle gefunden, bei der ich in einigen Wochen einen Termin bekommen habe.
Hatte eine Erstgespräch und Termine für zwei weitere. Noch zwei andere wollen sich bei mir melden.
Direkt nach der letzten Therapiestunde war ich bei einer Selbsthilfegruppe.

Trotzdem ist in mir nur Hoffnungslosigkeit. Fast schon Gewissheit, dass alles nicht funktioniert, dass nichts mehr kommt.
Der Gedanke, dass dieser Zustand nie aufhört.

Ich bin abgestumpft. Vielleicht habe ich in den letzten Monaten zu viel gefühlt, zu viel im Voraus getrauert.
Es ist zwar besser, als in Verzweiflung zu fallen und in eine Krise zu geraten, aber ich fürchte mich auch vor diesem Nichts in mir, dass es plötzlich umschlägt und mich umwirft, weil ich mich jetzt von meinen Gefühlen abgekapselt habe.

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