Diagnostik, Diagnose und passende Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Shukria
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 44
Beiträge: 1534

Beitrag Mi., 06.09.2023, 16:54

Auch das gibt es schon die Überhangsbereiche, das sind die Z- Diagnosen

Dinge die noch keine Störung sind aber sich als potentiell problematisch zeigen

„Die Z-Diagnosen bieten die Möglichkeit auf dem Kontinuum zwischen „Krankheit“ und „gesunden Leidenszuständen“ eine für Patienten bedeutsame klinische Situation zu beschreiben, ohne gleich eine medizinische „Überversorgung“ zu induzieren und die Betroffenen durch eine Pathologisierung und ein „Labeling“ zu schädigen“

Werbung

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3348

Beitrag Mi., 06.09.2023, 17:03

NeueWege hat geschrieben: Mi., 06.09.2023, 15:15 Bei PTBS kann er für das EMDR aber zusätzlich was Abrechnen, weil es da als anerkannte Spezial-Therapie gilt
Dann spricht aber doch nichts dagegen, auch ohne PTBS-Diagnose EMDR zu machen. Bezahlt wird ja Therapie, und "was extra abrechnen" ist irgendwie Luxus für den Therapeuten. Finde ich auch nicht angemessen sowas. Das erzeugt ja einen Anreiz, immer dann EMDR zu machen, wenn man es zusätzlich abrechnen kann, und nicht nur dann, wenn es auch sinnvoll ist. Mein Therapeut hat diverse Weiterbildungen gemacht und setzt sein Zusatzwissen nicht danach ein, wofür er am meisten kassieren kann.

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 5005

Beitrag Mi., 06.09.2023, 17:10

Ich habe verdammt viele Versuche unternommen.

Am Ende scheiterte wohl alles immer mehr oder weniger am Loyalitätskonflikt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9731

Beitrag Mi., 06.09.2023, 17:12

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Mi., 06.09.2023, 13:40 Zitat: "Zum anderen stimmt etwas nicht mit der Art der Umsetzung von DBT-Programmen speziell in D. Ich höre aus dem Ausland nicht so viel von Mißhandlung und Gewalt. Immer wieder scheint es, als wären die ersten Grundannahmen zur DBT verloren gegangen...Menschen werden in manchen Programmen oft gnadenlos und herablassend behandelt, sie werden beschuldigt, gezwungen, grob versorgt und von Respekt ist keine Spur... Kühlen Kontakt oder Kontaktbeschränkungen, wenn wir nicht weiterwissen oder wirklich in Not sind, das kennen wir. Das sind Täterwerkzeuge."


Das trifft ja nicht nur auf DBT zu, Therapeuten die ihre Position dem Klienten gegenüber ausnützen um subtile oder weniger subtile sadistische Bedürfnisse auszuleben gibt es auch in anderen Settings. Das ist mehr eine Frage des Charakters des Therapeuten als der Methode. Klar bieten mache Methoden wie DBT oder Analyse da mehr "Machtausübung" an, aber jemand der so gestrickt ist wird auch im Setting Verhaltenstherapie oder Körpertherapie missbräuchlich agieren. Da ist es dann halt subtiler weil der Therapeut weniger Hilfsmittel zum Quälen an der Hand hat.

Werbung

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3348

Beitrag Mi., 06.09.2023, 17:19

DBT wird oft in speziellen Klinik-Abteilungen durchgeführt und da hat diese Art der Durchführung System, ist "von oben" so geplant und vorgeschrieben. Die einzelnen Mitarbeiter folgen da klaren Vorgaben. Es wird auch entsprechend "geschult".

Benutzeravatar

NeueWege
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 65

Beitrag Mi., 06.09.2023, 17:26

Hallo @Montana,

was im Gesundheitssystem ist schon sinnvoll? Oder gerecht? Ich finde das ja auch nicht gut, aber es ist eben so. Weiß nicht, in wie weit Therapeuten so etwas „ausnutzen“. Man kann ja wie gesagt auch bei einer ganzen Reihe von Sachen mehr abrechnen. So wie ein Zahnarzt auch mehr abrechnen kann, wenn er die Füllung hinten im Weisheitszahn macht als wenn er die gleiche Füllung im Sechser machen würde. Therapeuten können sogar für „besonders schwierige“ Patienten zusätzlich was abrechnen, echt. Wie das in der Praxis gestaltet wird, weiß ich aber nicht. Soll ja auch Therapeuten geben, die immer nur Kurzzeittherapien anbieten, weil sie auch da genug Zulauf haben und sie schreiben grundsätzlich keine Gutachten (das ist wohl richtig schlecht vergütet). Soll wohl auch möglich sein.

Meine Hausärztin hat sich vor einiger Zeit über eine Stunde Zeit genommen, meinen Reha-Antrag (für die körperliche Erkrankung) auszufüllen. Da musste ich ja die Honorar-Abrechnung bei der Rentenkasse mit dem Antrag mit einreichen, das war wirklich lachhaft wenig (ca. 17€ brutto oder so). Aber dieser Antrag ging auch sofort durch, denn sie hat sich große Mühe gegeben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass andere Ärzte nicht unbedingt bereit sind, da viel Arbeit reinzustecken. Das ist natürlich ein Nachteil für die Patienten, aber ja, was ist im Gesundheitssystem schon sinnvoll?

Und Montana, wie ging es mit dir und deiner Schwester dann weiter? Konntet ihr irgendwas erreichen?

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9731

Beitrag Mi., 06.09.2023, 17:50

Montana hat geschrieben: Mi., 06.09.2023, 17:19 DBT wird oft in speziellen Klinik-Abteilungen durchgeführt und da hat diese Art der Durchführung System, ist "von oben" so geplant und vorgeschrieben.


Wobei das dann scheinbar häufig keine echte DBT Therapie ist sondern einfach nur eine isolierte Skill Gruppe zusätzlich zu den anderen Therapieangeboten wie Kunsttherapie, Gruppentherapie etc.

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1531

Beitrag Mi., 06.09.2023, 17:54

Sinarellas hat geschrieben: Mi., 06.09.2023, 09:56 Ich persönlich kann das nicht in einen professionellen Kontext bringen und das innerhalb einer Therapie in einer Geschäftsbeziehung zu lösen. ich weiß, dass andere ganz viel heilsame Erfahrungen in Körper oder Ergotherapie machen, einige auch in Tiergestütztertherapie. Ich mach das lieber auf meine Art und die reale Beziehung zu MitMensch(en).
Das geht mir genauso. Ich habe das Gefühl, dass ich auch mehr methodisch fokussiert bin und einen logischen und effektiven Lösungsansatz für meine Probleme möchte als in der Beziehung zum Therapeuten irgendwas zu erleben. Für mich funktioniert es zudem auch nicht, weil der Therapeut fremd ist. Allerdings habe ich durch dadurch das Gefühl, dass das gesamte Konzept Psychotherapie für mich nicht recht aufgeht.
Remember to leave pawprints on hearts.

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3348

Beitrag Mi., 06.09.2023, 18:01

Du hast ja leider Recht. Das Gesundheitssystem ist, ähm, verbesserungsfähig (an allen Ecken und Enden).

Es gab eine einstweilige Verfügung, die unserer Mutter mit sofortiger Wirkung das Sorgerecht entzog. Wir gingen nie wieder zurück. Ein einziges Mal haben wir sie noch gesehen, weil sie sich das wohl vor Gericht erstritten hatte. Gewollt haben wir das nicht, wurden aber gezwungen. Der Termin fand unter Aufsicht statt. Unser Vater wohnte damals bei seinen Eltern, da nach der Trennung für alle Kosten verantwortlich (Gericht, Anwälte usw, und dauerhaft Unterhalt für Ex-Frau und Kinder -> kein Geld für eine Wohnung trotz Vollzeitjob). Wir wohnten dann ein halbes Jahr gemeinsam bei den Großeltern. Danach hatte unser Vater wieder eine Wohnung.

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3348

Beitrag Mi., 06.09.2023, 18:09

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 06.09.2023, 17:50 Wobei das dann scheinbar häufig keine echte DBT Therapie ist sondern einfach nur eine isolierte Skill Gruppe zusätzlich zu den anderen Therapieangeboten wie Kunsttherapie, Gruppentherapie etc.
Das ist aber nicht das, was ich meine. Ich meine wirklich explizit DBT als festes Programm. Wo man bei "Fehlverhalten" ins Zimmer geschickt wird und erst wieder raus darf, wenn man eine Verhaltensanalyse geschrieben hat. Und wo eben das gesamte Personal das gemeinsam durchzieht, sprich: jeder Versuch der Kontaktaufnahme wird mit Absicht frustriert, weil man ja gezwungen werden soll, die Verhaltensanalyse zu schreiben. Was dann insb. bei DIS natürlich völlig unsinnig ist, weil man nichts analysieren kann, wofür eine Amnesie besteht. Ich selbst habe so ein Programm nie mitmachen müssen, kenne aber etwas sehr ähnliches als Erziehungsmethode in der Zeit nach meiner Flucht. Da fand ich mich immer wieder vor einer Art Tribunal (so habe ich das immer genannt), wo ich mich für Fehlverhalten rechtfertigen sollte, an das ich mich nicht erinnern konnte, und wo dann für meine vermeintliche Weigerung eine Bestrafung folgte ("du gehst in dein Zimmer, bis du endlich doch xy sagst...", was ich grundsätzlich nicht erfüllen konnte).

Benutzeravatar

NeueWege
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 65

Beitrag Mi., 06.09.2023, 18:27

Ich habe das Gefühl, dass ich auch mehr methodisch fokussiert bin und einen logischen und effektiven Lösungsansatz für meine Probleme möchte als in der Beziehung zum Therapeuten irgendwas zu erleben.
Das geht mir definitiv auch so. Deshalb empfinde ich das EMDR auch als sehr hilfreich. Natürlich braucht man dafür auch Vertrauen, aber ich erwarte jetzt von meiner Therapeutin nicht, dass sie mir eine elternähnliche Beziehungserfahrung oder so ermöglicht. Meine macht VT. Sie hatte auch schon sehr viele praktische Tipps für mich, die mich sehr viel weitergebracht haben.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9731

Beitrag Mi., 06.09.2023, 19:49

Montana hat geschrieben: Mi., 06.09.2023, 18:09 Das ist aber nicht das, was ich meine. Ich meine wirklich explizit DBT als festes Programm. Wo man bei "Fehlverhalten" ins Zimmer geschickt wird und erst wieder raus darf, wenn man eine Verhaltensanalyse geschrieben hat. Und wo eben das gesamte Personal das gemeinsam durchzieht, sprich: jeder Versuch der Kontaktaufnahme wird mit Absicht frustriert, weil man ja gezwungen werden soll, die Verhaltensanalyse zu schreiben.


Die Art des DBT Therapieprogramms ist den Klienten die da hingehen aber vorher bekannt, es geht ja niemand in eine stationäre Psychotherapie ohne das vorher mit den eigenen Therapiebedürfnissen abzustimmen. Das hoffe ich zumindest.

Ausserdem, man kann jederzeit abbrechen.

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3348

Beitrag Mi., 06.09.2023, 21:06

Die wenigsten lesen vorher Bücher darüber. An Erfahrungsberichten kenne ich persönlich nur, dass die Wahl war zwischen diesem Programm und gar nichts, und teilweise noch bedroht mit Sanktionen. Man ist ja nicht kooperativ, wenn man Therapie ablehnt, und es gibt Konstellationen, da kommt das nicht gut. Wenn man Geld von welchem Leistungsträger auch immer erhält. Und dann neigt man auch noch dazu, Dinge hinzunehmen und zu versuchen, das Beste daraus zu machen, wenn man lange, lange auf die Aufnahme gewartet hat. Das ist ja oftmals ein Jahr und länger bei Kliniken, die keine Akutpsychiatrie sind. Und in solch einer Wartezeit ändert sich manchmal viel. Von den Ansprechpartnern, die wegen Personalfluktuation wechseln, bis hin zum Konzept der Station auf die man kommen sollte. Wie viel vorherige Absprachen wert sind, habe ich mehrfach erlebt, nämlich rein gar nichts. Das wäre eine längere Story, aber das betraf wirklich ganz grundlegende Dinge, die entscheidend waren dafür, ob ich da hingehe zu einem bestimmten Zeitpunkt oder nicht.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9731

Beitrag Mi., 06.09.2023, 21:13

Aber DBT ist ja nun als "die Borderline Therapie" schon sehr bekannt. Dass das dort das Therapiekonzept ist wissen doch Patienten die da aufgenommen werden. Lassen sich echt Leute auf jahrelange Wartelisten von Kliniken setzen wo sie nicht mal wissen was für ein Therapiekonzept da angewendet wird und wie dieses Therapiekonzept so in etwa funktioniert?

Falls man mal als kPTBS Betroffener in so einem missbräuchlichen Setting gelandet ist kann es halt passieren dass dieser Betroffene von der ganzen Nummer so eingeschüchtert ist dass er oder sie sich nicht traut die Koffer zu packen und zu gehen. Ich hätte so ein Problem nicht aber ich kenne mehrere andere Betroffene die das in die alte Rolle fallend stumm erleiden würden ohne sich zu trauen sich zu wehren oder zu gehen. Um dann nach Ende retraumatisiert total zusammenzuklappen.

Wobei ich auch eine Bekannte habe die in einer Traumaklinik mit einem ansonsten guten Ruf an einen sehr schlechten Einzeltherapeuten (in leitender Position da arbeitend) geraten ist und von dem retraumatisiert wurde. Der hatte den Ehrgeiz mit ihr intensive Traumakonfrontation zu machen und sie war irgendwann an einem Punkt an dem sie nicht mehr nein und stop sagen konnte. Und danach ist sie total zusammengebrochen und ihre chronischen Schmerzen sind total explodiert. Hat ein Jahr oder so gedauert bis sie sich davon wieder gefangen hatte.

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3348

Beitrag Do., 07.09.2023, 07:48

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 06.09.2023, 21:13 Lassen sich echt Leute auf jahrelange Wartelisten von Kliniken setzen wo sie nicht mal wissen was für ein Therapiekonzept da angewendet wird und wie dieses Therapiekonzept so in etwa funktioniert?
Ja, aber sicher. Genauso, wie auch im somatischen Bereich Leute völlig bescheuerte Sachen glauben, nur weil ein Arzt das gesagt hat, machen das im Falle von psychischen Erkrankungen auch viele. Da reicht ein: mein Therapeut hat diese Klinik empfohlen und dem vertraue ich.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag