Positive Gefühle dem Therapeuten gegenüber beschreiben

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Philosophia
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Beitrag Do., 29.10.2020, 07:13

Therapeuten sind aber keine Seelenmülleimer - es geht nicht nur darum alles abzuladen, sondern mit dem, was ist, zu arbeiten.
Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass im Einzelfall die schriftliche Konversation hilft, aber oftmals eben nicht - wenn es wirklich hilfreich ist, dann sollte es gemacht werden (und darüber nachgedacht werden, wie man das verrechnet, wie bei amarok zum Beispiel, s.o.). Es sollte genau überlegt werden, wann das sinnvoll ist. Ich erlebe das oftmals hier auch so, dass das erstmal angeboten wird, dann der Bogen überspannt wird, dann der Riegel kommt - dann kommt großes Gejammer. Oder aber: Diese Therapie inkl. Mailerei hilft nicht, neuer Therapeut muss her - der bietet Mailerei nicht an -> dann denkt der Patient: oh, mir fehlt das Mailen...! Oder: Ohne die Mailerei gehts gar nicht mehr. Oder: Patient schreibt ne Mail und erhält keine Antwort oder eine, die er nicht wollte - Krise vorprogrammiert. Oder: Wenn ne Antwort kommt, enthält diese vielleicht etwas diskussionswürdiges, etwas schwieriges - auch ein Problem. Oder: Patient schreibt lieber alles dem Therapeuten, weil er es eben mit anderen nicht teilen will -> Fokussierung auf jemanden, der im realen Leben einfach nicht da ist -> Schwierigkeit das dann mal zu "ersetzen". Es muss nicht so laufen, aber es passiert eben doch - das finde ich blöd. Mein Ex-Therapeut schrieb mir mal nach ner Stunde ne Entschuldigungmail anstatt das mit mir in der Stunde zu klären - das fand ich feige. Es kann mitunter bestimmt eine gute Stütze sein, wenn es begrenzt und wirklich reflektiert genutzt wird. Nur um was abzuladen, halte ich das für kontraproduktiv.
Und, Marlena, zu deiner Frage an mich: Ich hatte sehr wohl das Bedürfnis, wenn mir so Gedanken in der Seele schwirrten, dann noch mal auuuusgiebig das bei der Analytikerin zu lassen (Schreiben hat sie nicht verwehrt - falls jetzt wieder jemand sagt, ich bin dagegen, weil ich das nicht durfte), aber ich habe mir das dann doch für mich aufgeschrieben, denn das waren ja meine Gedanken. Wahrscheinlich, wenn ich diese Dinge ihr erzählt hätte, wäre ich gar nicht in Interaktion gegangen, sondern hätte das auch nur abgeladen - dafür brauchte ich sie aber nicht. Achso, und ab und zu habe ich dann hier geschrieben früher ;-). Das fühlte sich besser an.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Arakakadu
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Beitrag Do., 29.10.2020, 08:33

Bilderbuch hat geschrieben: Mi., 28.10.2020, 23:51 Ich habe sehr oft geschrieben.
Manchmal Antwort bekommen.
Es war ein wichtiger Baustein/Teil der Therapie und sehr heilsam.
Der langfristige Nutzen ist die gewonnene Unabhängigkeit.
Danke, sehr schöner Beitrag. :) ich habe eben auch das Gefühl dass es hilft.

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Arakakadu
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Beitrag Do., 29.10.2020, 08:39

Philosophia ich weiß was du meinst. Wenn de klient erwartet ne Antwort auf den Inhalt zu bekommen, ists vl wirklich grenzwertig. Bzw auch wies der Therapeut handhabt.
Ich schreibe ihm wirkich ausschließlich nur wenn ich Panik bekomme. Es ist bei mir eine Art Gefühlsüberschwemmung und das Gefühl das einfach nicht ertragen zu können. Da hilft normales aufschreiben nichts mehr. Entweder ich kotze dann so wie immer, oder ich schreibe mal was. Alleine der Gedanke, dass er es früher oder später liest (würde und kann das in der Stunde nicht ansprechen) beruhigt mich extrem. Ich denke dass das wieder aufhört. Zwischendurch hab ich 4 Monate nicht geschrieben, dann mal wieder. Er fragt schon wie das ist, wenn ich das Gefühl habe sofort was auf ihm abladen zu müssen indem ich ihm schreibe und er geht teilweise auf wichtige Details ein, aber er hat es auch schon komplett ignoriert.
Ich sage immer im Nachhinein ist es mir sehr unangenehm und dann meint er wieder nur dass ich eben unterschiedliche Zustände habe und das in Ordnung ist.

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Philosophia
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Beitrag Do., 29.10.2020, 08:44

hmmm...aber das würde sich für mich nicht gut anfühlen, wenn ich du wäre... ich verstehe, dass du ein Ventil brauchst, aber wenn er dann da so reagiert, ist das auch nicht gerade so, als ob er das toll finden würde... und dann würde in mir ein unschönes Gefühl entstehen, das ich nicht auch noch bräuchte...
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Arakakadu
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Beitrag Do., 29.10.2020, 08:49

Er hat gesagt dass es in Ordnung ist und dass er es gut findet dass ich ihm meine Gedanken mitteile.. Aber das sagt er nicht nach jeder Mail. Wenn er es nicht gut finden würde, dann würde ein Therapeut es unterbinden.. Gut anfühlen tut sich der gesamte Zustand nicht aber das ist wieder was anderes.
Aber ich würde sagen dass er es nicht fördert, denn angeboten hat er mir das Schreiben von sich aus nie.
Zuletzt geändert von Arakakadu am Do., 29.10.2020, 08:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Philosophia
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Beitrag Do., 29.10.2020, 08:51

Hm... aber wenn er selbst sagt, dass du was bei ihm ablädst... könnte er nicht mit dir schauen, warum du das gerade brauchst, also, was wirklich dahintersteht?
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Arakakadu
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Beitrag Do., 29.10.2020, 08:54

Die Bezeichnung abladen kam von meiner Seite. Er wiederholt und hat dann eben gefragt wie das ist wenn ich was auf ihm abladen will. Nicht weil es ihn stört. Es wird alles so negativ interpretiert. Aber das ist mit dem Schreiben hier Schwierig.
Wir schauen schon aber wie gesagt so richtig drauf eingehen tut er nicht. Es muss immer alles von mir kommen. Ich habe auch das abrechnen Der Mails angesprochen er würde da auch nix sagen.
Was dahinter steht weiß ich ja im Prinzip. Es ist die Trennung die ich nicht aushalte, ich schreib auch nur wenn mal länger Pause oder kein termin ist (einer ausfällt) oder wenn die stunde eben super anstrengend war..

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Beitrag Do., 29.10.2020, 08:56

Er macht mir viel bewusst, mir ist auch viel bewusst. Aber es gibt keine Lösungen. Die muss ich halt finden und da find ich aber nichts. Hoffe das ändert sich.

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Philosophia
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Beitrag Do., 29.10.2020, 09:04

Na ja, ich sehe es so, es ist schwierig für dich, und du agierst das aus, anstatt das, was da ist, zu halten - ok, verständlich, dass das nicht so leicht geht, sonst wärst du nicht in Therapie. Und ja, in der Analyse soll es schon aus dem Patienten selbst herauskommen - die von ihm gewünschte Veränderung. So richtig wohl fühlst du dich ja offenbar nicht damit und da würde ich ansetzen - rede du mit ihm darüber, versuch mit ihm herauszufinden, welcher alte Kummer dahintersteckt. Weil das Agieren zeigt ja nur, dass da etwas noch nicht gesagt werden kann, etwas noch nicht begreifbar ist.
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Beitrag Do., 29.10.2020, 09:12

Ja das stimmt. Das sagt er eh auch, eben dass wir das durcharbeiten müssen.
Und du weißt eh dass ich oft die Therapie abbrechen wollte. Aber ich Weiß mittlerweile, auch durch euch, dass das an mir liegt und nicht am falschen Therapeuten.

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Philosophia
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Beitrag Do., 29.10.2020, 09:19

na ja, nicht nur an dir, aber zumindest bei dir kannst du ansetzen: Wenn dich was stört, formuliere es. Wenn du ihn im Umgang mit dir schwierig findest, sag ihm das. Wenn du das Mailen selbst irgendwie schwierig findest, nutze das für dich und guck, was der Grund ist und ob du das mit seiner Hilfe versprachlichen kannst. Therapeuten agieren oft auch bewusst mit, bis Patient und Therapeut zusammen verstehen können - danach ist das Agieren dann oft nicht mehr nötig. Ich wünsche dir viel Kraft dabei! Ich weiß, dass das schwer ist. Und obwohl du so ambivalent bist, bist du noch bei ihm - das ist doch toll.
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Arakakadu
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Beitrag Do., 29.10.2020, 09:30

Danke philosophia.. Ich mag ihn echt gerne, ich will auf keinen Fall wo anders hin. Das einzige Thema mit den Freundinnen war schwer und das haben wir bearbeitet. Und ja. Irgendwie wundert es mich sehr dass ich noch bei ihm bin, Ärzte, Wohnungen und Co wechsel ich permanent.
Es wird schon werden, ich glaub es braucht echt einfach Zeit. Ich mach mir halt immer zu viel Druck.. Und Angst machts mir auch dass ich teilweise gar nicht merke dass ich so hin und her switch, weder in der Therapie. Noch hier im forum. Aber die werden schon wieder zusammen finden 😁

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Philosophia
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Beitrag Do., 29.10.2020, 09:37

Und dein Humor ist auch eine gute Ressource!
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Montana
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Beitrag Do., 29.10.2020, 09:44

Ich finde, dass da sehr deutlich wird, welcher Prozess da im Kopf auch abläuft. Schreiben löst ja nicht wirklich ein Problem und es gibt unangenehme Gefühle dabei bzw. danach. Und da muss ich sagen, dass ich es sinnvoll finde, das auch ausprobieren zu dürfen und darüber auch das Bedürfnis zu entwickeln, andere Möglichkeiten zu finden und zu testen. Versuch mach kluch, sozusagen.

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DunDealgan
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Beitrag Do., 29.10.2020, 11:57

Philosophia hat geschrieben: Do., 29.10.2020, 07:13 Therapeuten sind aber keine Seelenmülleimer - es geht nicht nur darum alles abzuladen, sondern mit dem, was ist, zu arbeiten.
Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass im Einzelfall die schriftliche Konversation hilft, aber oftmals eben nicht - wenn es wirklich hilfreich ist, dann sollte es gemacht werden (und darüber nachgedacht werden, wie man das verrechnet, wie bei amarok zum Beispiel, s.o.). Es sollte genau überlegt werden, wann das sinnvoll ist. Ich erlebe das oftmals hier auch so, dass das erstmal angeboten wird, dann der Bogen überspannt wird, dann der Riegel kommt - dann kommt großes Gejammer. Oder aber: Diese Therapie inkl. Mailerei hilft nicht, neuer Therapeut muss her - der bietet Mailerei nicht an -> dann denkt der Patient: oh, mir fehlt das Mailen...! Oder: Ohne die Mailerei gehts gar nicht mehr. Oder: Patient schreibt ne Mail und erhält keine Antwort oder eine, die er nicht wollte - Krise vorprogrammiert.
Das Thema ist bei mir gerade aktuell und du regst mich zum nachdenken an. Ich habe ein grosses Abhaengigkeitsproblem und bin da hochgradig "gefaehrdet".
Mein Ego State Therapeut hat mir gerade vollkommen unerwartet den Riegel vorgeschoben nachdem es SEINE Idee war, dass ich ihm meine gemalten Bilder maile (was ich max 1mal pro Woche gemacht habe, falls ueberhaupt). Keine Romane oder aehnliches, nur Bilder mit max 1, 2 Saetzen. Ironischerweise via mail, nicht direkt in der Stunde, was bei mir zu einer ganzen Menge an Wut und Enttaeuschung gefuehrt hat.

Wir haben das noch nicht ordentlich geklaert, aber er faselte was von abhaengig, langfristig nicht gut etc was ich ehrlich nicht verstehe(n) (kann), weil ich doch nur Unterstuetzung moechte.
Ich habe hier den einen oder anderen Beitrag gelesen die da hilfreich sind fuer mich aber so wirklich "Eureka" hat's bei mir noch nicht gemacht, aber das ist an sich nicht erstaunlich bei mir.

Das man Gefuehle regulieren/kontrollieren kann ist fuer mich komplett neu, bisher habe ich sie entweder total und absolut weggedrueckt oder sie ueberrollen mich. Das zu erkennen und auszuhalten, wenn einen Gefuehle ueberrollen ist ehrlich harte Arbeit.....und sie am Ende selber helfen ein langer Weg.

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