Eigenverantwortung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Jenny Doe
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 12:41

Montana, da fällt mir auch eine Geschichte zu ein. Eine Bekannte von mir, übergewichtig und dem Spott der Gesellschaft ausgesetzt, sie solle doch endlich mal Eigenverantwortung für ihren Körper übernehmen und mal Sport machen, landete im Krankenhaus und ist jetzt in der Reha. Sport kann dem Gesundheitssystem teurer kommen als Übergewicht. Der Bekanntenkreis meiner Bekannten war definitiv nicht in der Lage den Zustand meiner Bekannten zu beurteilen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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stern
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 13:32

Auch bei meinetwegen Piercings, Tattoos oder nicht notwendigen Schönheits-OPs reicht es u.U nicht aus zu sagen: Das liegt in aber in meiner Eigenverantwortung/Entscheidungshoheit, ob ich mir die Brustwarzen durchlöchere (ich möchte mich hier gefälligst nicht einengen lassen)... es ist schließlich erlaubt, also kann ich das machen. Ja natürlich, aber Eigenverantwortung meint nicht nur bloße Selbstbestimmung, ob man sich piercen lässt. Sondern dass man ggf. auch Eigenverantwortung zeigt, zeigen kann, wenn es zu medizinischen Komplikationen kommt. Für Folgeprobleme und Spätfolgen kommt die Kasse jedenfalls in aller Regel nicht auf. Urlaub statt AU, usw. Eigene Verantwortung.

Sportverletzungen werden m.W. in aller Regel übernommen... bei Risikosportarten wird das in regelmäßigen Abständen Frage gestellt. Andererseits gibt es in der Tat genug Sportarten, die nicht als Risikosportarten zählen, aber trotzdem sehr verletzungsträchtig sind. Kann ich auch ein Lied von singen, auch wenn ich selbst bisher einigermaßen verschont blieb (was eher nicht besonderer Eigenverantwortung geschuldet sein dürfte). Dafür innerhalb von eineinhalb Jahren viele OPs, für die man die Ursache meist nicht ausmachen kann. Also die Erkrankung schon, aber das Auftreten wird tatsächlich eher als schicksalhaft angesehen. Hier kann ich dann höchstens schauen, ärztliche Empfehlungen bzgl. der Nachsorge zu beachten.
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Montana
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 15:49

Bei mir ist es eben das Reiten, das von mancher Versicherung als Risikosportart eingeschätzt wird. Ich habe eine extra Unfallversicherung abgeschlossen, aber passiert ist noch nie was. Was wirklich eine Risikosportart ist: Fußball. Aufgrund der Stollen an den Schuhen gibt es unglaublich viele Knieverletzungen. Aber will man deswegen ernsthaft Kindern das Fußballspielen untersagen oder Knie nicht mehr behandeln? Die positiven Effekte sind ja auch nicht zu verachten.

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spirit-cologne
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 16:29

Ich kann eh' nicht mehr nachvollziehen, was das alles mit der Ausgangsfrage nach Eigenverantwortung in der Psychotherapie zu tun hat...

Versicherungsleistungen sind eine Frage vertraglicher Regelungen. Was die Versichertengemeinschaft trägt und was nicht ist ja allen vorher bekannt und Bestandteil der Vertragsbedingungen. Ich denke nicht, dass es viel bringt. hier im Forum darüber zu diskutieren. Wenn die Versicherungsbedingungen einem nicht gefallen, kann man ja wechseln. Das Problem mit der Krankenversicherung ist natürlich, dass sich nicht alle Menschen aussuchen können, wo sie versichert sind, dann muss man sich eben entweder mit den gegenwärtigen Bedingungen abfinden, versuchen sich politisch zu engagieren, um etwas zu verändern oder eben sein Leben so umgestalten, dass man nicht mehr pflichtversichert ist (z.B. sich selbstständig machen und in private KV wechseln). Mit dem, was Eigenverantwortung in der Psychotherapie meint, hat diese ganze shame-and-blame-Debatte, wer sich wie selbst welche Krankheiten "verursacht" jedenfalls reichlich wenig zu tun.

Es geht dabei lediglich darum, dass Psychotherapie nur aktiv und nicht passiv funktioniert und dass man in der Psychotherapie nur bei sich selbst ansetzten kann, egal wer im außen "Schuld" an der eigenen Situation ist oder nicht, Weil die "Anderen" eben nicht in der Therapie sitzen, sondern der Patient und die Umwelt oft nicht ohne weiteres direkt veränderbar ist. Das hat nichts damit zu tun, ob das gerecht ist (weder gegenüber dem Patienten noch gegenüber der Umwelt oder der "Gesellschaft"), sondern es sind einfach grundlegende Funktionsbedingungen von Psychotherapie. Bei jemandem, der nicht bereit ist, sich aktiv einzubringen und bei sich selbst zu schauen, wird sich langfristig einfach nichts verändern, es gibt allenfalls ein kurzes Gefühl der Entlastung. Aktiv zu sein und bei sich selbst zu schauen, heißt aber nicht zwangsläufig "Übungen" oder "Hausaufgaben" im klassischen Sinn oder eine Traumaexposition machen zu müssen. Auch wenn man schaut, was einen stabilisiert, schaut man ja bei sich. Aber es hilft halt nix, wenn ich mich 60 Stunden darüber aufrege, was im Leben alles schlecht und ungerecht ist und was die Anderen alles ändern sollen - weil sie tun es i.d.R. einfach nicht. Das heißt nicht, dass in einer Therapie nicht auch mal Platz für Trauer oder Wut sein sollte, für Dinge, die man nicht ändern kann, das kann wichtig sein, um solche Gefühle irgendwann loslassen zu können, aber wenn es dabei bleibt, tut sich halt nix und das ist dann eben keine Therapie mehr.

Damit ist nicht gesagt, dass die Menschen damit allein gelassen werden sollten, wenn sie nichts verändern können oder wollen und ich will das auch gar nicht bewerten, aber für eine "Lebensbegleitung" ohne Veränderung sind eigentlich nicht Psychotherapeuten vorgesehen, das ist das das Metier von Sozialarbeitern, Sozialpädagogen u.ä. Den Psychotherapeuten in der kassenärztlichen Versorgung ist es auch vertraglich nicht gestattet, solche Menschen zu behandeln, wobei die Veränderungsbereitschaft natürlich nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist und es natürlich auch Therapeuten gibt, die sich einfach über die geltenden Regeln hinwegsetzen (was aber wenn's dumm läuft auch Konsequenzen haben kann). Therapeuten ohne Kassensitz dürfen nach ihrer Berufsethik eigentlich auch nicht ohne jede Aussicht auf Erfolg vor sich hin behandeln, allerdings sind da die Regeln noch weniger genau definiert und bei Selbstzahlern läuft das dann auch oft nicht unter "Therapie", sondern unter "Coaching" oder "Lebensberatung" und die dürfen auch Psychotherapeuten unbegrenzt anbieten.
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stern
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 16:30

Ich habe dunkel in Erinnerung, dass es vor Jahren Mal eine Diskussion gab... Risikosportarten und Entgeltfortzahlung bzw. Krankenkasse. Da wurde ich dann auch hellhörig, was entsprechend einzustufen ist.

Verbieten braucht man das dann nicht, aber man muss sich dann nicht nur sein Hobby leisten können, sondern auch dessen Konsequenzen. Eigenverantwortung... und sei es durch den Abschluß einer privaten Versicherung.

FDP im Jahr 2001:
Der gesundheitspolitische Experte der FDP sprach sich dafür aus, eine private Unfallversicherungspflicht einzuführen, um die Diskussion über den Umgang mit Risikosportarten zu beenden. Eine private Unfallversicherung „koste nicht die Welt“ (etwa 10 DM im Monat), und es müsse dann nicht festgelegt werden, welche Sportarten riskant sind und welche nicht. Zudem seien bereits viele im Besitz einer privaten Unfallversicherung. Als zumindest „diskussionswürdig“ betrachtet die FDP eine Erhöhung der Alkohol- und Tabaksteuern. Jens Flintrop
http://m.aerzteblatt.de/app/print.asp?id=26209

Als Raucher könnte man aber Glück haben, dass Rauchen keinesfalls als riskant gesundheitsschädlich eingestuft wird - denn die Tabakindustrie ist ein förderungswürdiger Wirtschaftszweig. ;)

Aber im Ernst: Es kann schon sein, dass die Tendenz verstärkt in die Richtung gehen könnte.

Keinesfalls dürfen hierbei jedoch schützenswerte Wirtschaftsbereiche in die Pflicht genommen werden (wie die Lebensmittelindustrie... Zuckerzusätze, etc.). Vielmehr ist dem Verbraucher zu vermitteln, sie eigenverantwortlich zu ernähren... und wenn nicht...
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 16:32

Ich habe das Thema nicht eng gefasst... sondern dann ja auch noch konkretisiert, dass verschiedene Perspektiven der Eigenverantwortung Raum haben. Zuletzt ging es um die Gesundheitspolitische Dimension von Eigenverantwortung (die ihren Niederschlag an verschiedenen Stellen im SGB findet, von dem die PT nicht losgelöst ist). Wem es nicht passt, muss nicht mitdiskutieren. Eigenverantwortung.

Therapie kann man (wie Spirit fett geschrieben hatte) durchaus als Heilkunst verstehen. Dennnoch ist es es anerkannt, dass der Psychotherapeut (ebenso wie ein Arzt) keinen Behandlungserfolg schuldet (im Sinne von Heilung). Sondern "nur" eine fachgerechte Behandlung. Denn eine Behandlung bzw. Heilung sieht man als komplexes Geschehen an, was von vielen Faktoren abhängig ist. Eine Mitwirkungspflicht hat man als Patient aber durchaus. Aber wenn die Behandlung keinen (ausreichenden) Erfolg brachte, kann man nicht einfach schlußfolgern: war halt der Patient unwillig oder nicht veränderungsmotiviert genug. Und für fremde Therapien kann man das meiner nach erst recht nicht beurteilen.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 08.05.2019, 17:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 17:15

... und bei Selbstzahlern läuft das dann auch oft nicht unter "Therapie", sondern unter "Coaching" oder "Lebensberatung" und die dürfen auch Psychotherapeuten unbegrenzt anbieten.
Das wage ich zu bezweifeln. Auf Homepages, die ich kenne, hieß es i.d.R., dass Psychotherapie auch für Selbstzahler angeboten wird. Im Grunde ist dann nur der Kostenträger ein anderer. Ausnahme z.B. eine ehem. Th. die sinngem. schrieb: Wenn Sie ausschließlich die Leistung xy-Therapie in Anspruch nehmen wollen, ist das keine Leistung der KK und selbst zu zahlen. Psychotherapeuten, die Lebensberatung anbieten (wozu man noch nicht mal eine Ausbildung braucht... bzw. Heilpraktiker bieten das gerne ergänzend an), sind mir hingegen noch nicht untergekommen. Mag es aber geben.

Den Berufspflichten für PT unterliegt ein PT bei Selbstzahlung einer Psychotherapie trotzdem, aber das was die Kasse bzw. das SGB für Maßgaben an die Behandlung stellt, entfällt dann... es ist dann vielmehr eine private Leistung, deren Gegenstand vereinbart werden kann. Z.B. eine Psychotherapie. Eine aktuelle Th. empfahl auf ihrer HP sogar zeitweise, dass Selbstzahler, die eine Psychotherapie wünschen, auch Psychotherapeuten ohne Kassenzulassung aufsuchen können, weil die Wartezeiten dort kürzer sind.

Coaches und Lebensberater gibt es wie Sand am Meer. Wäre es als ausgebildeter PT lukrativ auch noch in diesen Markt einzudringen, wenn man sich durch PT abheben kann, die eh stark nachgefragt wird (Therapeutenmangel)? Weiß nicht.
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 18:24

Was die Eigenverantwortung angeht, ist auch das as SGB und dessen Normen grundlegend für eine kassenfinanzierte Richtlinien-Psychotherapie, ob es anderen thematisch passt oder nicht. Ansonsten eh nicht. Es geht hier auch nicht nur um Kassentherapien.

Mal abgesehen davon, dass Veränderungsmotivation kein Synonym für Eigenverantwortung ist (aber auch das sehe ich in dem Faden nicht so eng), noch ein paar Zeilen dazu:
Eine ausreichende Veränderungsmotivation sollte nicht als unveränderbare Eigen-
schaft oder als Vorbedingung für den Beginn einer therapeutischen Behandlung gese-
hen werden. Vielmehr gehört es zur Aufgabe des Therapeuten, die Ursachen etwaiger
Beeinträchtigungen der Veränderungsmotivation zu identifizieren und diese bei Bedarf
mit spezifischen Interventionen zu stärken.
https://www.google.com/url?q=https://le ... VbOl8GRpmu

aus: Klinische Psychologie und Psychotherapie für Bachelor
Band II: Therapieverfahren. Lesen, Hören, Lernen im Web
Herausgeber: Berking, Matthias, Rief, Winfried (Hrsg.)
An dieser Stelle soll deshalb auch betont werden, dass Motivationsausbau Gegenstand der Therapie sein kann und damit nicht zwingende Voraussetzung für eine Behandlung ist. Wenn Therapeuten über Motivationsprobleme bei Patienten klagen, darf das nicht eine Verantwortungszuschreibung für Misserfolg an die Adresse der Patienten bedeuten, sondern muss zur Entwicklung von Motivationsstrategien in der Therapie anregen.
https://books.google.de/books?id=qop4Dw ... onepage&q=

aus: Psychotherapie: Ein Lehrbuch
von Winfried Rief, Cornelia Exner, Alexandra Martin


Außerdem gibt es unterschiedliche Störungen und Verfahren/Vorgehensweisen. Und welche Voraussetzung ein Patient mitbringt, spielt ja auch nochmals eine Rolle dafür, was der Therapeut zur Anwendung bringt.

So hat ein stark depressiver Patient vielleicht auch andere Gegebenheiten, was die initiale Motivation angeht als jemand mit einer anderen Problematik. Oder bei Persönlichkeitsstörungen sind tiefgreifende Muster/Schemata zu bearbeiten. Klar mag es für einen Behandler angenehmer sein, wenn ein hochmotivierter Patient schon einen Behandlungsplan mitbringt und mit den Hufen scharrt (wobei... auch nicht in jedem Fall). Aber dementsprechend wird man sicherlich auch unterschiedlich bewerten, was ein Erfolg ist.

Bei Selbstzahlern geht man mitunter von einer hohen Motivation aus... wobei das sicherlich auch nicht generalsierbar ist. Aber viel Geld in die Hand zu nehmen, um Däumchen zu drehen, ist nicht das naheliegende...
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 20:04

Und was Eigenverantwortung als Ziel angeht: Ich denke nach wie vor, dass das nicht immer explizit definiert werden braucht.

Vielleicht ähnlich wie bei Gewichtszielen: Kann man direkt vorgeben... oder man identifiziert best. Faktoren, die zu einem Problem werden und definierte diese als Ziel. Meinetwegen Erhöhung der Toleranz von Frustrationen. So wirkt sich das beim Frustesser in der Folge auch günstig auf das Gewicht aus, ohne das Maßnahmen zu Gewichtsreduktion angestrebt werden. Wie man das erreicht, kann je nach Verfahren unterschiedlich sein. Es braucht hier auch nicht nur um die VT zu gehen.

Ich meine, es wird jetzt auch nicht jeder Mensch, der eine Praxis aufsucht, dependent sein oder so gestrickt sein, dass er nicht bzw. kaum in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen. Dann wird man "Eigenverantwortung" wohl eher nicht explizit als Ziel formulieren. Aber wenn man bestimmte Problembereiche verbessert, steigert sich evtl. auch "automatisch" die Eigenverantwortung.

Und was blame and shame angeht... hier als blame the patient: Der Patient, der sich 60 Stunden darüber aufregt, was im Leben alles schlecht und ungerecht ist und was die Anderen alles ändern sollen und der beschriebene fordernde Narzisst, wird jetzt auch nicht der typische Psychotherapiepatient sein. Auch die NPS gilt nicht als grds. untherapierbar. Nur für den Therapeuten, der sich durch schnelle Erfolge profilieren möchte, ist das uU nichts... speziell bei der NPS wird manches auch zT Teil der Problematik sein.

Und vor Dauertherapien braucht man auch nicht so große Sorgen zu haben: Die Kontingente sind bei Kassentherapien eh begrenzt... und ein Therapeut, der keine Backpfeife ist, sollte die Entwicklung eh im Auge behalten.
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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 22:07

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spezifisch, also klar umrissen
messbar, also eben nicht, ich möchte mich "besser" fühlen, weil nicht messbar
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realisierbar
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spirit-cologne
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 23:04

stern hat geschrieben: Mi., 08.05.2019, 16:32 Aber wenn die Behandlung keinen (ausreichenden) Erfolg brachte, kann man nicht einfach schlußfolgern: war halt der Patient unwillig oder nicht veränderungsmotiviert genug. Und für fremde Therapien kann man das meiner nach erst recht nicht beurteilen.
Das hat auch niemand behauptet... Aber wenn der Therapeut nach x Stunden erkennt, dass weder Veränderungsmotivation vorhanden ist, noch sich in angemessener Zeit herstellbar ist, ist er verpflichtet, die Therapie zu beenden.
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stern
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 23:10

Stimmt so auch nicht... sondern wenn kein Nutzen oder Erfolg zu erwarten ist. Hab's eben nachgeblättert. Ist dann Therapeutenverantwortung. Selbst unmotiviert könnte man etwas stemmen...

Ehrlich: Dass ein Couchpotato sich nicht auf wundersame Weise zum Profisportler verwandelt, halte ich für eine Binsenweisheit. Aber geht der durchschnittliche Therapiepatient davon aus, hm. Oder sind das eher Sonderfälle (dann inklusive dem Therapeuten, der die Entwicklung komplett aus den Augen verliert). Noch nicht einmal alle Körperbehandlungen oder die Pflege eines gesundheitsbewussten Lebensstils geschieht rein rezeptiv. Und selbst wenn jemand einen Hang dazu hat, gibt es auch noch Abstufungen, die nicht generell therapieresistent sind.
Auch wenn man schaut, was einen stabilisiert, schaut man ja bei sich. Aber es hilft halt nix, wenn ich mich 60 Stunden darüber aufrege, was im Leben alles schlecht und ungerecht ist und was die Anderen alles ändern sollen - weil sie tun es i.d.R. einfach nicht. Das heißt nicht, dass in einer Therapie nicht auch mal Platz für Trauer oder Wut sein sollte, für Dinge, die man nicht ändern kann, das kann wichtig sein, um solche Gefühle irgendwann loslassen zu können, aber wenn es dabei bleibt, tut sich halt nix und das ist dann eben keine Therapie mehr.
In der restlichen Lebenszeit minus 60h bleibt noch viel Zeit für andere Dinge.

Teilweise ist es schon nötig bzw. sinnvoll, auf Veränderung hinzuwirken. Z.B. wenn mein Telefonanbieter pfuscht und die Servicedame die Story vom Pferd erzählt, kann Wut (und etwas Wissen) ungemein nützlich sein. Emotionen können der Eigenverantwortlichkeit sehr zuträglich sein (ohne dass man explizit an diese appellieren muss oder daran arbeitet... als Folge).
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 23:43

stern hat geschrieben: Mi., 08.05.2019, 17:15 Psychotherapeuten, die Lebensberatung anbieten (wozu man noch nicht mal eine Ausbildung braucht... bzw. Heilpraktiker bieten das gerne ergänzend an), sind mir hingegen noch nicht untergekommen. Mag es aber geben.

Coaches und Lebensberater gibt es wie Sand am Meer. Wäre es als ausgebildeter PT lukrativ auch noch in diesen Markt einzudringen, wenn man sich durch PT abheben kann, die eh stark nachgefragt wird (Therapeutenmangel)? Weiß nicht.
Ja, es ist lukrativ und es gibt einige Therapeuten, die das anbieten. Vor allem dann, wenn sie keine Kassenzulassung oder nur einen halben Kassensitz haben. Der Vorteil bei Leistungen außerhalb der Psychotherapie ist, dass sie nicht der GOP unterliegen und damit frei verhandelbar sind. Auch sind Feld-, Wald- und Wiesencoaches keine Konkurrenz, weil sie ein anderes Markt- und Preissegment bedienen. Es gibt eine ganze Reihe Selbstzahler, die sich das "Coaching" gerne was kosten lassen. Erfolgreiche Manager z.B. gehen so gut wie nie in Therapie, selbst dann nicht, wenn sie tatsächlich Veränderungsmotivation haben und ganz offiziell Therapie machen könnten, denn ein erfolgreicher Manager ist niemals therapiebedürftig aber natürlich auch niemals der Selbstoptimierung durch ein "Coaching" abgeneigt. Ich kenne einen Therapeuten, der einige von diesen Exemplaren hat. Er sagt, er macht Therapie mit denen, aber wenn er das so nennen würde, würden die nie wieder kommen... :lol: Diese Begriffskosmetik lassen sie sich gerne mal ein paar Tausend Euronen kosten. Und es gibt auch nicht wenige, die das Geld dafür ausgeben, ohne irgendwas verändern zu wollen, z.B. um sich mal eine Stunde ungestört auszuk*** oder weil ihr Umfeld - meist in Person der Ehefrau - meint, sie sollten da unbedingt mal hingehen. Ich kannte mal einen hohen Beamten, der ein Alkoholproblem hatte, von dem niemand erfahren durfte. Also ging er jedesmal, wenn er wieder einen Absturz hatte, zunächst auf eigene Kosten in eine Privatklinik zum entgiften (war zwar privat versichert, aber dann hätte er ja eine Diagnose bekommen, die aber nirgendwo auftauchen sollte, damit er seinen Job nicht gefährdet) und dann anschließend auf Drängen seiner Frau zum "Coaching", denn auch da hatte er Angst, dass jemand erfahren könnte, dass er eine Therapie macht. Er hatte allerdings zu keinem Zeitpunkt die Absicht, tatsächlich mit dem Saufen aufzuhören. Und der ist damit kein Einzelfall. Aber die gehen nicht zu einer Heilpraktikerin oder der Schamanin nebenan, sondern da muss es dann schon ein Psychotherapeut sein, möglichst ein ärztlicher, am besten noch Privatdozent an einer renommierten Uni.
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spirit-cologne
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Beitrag Do., 09.05.2019, 00:04

stern hat geschrieben: Mi., 08.05.2019, 20:04
Und was blame and shame angeht... hier als blame the patient: Der Patient, der sich 60 Stunden darüber aufregt, was im Leben alles schlecht und ungerecht ist und was die Anderen alles ändern sollen und der beschriebene fordernde Narzisst, wird jetzt auch nicht der typische Psychotherapiepatient sein. Auch die NPS gilt nicht als grds. untherapierbar. Nur für den Therapeuten, der sich durch schnelle Erfolge profilieren möchte, ist das uU nichts... speziell bei der NPS wird manches auch zT Teil der Problematik sein.
Stern, was konstruierst du da wieder Gegensätze, wo keine sind. Ich habe nie geschrieben, dass Menschen ohne Veränderungsmotivation die typischen Therapiepatienten seien. Aber sie sind auch nicht so selten, wie du meinst. Über NPS habe ich mich überhaupt nicht geäußert. Menschen ohne Veränderungsmotivation können alle möglichen Diagnosen haben und es gibt auch eine ganze Reihe NPS-Patienten mit guter Veränderungsmotivation. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun. Ich finde es allerdings ausgesprochen schwierig, wenn du hier die These entwickelst, wenn Menschen keine Veränderungsmotivation hätten, läge das nur daran, dass sie noch nicht lange genug Therapie hätten oder der Therapeut nix taugt bzw. sich "durch schnelle Erfolge profilieren möchte".

Sie sind nicht in der Mehrzahl, aber es gibt diese Menschen, die in erster Linie klagen wollen, ohne was zu verändern. Das hat nichts mit der Qualität oder Geduld des Therapeuten zu tun. Und bei denen stabilisiert eine Therapie die Symptomatik, weil sich die Patienten jede Woche in der Therapie gerade soviel Entlastung verschaffen und Aufmerksamkeit und Zuwendung holen, dass sie die belastende Lebenssituation weiter aushalten können, ohne was verändern zu müssen.
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Philosophia
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Beitrag Do., 09.05.2019, 05:36

spirit-cologne hat geschrieben: Do., 09.05.2019, 00:04 Sie sind nicht in der Mehrzahl, aber es gibt diese Menschen, die in erster Linie klagen wollen, ohne was zu verändern. Das hat nichts mit der Qualität oder Geduld des Therapeuten zu tun. Und bei denen stabilisiert eine Therapie die Symptomatik, weil sich die Patienten jede Woche in der Therapie gerade soviel Entlastung verschaffen und Aufmerksamkeit und Zuwendung holen, dass sie die belastende Lebenssituation weiter aushalten können, ohne was verändern zu müssen.
[Hervorheb. Philo]
Danke, Spirit!!! Ich hatte auch immer das Gefühl, dass jegliche "Therapie" (dürften jetzt mind. 30 Jahre sein) bei meiner Mutter alles nur gefestigt hat, die Grundproblematik aber blieb - das Außen war schuld und ist schuld. Und ich hab mich immer gefragt: WARUM?! - Aber ja, wie du schreibst, sie konnte einmal die Woche jammern und hatte dann genug Kraft, um ihr Ding weiterdurchzuziehen! Sie war übrigens clever, sie hat schön so ein paar Dinge angefangen, das worauf sie Lust hatte, so Entspannungskram, aber wirklich geändert hat sie nichts - aber durch so was sah es so aus, sie würde gut mitmachen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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