Liebt mich mein Analytiker oder ist es nur Einbildung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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FirstLady
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 21:21

isabe hat geschrieben:Vielleicht (?) liegt das daran, dass das Übersetzen psychisch nicht so belastend ist wie die Arbeit eines Therapeuten?
Kommt drauf an...
(je nach Themengebiet könnte man natürlich die ganzen teilweise sehr spontanen Auslandsaufenthalte auch als "Urlaub" betrachten )

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MariJane
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 21:24

isabe hat geschrieben:Die Schweigepflicht beinhaltet auch ganz offiziell nicht das Verbot, medizinische Details zu erzählen; nur die Identität des Betroffenen fällt unter die Schweigepflicht.
Na, das hat er doch aber nicht offensichtlich gebrochen. Es ist nicht mal gesagt, dass die Freundinnen der TE bei ihm in Therapie waren. Wenn das so wäre, fände ich das auch sehr schwierig. Ich würde bei meinem Bekannten niemals in Therapie gehen, weil wir gemeinsame Freunde haben. Das wäre mir viel zu nah. Und er würde mich nie in Therapie nehmen, weil sich da was vermischen würde.

Edit: Ich hab irgendwie versehentlich gelesen, dass der Beitrag von FirstLady kam und bin deshalb noch mal drauf eingegangen. Dir, isabe, stimme ich zu.


isabe
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 21:29

Ich habe es auch nicht so verstanden, dass die Freundinnen dort in Therapie waren.

(Ich frage mich allerdings manchmal, was passiert, wenn ein Therapeut im Laufe der Zeit feststellt, dass Patient y der Freund (Kollege usw.) von Patient z ist - das kann ja nicht abgefragt werden, und selbst wenn - in einer Millionenstadt - zwei Patienten "Müller" heißen, wird er ja nicht fragen können: "Sind Sie verwandt mit Paula Müller?" Manchmal habe ich die Vermutung (na ja, mehr eine Phantasie...), dass jemand, der sehr oft bei ihm Thema ist, auch bei ihm in Behandlung sein könnte).

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Möbius
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 21:42

Ich glaube, die "Beziehung zum Therapeuten" ist "Thema Nr.1" für Patienten in der Psychotherapie, wenn man sich hier so umguckt, und die Entdeckung der Übertragung durch Freud spricht ja für sich. Es sind ganz allgemein jene inzestuösen Beziehungstypen, in denen diese Übertragungen offenbar notorisch sind, und deretwegen "der Gesetzgeber" schon seit langem ein strenges Abstienzgebot verordnet hat in dem Strafparagraphen des "Mißbrauchs von Abhängigen" (BRD - aber in Kakanien und um den Röschtigraben rum sind die Vorschriften fast deckungsgleich, soweit ich weiß).

Umgekehrt scheint es mir aber so zu sein, daß die Zuwendung, die der Patient in der Therapie erfährt, zumal zu deren Beginn, wenn sich der Therapeut mitunter sehr aktiv darum bemüht, "in eine Beziehung zum Patienten" zu treten, für den Patienten oftmals eine Erfahrung ist, die bei ihm gewisse "Verdauungsprobleme" auslöst.

Das Bedürfnis nach Zuwendung ist abstrakt gesehen ein ganz normales menschliches Grundbedürfnis - aber eines, daß in einer demokratischen Gesellschaft wohl regelmässig frustriert wird. Es besteht wohl bei den allermeisten Menschen ein "narzistisches Defizit", dessen Kompensation zum Geschäftsmodell regelrechter Industrien geworden ist. Vielleicht ist es sogar überhaupt eine der Grundlage unserer Volkswirtschaft ?

Für mich als Freudianer erhält der Mensch Zuwendung primär durch Sexualität und die Psychoanalyse Freuds fasst diesen Begriff sehr weit. Der sozialübliche "shakehands" wird ebenso dazugerechnet, wie das Nuckeln des Säuglings an der Mutterbrust bzw. deren Substituten.
Das entspricht durchaus nicht der allgemeinen Auffassung, nach welcher die Eltern-Kind-Beziehung "etwas anderes" ist, was mit Sexualität überhaupt nichts zu tun habe und ebenso wie der Handschlag oder "normale" Zärtlichkeit oder "rein menschliche" Zuneigungen. Für die allgemeine Auffassung ist Sexualität eine sehr restringierte Angelegenheit, reduziert auf das "Liebe machen" innerhalb emotional geprägter Paarbeziehungen, die sich am Leitbild der christlich-abendländischen Ehe orientierten. Die Menge an Zuwendung, die der "Kulturmensch" (Freud) aus der Sexualität gewinnen kann, ist daher von vorneherein eine relativ Geringe - rein quantitativ gesehen. Zumal in den meisten dieser Paarbeziehungen nur eine aus meiner Sicht recht sparsame Sexualität gelebt wird. "2x pro Woche" scheint schon recht viel zu sein, und wenn die Zeiten des "honeymoons" vorüber sind, sinkt diese Quote wohl oft noch weiter ab.

Die "normale" Art der Zuwendung, die der "Kulturmensch" bekommt, ist die der Sublimation von Sexualität - und die der Übertragung auf makrosoziale Instanzen. Aber sowohl Sublimation wie Übertragung funktionieren eben "nicht wirklich", hinterlassen in wohl sehr vielen Fällen eben jenes "narzistische Defizit" - für die Einzelheiten wird Bezug genommen auf Freuds "Unbehagen in der Kultur".

Ich lebe seit rund 25 Jahren "bisexuell promiskuitiv" - bin regelmässiger "Szenegänger". Rein subjektiv war und ist das eine enorme Entlastung für mich: Sexualität auf- und zudrehen zu können, wie den Wasserhahn in der Küche. Die Teilnahme an dieser "Szene" ist jedoch noch mehr - was mir erst durch meine Befassung mit der Psychoanalyse aufgegangen ist: es ist auch stets eine "narzistische Zufuhr", von anderen als sexuell attraktiv wahrgenommen zu werden, zu erleben, das andere sexuellen Kontakt zu mir suchen. Ich bin sehr exhibitionistisch - "nackt im Pornokino" - und das ist in der "Szene" ein "Erfolgsmodell". Es kommt eigentlich immer irgendjemand, wenn keiner kommt, macht es auch nix (Exhibitionismus "funzt" auch autoerotisch), und nicht selten kommen auch sehr attraktive Szeneteilnehmer aufgrund meines exhibitionistischen Verhaltens auf mich zu - obschon ich den aktuellen Körpermoden durchaus nicht entspreche. Ich fahre sozusagen auf der Standspur am Stau vorbei.

(Fortsetzung folgt)

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Möbius
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 21:43

Deswegen nehme ich inzwischen auch an, daß ich ein narzistisch relativ ausgeglichener Mensch bin - nicht nur den "schieren Sex", sondern auch die damit verbundene "narzistische Zufuhr" kann ich auf- und zudrehen, wie den Wasserhahn in der Küche.

Der nichtpromiskuitive "Normalo" kann beides nicht: sowohl für Sexualität, als auch für sonstige narzistische Zufuhr ist er auf "konstruktive Beziehungen" angewiesen, an denen es ihm wohl in gewisser Weise zu mangeln scheint.

Deswegen glaube ich, um mich wieder ans Thema heranzuwanzen, daß die Zuwendung, die "narzistische Zufuhr", die der Patient in der Psychotherapie, zumal in der psychoanalytischen Solchen erfährt, für viele Patienten ein Erlebnis mit Ausnahmecharakter ist: eben diese "narzistische Zufuhr" zu erhalten. Die inzestuösen Rahmenumstände kommen hinzu: derjenige, welche diese narzistische Zufuhr, die Zuwendung produziert, ist jemand, der "über einem" steht: Therapeut, Psychologe, Arzt, Helfer. Dem entspricht spiegelbildlich die Situation des Patienten, der als Leidender und Hilfesuchender in einer inferioren Position steht. "Einen an der Klatsche zu haben" ist sozial ein Stigma - viele ziehen sich von psychisch Kranken zurück, gehen auf Distanz. Paarbeziehungen werden abgebrochen oder "nur noch" caritativ aufrechterhalten. Die Berufstätigkeit leidet ebenso - man hat einen "Karriereknick", kommt nicht weiter, hat große Mühe, den erreichten Status zu erhalten, was auch oftmals nicht gelingt. Nicht wenige Patienten fallen ja - wie ich selbst - ins "soziale Netz".

Ich vermute von daher, daß diese Rahmenumstände sehr dazu beitragen, die "ausserordentliche" Zuwendung, die der Patient durch den Therapeuten erfährt, zu problematisieren.

Amen.

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Emily_Erdbeer
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 21:56

Liebe macht alles kaputt.
Ich bin( war) geliebte-nicht körperlich-
Besonders.
Jetzt kratze ich Scherben zusammen.Scherben eines Trümmerhaufens.
Liebe,jedweder Art ist Gift,geht sie vom Analytiker(meiner Analytikerin)aus.
Therapie kaputt.

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Maya1991
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 22:06

isabe hat geschrieben:Die Schweigepflicht beinhaltet auch ganz offiziell nicht das Verbot, medizinische Details zu erzählen; nur die Identität des Betroffenen fällt unter die Schweigepflicht.
Exakt. Und er war wirklich immer sehr vorsichtig und hat nur gaanz allgemeines erzählt. Dass er mehr oder minder engagiert war und sympathisiert hat, war vor allem für mich emotional spürbar

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Maya1991
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 22:11

NEIN- er hatte natürlich keine Freundinnen von mir in Therapie :D er fühlte sich nur angeblich immer väterlich, wenn er auf eine stand, ähnlich wie bei weiblichen Patienten.

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candle.
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Beitrag Mo., 30.01.2017, 22:22

Maya1991 hat geschrieben:NEIN- er hatte natürlich keine Freundinnen von mir in Therapie :D er fühlte sich nur angeblich immer väterlich, wenn er auf eine stand, ähnlich wie bei weiblichen Patienten.
Ich denke, dass dir dein Ex da ordentlich Bären aufgebunden hat. Naja, es war einmal...

candle
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Maya1991
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Beitrag Di., 31.01.2017, 20:15

Das denke ich nicht.. eher, dass ihm da einiges selbst unbewusst war / ist
Bewusst belogen hätte er mich nicht. Natürlich bedeutet das, dass er noch viel zu lernen hat, aber dazu ist ja noch Zeit; er ist ja noch keine 30.

Schaut mal hier, interessante Ergänzung zum Thema: Laut Freud ist es tatsächlich so, dass der Patient geheilt ist, sobald der Alytiker (!) ihn liebt. Also habe ich mich doch nicht getäuscht, aber das heißt eben auch noch lange nicht Missbrauch oder irgendeine Option auf Weiterführung im Privaten: Das ist alles real IN der Anaylse.. darüber hinaus halt nicht, jedenfalls fast immer.

https://books.google.de/books?id=ROeDwt ... al&f=false


isabe
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Beitrag Di., 31.01.2017, 20:18

Wie gesagt: "Liebe" ist nicht gleich "Liebe". Die Gefahr, dass es zu Missverständnissen mit schlimmem Ausgang kommt, ist sehr groß. Du bist nicht die Erste, die diese Texte liest (ich hab sie auch alle durch, und nicht nur ich...) und etwas in sie hineinlegt, was nicht gemeint ist.


Speechless
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Beitrag Di., 31.01.2017, 20:23

Aha, auf einmal stellst du dir nicht mal mehr die Frage, ob das Einbildung ist, sondern dein Analytiker liebt dich also.

Das kann nur katastrophal enden, wenn du dich nicht bald mal wieder versuchst, in der Realität einzufinden.


MariJane
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Beitrag Di., 31.01.2017, 20:26

Maya, wenn wir davon ausgehen, dass Freud "Recht" hat, dann musst du, bei deinem Erleben aber nicht mehr sonderlich lange in der Therapie verweilen, oder?! Sprich doch darüber mal mit dem Analytiker... Du hast keine Symptome mehr, fühlst dich vom Analytiker geliebt: Wozu das ganze dann noch?

Ich finde, du verstrickst dich immer mehr... So von außen betrachtet. Und das tut dir wahrscheinlich nicht gut. Auch von außen betrachtet.

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Solage
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Beitrag Di., 31.01.2017, 20:28

Es gibt schon auch Befürworter einer Methode, die die Liebe hervorlocken wollen um z. B. einen depressiven Patienten wieder aufleben zu lassen. Die anfüttern und verliebt machen wollen, ohne missbräuchlich zu werden.
Ich halte das aber nicht für ungefährlich.

Es verlieben sich viele Analysandinnen auch ohne Flirt und Anfüttern in ihren Therapeuten.

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Maya1991
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Beitrag Di., 31.01.2017, 20:40

Also. Ich habe inzwischen schon Antwort.. und jetzt geht es ans Durchrbeiten.. das wird sicher nicht leicht, aber womöglich auch wirklich nachhaltig heilsam.

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