Traumaverarbeitung, ein langer Prozess

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

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Maskerade
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Beitrag Mo., 27.03.2017, 19:55

Hm, ich glaube nicht, daß man jede einzelne traumatisierende Situation erinnern muß, da hätten ja die, die eine komplexe PTBS haben gar keine Chance. Das wäre ja fatal. Die dürften dann ja gar keine Traumatherapie machen, weil es angeblich nichts bringt. Sorry, aber das sehe ganz anders.

Komplett kann man die mehrfachen Traumata sicher nicht erinnern und aufarbeiten, aber ich denke, es geht um Erkenntnisse, Anerkennung und Akzeptanz dessen, was mir passiert ist, darum Gefühle teilweise neu zu definieren, posititive Erlebnisse, sich selbst anzunehmen und zu vertrauen, Vertrauen in andere Menschen und in mich selbst finden und eben einen Umgang mit dieser Vergangenheit zu finden. Dazu ist es meiner Meinung nach nicht notwendig, alles zu erinnern.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 27.03.2017, 19:58

Maskerade hat geschrieben: Mo., 27.03.2017, 19:55 aber ich denke, es geht um Erkenntnisse, Anerkennung und Akzeptanz dessen, was mir passiert ist, darum Gefühle teilweise neu zu definieren, posititive Erlebnisse, sich selbst anzunehmen und zu vertrauen, Vertrauen in andere Menschen und in mich selbst finden und eben einen Umgang mit dieser Vergangenheit zu finden. Dazu ist es meiner Meinung nach nicht notwendig, alles zu erinnern.
Naja, du hast nun mal gefragt. :-> Und jetzt schreibst du selbst, dass es wohl nicht geht. Aber die Problematiken sind auch echt unterschiedlich trotz "gleicher" Diagnose.

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Maskerade
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Beitrag Mo., 27.03.2017, 20:22

blade hat geschrieben: Mo., 27.03.2017, 19:47 was ich eigentlich sagen will
habe ich gesagt.
aber die Formulierung ist wohl daneben gegangen.

eine andere:
es gibt unzählige Fehlermöglichkeiten, endlose Probleme.
man kann versuchen die alle abzuarbeiten.
hier wurde gerade erwähnt man kenne nicht mal alle Traumata.
das vergrößert wiederum die Aufgabe, bringt einem aber dem Ziel nicht näher (zu suchen vergrößert die Aufgabe aber bringt einem nicht der Lösung näher- das stammt nicht von mir sondern von einem bekannten Denker)

Das kann ich für andere nicht beurteilen, ob es näher zum Ziel bringt oder nicht. Ich denke, da hat auch jede/r seinen ganz eigenen Weg und eigene Vorstellungen.

wirklich hilfreich wäre es ein Ziel zu definieren (braucht nicht endgültig oder gar perfekt zu sein)
und dann alle Maßnahmen daran zu messen ob sie einem diesem Ziel näher brachten oder gar davon entfernten.

Daß dieser Weg ohne Ziel nichts bringt, da bin ich mit Dir einig. Das ist ja auch immer wieder Thema in der Therapie, egal ob Stationär, oder ambulant. Nur kann das Ziel nicht von aussen auferlegt werden und dessen Erreichung braucht eben unterschiedlich viel Zeit

Die gesammelte Aussage der letzten Beiträge hier lautet: Man kann das Trauma niemals überwinden.

Auch hier kann ich Dir zustimmen, aber wenn ich nicht damit nicht auseinandersetze, dann " macht es mit mir " und kann keinen Einfluß nehmen. Das kann wohl kein Ziel sein.

Ich möchte das Leiden und die Schmerzen der vielen Trauma-geplagten hier nicht relativieren (ich selbst habe auch einiges davon erlebt, viel mehr als Sie eventuell für möglich halten. und ich möchte mich auch nicht darstellen)

Aber die Gedanken sind das Problem, oft. Gedanken die vorschlagen, daß man traumatisiert ist.
Ist man das?
Wie prüft man das?
Kann es sein, daß diese Gedanken lügen?
Ja.
Das kann sein.

Solche Fälle gibt es, keine Frage, habe ich sogar mal bei einer jungen Frau erlebt, aber ich persönlich wäre da extrem vorsichtig, in der Beurteilung, ob jemand traumatisiert ist, oder nicht.

Bei mir selbst wurde das Thema Mißbrauch von aussen nicht angetragen, wenngleich sich Therapeuten nicht wunderten. Und auch wenn ich nicht alle komplexe Traumen erinnern kann, so kann ich doch mehrere erinnern. Und von daher ist es für mich keine Frage, ob meine Geschichte stimmt oder nicht.


aber neben den unzähligen Fehlermöglichkeiten, neben all den unbekannten und trotzdem wirksamen Traumen...
was wenn es daneben und unbestritten davon ein POSITIV gäbe. Nur eines.
Ein Orientierungspunkt, den man anstreben könnte?
Dann bräuchte man nicht all die Irrwege einzeln zu falsifizieren, nein man könnte sich sofort dem Ziel zuwenden.

Ich habe immer noch nicht verstanden, warum Du mir das schreibst. Und den Gedanken, Du könntest daran Zweifeln, daß ich komplex traumatistiert wurde, kann ich nicht leugnen, aber selbst wenn das so wäre, hätte ich kein Problem damit, denn es würde nichts ändern.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 27.03.2017, 20:27

candle. hat geschrieben: Mo., 27.03.2017, 19:58
Maskerade hat geschrieben: Mo., 27.03.2017, 19:55 aber ich denke, es geht um Erkenntnisse, Anerkennung und Akzeptanz dessen, was mir passiert ist, darum Gefühle teilweise neu zu definieren, posititive Erlebnisse, sich selbst anzunehmen und zu vertrauen, Vertrauen in andere Menschen und in mich selbst finden und eben einen Umgang mit dieser Vergangenheit zu finden. Dazu ist es meiner Meinung nach nicht notwendig, alles zu erinnern.
Naja, du hast nun mal gefragt. :-> Und jetzt schreibst du selbst, dass es wohl nicht geht. Aber die Problematiken sind auch echt unterschiedlich trotz "gleicher" Diagnose.

candle
Daß die Problematiken bei gleicher Diagnose sehr unterschiedlich sind , das stimmt so nicht ganz, es gibt die Diagnose PTBS und die Diagnose komplexe PTBS. Insofern wird hier schon ein Unterschied aufgezeigt. Es gibt Unterschiede und es gibt gemeinsame Themen und Problematiken.

Ich hatte nie eine andere Meinung, was die Aufarbeitung angeht. Daß komplexe Traumata nie ganz aufgearbeitet werden können und daß man sich da nicht an alles erinnern kann, versteht sich von selbst. Aber deswegen kann man doch trotzdem von einer Traumatherpie profitieren.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 27.03.2017, 20:44

Maskerade hat geschrieben: Mo., 27.03.2017, 20:27 Aber deswegen kann man doch trotzdem von einer Traumatherpie profitieren.
Das stellt doch hier keiner in Frage?! Dennoch kann ich blade da schon beipflichten, dass ein Ziel notwendig ist um irgendwie sagen zu können, dass man etwas verarbeitet hat.

Und ich schreibe ja nicht vom Erbsen zählen; ich habe ja selber eine Traumatherapie gemacht.

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Maskerade
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Beitrag Mo., 27.03.2017, 20:55

Ok, aber, daß man Ziele braucht, habe ich doch gar nicht in Abrede gestellt. Davon bin ich absolut überzeugt.
Liebe Grüße, Maskerade

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Beitrag Mo., 27.03.2017, 20:58

Maskerade hat geschrieben: Mo., 27.03.2017, 20:55 Ok, aber, daß man Ziele braucht, habe ich doch gar nicht in Abrede gestellt. Davon bin ich absolut überzeugt.
Dann ist hier wohl alles gesagt?

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Hoeselboesel
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Beitrag Mo., 27.03.2017, 21:15

Nun ich glaube es ist nicht nur das Trauma sondern auch das man im Umgang mit anderen einfach Defizite oder komische Gefühle und Verhaltensweisen an den Tag legt.Mit sich allein kommt man recht gut zurecht,was einem nicht gut tut lässt man bleiben dies ist mit einem Gegenüber nicht immer praktikabel ( auch der Therapeut ) in dieser Welt ist es nicht gedacht jemanden auch allein sein zu lassen.mitunter wird man gleich vorwurfsvoll überrannt man sei so unnahbar....
Ja sicher doch das mit gutem Grund und warum kann man es nicht so lassen wenn es doch jeder schon spürt.....
Das Gefühl auf dem falschen planeten zu leben auch das da nicht alle die gleichen Erfahrungen haben .....
Für den Fall das jemand einen Grund zum weinen braucht mit Triggerwarnung....
Am 12.04.2017 20:15 ARD der Film Freistaat
Ist vl.blöd schau ihn immer wieder und mich haut es immer wieder um....
Aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man immer noch was schönes bauen.

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Beitrag Mo., 27.03.2017, 21:20

Es ist auch sehr schwer all die Gefühle zu benennen weil einen dafür einfach die richtigen Worte fehlen um es einem anderen begreiflich zu machen was an dem Gefühl das quälende ist.
Aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man immer noch was schönes bauen.

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Beitrag Mo., 27.03.2017, 21:26

Hoeselboesel hat geschrieben: Mo., 27.03.2017, 21:15 Mit sich allein kommt man recht gut zurecht,was einem nicht gut tut lässt man bleiben dies ist mit einem Gegenüber nicht immer praktikabel ( auch der Therapeut ) in dieser Welt ist es nicht gedacht jemanden auch allein sein zu lassen.mitunter wird man gleich vorwurfsvoll überrannt man sei so unnahbar....
Ja sicher doch das mit gutem Grund und warum kann man es nicht so lassen wenn es doch jeder schon spürt.....
Und wozu machst du dann Therapie, wenn es dir mit dir selbst gut geht? Für mich wäre es ein Traum sowas mal zu erleben. :neutral:

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Hoeselboesel
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Beitrag Di., 28.03.2017, 00:12

Und wozu machst du dann Therapie, wenn es dir mit dir selbst gut geht? Für mich wäre es ein Traum sowas mal zu erleben.

candle -- Quelle: viewtopic.php?p=926498#p926498

DU WEISST NICHT WAS DU DIR DA ERTRÄUMST....
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Beitrag Di., 28.03.2017, 00:18

Mit deiner Antwort kann ich nun nichts anfangen.

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Beitrag Di., 28.03.2017, 07:53

Ok ich versuch mal in der Kürze. ....
In jedem Kontakt mit einem Anderen ist die Gefahr
Sich zu erinnern... Der Geruch die Stimmfarbe Statur und aussehen manchmal reicht ein einzelnes Wort um in den Erinnerungen zu versinken..... Wenn ich es rechtzeitig bemerke kann ich das umgehen wenn ich zu spät bin erlebst du alles wieder und findest nicht die Lösung was ich hätte mal anders machen können...Ergo mit mir allein hab ich weniger Auslöser , aber das ist nicht möglich.....
Da klingelt das Telefon oder an der Haustür oder du musst mal was einkaufen oder überhaupt die Wohnung verlassen oder oder .....
Warum mach ich Therapie um die Angst vor Auslösern in den Griff zu bekommen und nicht die nächsten Jahre Gefangene meiner eigenen Wohnung zu sein....Z z. Bin ich berufsunfähig und wenn das nicht irgendwann etwas besser wird sicher auch "menschenunfähig".
Viele nennen sich überlebende , aber das ist kein Leben
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Beitrag Di., 28.03.2017, 12:31

Hoeselboesel hat geschrieben: Di., 28.03.2017, 07:53 In jedem Kontakt mit einem Anderen ist die Gefahr
Sich zu erinnern... Der Geruch die Stimmfarbe Statur und aussehen manchmal reicht ein einzelnes Wort um in den Erinnerungen zu versinken..... Wenn ich es rechtzeitig bemerke kann ich das umgehen wenn ich zu spät bin erlebst du alles
:trost: Da haben wir ja absolut was gemein, nur das bei mir dazu kommt, dass ich mich Zuhause auch nicht wohlfühle wegen diverser Trigger. :neutral:

Viele nennen sich überlebende , aber das ist kein Leben
Da hast du recht! Ich kann den Begriff auch nicht leiden.

LG candle
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blade
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Beitrag Di., 28.03.2017, 20:10

Hallo Maskerade

Nein ich zweifle nicht daran, daß Ihnen viel angetan wurde.
Komplex traumatisiert. Sicher sogar. Das ist hier auf dieser Welt leider Programm, wenn jemand Potential hat.

Vielleicht darf ich einen Vergleich bemühen?

Bisswunden zB. Von Hunden oder so. Chaotischer, infizierter und schlechter geht es auf somatischer Ebene fast nicht.
Trotzdem heilen diese Wunden (okay manchmal heilen sie nicht und die Opfer sterben, meist an Infektionen und Blutvergiftung, im Jargon Sepsis genannt - aber meist heilen sie doch)

Wie geht das?

Meine Meinung: Es muss eine Art "Erinnerung" geben an das was wieder erreicht werden will und auch kann.

Oder soll man von einer Zelle verlangen, daß sie aus sich selbst heraus entscheidet wie sie sich differenzieren will, welbst wenn sie eine pluripotente (nicht omnipotente Stammzelle) ist, wohin sie wachsen will und wohin nicht???


Im Kontext: Geistig sind Gedanken oft die Hindernisse, weil sie das Trauma ständig wiederholen und damit die Wunde immer wieder aufreissen, statt sie in Ruhe heilen zu lassen.
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