Wie viel arbeiten Psychotherapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lamedia
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 20:50

Grammatisch-logisch stimmt es auch nicht. Entweder man nimmt Gegenübertragungen bei sich selbst wahr (in Abhängigkeit von der Übertragung der Patienten) - oder direkt die Übertragungen der Patienten auf sich selbst als Therapeuten.
Aber nicht die "Gegenübertragungen meiner Patienten". Es sei denn damit wäre gemeint: Die Reaktionen/Gefühle der Patienten auf die Übertragung des Therapeuten auf die Patienten (Gibt es natürlich auch.) Aber ob neurologischer Schwindel oder zwanghaftes Zählen eine Patienten-Gegenübertragung, also eine Reaktion auf Lockenkopfs Übertragung ist? Und was überträgt Lockenkopf dann?

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 20:55

werve hat geschrieben:
Lockenkopf hat geschrieben: es sind meist neurologische Patienten deren Gegenübertragungen ich war nehme.
Wer keine Gegenübertragungen war nimmt.....
(OT:) Hat die falsche Orthographie irgendeine (gegen)übertragungstechnische Bedeutung?
Nein, ich beherrsche die Rechtschreibung nicht, wie man erkenne kann.
Liebe Grüße
Lockenkopf


mio
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 20:58

lamedia hat geschrieben:Grammatisch-logisch stimmt es auch nicht. Entweder man nimmt Gegenübertragungen bei sich selbst wahr (in Abhängigkeit von der Übertragung der Patienten) - oder direkt die Übertragungen der Patienten auf sich selbst als Therapeuten.
Aber nicht die "Gegenübertragungen meiner Patienten". Es sei denn damit wäre gemeint: Die Reaktionen/Gefühle der Patienten auf die Übertragung des Therapeuten auf die Patienten (Gibt es natürlich auch.) Aber ob neurologischer Schwindel oder zwanghaftes Zählen eine Patienten-Gegenübertragung, also eine Reaktion auf Lockenkopfs Übertragung ist? Und was überträgt Lockenkopf dann?
Ouch...das ist doch alles ein einziges Wechselspiel. Und solange man da selbst nicht sauber getrennt ist kann sowas schon mal passieren.

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:00

mio hat geschrieben:
Lockenkopf hat geschrieben:Ich nehme Gegenübertragungen meiner neurologischen Pat. war, welche relevant für die Therapie sind, also ihr befinden. Konkret sind das Schwindel, Depersonalisation, selten auch Gedanken wie zählen. Und wenn Du jetzt glaubst, das das meine eigenen Empfindungen sind. Ich spreche meine neurologischen Pat. darauf an und sie bestätigen das Symptom. Der Pat. welcher im Kopf gezählt hat, hat dies von sich aus berichtet. Ich hatte sein zählen ganz leise in meinem Kopf gehört.
Ok, das ist soweit nachvollzieh- und auch vorstellbar für mich. Ich würde es nur nicht "Gegenübertragungen" nennen, da ich nicht das Gefühl habe, dass da was "klassisch" übertragen wird sondern einfach nur was sehr sensitiv wahrgenommen wird von Dir. Eine Gegenübertragung ist für mich eine vom anderen ausgelöste Reaktion in meinem eigenen Inneren, die eigentlich nix mit mir zu tun hat bzw. nicht aus mir kommt, geht also für meine Begriffe über die reine sensitive Wahrnehmung des Befindlichkeitszustandes eines anderen Menschen hinaus. Das was Du beschreibst würde ich als "sehr gute und feine Wahrnehmung" beschreiben.
Du beschreibst genau das was ich in der Therapie wahrneme. Mir ist schwindelig. Das wundert mich, da mir kein Grund dafür einfallen will. Dann vermute ich; vielleicht ist ja meinem Pat. schwindelig. Ich frage nach und der Pat. bestätig mir seinen Schwindel.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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mio
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:03

Lockenkopf hat geschrieben:
mio hat geschrieben:
Ok, das ist soweit nachvollzieh- und auch vorstellbar für mich. Ich würde es nur nicht "Gegenübertragungen" nennen, da ich nicht das Gefühl habe, dass da was "klassisch" übertragen wird sondern einfach nur was sehr sensitiv wahrgenommen wird von Dir. Eine Gegenübertragung ist für mich eine vom anderen ausgelöste Reaktion in meinem eigenen Inneren, die eigentlich nix mit mir zu tun hat bzw. nicht aus mir kommt, geht also für meine Begriffe über die reine sensitive Wahrnehmung des Befindlichkeitszustandes eines anderen Menschen hinaus. Das was Du beschreibst würde ich als "sehr gute und feine Wahrnehmung" beschreiben.
Du beschreibst genau das was ich in der Therapie wahrneme. Mir ist schwindelig. Das wundert mich, da mir kein Grund dafür einfallen will. Dann vermute ich; vielleicht ist ja meinem Pat. schwindelig. Ich frage nach und der Pat. bestätig mir seinen Schwindel.
Das ist aber keine "Gegenübertragung" sondern einfach nur Wahrnehmung. Du fühlst Dich extremer in Deine Patienten ein als gut für DICH ist. Mit Deinen Patienten hat das gar nix zu tun, den die machen Dich nicht so "fühlen".

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:08

Ich kann mich extrem einfühlen, das ist ein bewusster Prozess.

Eine Gegenübertragung geschieht einfach so, ohne mein wollen. Gegenübertragungen sind nicht steuerbar, nicht abrufbar.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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lamedia
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:09

Das könnte man schon als "konkordante Gegenübertragung" deuten, aber da wir da nicht im psychoanalytischen oder psychotherapeutischen Setting sind, ist dieser Begriff hier eher Verwirrung stiftend, vor allem, weil im psychotherapeutischen Sinn Übertragung und Gegenübertragung eher die Re-Inszenierung von früheren Beziehungserfahrungen in der aktuellen Beziehung meint.

Man könnte diese Sensibilität der Physiotherapeutin für innere Vorgänge im Patienten-Gegenüber auch auf eine ausgeprägte Empathie zurückführen, für die neurologisch "Spiegel-Neuronen" verantwortlich gemacht werden.


isabe
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:10

Um die Gegenübertragung von eigenen Gefühlen unterscheiden zu können, braucht es eine lange und fundierte Ausbildung, und ich bezweifle, dass dies Teil der Ausbildung zum Physiotherapeuten ist. Zwar haben viele Menschen gelegentlich starke Gegenübertragungsgefühle, aber damit professionell so umzugehen, dass man das analysieren kann und das Gegenüber davon profitiert, gehört sicher nicht zum Lehrplan innerhalb weniger Stunden eines Kurses. Also, wenn ihr da "Psychiatrie" gelernt habt (wofür Ärzte mehrere Jahre brauchen), dann werdet ihr in sehr wenigen Stunden mal die Gegenübertragung gestreift haben.

Zudem müsste man dafür eine aufwendige Selbsterfahrung (-analyse) absolviert haben, die einem dabei hilft, das Eigene vom Fremden sicher zu unterscheiden (auch dafür brauchen Fachleute mehrere Jahre).

Schließlich käme es dann darauf an, diese Gefühle zu nutzen, was aber nur dann sinnvoll ist, wenn es um die Diagnostik geht: Der Therapeut nimmt ein noch nicht erkennbares Gefühl im Patienten bei sich selbst wahr, was ihm dabei hilft, die Störung des Patienten besser zu verstehen. Ein Physiotherapeut muss nicht fühlen, ob dem Patienten schwindelig ist, denn er bekommt die fertige Diagnose ("Schwindel aufgrund von Krankheit xy") bereits vom Arzt, dem einzigen Menschen, der eine fundierte medizinische Diagnose stellen darf.

Dass ein Physiotherapeut im Patienten bestimmte Phänomene wahrnimmt, ist sicher eine Voraussetzung, die ihn vom Gas-Wasser-Installateur unterscheidet, aber das ist in allen Berufen so, in denen Menschen miteinander arbeiten.


mio
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:14

Lockenkopf hat geschrieben:Ich kann mich extrem einfühlen, das ist ein bewusster Prozess.

Eine Gegenübertragung geschieht einfach so, ohne mein wollen. Gegenübertragungen sind nicht steuerbar, nicht abrufbar.
Für meine Begriffe neigst Du schlicht zur Selbstüberschätzung.

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:25

Der Analytiker nimmt Gegenübertragungen war welche für sein Therapie relevante Informationen enthalten.
Ich als Physiotherapeut nehme ebenfalls Gegenübertagungen war, welche therapierelevante Informationen enthalten.
Die Art der Informationen ist nicht die gleiche, weil die Themen und Methoden nicht die gleichen sind.


Mit Sicherheit nimmt nicht jeder Physiotherapeut diese Gegenübertragungen war. Es scheint sehr unterschiedlich zu sein.

Was jedem Lymphtherapeuten bekannt ist, ist die (Gegen-) übertragung der Entspannung in der Lymphdrainage. Sowohl Pat. wie auch Th. können kaum noch die Augen offenhalten, sind kurz vorm einschlafen.

Es gibt Physios welche vermehrt die Schmerzen ihrer Pat. als eigene verspüren.
Kommt bei mir auch vor, wenn auch selten. Ich spüre vorwiegend Symptome neurologischer Pat.

Und es ist verdammt wichtig diese Symptome therapeutisch zu beachten. Denn ein Pat. mit Schwindel droht zu fallen.
Schmerzen sagen was über den Ort und die Art des Problems aus. Sehr wichtige Infos also.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Fr., 03.06.2016, 22:24, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf


mio
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:27

Ich könnte gerade ein wenig kichern. Bis vor kurzem waren Dir diese Zusammenhänge nämlich noch tutti unbekannt und Du hast sie sogar negiert.

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 21:58

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Liebe Grüße
Lockenkopf


isabe
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 22:08

Um vielleicht noch mal die Kurve zum Thema zu bekommen: Es ist ja nicht verkehrt, seine eigene Menschenkenntnis und Intuition einzubringen, egal in welchem Beruf. Hier muss aber unterschieden werden zu Berufen, in denen die Gegenübertragung ein zentrales Instrument desjenigen ist, der diesen Beruf ausübt. Entsprechend anstrengend und belastend ist die Arbeit, und das lässt sich nun mal leider nicht mit der Arbeit eines Physiotherapeuten vergleichen, die wie viele Berufe auch gerne mal anstrengend ist, aber eben nicht in Bezug auf die Arbeit mit der Seele.

Hier ging es ja ursprünglich mal um die Frage, wie man als Psychotherapeut mit so vielen Patienten am Tag arbeiten kann, wenn man ihnen dabei in jeder Stunde ein Stück weit seine eigene Seele öffnen muss und in sich selbst analysieren muss. Das, was sich in einer 50minütigen Therapiestunde abspielt, ist schon von der Qualität her etwas anderes als das, was sich bei der Physiotherapie abspielt.


mio
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 22:16

Danke.

Ich bin der Meinung dass das anstrengend ist, aber eben zur "Arbeit" dazugehört. In anderen Jobs gehört das eben auf andere Art und Weise dazu. Und das es vor allem hilfreich ist, das für sich selbst gut reflektiert zu bekommen, also: Was geht und ist noch gut? Und was nicht?

Dieses fast schon "pathologiesche" Einfühlen in andere halte ich für Gift. In jeder Hinsicht. Sowohl für einen selbst als auch für das Gegenüber. Von daher finde ich dass eine gute Selbstorganisation (und auch klar getrennte Reflexion) das A und O ist. Sowohl im Psychotherapeutischen Setting als auch im 0815 Leben.


isabe
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Beitrag Fr., 03.06.2016, 22:17

Lockenkopf:
Mich erinnert diese Diskussion an den Vergleich zwischen einem Malermeister und einem Kunstmaler.

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