Supervision für Klienten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 26.02.2016, 22:42

Solage hat geschrieben:Ich weiß bis heute nicht, ob ich wirklich in meinen Ex-Therapeuten verliebt war, aber ich weiß, dass er wollte, dass ich in ihn verliebt sein sollte. Naja, dann habe ich ihn eben versorgt, umsorgt, so wie er es eben wollte. Es ging immer nur um ihn. Hat er doch auch gesagt, dass das mit mir so besonders sei. Pfhhh...und? Und ich?
Ich mochte den eigentlich gar nicht wirklich! War mehr in einer Abhängigkeit gefangen, die ein altes Muster bediente und wiederbelebt hatte. Dem habe ich mich untergeordnet in der irrigen Hoffnung, dass da was heil gemacht wird. So eine Ursehnsucht. Als die Grenzen überschritten wurden war mir klar, dass es auch diesmal daneben ging. Es wird nicht mehr heil, was gefehlt hat. Ohne diese Therapie hätte ich sogar gar nicht gewusst, "dass und was mir gefehlt hat." Oder wurde mir das nur eingeredet? Tja!
Das "alte Leben" war für mich schöner.
Mein Therapeut wollte sicherlich nie, das ich mich in ihn verliebe.

Aber abhängig von ihm war ich in der ersten Psychotherapie auch. Und auch ich habe ihn versorgt, wörtlich mit allen möglichen z.B. Lebensmittelgeschenken. Es war ein bei ihm vermutetes Bedürfnisses, das ich erfüllte, in der Hoffnung, das er dann auch meine Bedürfnisse erfüllt. Das Bedürfnisse gesehen und erkannt zu werden.

Funktionierte natürlich nicht. Psychotherapie ist dazu da, die Bedürfnisse aufzudecken und zu spüren, um darüber zu sprechen (was mich aber nicht interessiert) aber nicht zu erfüllen.
Es hat mich rund 9 Monate extrem leidvoller Lebenszeit gekostet, mich aus der Therapie zu befreien, und ich habe 4 weitere Jahre täglich an dieses Leid denken müssen, bis ich es beim selben Therapeuten aufarbeiten konnte.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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nexalotte
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Beitrag Mi., 18.12.2019, 22:01

Mich würde interessieren ob es so etwas wie Supervision in einer laufenden Therapie auch für Klienten gibt? Hat jemand damit erfahrungen?


kaja
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Beitrag Mi., 18.12.2019, 22:36

Das kommt evtl. darauf an was du unter Supervision für Klienten verstehst.

Ich habe mal wegen einem Problem mit dem Therapeuten einen unbeteiligten Therapeuten aufgesucht. Das wären zwei sehr hilfreiche Termine.

Zahlen musste ich die natürlich selbst.
After all this time ? Always.

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spirit-cologne
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Beitrag Do., 19.12.2019, 01:34

Nee, Supervision im eigentlichen Sinne gibt es nicht für Klienten. Supervision ist ja eine kritische Reflexion des eigenen beruflichen Verhaltens mit einem besonders erfahrenen Kollegen. Das geht natürlich nur für denjenigen, der seinen Beruf ausübt, also den Therapeuten. Nur der muss ja auch eine fachlich qualitative Leistung in der Therapie erbringen, du als Klientin nicht, deshalb musst du dich auch nicht selbst kritisch reflektieren, dafür ist ja eigentlich dein Therapeut da, dir zu sagen, wenn er meint, irgendwas an deinem Verhalten sei ungünstig für den Therapieverlauf, dafür ist er ja derjenige mit der beruflichen Erfahrung. Du kannst deinerseits nicht feststellen, ob er alles richtig macht, deshalb sollte er das gelegentlich in der Supervision mit einem fachkundigen Kollegen überprüfen, am besten regelmäßig, spätestens aber dann, wenn ihr in der Therapie nicht richtig voran kommt.

Wenn du der Meinung bist, irgendwas läuft nicht so gut in der Therapie, kannst du dir natürlich eine 2. Fachmeinung einholen, aber das würde man dann nicht Supervision nennen.
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Candykills
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Beitrag Do., 19.12.2019, 19:12

Nein, sowas gibt es nicht.
Hast du denn Konflikte in der Therapie, die ihr nicht gemeinsam bearbeiten könnt und du gezwungen bist eine zweite Meinung einzuholen?
Normal ist es so, dass ein Therapeut in Supervision geht, um die Qualität der Therapie zu sichern. Wenn ein Therapeut dem sorgfältig nachgeht, ist es eigentlich nicht nötig sich eine zweite Meinung einzuholen. Wer sollte das auch zahlen!? Stell dir vor, jeder Patient, ginge auch noch zu einem Zweittherapeuten....
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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lisbeth
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Beitrag Do., 19.12.2019, 19:19

Warum willst du das wissen? Gibt es Probleme in deiner Therapie?

Ist halt nicht so ganz einfach, dazu was zu sagen, wenn du überhaupt nicht sagst, worum es für dich geht.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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tipsy
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Beitrag So., 22.12.2019, 11:17

spirit-cologne hat geschrieben: Do., 19.12.2019, 01:34 Supervision ist ja eine kritische Reflexion des eigenen beruflichen Verhaltens mit einem besonders erfahrenen Kollegen.
Glaubt ihr wirklich, in einer Supervision klopft der eine Therapeut seinem Kollegen auf die Finger? Und wenn beide Kollegen erfahren sind?

Wenn Lehrer zusammen fachlich über ihre schwierigen Schüler reden, da gehts auch nich darum dass sie sich gegenseitig qualitativ verbessern.

Ich denk, in ner Supervision wird der eine Therapeut gestärkt, weil er sich mit dem Patienten schlecht fühlt und nicht damit er seine Arbeit besser macht.

Mediation für Patienten wäre super!!! Also vielleicht eher durch einen Coach oder ausgebildeten Mediator. Weil welcher Therapeut fällt schon seinen Kollegen in den Rücken, selbst bei einer Zweitmeinung?

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 22.12.2019, 11:30

tipsy hat geschrieben: So., 22.12.2019, 11:17 Wenn Lehrer zusammen fachlich über ihre schwierigen Schüler reden, da gehts auch nich darum dass sie sich gegenseitig qualitativ verbessern.
Ich finde sehr wohl, dass es genau darum geht.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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tipsy
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Beitrag So., 22.12.2019, 11:41

Anna-Luisa hat geschrieben: So., 22.12.2019, 11:30 Ich finde sehr wohl, dass es genau darum geht.
Theoretisch schon. Faktisch werden sie sich gegenseitig aufbauen und da wird nicht immer der Schüler (oder Patient) davon profitieren. Therapeuten sind auch nur Menschen und brauchen ab und zu einen Buhmann
Zuletzt geändert von tipsy am So., 22.12.2019, 11:44, insgesamt 1-mal geändert.

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 22.12.2019, 11:43

tipsy hat geschrieben: So., 22.12.2019, 11:41 Faktisch werden sie sich gegenseitig aufbauen
Das halte ich für wünschenswert.
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tipsy
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Beitrag So., 22.12.2019, 11:45

Und wenn der Patient noch gestörter interpretiert wird, obwohl der Therapeut seine blinden Flecken hat?

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 22.12.2019, 11:48

tipsy hat geschrieben: So., 22.12.2019, 11:45 Und wenn der Patient noch gestörter interpretiert wird, obwohl der Therapeut seine blinden Flecken hat?
Ging das an mich? Ich äußerte mich zu deinem Beispiel mit den Lehrern.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 22.12.2019, 13:19

Tipsy, sorry, aber das ist Quatsch, was du da schreibst. Natürlich "kotzen" sich Therapeuten auch manchmal über ihre Patienten bei andern aus, wie jeder Mensch das manchmal macht, wenn ihn irgendetwas nervt auf der Arbeit und das ist auch gut für die Psychohygiene in einem solchen Job, aber wenn ein Therapeut das tun will, dann kann er das in einem privaten Gespräch mit Kollegen tun, hört sich im Gegenzug ein paar Klagen des Kollegen an und gut ist's. Dafür wird der Therapeut wohl kaum 100 € aus eigener Tasche bei einem besonders dafür ausgebildeten und qualifizierten Supervisor ausgeben. Das Geld wird er nur ausgeben, wenn er sich dort wirklich Hilfe zum Weiterkommen erhofft. Das ist nämlich keine Pflicht, er muss sich nicht supervidieren lassen. Es gibt natürlich Therapeuten, die sich selbst und ihr fachliches Vorgehen nicht in Frage stellen wollen, aber die geben nicht das Geld für einen Supervisor aus. Leider gibt es viel zu viele Therapeuten, die keine oder nur sehr wenig Supervision nutzen.

Im Gegensatz z.B. zu Lehrern oder Ärzten, gehört die Persönlichkeitsbildung, vor allem die Selbsterfahrung und Förderung der Reflexionsfähigkeit, in nicht geringem Umfang verpflichtend zur Ausbildung von Psychotherapeuten (sofern sie nicht schon bei Einführung des Psychotherapeutengesetzes praktiziert haben). In so einer Ausbildung muss man sich von Anfang an auch persönlich in Frage stellen lassen. Wer das nicht will, macht so eine Ausbildung erst gar nicht. Ich selbst habe in meinem Bekanntenkreis eine Psychologin, die genau aus diesen Gründen, weil ihr das auf der persönlichen Ebene mit der Selbsterfahrung zu heftig war, eine Therapeutenausbildung abgebrochen hat und heute als Coach arbeitet.

Mag ja sein, dass es Therapeuten gibt, die sich im Laufe der Jahre zu "sicher" fühlen, zu festgefahren werden und sich selbst nicht mehr so in Frage stellen, wenn was in der Therapie nicht klappt, aber die gehen dann halt nicht zur Supervision. Ein Großteil der Therapeuten aber schätzt gerade auch die persönliche Herausforderung in diesem Beruf und ist ernsthaft interessiert, sich ständig weiter zu entwickeln. Ich find`s deshalb nicht o.k. so verallgemeinernd zu schreiben, Therapeuten wollten in Supervisionen nur Patientenbashing betreiben. Zumal ich nicht glaube, dass du das irgendwie belegen kannst, du bist wohl kaum bei mehreren Supervisionen dabei gewesen. Ich habe eher den Eindruck, da nutzt du gerade diesen Thread, um persönlichen Frust abzulassen und Therapeutenbashing zu betreiben.
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tipsy
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Beitrag So., 22.12.2019, 13:28

spirit-cologne hat geschrieben: So., 22.12.2019, 13:19 Im Gegensatz z.B. zu Lehrern oder Ärzten, gehört die Persönlichkeitsbildung, vor allem die Selbsterfahrung und Förderung der Reflexionsfähigkeit, in nicht geringem Umfang verpflichtend zur Ausbildung von Psychotherapeuten
Verhaltenstherapeuten besuchen eine Selbsterfahrungsgruppe mit geringer Stundenanzahl. Wie intensiv da die eigenen Nabelschau vor den zukünftigen Kollegen ist bezweifel ich.

Ich meine nicht, dass sich Therapeuten übelst gehen lassen und offensichtlich herziehen. Aber in der Supervision werden sie ihre Rolle einhalten und nicht eigene Probleme dort besprechen. Es können sich aber auch die Probleme der Therapeuten in die Beziehung mischen. Welcher Supervisor kann das erkennen?
spirit-cologne hat geschrieben: So., 22.12.2019, 13:19 Im Gegensatz z.B. zu Lehrern oder Ärzten
Supervision ist bei Lehrern auch nicht selten und bei Ärzten heißt das Balintgruppe.
Wenn sich mal so ein ganzes Schulkollegium in Eigenregie "supervidiert" hat der Schüler an dieser Schule nichts mehr zu lachen.

@Spirit cologne
warst du schon mal bei einer Supervision dabei? Und war es so professionell wie es gedacht ist?
Zuletzt geändert von tipsy am So., 22.12.2019, 13:36, insgesamt 1-mal geändert.

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tipsy
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Beitrag So., 22.12.2019, 13:32

Edit: zusammengelegt
Zuletzt geändert von tipsy am So., 22.12.2019, 14:02, insgesamt 1-mal geändert.

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