Stillstand in Psychotherapie

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 03.09.2015, 10:29

Betti hat geschrieben:Weil ich es nicht geschafft habe, dies zu thematisieren. :( Somit verschrieb sie mir per Telefon NOCH ein Medikamtent dazu und ich hab mir nur das Rezept abgeholt. i

Also du sollst nicht nur das nehmen, was Nebenwirkungen macht, aber keine antidepressive Wirkung hat, sondern noch ein zweites dazu. Und das auf Telefon-Schnellberatung.

Das ist völlig unseriös. An dem Punkt würde ich vorschlagen, dir einen anderen Psychiater zu suchen, regulärer Termin oder nicht.




Dass es ansonsten gut läuft ist ja schon mal eine Erleichterung.

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Gelli
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 06:07

@Müchnerkindl

Ob diese Psychaterin professionell ist oder nicht das können wir nicht einfach von aussen so beurteilen.
Du schreibst es ist nicht seriös am Telefon ein zweites Präperat zu bekommen wobei ich da festhalten möchte woher willst du da wissen das es nicht vieleicht etwas ist was Betti helfen kann?Immerhin kennt sie ja die Betti und wird wohl wissen was sie da aufschreibt.
Ausserdem Betti hätte sagen können ich nehme das so nicht an,ich möchte das bei meinem nächsten Termiin sagen was mit den Nebenwirkungen des vorherigen Präperat ist.
Es ist ein Teil eigene Verantwortung was man in Bezug auf Medis nimmt oder nicht nimmt.Wenn die Psychaterin Betti einfach so Beruhigungsmittel aufgeschrieben hätte,bezweifle ich sogar das Betti sich dagegen gesträubt hätte,sie hätte wahrscheinlich die Psychaterin nicht mal gefragt warum denn plötzlich Beruhigungsmittel.
Hin oder her,es geht letztendlich einfach darum für sich Verantwortung zu haben,auch nachzufragen was ist das für ein Medi,was bewirkt das,und nicht einfach sich aufschreiben lassen und ich nehm das ein ohne wirklich zu wissen wofür es gut sein soll.
Gerne ist man ja geneigt den Ärzten alles an Verantwortung zu geben und Ihnen unseriösität vorzuwerfen,dabei sollte man immer wissen es gibt Patient und Arzt,Arzt und Patient,also zwei Parteien und hier in diesem Fall vertraut der Arzt aber auch darauf das Betti Verantwortung übernimmt und fragt was das soll mit den Medis und das diese per Telefonat so aufgeschrieben werden.Und letztendlich ist Betti ja nicht gezwungen diese Pillen abzuholen sondern es bis zum regulären Termin zu belassen.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 09:18

Gelli hat geschrieben:@Müchnerkindl

Ob diese Psychaterin professionell ist oder nicht das können wir nicht einfach von aussen so beurteilen.
Du schreibst es ist nicht seriös am Telefon ein zweites Präperat zu bekommen wobei ich da festhalten möchte woher willst du da wissen das es nicht vieleicht etwas ist was Betti helfen kann?Immerhin kennt sie ja die Betti und wird wohl wissen was sie da aufschreibt..

Und was ist mit dem Medikament das sie nimmt obwohl es keine Wirkung hat und unschöne Nebenwirkungen macht. Von Absetzen war da nix. Und nun soll sie ein zweites nehmen, wo sich auch wieder die Frage stellt, welche Nebenwirkungen hat das dann. Soll das dann die Nebenwirkung von dem ersten bekämpfen?

Spätestens wenn ein Medikament nicht wirkt und unschöne Nebenwirkungen macht ist es wirklich nötig genau abzuklären, welche Effekte das hatte, bevor man etwas neues probiert. Und ich behaupte mal, dass das schnellschnell am Telefon so nicht geht. Weil ich gehe jetzt mal nicht davon aus, dass die da eine Viertelstunde über alles geredet haben was derzeit relevant ist.

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Betti
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Beitrag Do., 10.09.2015, 22:56

Es war besser. Es war die letzten Tage besser, die letzte Woche besser. Meine Stimmung war besser, die Therapien waren minimal besser. Und heute ist wieder alles wie immer. In mir tobt alles, ich bin so voller Wut und Hass. Und nach außen spiele ich wieder mal die gut gelaunte Betti. Ich bin schon wieder mal nur am essen, essen und essen und gleichzeitig mache ich mir den Druck mit dem Abnehmen. Wie passt das alles zusammen?

In der Therapie schweige ich vor mich dahin. Heute war wieder das "nicht in Kontakt kommen" großes Thema. Ich kann sie nicht mal anblicken. Und trotzdem sagt mir irgendwas, dass ich bei ihr gut aufgehoben bin. Sie fragt mich so oft, was ich denn brauchen würde. Was MIR denn gut tun würde. Ich finde einfach keine Antwort darauf. Ich wurde (damals) nie gefragt, was ich brauche oder was ich will. Wie kann man da plötzlich eine Antwort darauf finden?

Ich schaffe es nicht, besser auf mich zu achten. Mich nicht selbst zu zerstören. Meinen Bedürfnissen nachzugehen. (Abgesehen von den negativen Bedürfnissen). Ich weiß nicht warum es mir die letzte Woche besser ging. Waren es doch die Medikamente? Oder die ewige Verdrängung? Oder die Umstände, dass mein Partner Urlaub hat. Oder alles zusammen? Oder die Therapie? Aber heute ist das auch alles noch so gewesen und es geht mir schon wieder nur sch....
Wann hört das endlich auf? Wie bekomme ich meine Wut in den Griff, wie die Essanfälle? Wie .....
Wie kann mir meine Thera da helfen, wenn ich sie immer "draußen stehen lasse". Wenn ich nichts annehmen kann. Mich so extrem für alles nur schäme. Ach das ist doch nur zum Verzweifeln.

Lg Betti

PS: Schön langsam überlege ich mir, ob es nicht besser wäre einen Blog zu eröffnen. Alles was ich da von mir gebe, die ganzen vielen Gedanken, wo haben die Platz? Hier, in einem Blog oder nur für mich, in meinem Tagebuch? Warum nicht in der Therapie? Es ist so vieles in mir und doch habe ich so oft das Gefühl ich bin nicht mehr in mir. Es gibt mich gar nicht. :(

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 11.09.2015, 11:08

Betti hat geschrieben: Wann hört das endlich auf? Wie bekomme ich meine Wut in den Griff, wie die Essanfälle? Wie .....
Wie kann mir meine Thera da helfen, wenn ich sie immer "draußen stehen lasse". Wenn ich nichts annehmen kann. Mich so extrem für alles nur schäme. Ach das ist doch nur zum Verzweifeln.

Vieleicht wäre DBT ja derzeit eine sinnvolle Therapieform für dich. Die ist eher verhaltenstherpeutisch orientiert, dh. du wirst nicht in eine tiefere Beziehungsebene mit dem Therapeuten genötigt, und "was du brauchst" ist auch in der Therapieform relativ klar strukturiert vorgegeben, also, Methoden um eine Reduzierung selbstschädigenden Verhaltens hinzubekommen etc. Diese schwammige "was würdest du brauchen" Frage, die dich überfordert wird also bei diesem Therapiekonzept gerade am Anfang vermieden, indem es eine klare Struktur gibt.


https://de.wikipedia.org/wiki/Dialektis ... e_Therapie

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Tupsy71
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Beitrag Fr., 11.09.2015, 14:50

Betti, bitte sei offen und ehrlich in der Therapie, das ist so wichtig. Ich hab Anfangs immer Mails mit meinen Gedanken geschrieben, da ich auch nicht reden konnte. So konnte ich es ihr mitteilen und sie sprach mich dann in der nächsten Stunde an. Ich konnte nie mit dem Reden beginnen.
Viel Kraft dir
Tupsy


montagne
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Beitrag Fr., 11.09.2015, 20:47

Hi Betti, wir kennen uns nicht. Aber dein letzter Beitrag hier hat mich berührt. Halt auch, weil ich das, was du schreibst so gut kenne. ich fühle es mit jeder Faser meines Körpers. Inszwischen ist es bei mir schon viel besser geworden, mit dem Reden und Kontakt in der Therapie, aber wohl im Grunde immer noch hm... sehr defizitär, im Vergleich zu dem, wie lange ich schon Therapie mache und wie es bei vielen anderen ist. Aber es ist so.

Ich wollte dir nur Mut machen:
In der Therapie schweige ich vor mich dahin. Heute war wieder das "nicht in Kontakt kommen" großes Thema. Ich kann sie nicht mal anblicken. Und trotzdem sagt mir irgendwas, dass ich bei ihr gut aufgehoben bin.
Vertraue diesem Gefühl, dass du gut aufgehoben bist.
Das ist das Wichtigste und alles andere wird kommen. Offen und ehrlich sein, ja das stimmt. Es kann aber für jemanden, der einfach nicht kann, der sich so schämt und so verschließen muss, selbst in einer Therapie, eine große Überforderung sein. Find ich Kontraproduktiv.

Weist du. Ich schließe mal von mir auf dich. Ein bisschen kenne ich es mit Essanfällen, aber hauptsächlich mit Sportsucht. (Klingt cooler, ist es aber nicht, denn dicke Menschen können abnehmen. Gelenkschäden sind nicht wirklich zu reparieren.) Ich finde Essanfälle, Sportsucht sind eine Analogie auf die Vergangenheit, die man hatte und auch auf die Therapiesituation.
Überall geht es um Überforderung. Mit Fressen und zu viel Sport überfordert und schädigt man den Körper, man bekommt Bauchschmerzen oder Gelenkschmerzen, Scham, Selbsthass.
In der Therapie wird auch die Scham und Wut immer großer, je mehr man sich unter Druck setzt zu reden und es nicht schafft.

Es ist jetzt frustrierend und schlimm für dich, aber es wird besser! Bei mir wurde es in kleinen Schritten besser. Klar kann einem eine Therapeutin sehr viel besser helfen, auch beim Reden selbst, wenn man redet und offener ist (was paradox ist, aber irgendwie logisch). Aber sie kann einem auch so helfen, da sist nicht zu verachten. Schon allein, dass da verlässlich jemand ist, bei dem du dich aufgehoben fühlst, wird was verändern.

Bei mir war es anfangs so, dass ich garnichts sagen konnte, nichtmal Hallo und Auf Wiedersehen. Ich erinnere mich, wie die Therapeutin nach am Ende der 2. komplett durchgeschwiegenen Stunde sagte: "Sie denken jetzt vielleicht, es bringt eh nichts, weil sie ja nichts sagen können. Aber ich glaube es ist besser, wenn Sie trotzdem herkommen, auch wenn Sie erstmal nichts sagen können. Es ist besser hier zu schweigen, als den ganzen Tag zu Hause."

Es wurde besser und gut bei mir. Aber stimmt schon, war ein sehr langer weg... aber ein lohnender.
amor fati

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Betti
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Beitrag So., 13.09.2015, 12:01

Liebe münchnerkindl, liebe Tupsy,
danke immer wieder für eure Gedanken, die ihr hier lässt.

@ münchnerkindl: Teils verunsichern mich deine Beiträge. Weil ich einfach nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist. Aber das soll jetzt alles andere als ein Vorwurf sein, im Gegenteil ich bin dir immer wieder dankbar für deine Sichtweisen. Du hast mich schon sehr viel zum Nachdenken angeregt. Morgen habe ich wieder Psychiatertermin, da werde ich mal meine "Symptomenliste" abgeben. Bin echt gespannt, wie sie darauf reagiert.

@ montagne: Hallo und danke für deinen Beitrag.
Vertraue diesem Gefühl, dass du gut aufgehoben bist.
Das ist das Wichtigste und alles andere wird kommen. Offen und ehrlich sein, ja das stimmt. Es kann aber für jemanden, der einfach nicht kann, der sich so schämt und so verschließen muss, selbst in einer Therapie, eine große Überforderung sein. Find ich Kontraproduktiv.
Ja das mit dem Offen und Ehrlich sein ist so ne Sache. Ich versuche es, aber es ist halt so extrem schwer. Ich birnge eben kaum was heraus. :(
Es ist jetzt frustrierend und schlimm für dich, aber es wird besser! Bei mir wurde es in kleinen Schritten besser. Klar kann einem eine Therapeutin sehr viel besser helfen, auch beim Reden selbst, wenn man redet und offener ist (was paradox ist, aber irgendwie logisch). Aber sie kann einem auch so helfen, da sist nicht zu verachten. Schon allein, dass da verlässlich jemand ist, bei dem du dich aufgehoben fühlst, wird was verändern.
Danke für diese Sichtweise, sie macht mir tatsächlich Mut.
Ich möchte dem Gefühl vertrauen, dass ich bei ihr gut aufgehoben bin. Manchmal geht das sehr gut, dann wieder gar nicht. Ich bin immer so extrem hin und hergerissen. Ich denke mir sooft, das bringt alles nichts, wenn ich nur schweige und kaum was von mir gebe. Aber die letzten Tage haben mir wieder gezeigt, dass es doch Sinn macht und dass ich hin und wieder im Alltag anders agiere, als ich es noch vor der Therapie getan hätte.
Und stimmt: die Tatsache, dass sie da ist, egal wie oft ich schweige, egal wie abwehrend ich reagiere oder wie wütend meine Mails rüberkommen - sie bleibt "da sitzen", wie sie es immer betitelt. Sie gibt mich nicht auf. Das ist ein sehr gutes Gefühl. Ich muss mir glaube ich öfter vor Augen führen, dass ich auch mit kleinen Schritten etwas weiter komme.

Wielange bist du schon in Therapie montagne, wenn ich dich fragen darf? Ist es jetzt nach wie vor der Fall, dass es Stunden gibt wo du vor dich hinschweigst?
Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Sportsucht auch nicht besser ist, als eine Esssucht. Ich hätte trotzdem gern lieber das andere. Weil ich meine Figur einfach hasse.

Naja, jetzt kommt leider noch hinzu, dass der Urlaub meines Partners wieder vorbei ist. Das drückt wieder extrem auf meine Stimmung. Die ganze Woche mehr oder weniger wieder alleinerziehend zu sein, kostet einfach wieder so enorm viel Kraft, die mir im Moment aber sooft fehlt. Die Antriebslosigkeit breitet sich schon wieder extrem aus.
Naja hilft nichts, da muss ich durch.

Danke euch allen.
Lg Betti

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Mia Wallace
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Beitrag So., 13.09.2015, 15:46

montagne hat geschrieben: Bei mir war es anfangs so, dass ich garnichts sagen konnte, nichtmal Hallo und Auf Wiedersehen. Ich erinnere mich, wie die Therapeutin nach am Ende der 2. komplett durchgeschwiegenen Stunde sagte: "Sie denken jetzt vielleicht, es bringt eh nichts, weil sie ja nichts sagen können. Aber ich glaube es ist besser, wenn Sie trotzdem herkommen, auch wenn Sie erstmal nichts sagen können. Es ist besser hier zu schweigen, als den ganzen Tag zu Hause."

Wie unglaublich toll, stark und liebevoll von der Therapeutin, das mit Dir auszuhalten.
Und wie unglaublich toll, stark und mutig von Dir das anzunehmen und auch auszuhalten.

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Mia Wallace
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Beitrag So., 13.09.2015, 16:08

Liebe Betti,
ich habe bisher nur still mitgelesen und will Dir an der Stelle auch ein bisschen Mut machen.
In vielen Therapien gehören Schwierigkeiten, Stillstände, Durststrecken dazu.
Aus dem, was und v.a. wie Du schreibst, meine ich herauslesen zu können, dass Du alle nötige innere und äußere Handwerkszeug, um in einer Psychotherapie weiterzukommen und viel zu erreichen, mitbringst.

Die Seele braucht nur einfach manchmal verdammt viel Zeit.
Nur Mut! Du machst das schon.


montagne
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Beitrag So., 13.09.2015, 17:03

Hi Betti,
ja ich habe es so erlebt, dass man auch in kleinen Schritten weiterkommt. Also mir ging es so. In meinem Leben und meiner seelischen Gesundheit (na ja), hat sich echt eine Menge verbessert. Und man muss sich auch vor Augen halten, dass man ja WILL, aber man kann nicht.... noch nicht. Traurig sein, dass es so weh tut, weil man sich gerne anvertrauen will, aber es nicht geht, okay. Aber NICHT sich selbst beschuldigen oder bestrafen, weil es nicht geht.

Ich mache schon viele Jahre Therapie. Bin nicht stolz drauf, stehe aber dazu. Es ist wie es ist. Oft bin dankbar, dass meine Therapeutin eben da ist und nicht aufgibt. Manchmal bin ich wütend, dass meine Vergangenheit mich noch immer so beeinflusst, dass es mir eben nach Jahren der Therapie noch so schwer fällt. Manchmal bin ich auch traurig, habe Mitleid mit mir selbst.

Meine Therapeutin sagte damals zu Beginn, ich müsse halt erstmal lernen "in Kontakt zu treten", bevor die eigentlichen Themen kommen. Wobei ich mittlerweile denke, dass in Kontakt treten war bei mir sehr lange das Thema überhaupt. Es war wichtig, dass die Therapeutin genug versteht (obwohl ich lange absolut nichts über meine Vergangenheit erzählt habe), dass sie dies so sagen konnte und danach handeln konnte. Und auch die Zuversicht hatte, dass es veränderbar ist.


Und das wollte ich dir da lassen. Ich weiß selbst, wie die Verzweifling über das nicht Reden können bis zu den Knochen wehtut und einen fast zerreist. Aber ich weiß auch, dass es sich verändert, auch wenn es Zeit braucht. Und von außen betrachtet, denke ich, wie Mia auch, dass du mitbringst, was nötig ist. Und ich habe auch den Eindruck, von dem, was du schreibst, dass deine Therapeutin genug verstanden hat, um dir das zu geben, was du brauchst, trotz aller Missverständnisse und Verletzungen, die zwangsweise auftreten, wenn jemand sich so wenig verständlich machen kann.

Ich schweige jetzt nicht mehr ganze Stunden. Das war echt nur am Anfang so. Nach Versuchen und Irrtümern auf beiden Seiten, haben wir Möglichkeiten gefunden, wie ich doch noch ins Reden komme, wenn das Schweigen mal wieder begonnen hat, wie wir dann ins Gespräch kommen. Das Motto ist, lieber mich weniger öffnen, als garnichts sagen zu können. Aber das Grundproblem ist schon noch vorhanden, nur eben weniger stark.



@Mia: Ja, danke. War mir lange garnicht so bewusst, wie wichtig das für mich war, um nicht gleich zu Beginn aufzugeben.
amor fati

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Betti
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Beitrag So., 13.09.2015, 20:55

Liebe Mia, liebe montagne,

herzlichen Dank für eure aufmunternden Worte. Es tut gut zu lesen, dass ich zumindest von außen betrachtet kein hoffnungsloser Fall bin. So wie es scheint, geht es wirklich mehreren so in einer Therapie. Das Schweigen ist also nicht nur mein Problem.

@ montagne: Ja ich glaube, auch bei mir ist "das in Kontakt treten" schon seit gefühlten Ewigkeiten Thema. Es fällt mir so schwer. Aber meine Thera hält es mit mir aus. Und das ist das Wichtigste. Die Angst aufgegeben zu werden ist zwar doch hin und wieder vorhanden, aber sie bestätigt mir immer wieder, dass sie das nicht tun wird.

Ja es bleibt mir nur die liebe Zeit. Ich muss mich etwas mehr in Geduld üben.

Danke euch.
Lg Betti

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hummmel
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Beitrag Mo., 14.09.2015, 08:14

Liebe Betti

Für den heutigen Termin wünsche ich Dir viel Mut! Ich denke an Dich!

Lg hummmel

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Betti
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Beiträge: 518

Beitrag Mo., 14.09.2015, 20:29

Danke liebe hummmel, dass du an mich dachtest.

Ich habe es Gott sei Dank geschafft, der Psychiaterin die Liste auszuhändigen. Ich habe bis ich bei ihr saß daran gezweifelt, dass ich das überhaupt hinbekomme. Wir hatten ein langes Gespräch - obwohl Gespräch ist ja fast übertrieben. Ich habe wieder die meiste Zeit geschwiegen - oh Wunder. Aber sie hat so ziemlich mit jeder Aussage ins Schwarze getroffen. Fast so als hätte sie in mich hineingesehen. Irgendwie befremdlich, aber auch gut, wenn man nicht alles sagen muss.
Schließlich hat sie auch die Diagnose hinterfragt und auch geäußert, dass sie von Anfang an bemerkt hat, dass da mehr dahinter steckt. Die aktuelle Diagnose verunsichert mich jedoch auch sehr. Obwohl sie sicher um vieles besser passt als die Depression. Naja, wahrscheinlich hat man zig Symptome von so vielen unterschiedlichen Diagnosen. Ist schwierig sich da auf eine festzulegen, glaub ich zumindest.
Zumindest hatte ich heute das Gefühl, dass die Psychiaterin sehr gut passt. Sie hat mir heute auch mitgeteilt, dass ich mich sofot melden solle, wenn die Medikamenteumstellung eine Verschlechterung meiner Symptome bewirkt.
Naja mal sehen, ob sich da jetzt was ändert.

Liebe Grüße

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 14.09.2015, 21:00

Hey, der Termin war dann ja ein wirklicher Erfolg! Super, dass du das so hinbekommen hast!

Naja, mit dem "in dich hineingesehen", sie hat vermutlich schon hunderte Patienten mit ähnlichen Symptomlagen gesehen.

Depressionen können bei diversen psychischen Erkrankungen eines der Symptome sein.

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