Vorsicht der Stuhl

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

pandas
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Beitrag Sa., 24.01.2015, 17:01

Jenny Doe hat geschrieben: Die Frage ist wohl, wie die Abhängigkeit im Einzelfall genau aussah.
Aber auch, dass nicht jede Therapiemethode für jede spezifische Konstellation geeignet ist ... es kann sich auch um Fehlverläufe aufgrund mangelnder Methodenflexibilität handeln.
Auch definiert sich eine Nebenwirkung mit dadurch, ob sie durch die Anwendung des Therapeuten entsteht - ein Schaden entsteht aufgrund anderer Faktoren ausserhalb der Therapie.
Wenn also der Therapeut einen malignen Verlauf nicht erkennt und die Abhängigkeitsmethodik weiter anwendet, so handelt es sich um eine Nebenwirkung, die im Verfahren und in der Anwendung des Therapeuten, mitunter auch in der Persönlichkeit des Therapeuten, ihre Kausalität erhält.
Und nicht zuletzt: Es zählt ja gerade in der Psychotherapie nicht nur die Einschätzung des Patienten. Es gibt ja auch Menschen, die mit bestimmten Persönlichkeitsstrukturen in ihrem Umfeld auffallen, sich selbst aber wohl fühlen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Solage
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Beitrag Sa., 24.01.2015, 19:19

Mir wurde von einer Analytikerin in einer Beratungsstelle gesagt, dass sie es furchtbar findet, dass es leider immer wieder Therapeuten gibt, die ihre Patienten bewusst abhängig machen. Bringt doch jeder seine eigene individuelle Abhängigkeitsneigung mit in die Therapie. Das heißt, dass in Therapien wohl so gut wie immer eine gewisse Abhängigkeit entsteht.
Wird diese Abhängigkeit aber noch zusätzlich durch bestimmte Verhaltensweisen des Therapeuten forciert und somit verstärkt, kann sich dies eben auch schädlich auswirken.
Schließlich soll diese Abhängigkeit ja vorübergehender Natur sein, in der Therapie bearbeitet und auch wieder aufgelöst werden.

Bringe ich jetzt sowieso eine sehr starke Neigung zu Abhängigkeiten in Die Therapie mit und stoße auf einen Therapeuten, der damit nicht ordentlich umgeht und "zuviel" gibt, dann wird die Abhängigkeit u. U. verstärkt. Dann möchte man immer wieder diese liebevollen Blicke, die Komplimente, die Umarmungen, die Überziehungen der Sitzungszeiten usw. Ganz schlimm wird es dann, wenn solche Therapeuten einem das "Gegebene" immer wieder entziehen und dann doch wieder geben....das verwirrt und macht noch abhängiger, weil mit Angst besetzt.

Verschlechtern sich dann noch zunehmend die Außenbeziehungen und man zittert nur noch der nächsten Therapiestunde entgegen....findet das reale Leben also nicht mehr statt, dann ist das für mich ein Therapieschaden. Der sehr wohl dadurch abgewendet werden kann, wenn sich Therapeuten da ihrer Verantwortung bewusst sind, eigene Abhängigkeitswünsche nicht ausagieren und auf professionelle Distanz achten.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 24.01.2015, 19:42

Solage, das Doofe ist, dass es da so eine riesige Grauzone gibt. Hätte ich nicht jetzt diesen anderen Therapeuten, wäre ich NIEMALS auch nur ansatzweise in meinen entferntesten Gedanken auf die Idee gekommen, dass mir das Verhalten des ersten Therapeuten geschadet hat. Du denkst ja dann, dass DU diejenige bist, die sich falsch verhalten hat. Und hinzu kommt, dass ja nicht jeder Therapeut, der sich falsch verhält, das tut, um dem Patienten zu schaden oder so "ohne Rücksicht auf Verluste" handelt. Er glaubt u.U. selbst, dass er dem Patienten so am besten hilft. Und wenn er dann merkt, was er angerichtet hat, kann es sein, dass er nicht den Mut hat, es zuzugeben und so noch das ganze Drama beim Patienten belässt. Mein Therapeut war mit Sicherheit kein Ungeheuer, und er war auf eine bestimmte Art vermutlich der professionellste Therapeut, den ich mir vorstellen kann. Aber was nach außen so perfekt und zuverlässig lief, entpuppte sich als innerer Abgrund, den er sich nicht eingestehen konnte. Mit dem Bild des 'Schweines', von dem man sagen würde, er habe seinen Beruf verfehlt, hat er überhaupt nichts gemein.

Er wäre vermutlich der Erste, der so einen 'Beipackzettel' zur Verfügung stellen würde - das Problem ist nur: Das nützt nichts, wenn die Dynamik so ist, wie sie ist. Und an Supervision glaube ich in solchen Fällen, wo der Therapeut wirklich verstrickt ist, nicht. Es ist ja keine Kunst, die Dinge so darzustellen, dass Unbeteiligte, die den Anderen nicht kennen und die es sich nicht mit dem Kollegen verscherzen wollen, nicht erschrocken sind...

Am Ende ging es mir - trotz einiger wirklich guter bis sehr guter Theraapieergebnisse - so schlecht wie selten in meinem Leben.

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sandrin
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Beitrag Sa., 24.01.2015, 21:23

Das ist nämlich genau das Thema: die Verstrickung. Ich bin froh, dass mir mein jetziger Thera erklärt hat, dass es in meiner vorherigen Therapie zu einer schlimmen Verstrickung gekommen ist und ich somit genau wieder dasselbe durchleben musste wie früher schon auch.

Und da wird's schwierig, weil nicht alle Therapeuten wirklich in der Lage sind, Verstrickungen zu erkennen bzw. eigene schwierige Anteile angemessen zu reflektieren. Wenn es daran scheitert, dann ist eigentlich jegliche Interaktion von vornherein zum Scheitern verurteilt und dann kann man auch Supervision in Therapeutenkreisen in die Tonne kloppen. Zumal ja die Weitergabe von Informationen stark selektiv und subjektiv gefärbt sein wird.

Von daher plädiere ich nach wie vor dafür, dasss BEIDE Seiten den Prozess ständig evaluieren müssen und auch Beachtung finden müssen. Den Schaden hat am Ende nämlich dämlicherweise immer der Patient, der Thera schüttelt sich ab.

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pandas
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Beitrag So., 25.01.2015, 00:09

sandrin hat geschrieben: Und da wird's schwierig, weil nicht alle Therapeuten wirklich in der Lage sind, Verstrickungen zu erkennen bzw. eigene schwierige Anteile angemessen zu reflektieren.
Ganz genau, es ist merkwürdig, dass einige Leute nicht verstehen können, dass es in einem Feld, das so wenig kontrolliert wird wie das psychotherapeutische Setting, es unter den Therapeuten einige Persönlichkeiten gibt, mit denen man darüber schlicht nicht vernünftig diskutieren kann, sondern es dann erst recht ganz schlimm in die Verstrickung geht, da sie selbst beginnen, auszuagieren.
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Solage
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Beitrag So., 25.01.2015, 00:43

Als ich meinem jetzigen Therapeuten gegenüber erwähnte, dass ich wohl mit dem Ex-Thera verstrickt war, hat er mir sehr deutlich widersprochen. Das wäre keine Verstrickung gewesen, sondern Manipulation.

Auch merkte mein jetziger Therapeut an, wenn er sich verstrickt, dann müsse er Supervision in Anspruch nehmen.
Das heißt, dass er die Verstrickung erkennt (anerkennt) und versuchen muss zum Wohle des Patienten dagegen zu wirken.

Geschieht dies unbewusst, dann sei dies viel schlimmer. Fehlt doch dann die Erkenntnis .......
Zuletzt geändert von Solage am So., 25.01.2015, 00:53, insgesamt 1-mal geändert.


pandas
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Beitrag So., 25.01.2015, 00:47

Nun, die Schwierigkeit für einen Narzissten liegt wohl darin, es sich vollbewusst einzugestehen.
Bei einem überhöhten Verständnis von sich als allwissenden und -könnenden als auch -gönnenden Analytiker, ist das Eingeständnis einer Verstrickung eher so, wie wenn ein Arzt sich eingesteht, dass die Arzthelferin besser nähen kann als er ...
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Solage
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Beitrag So., 25.01.2015, 00:59

So ein richtiger "Vollblut-Narzisst" stellt sich natürlich selbst nicht in Frage. Der glaubt, dass er immer alles richtig macht und dem Patienten ja nur helfen will. Der Patient kann halt in seiner "Gestörtheit" die Grandiosität einfach nicht erkennen.

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Solage
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Beitrag So., 25.01.2015, 01:18

@Leberblümchen

Ich habe auch immer wieder gedacht, dass ich in der vormaligen Therapie an allem selbst Schuld war. Dass ALLES an mir liegt.....so versuchte es mir der Therapeut auch zu vermitteln.
Da kam niemals ein Zugeständnis, dass da ein Fehlverhalten von seiner Seite vorliegt.

JETZT mache ich so eine grundsätzlich andere Therapieerfahrung. Gott sei Dank!


Jenny Doe
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Beitrag So., 25.01.2015, 06:32

Solage schrieb: JETZT mache ich so eine grundsätzlich andere Therapieerfahrung.
Sandrin schrieb: Ich bin froh, dass mir mein jetziger Thera erklärt hat, dass es in meiner vorherigen Therapie zu einer schlimmen Verstrickung gekommen ist und ich somit genau wieder dasselbe durchleben musste wie früher schon auch.
leberblümchen schrieb: Hätte ich nicht jetzt diesen anderen Therapeuten, wäre ich NIEMALS auch nur ansatzweise in meinen entferntesten Gedanken auf die Idee gekommen, dass mir das Verhalten des ersten Therapeuten geschadet hat.
Hallo ihr drei,

ich sprecht mir aus dem Herzen.
Solange man keine Vergleichsmöglichkeit hat, hält man das was man hat für normal und "das muss wohl so sein". Wenn man jedoch einen Therapeuten kennenlernt, der anders ist und der anders arbeitet, dann wird einem bewusst, dass man geschädigt wurde, was geschadet hat und dass es nicht so sein muss wie beim ersten Therapeuten.
Je mehr Therapeuten ich kennen lernte, desto mehr wurde mir bewusst, was der andere falsch gemacht hat.
Am Anfang meiner Therapiekarriere glaubte ich z.B. eine gute Beziehung zum Therapeuten ist das Wichtigste in der Therapie, Abhängigkeit ist normal und notwendig, .... sonst kann Therapie nicht helfen. Doch dann lernte ich Therapeuten kennen, die mich nicht abhängig machten, sondern meine Autonomie und Unabhängigkeit betonten, und mir dennoch halfen; zu denen die Beziehung nicht so eng war, ich dennoch einen Heilungserfolg erzielen konnte.
Erst durch die Vergleichsmöglichkeiten wurde mir bewusst, was ich selber brauche, was mir gut tut und was nicht. Erst durch die Vergleichsmöglichkeiten wurde mir bewusst, was in der Vortherapie schief gelaufen ist, was mir geschadet hat und was nicht so sein muss, auch wenn der Therapeut sagt, dass es so sein muss.

Ich habe mit einer Therapeutin vier Jahre lang nichts anderes getan als rumdiskutiert. Ich erklärte ihr, dass sie mir schadet. Sie erklärte mir, dass das, was sie tut, richtig sei und so sein muss. Sie war der Überzeugung, dass ich das Problem sei. Ich würde mich nicht einlassen, sondern durch Diskussionen mit ihr versuchen, die Therapie zu boykottieren. Ich wolle nicht geheilt werden, erklärte sie mir. Ihrer anderen Klienten würde das, was sie tut, helfen, erklärte sie mir. Ich suchte das Problem bei mir und blieb vier Jahre lang da sitzen. Erst als diese Therapie (endlich) ihr Ende fand und ich eine neue Therapeutin fand, wurde mir bewusst, wie sehr (in welchem Ausmaß) mir diese Therapeutin geschadet hat. Dadurch, dass mich die neue Therapeutin anders behandelte wurde mir bewusst, dass das, was sie getan hat, weder richtig war, noch so sein musste. Erst durch den Vergleich begriff ich, dass Therapie auch anders verlaufen kann und darf - und helfen kann, wenn man Methoden auf den Klienten abstimmt, anstatt nach Schema-F zu arbeiten.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag So., 25.01.2015, 09:48

Eine interessante Studie, in der Therapeuten bezüglich Nebenwirkungen der Therapie befragt wurden:
Therapieerfolg schrieben sie sich selber zu, Misserfolg hingegen wurde mit externalen, anderen Faktoren erklärt. Nebenwirkungen werden nur bei den anderen Therapieverfahren gesehen, nicht aber bei den eigenen. Die Vorstellung, dass Therapie Nebenwirkungen haben kann, wird abgeleht. Interessant ist zudem die Einstellung der Therapeuten, Therapie sei etwas, das wirkt oder gar nicht wirkt.
Das Buch ist allerdings von 2002. Bleibt zu hoffen, dass sich die Einstellung der Therapeuten inzwischen geändert hat. Im Übrigen: Ein empfehlenswertes Buch.
Je besser das Ergebnis der Therapie, desto mehr hat das Ergebnis mit dem Therapeuten/der Therapeutin zu tun. Es scheint so etwas wie eine Generalamnestie zu geben, wenn es um die eigenen Misserfolge geht. Mit ihren Misserfolgen haben Therapeutinnen weniger zu tun, sie werden external attribuiert.
(...)
Interessant an den Ausführungen war, dass oft die Nebenwirkungen in Begriffen beschrieben wurden, die deutlich werden ließen, dass diese besonders bei Therapien anderer Schulrichtungen, also nicht der eigenen, zu erwarten sind.
(...)
Die Antworten machen deutlich, dass Psychotherapie offensichtlich als ein Verfahren gesehen wird, das entweder positiv oder gar nicht wirkt (nur 1/3 aller Befragten macht hierzu Angaben). Die Vorstellung, dass Psychotherapie prinzipiell als etwas konzipiert werden könnte, das wie medizinische Behandlungen Nebenwirkungen hervorruft, scheint stark abgelehnt zu werden.
Die Entwicklung von Beipackzetteln für Psychotherapie, in denen zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikationen und Risiken Angaben gemacht werden, scheint noch in weiter Ferne zu liegen.
(...)
Quelle: Therapieschäden. Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie. Märtens & Petzold
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


pandas
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Beitrag So., 25.01.2015, 13:53

Wenn es manchen Patienten erst möglich wird, durch die Begegnung mit anderen Therapeuten die Dilemma in der bestehenden Therapie anders zu betrachten, so spricht das ja wiederum für eine Pflicht zu Beginn einer jeden Therapie über entsprechende Möglichkeiten aufzuklären, wie Einholen einer Zweitmeinung auf KK-Kosten, Inanspruchnahme der Angebote der Psychotherapeutenkammer und Recht auf gutachterfreien Therapeutenwechsel innerhalb des Kontigentes.
Optimal bleibt hier die schriftliche Form als ausgeklügeltes Schriftblatt, welches von beiden Seiten zu unterzeichnen ist und mit dem Antrag bei der KK einzureichen ist.

So wie es jetzt ist, informieren die meisten Therapeuten nicht über diese Rechte, wohl schlicht auch, um den Besitzstand zu wahren und im gewissen Umfang die Deutungshoheit zu bewahren. So wie es derzeit geregelt ist, erhalten die Therapeuten schlicht zu viel Macht.

Es ist doch ein Unding, dass einige Patienten nicht mal ihr Recht kennen, sich an die Kammer zu wenden ...

Mir sind die Fehlverläufe in meiner ersten Analytischen Therapie durchaus aufgefallen - nur war ich zögerlich, weil ich nicht konkret darüber informiert war, welche Rechte ich da habe. Ansonsten hätte ich womöglich schon früher gewechselt.

Der Ex-A hat schließlich die Rechte sogar versucht zu leugnen, in dem er behauptet habe, beim Wechsel verfalle das bewilligte Kontigent und ich werde keinen Kollegen finden, der die Therapie fortsetzt (beides stimmte nicht).
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Solage
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Beitrag So., 25.01.2015, 18:58

Abhängigkeit vom Psychotherapeuten
Keiner versteht mich so wie er:

http://www.taz.de/!93611/


Den Blick in dieses Buch fand ich auch interessant:

Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie: Erfassung, Bewältigung, Risikovermeidung Broschiert – 9. November 2012
von Michael Linden (Herausgeber), Bernhard Strauß (Herausgeber)

"Keine Therapie ohne Risiken, Nebenwirkungen oder gar Komplikationen: Das gilt auch für die Psychotherapie. Nicht nur die Wirkung der Therapie selbst, sondern ebenso die Interaktion zwischen Therapeut und Patient, das Verhalten des Therapeuten oder das Setting bergen Risiken für beide Seiten. Ausgehend von einer grundlegenden Definition, Klassifikation und den empirischen Befunden zu Psychotherapienebenwirkungen werden die wesentlichen Risiken verschiedener Psychotherapieverfahren und -formen dargestellt. Das Thema wird aus der Perspektive des Therapeuten wie auch des Patienten abgehandelt, die beide Nebenwirkungen erleiden können. Es werden konkrete Strategien zur Vorbeugung und Reduktion von Risiken und Nebenwirkungen gegeben. Das Buch wendet sich an Wissenschaftler sowie Praktiker und will zu einer offenen und sachlichen Diskussion des Themas beitragen"

http://www.amazon.de/Risiken-Nebenwirkungen-von-Psychotherapie-Risikovermeidung/dp/3941468642

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Thread-EröffnerIn
Schneerose
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Beitrag So., 25.01.2015, 19:43

Hallo an euch,

bin wieder retour von einem super Seminar Wochenende...ich habe via Handy am Abend dann eure Diskussionen verfolgt,
wollte mich aber - "damit ich mehr bei mir bleiben kann" mich über das WE nicht dazuschalten...

zum einen muss ich sagen, finde ich klasse, wie dieses Thema jetzt diskutiert wird, denn "suchende Neulinge" können sich durch eure Beiträge einiges für sich herausfiltern, und vielleicht hilft es manchen weiter.

Beim Mitlesen ist mir jedoch etwas in den Sinn gekommen; es wird zwar von vielen Theras immer gesagt, "eine gewisse Abhängigkeit sei normal und sogar wichtig in der Therapie", dieser Meinung bin ich mittlerweile absolut nicht mehr,
auch nicht für die sogenannte "gesunde Abhängigkeit"...
im Laufe der Diskussionen und auch durch mein Seminar diese Tage, fiel mir auf, dass keiner sich in irgendeiner Form von ABHÄNGIG SEIN entwickeln kann, wenn einer davon profitiert, dann nur der der abhängig macht...
denn ich habe versucht mit dem Wort ABHÄNGIG zu "spielen", es anders zu formen, anders zu fühlen...
und irgendwann fühlte ich bei dem Wort nur mehr

ABHÄNGEN
also werde ich dadurch passiv, hab zu nichts mehr Lust, keine Lust mich ein Stück zu bewegen, da dieses ABHÄNGEN so dominant ist (auch wenn es "nur" das gesunde abhängen wäre)...abhängen hat immer was "faules", was
"mach du mal"...

es kann einzig und allein das Ziel sein einer guten Therapie, den Patienten - egal welcher Störung, diesen von Anfang an AUTONOM werden zu lassen,
im "Raum des tragenden Gefühles der Geborgenheit und absolut wichtig der EHRLICHKEIT" einzig ein aufrichtiges ehrliches Beziehungsangebot des Theras
trägt dazu bei,
dass das grundlegende Ziel des Patienten "wieder lebensfit zu werden" gut zu erreichen ist.

Und dies sollte dem Pateinten durch einen Thera vom ersten Tag an so erklärt werden, dass dieser das verstehen kann.
Geht dann der Patient eine Abhängigkeit ein - von sich aus, weil er dies möchte oder nicht steuern kann,
wäre es unerlässlich in so einer Phase "einen unabhängigen 2.Thera des anderen Thera-Geschlechtsund sogar einer anderen Therapierichtung hinzu zuziehen" BIS SICH DIESE PHASE GUT AUFLÖSEN LIES,
und sollte das in dieser vorbestimmten Zeit nicht gelingen,
eine Pause eingelgt werden - wo der Patient beim 2.Thera vorrübergehend therapiert wird,
wenn das alles nicht zur Lösung fruchtet, ist der Therapiewechsel mit 2.Therabegleitung anzustreben...

so würde ich eine Lösung sehen...
so hat nicht ein Thera alles in der Hand, BEI VERSTRICKTEN Therapien,
sondern es gibt die unabhängige 2.Meinung

ob sich ein Patient ZUSÄTZLICH ANDERE MEINUNG HOLT durch einen Berater, Pfarrer oder wie auch immer,
das bleibt allein die Entscheidung des Pat. und bezeugt seinen Willen
"unabhängig, autonom und gesund zu werden".

Durch diese "2.Thera Phase" FÜR VERSTRICKTE von Abhängigkeit gestörten Therapien, ergibt sich dadurch die Möglichkeit,
für den Patienten, dass er es anders betrachten lernt, mit Hilfe den Blickwinkel verändern kann, und es bietet sich für den Pat. die Sicherheit,
DA SCHAUT WER MIT WAS DA EVENTUELL SCHIEF LÄUFT,
für den Therapeuten gibt es dadurch die Möglichkeit, noch besser neben der herkömmlichen Supervision, sein Arbeitsverhalten zu reflektieren,
aufmerksam gemacht zu werden von Aussen,
UND der Thera "unterstreicht" dadurch seine Seriösität seiner Arbeit und dass er nicht aufgrund eigener Verstrickung Schaden anrichten will,
sondern bei schwierigen Therapieverlauf-gefährdenden Turbulenzen, bereit dazu bereit ist eine UNABHÄNGIGE ZWEITANSICHT ÜBER EINEN LÄNGEREN ZEITRAUM ZU LÄSST...

also, ich wäre auf diese Idee gekommen...

stellt sich vielleicht noch die Frage der Finanzierung,
ich würde in einer schwerwiegenden Therapiezeit vorschlagen, dass dies der Therapeut tragen muss,
da es ihm scheinbar nicht gelingen will, den Patienten "gut zu begleiten" und dieser trotzdem nicht von sich aus willig ist, den Patienten fürsorglich an einen anderen Thera zu übergeben...

ich würde darin für Therapieschäden Reduzierung MEHR VERANTWORTUNG beim Therapeuten sehen,
wodurch dieser angeregt wird, SEIN ARBEITEN WIRKLICH TIEFGREIFEND ZU REFLEKTIEREN...
denn ist die Abhängigkeit tatsächlich nur beim Patienten zu suchen, weil der nicht anders will,
hat der Thera IMMER DIE MÖGLICHKEIT ZU SAGEN, er will mit dem Patienten nicht mehr arbeiten...

jedoch ist bisher der Patient dem Thera ausgeliefert im Vertrauen, bzw. teils Unwissen,
und das fände ich würde durch so eine Möglichkeit eventulle besser in den Griff zu bekommen....

waren so meine Gedanken zu einer möglichen zukünftigen Lösung...vielleicht lesen es ja einpaar Studenten die das in ihrem Studium diskutieren wollen...

Schöne Grüße
Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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sandrin
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Beitrag So., 25.01.2015, 20:06

Zum "Keiner versteht mich so wie er"
Ich finde es zunächst schon legitim, dass man das Gefühl, sich gut aufgehoben zu fühlen, genießt. Bei mir ist es tatsächlich auch so, dass ich überrascht bin, auf einen Menschen getroffen zu sein, der mich so gut versteht. Nur hilft mir dieser Mensch halt auch dabei, da draußen Menschen zu finden, die mich auch gut verstehen. Er ermutigt mich, mich auch im Leben zu öffnen, mir Bedürfnisse im Alltag einzugestehen.

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