Machen Psychotherapien abhängig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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sandrin
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Beitrag So., 28.12.2014, 16:57

Es gibt sehr schlechte Therapeuten, das kann man nicht leugnen, genauso wie es auch gute gibt.
Wenn man von Ersteren abhängig wird, dann gute Nacht. Wenn man auf Narzissten und Sadisten trifft, und die gibt es, dann ist das Chaos perfekt.

Wie ich immer sage, man muss schon ein gehöriges Maß an psychischer Gesundheit mitbringen, um in Therapien bei manchen Therapeuten keinen Schaden zu nehmen.

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leberblümchen
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Beitrag So., 28.12.2014, 16:57

pandas, ja, das kann auch sein. Es hat sicher sehr viel mit dem Charakter des Th. zu tun - wobei der wiederum seine Ausrichtung ja danach auswählt. Es gibt Th., die gerne lange und intensiv mit ihren Patienten arbeiten, und es gibt andere, die möglichst 'zackig' vorgehen.

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Broken Wing
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Beitrag So., 28.12.2014, 16:58

@ JennyDoe: Ich glaube nicht, dass der ständige Hinweis, doch jedem das seine zu lassen, wirklich substanziell ist. Selbst wenn ich dich nicht lassen wollte, ich könnte dich nicht daran hindern. Angst, möglicherweise auf dem Holzweg zu sein?

Auch, dass du so gut weißt, wie du einer Abhängigkeit vorbeugst, ist keine Lösung irgendeines Problems. Erst musstest du hineinschlittern, um Wissen anzueignen. Das ist aber nicht der Sinn von Prävention. Zudem kann das wirklich niemanden zugemutet werden, eine jahrelange Therapie zu machen und dann zu sehen, ob es geklappt hat und wenn nein, warum nicht.
Wenn man sich so gut kennen würde, könnte man sich gleich selbst therapieren.

Einem Neuling gegenüber ist daher die Warnung angebracht, dass Psychotherapie momentan ein russisches Roulette ist. Eigentlich höchst ineffizient und gefährlich, falls es um etwas Ernstes geht.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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sandrin
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:01

Mal abseits von Abhängigkeit. Mir hat mal eine Analytikerin (!) vor vielen Jahren gesagt, dass es ein offenes Geheimnis unter ihrem Berufsstand sei, dass es viele persönlichkeitsgestörte Kollegen gebe, welche unbewusst gezielt die Wunden ihrer Patienten finden, in die sie dann reinhauen können, wenn sie sich selbst narzisstisch gekränkt fühlen. Das fand ich krass, aber auch sehr mutig und ehrlich von dieser Therapeutin.

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leberblümchen
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:04

sandrin, ja, natürlich, aber auch das ist ein Kontinuum: Man muss nicht persönlichkeitsgestört sein, um sich unter Druck zu benehmen wie ein Schwein...


pandas
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:05

leberblümchen hat geschrieben:Es hat sicher sehr viel mit dem Charakter des Th. zu tun - wobei der wiederum seine Ausrichtung ja danach auswählt. Es gibt Th., die gerne lange und intensiv mit ihren Patienten arbeiten, und es gibt andere, die möglichst 'zackig' vorgehen.
Das bestreite ich, dass Therapeuten ihre jeweilige Ausbildungsform nach dem Charakter wählen, - in dieser groben Verallgemeinerung.

Alle drei "großen" Ausbildungsformen bieten Elemente, die auch keine vorbildlichen Charaktere anziehen. Wobei auch "vorbildlich" subjektiv ist. Viele Psychopathen haben ein Wertesystem, mit denen sie ihre Taten "rechtfertigen".

Mit Charakter meinte ich beispielsweise eher, dass es nunmal Charaktere gibt, die es für legitim halten, andere Menschen finanziell auszubeuten, wenn diese dies mit sich machen lassen, nach dem Motto "Opfer sind selbst schuld, wenn sie Opfer bleiben." Oder auch für andere den Therapeuten dienliche Zwecke zu benutzen.
Sie haben dann auch Strategien, um das vor sich selbst zu rechtfertigen oder finden das schlicht toll.

Für die PA gibt es ja das berühmte Beispiel Jung - Spielrein.

PS: Wie kommst Du denn darauf, dass es in anderen Therapieformen als der PA "zackig" zugeht? Hast Du das so erfahren?
Zuletzt geändert von pandas am So., 28.12.2014, 17:08, insgesamt 1-mal geändert.
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sandrin
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:06

Vielleicht nicht, aber der Gedanke, dass man sich als Kranker einem evtl. noch Kränkeren anvertraut, der ist schon grausig.


leberblümchen
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:07

Ich meine mit Charakter nicht 'gut' oder 'schlecht', sondern ängstlich, depressiv, zwanghaft usw.


leberblümchen
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:09

Vielleicht nicht, aber der Gedanke, dass man sich als Kranker einem evtl. noch Kränkeren anvertraut, der ist schon grausig.
Ich fand diesen Gedanken eigentlich immer versöhnlich. Wobei ich nicht sagen würde, mein Th. sei noch kränker, aber wir waren uns immer einig, dass auch er etliche 'kranke' Anteile hat, die er mitbringt. Mir hat das geholfen, dass er das so zugeben konnte.

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sandrin
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:11

Ne, ich möchte schon sichergehen, dass mein Gegenüber mich nicht noch tiefer reinreißt. Sonst kann ich die Therapie ja gleich bei meiner Mutter machen.


pandas
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:11

leberblümchen hat geschrieben:Ich meine mit Charakter nicht 'gut' oder 'schlecht', sondern ängstlich, depressiv, zwanghaft usw.
Ja, eben, ich auch.

Und da sehe ich keine Relation zum gewählten ausbildungsverfahren.

Also, ich würde eher sagen, gerade ein "bindungsorientiertes" Verfahren wie die PA zieht "ängstliche, depressive, zwanghafte" Dispositionen an. Wenn man denn schon solche Relationen herstellen möchte.

Ich würde dafür plädieren, dass ein abhängigkeitsausnutzender Charakter sich für jedes der Verfahren entscheiden kann, ohne dabei von seinem Charakter per se behindert zu werden.
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pandas
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:13

FOCUS: Nicht nur Laien beäugen Vertreter Ihres Berufs mitunter misstrauisch – auch die Anhänger unterschiedlicher Schulen sind sich offenbar nicht grün . . .

Jaeggi: Die Psychoanalytiker haben oft eine geradezu sektenhafte Einstellung – andere Therapieformen seien nicht das Richtige, glauben sie. Auf der anderen Seite gibt es beispielsweise Verhaltenstherapeuten, die wiederum über die Analytiker lästern und finden, das seien verrückte Esoteriker, die sich selbst befriedigen, indem sie in ihrer Kunstsprache kommunizieren. Zum Glück hat sich das Verhältnis untereinander in den letzten zehn Jahren aber gebessert.
Quelle: http://www.focus.de/kultur/leben/modern ... 91770.html

Mh, das haben aber noch nicht alle Patientinnen mitbekommen
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leberblümchen
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:15

Naja, 'zackig' ist relativ. 600h VT dürfte jedenfalls nicht die Regel sein; für Analysen kann das schon mal so hinhauen. Wobei es eben auch Analytiker gibt, die es gerne kürzer mögen (ich kenne da so zwei...) - nur umgekehrt trifft es wohl nicht zu: Jemand, der seine Patienten gerne an sich bindet, wird eher keine vt-Ausbildung anstreben.

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Mia Wallace
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:15

Zimtkiffel hat geschrieben:Mir geht es nicht um dich oder irgendwen spezielles.
Außer vielleicht um die, die solche irren Themen erstellt haben wie "ich möchte von meinem Therapeuten adoptiert werden".
Ist nicht ernst gemeint, ich weiß nicht wer das war, ist auch egal, es geht mir eher um die Gesamtkritik an dieser Form der Behandlung.
Find ich grenzwertig, hab ich Bock, mich damit zu befassen, ist ein interessantes Gebiet.

die Beleidigungen und Abwertungen (obenstehend zitierte stellvertretend) die Du hier nonstop von Dir gibst disqualifizieren Dich.


Tränen-reich
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Beitrag So., 28.12.2014, 17:16

Bei mir war/ist bei Abhängigkeit bei TfP und Analyse. Nun, und diese Abhängigkeit, die auch VOR den Therapien stattfand, findet sich auch oft automatisch in der Therapie wieder. Zumindest bei mir, das Muster lief dort weiter.
Mein ehem. Therapeut war extrem darauf bedacht, Abhängigkeit nicht zu fördern. Dass sie sich bei mir einstellte nahm er hin, wollte sie allerdings abbauen. Das schaffte mich total, weil mir da wiederum aufgrund meiner Störung etwas fehlte.
Als ich dann meine Therapeutin fand, drehte sie den "Spieß" um. Ich war ein Jahr lang extremst abhängig von ihr. Sie raffte schnell, dass das "zuviel" überhaupt nicht förderlich war und dachte, dass mir das Fehlende in der vorherigen Therapie nicht gut tat. Klar tat es zunächst weh, dass sie den Hebel dann umzusetzte, wo sie noch genügend Zeit hat, das mit mir zu bearbeiten. Das war mit vielen Kämpfen einhergegangen, aber meine Therapeutin hat es geschafft, etwas "dazwischen" für mich zu finden: zur Autonomie schubsen und das Gefühl des Haltens, der Sicherheit usw.
Jetzt ist es derzeit so, dass ich für eine kurze Zeit Abstand von ihr brauche, die sie mir lässt.

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