Lesezirkel: 'Der Klavierstimmer' von Pascal Mercier

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:32

hallo stilleswasser,

hier wird jetzt nicht mehr gewartet, jetzt is fertig und jetzt reden wir über das Buch.
(Ich lese schnell quer, bin eh gleich fertig... )

Wie hat dir das Buch gefallen? Wenn du "einfach" konsumiert hast, dann wird es wohl spannend gewesen sein oder? Sonst hättest es doch schon weggelegt?

Was hältst du denn von dem Vater, dem Klavierstimmer, stilleswasser?
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Tröte
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:34

hallo zzusammen, wollte kurz zurückmelden, dass ich aufgrund eines todesfalls leider nicht zuende lesen konnte. deswegen halt ich mich hier auch zurück, weil ich das ende ja noch nicht kenne..

vg tröte
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Blossom
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:34

Die Eltern hatten eine ziemlich geheimnisumwobene Beziehung, finde ich. Sie hatte eine Art eigenes Leben, ist mit einer Lüge in die Beziehung gegangen. Der Vater wusste - hat es nie gesagt. Die Kinder haben es von den Eltern nie erfahren. Der Vater setzte damit aber den Großvater unter Druck. Durch Anspielungen.

Die Mutter hatte zu Patrice eine Beziehung inzestuöser Art (Die Patrice ja irgendwie geblockt hat). Ihr Vater hat sie zumindest einmal (auf dem Photo auf eine Art berührt, wie man eine Tochter nicht berührt).
Die Mutter war eifersüchtig, auf ihre Tochter.
Wegen deren Bindung zu Patrice und weil sie die inzestuöse Komponente wahrnahm.

Der Vater hatte eine intensivere Beziehung zur Tochter, als zum Sohn, nehme ich zumindest so wahr.
Die beiden hatten so ihre eigene Welt.

Der Vater hat den Bereich Musik für die Kinder versperrt.
Oder die haben sich diesen Bereich versperren lassen.

Ja, und gewusst hat da wohl echt niemand vom anderen.
Und ich fand dann halt toll, dass jeder am Ende für sich seine Perspektive erzählt. In manchen Bereichen halt.

Die Kinder haben ja auch nichts von den literarischen Tätigkeiten ihrer Mutter, Großmutter, Urgroßmutter gewusst.

Und zum Thema Egoismus, ist es nicht so, dass man in Symbiose sein eigenes Selbst grandios erweitert?
Und da ist man ja ganz groß dann. Und der/die andere, die kommen ja bei Säuglingen, die in dieser symbiotischen Phase noch sind auch erst später dazu. Vorher kreist ja auch alles noch um die Bedürfnisse des Säuglings. Und wenn man in so symbiotischen Stadien festhängt und das die ganze Familie durchkreuzt - puh - davon kann ich auch ein Lied singen

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:39

Ah, tröte - hallo meine Liebe,

oweh, was les ich da ...

Schön daß du trotzdem da bist. Gehts dir so halbwegs?
Fundevogel

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Tröte
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:41

nein, mir gehts gerade ziemlich bescheiden, innerhalb von acht wochen den zweiten verwandten zu verlieren ist ziemlich hart und ich bin zudem ziemlich erkältet....werd mich jetzt auch wieder verziehen...aber vielen lieben dank fürs fragen fundi
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Blossom
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:45

Was ich noch ein bisschen seltsam fand, dass von den Kindern nie eine Reaktion beschrieben wurde, was sie empfinden, dass ihr Vater nicht der leibliche Vater ist.

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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:46

Blossom hat geschrieben:Ja, und gewusst hat da wohl echt niemand vom anderen.
Und ich fand dann halt toll, dass jeder am Ende für sich seine Perspektive erzählt. In manchen Bereichen halt.
Hallo Blossom, da hast du viel Richtiges konstatiert.

Und ja, jeder erzählt dann seine Perspektive.
Aber wieder nur ins Leere oder?
Jeder schreibt in sein Heft und erzählt, was er/sie glaubt, was den/die anderen bewegt hat.

Das ist ja wieder nur einsam und alleine.

Wieder kein Miteinander. Da gibts irgendwie keine richtigen Beziehungen in dieser Familie.

Ich hatte kein einziges Mal das Gefühl, daß es da Zärtlichkeit gibt, warme Liebe oder Geborgenheit.

Blossom hat geschrieben:Und zum Thema Egoismus, ist es nicht so, dass man in Symbiose sein eigenes Selbst grandios erweitert?
Das verstehe ich nicht, kannst du das mal ein bißchen erklären?
Löst man sich nicht auf in einer Symbiose?
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weidenkatz
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:47

Ich finde, in diesem Buch wird es sehr deutlich, dass es ein Missbrauch der Liebe, der Abhängigkeit, des Vertrauens des Kindes ist, den die Mutter da ausübt, um ihre eigenen Bedürfnisse ohne Rücksicht auf die Integrität ihres Kindes zu erfüllen. Wir wissen ja gar nicht genau, was sie macht. Von Gewalt ist da nirgends die Rede, sondern sie nutzt ihn aus, indem sie ihm ein schlechtes Gewissen macht, bis er tut, was sie von ihm will. Aber ich kann auch von psychischer und/oder sexualisierter Gewalt sprechen, wenn Euch der Begriff Missbrauch relativierend erscheint.

lg weidenkatz

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:48

tröte - wir denken an dich
Schau auf dich und gute Besserung!
Fundevogel

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Blossom
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:54

Hm, ich fand später schon, dass da leichte Begegnungen entstanden.
Als der Vater Patricia erzählt, die Mutter Patrice.

Und Patrice hat über Paco gelernt Distanz zu wahren und so.

Aber halt alles viel zu spät...

Zum Thema Symbiose, ich kriege da gerade einen Knoten in den Kopf und kann nicht richtig gut erklären, was ich meine.
Ich habe gerade auch parallel gelesen, dass es wohl Wissenschaftler gibt, die sagen, es gebe die symbiotische Verbundenheit zwischen Säugling und Mutter gar nicht.
Also - ich weiß eigentlich nicht richtig was. Bevor ich hier Unsinn schreibe.

Hatte halt nur so ein Bild im Kopf, dass ich mal wo aufgeschnappt habe.

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:57

@weidenkatz

Für mich ist der Begriff schon in Ordnung, also ich hab kein Problem damit, mit dem Wort jedenfalls.
Das stimmt, daß die Mutter Liebe und Vertrauen des Kindes mißbraucht und seine Integrität beschädigt (versucht zu beschädigen?).

Und ich finde auch dieses Emotionale/Geistige so arg, dieses Gedanken-der-Mutter-erraten-Müssen, das ist Egoismus pur, das ist Aussaugen des Kindes und völlige Ignoranz seiner Eigenständigkeit.
Patrice wird von ihr richtiggehend gebraucht - nicht im Sinne von seiner bedürftig sein, sondern im Sinn von verwendet, für eigene Zwecke und Bedürfnisse.

Und DAS finde ich so schlimm. Das ist nicht nur die Mutter alleine, für die Empathie ein Fremdwort ist.
Das sind alles Egoisten, die glauben, das sich die ganze Welt um sie drehen muß.
Und da kann man dann ja auch ruhig einen Mord begehen...
Selbstverantwortung? Nee, immer die bösen anderen.
Verantwortung für die Kinder? Denen gehts doch eh so gut mit diesen Eltern.

Die sprechen drei Sprachen, aber was Empathie ist oder Liebe, das wissen sie nicht.
Fundevogel

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stilleswasser
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 20:58

Fundevogel hat geschrieben: Wenn du "einfach" konsumiert hast, dann wird es wohl spannend gewesen sein oder? Sonst hättest es doch schon weggelegt?
hm, spannend würde ich es nicht nennen. manches war leichter zu lesen als anderes und dann habe ich auch ein paar seiten mehr geschafft als sonst.
wenn der lesezirkel hier nicht gewesen wäre, hätte ich das buch schon ganz früh weg gelegt, aber so hatte ich eine motivation weiter zu machen: hier mitmachen.
Fundevogel hat geschrieben:Was hältst du denn von dem Vater, dem Klavierstimmer, stilleswasser?
mir ist seine gedankenwelt sehr fremd. ich bin ja jemand, der sich ständig weiterentwickeln möchte und nachdenkt und verbessert und verbessert und verbessert. aber er hat sich, wenn ich es richtig verstanden und in erinnerung habe, nicht weiterentwickelt. ich hätte mich gefragt, warum habe ich keinen erfolg? wie kann ich es vermeiden ständig enttäuscht zu werden? aber er war immer und immer wieder enttäuscht. das hat ja schon was von masochismus. vielleicht war er stur? hat nicht nach links und rechts geguckt.
*
Ich bin gerade sehr empfindsam und schnell verletzt. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn du mir antworten möchtest, da mir achtlose, grenzüberschreitende Kommentare sehr weh tun können u ich aber weiterhin im Forum bleiben möchte. Danke.
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Blossom
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 21:01

Zum Thema Wärme, Herzlichkeit. Ich fand, dass der Vater Patricia gegenüber davon was gezeigt hat. In diesen Erzählabenden.
Und diese Episode, wo sie ihm das Bild mit dem Vogel schenkt und er sie "mon oiseau" nennt.

Und Wärme kommt für mich auch auf, wie der Vater Klavier stimmt.

Interessant finde ich auch, wie am Ende der Vater sich fragt, ob er sich nicht eigentlich eine falsche Identität zugelegt hat, ob er nicht immer "der Fritz" war und wie Patricia mit ihm in New York ist und er da die Oper vergisst und lieber mit ihr als "Fritz" Schlittschuhe läuft.

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Blossom
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 21:07

Berührend fand ich auch, wie Patricia diese Photographin entdeckt, der es eben nicht um Anerkennung geht, und die sie dann kopiert.
Diese Photographin hat sich damit abgefunden, dass sie Dinge photographiert, die die Welt nicht sieht oder interessiert.
Voll das Kontrastprogramm zum Vater.

Ich weiß auch nicht, warum er so versessen auf die Anerkennung war und keinen anderen Weg finden konnte, was das genau ist....aber manchmal kann man glaube ich aus seinen Lebensmustern / Prägungen nicht ohne Weiteres heraus.

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 15.02.2013, 21:07

stilleswasser hat geschrieben: wenn der lesezirkel hier nicht gewesen wäre, hätte ich das buch schon ganz früh weg gelegt, aber so hatte ich eine motivation weiter zu machen: hier mitmachen.
Ging mir genauso
stilleswasser hat geschrieben:
Fundevogel hat geschrieben:Was hältst du denn von dem Vater, dem Klavierstimmer, stilleswasser?
mir ist seine gedankenwelt sehr fremd. ich bin ja jemand, der sich ständig weiterentwickeln möchte und nachdenkt und verbessert und verbessert und verbessert. aber er hat sich, wenn ich es richtig verstanden und in erinnerung habe, nicht weiterentwickelt. ich hätte mich gefragt, warum habe ich keinen erfolg? wie kann ich es vermeiden ständig enttäuscht zu werden? aber er war immer und immer wieder enttäuscht. das hat ja schon was von masochismus. vielleicht war er stur? hat nicht nach links und rechts geguckt.
Ja oder jemand anderen gefragt, oder? Ich meine, der sperrt sich jahrzehntelang in einem Zimmer ein, interessiert sich für seine Familie Nüsse, hat Null Erfolg und erkennt erst am Schluß, daß seine Musik mittelmäßig ist ... Das kann ich auch nicht verstehen.

Alleine diese Aktion mit Monaco: Monatelang warten, anrufen, dort hinfahren und sich dort aufführen.
Ich meine, der ist wahrscheinlich schlicht und einfach unfähig oder?

Als Klavierstimmer ist er genial, einsame Spitze: absolutes Gehör, alle Kunden begeistert ... Alleine wie der das Klavier beschreibt, welche Teile aus welchen Materialen sind, das ist Begeisterung pur.

Aber das hat er nicht zu schätzen gewußt, das war ihm vielleicht nicht gut genug?
Es mußte der öffentliche Applaus sein auf einer Opernbühne. Warum?
Nur wegen seiner Erfahrungen im Kinderheim?
Fundevogel

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