Psychotherapiemethode in Diskussion

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Eiswürfel
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Beitrag Mo., 31.12.2012, 14:36

@ Hopeless: Selektion findet nicht (mehr) statt... Kann man so nicht stehen lassen. Sie kann gar nicht aufhören. Außer man stellt sie sich als das überleben des Stärksten vor. Aber der Evolution ist es egal, ob die Gesellschaft hochrasant ist, alle Individuen überleben etc. Wichtig ist nur Nachkommenschaft, ob die dann häßlich, verkrüppelt etc. ist, ist egal, solange sie fortbesteht.

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hope_81
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Beitrag Mo., 31.12.2012, 14:49

Eiswürfel hat geschrieben:@ Hopeless: Selektion findet nicht (mehr) statt... Kann man so nicht stehen lassen. Sie kann gar nicht aufhören. Außer man stellt sie sich als das überleben des Stärksten vor. Aber der Evolution ist es egal, ob die Gesellschaft hochrasant ist, alle Individuen überleben etc. Wichtig ist nur Nachkommenschaft, ob die dann häßlich, verkrüppelt etc. ist, ist egal, solange sie fortbesteht.
Jo das stimmt, ich sprach dennoch von "natürlicher" Selektion....
Ich wäre sicher schon von Wölfen gefressen worden, zumindest von meiner Sippe ausgestoßen.
Dank Erfindung von Moral, Ethik, Religion geht das so nicht mehr und auch der Suizid wird verpöhnt, ergo müssen wir uns irgendwie helfen lassen.
Verstehst was ich meine? Es ist sicher eine sehr unromantische Vorstellung, aber ich seh das so.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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(e)
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Beitrag Mo., 31.12.2012, 15:58

Also ich persönlich wollte nie zum "Seelenklempner", aber ich musste aufgrund meiner Schmerzkrankheit eine Begutachtung "über mich ergehen lassen", sonst hätte ich keine Rente erhalten. Eigentllich dachte ich, der psychiatrische Teil des Gutachtens wird ein Klacks, da ich nicht depressiv bin, ganz im Gegenteil viel Humor bewahre bei dem Stress, den ich aushalten muss. Dass gerade das von Krankheitswert ist und ebenso meine gesellschaftlich positiv besetzte Gewissenhaftigkeit, war wirklich eine große Überraschung für mich. Auch wenn das Gutachten etwas zusammengeschustert wirkt aus den üblichen psychologischen Erklärungsmodellen, muss ich zugeben, dass es wirklich passt und mir die Augen geöffnet hat. Es wurde eine Riesenchance für mich, nicht mehr betriebsblind durchs Leben zu gehen, denn genau das stelle ich bei vielen Menschen fest und fühlte, dass es auch bei mir eine solche Betriebsblindheit gibt. Außerdem waren die Gutachter die Ersten, die erkannten, was ich durchgemacht hatte, die sagten, dass ich ein Recht auf ein eigenes Ich und ein eigenes Leben gehäbt hätte. Endlich verstand jemand, warum sich diese Schmerzkrankheit bei mir entwickelte. Sie gaben mir eine volle Rente, da gab es keinen Zweifel für sie, während ich noch die ganze Zeit versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.

Ich sehe das alles medizinisch, es sind alles gleichzeitig Ärzte. Es ist naheliegend, dass die Medizin sich auch der Seelenheilkunde annimmt. Und ich bin froh für all die interessanten Fachbücher, die mir so viel Wissen vermitteln über mich selbst, wo ich doch selbst kaum Zugang zu meiner Gefühlswelt habe. Ich bin wirklich dankbar dafür und habe schon längst alle meine früheren Vorurteile dazu abgelegt. Klar sind Diagnosen etwas Plakatives und Verallgemeinerndes, Durchschnittsbeurteilungen, Erklärungsmodelle, das bestreitet die Fachwelt auch nicht. Es sind Hilfsmittel, im Mittelpunkt steht der individuelle Mensch. Die Psychotherapie steht und fällt mit dem Therapeuten. Was die Gesellschaft damit macht, ist wieder etwas anderes.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Emoticoala
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Beitrag Di., 01.01.2013, 10:37

Marius. hat geschrieben: Ich glaube, dass verschiedene Therapieverfahren verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringen. Die Verhaltenstherapie ist ein sehr gutes Verfahren, um ein Symptom z.B. Depression schnell zu beseitigen. Dafür hat die Verhaltenstherapie einen umfangreichen "Methodenkoffer". Beklagt wird oft, dass dann einfach Schema X auf jeden beliebigen Klienten angewandt wird. Das war früher sicher noch so und auch, dass in der VT einem "das Reden fehlt" gehört sicher in die antiquierte Schublade. Das sind noch Vorurteile aus der Zeit, als sich die VT in den Anfängen befand.

Die Verhaltenstherapie ist meist recht kurz und der Vorteil einer tiefenpsychologischen Therapie ist, dass diese sagt, dass wenn das Symptom beseitigt ist, dass dann die eigentliche Therapie erst anfängt. Für den Klienten ist das super, weil sich so wiederkehrende Muster in der Persönlichkeit auffinden und ändern lassen können. Der Nachteil dabei: Daran wird von Anfang an gearbeitet und somit nicht das Symptom z.B. die Depression direkt bearbeitet sondern lediglich indirekt. Es kann also sein, dass es ein längerer Prozess ist bis die Depression geheilt ist.
Könnt ihr meine Beobachtungen bestätigen oder seht ihr das ganz anders?
Habe beide Therapieverfahren, Einzel-Verhaltenstherapie und Gruppentherapie-Analyse, mitgemacht. Beide Male habe ich einen Erkenntnis- und einen Entwicklungsprozess durchgemacht. Bei der Verhaltenstherapie arbeitet man bewußter an Verhaltensänderungen.

Es verändert sich bei beiden Therapieformen etwas im Laufe des Prozesses und diese Veränderungen haben bei mir eine Verbesserung gebracht. Es kann aber auch zwischenzeitlich zu einer Verschlechterung kommen. Dass sich gar nichts tut, kann ich mir schwer vorstellen.

Die Verhaltenstherapie kam mir persönlich transparenter vor. Ich konnte leichter nachvollziehen, was die einzelnen Übungen bezwecken sollen. Bei der Analyse scheint mir die persönliche Beziehung zum Therapeuten noch wichtiger zu sein. Bei der Auswahl des Therapeuten sollte man sich also soviel Zeit wie möglich für Gründlichkeit lassen.

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stern
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Beitrag Di., 01.01.2013, 23:50

StefanM hat geschrieben:
Dagegen impliziert das Wort "Therapie": dass da etwas krank, also abweichend von einem "Normalzustand" ist, dass dieser Normalzustand herstellbar ist, dass diese Herstellung wünschenswert ist und dass es hierfür eine Methode gibt.
Also ich kann das für Teile meine Psyche annehmen, dass etwas gestört ist... ohne negativ über mich zu denken. Heißt ja auch nicht, dass alles krank ist. Gibt aber auch Menschen, die lehnen diese Sichtweise für sich ab bzw. empfinden psychische Störung per se als etwas entwertendes.

-----------

Ansonsten: Ich hoffe ich kann bald wieder mitdiskutieren *ggg*. Bin an einem anderem Rechner an anderem Ort, da ich mir auf meinem einen Trojaner der megaübelsten Sorte eingefangen habe . Bevor der PC nicht platt gemacht und neu aufgesetzt ist, wird das allerdings nichts.
Liebe Grüße
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Eiswürfel
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 00:32

Naja liebe Elana, es ist schon häftig, von Vorurteilen zu reden, nur weil du positive Erfarungen hast und zu viele Populärfachliteratur liest. Es ist egal, ob jemand mit negativen oder positiven Erfahrungen kritisiert, was zählt, ist, ob er Recht in der Sache hat.
Bei mir mag es durchaus zutreffen, dass ich alle Therapeuten über einen Kamm schere. Natürlich weiß ich, dass auch sie nur Menschen sind, und es sicher unter ihnen auch aufrichtige, falsche, ... etc. gibt. Aber, und das finde ich inakzptabel, die Person des Behandelnden steht zu sehr im vordergrund, sie ist eine zu starke Einflussgröße. Außerdem nehme ich mir die Freiheit, hier auch persönlich zu schreiben und da durchaus undifferenziert. Sonst ürde ch ein Sachbuch schreiben und es zu Geld machen.

Im Ernstfall, wenn der Therapeut mist baut, muss er nicht mit Konsequenzen rechnen. Bei sog. Gutachtern ist die Willkürdiagnose sehr wohl ein Problem. Einspruchsmöglichkeiten gibt es, aber als armer, Kranker erntet man da höchstens einen mitleidvollen Blick und eine Plauderstunde bei der Praktikantin, die grad nichts zu tun hat. OK, vielleicht bei der Psychologin, aber mehr passiert nicht. Hauptsache, die alte hat behauptet, sie könne es verstehen

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candle.
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 01:35

hopeless81 hat geschrieben: zumindest von meiner Sippe ausgestoßen.
Nun ja, nicht zu jeder Zeit, wenn ich dem glauben darf was ich gelernt habe, da gab es das durchaus, dass keiner ausgestoßen wurde.
hopeless81 hat geschrieben:Dank Erfindung von Moral, Ethik, Religion geht das so nicht
Und genau DAS ist das Problem, die Erfindung wie du sie nennst, vermutlich der Gegenpol entstandener Raffgier.

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stern
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 09:05

Eiswürfel hat geschrieben: Im Ernstfall, wenn der Therapeut mist baut, muss er nicht mit Konsequenzen rechnen.
Stimmt schlichtweg nicht, das Bild das du manchmal zeichnen willst... aus welchem mir nicht nachvollziehbaren Grund auch immer. Wieder eine Behauptung, die aus der Hüfte geschossen wird... als allgemeingültig dargestellt wird... und die blöderweise auch noch objektiv nicht haltbar ist. Natürlich kann ein Psychotherapeut grundsätzlich für Fehler belangt werden bzw. Konsequenzen erfahren. Siehe auch Stichwort Haftungsrecht bzw. Arzthaftung o.ä.

Nur weil PT nicht jedem hilft, heißt es nicht, dass es auch viele Menschen gibt, denen sie gefolfen hat bzw. hilft.
Aber, und das finde ich inakzptabel, die Person des Behandelnden steht zu sehr im vordergrund, sie ist eine zu starke Einflussgröße.
Und was wäre die Alternative: Maschinen hinsetzen. Und wie gesagt: Man MUSS keine PTen machen... Medikamentenwirkungen sind nicht so stark an die Person des Behandlers geknüpft.
Liebe Grüße
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hope_81
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 09:11

candle. hat geschrieben:
hopeless81 hat geschrieben: zumindest von meiner Sippe ausgestoßen.
Nun ja, nicht zu jeder Zeit, wenn ich dem glauben darf was ich gelernt habe, da gab es das durchaus, dass keiner ausgestoßen wurde.
Gut, aber dann zumindest versteckt.
hopeless81 hat geschrieben:Dank Erfindung von Moral, Ethik, Religion geht das so nicht
Und genau DAS ist das Problem, die Erfindung wie du sie nennst, vermutlich der Gegenpol entstandener Raffgier.
Ja kann durchaus möglich sein das Raffgier da eine Rolle spielt. Vermutlich sogar, aber nichtsdestotrotz fördern diese, wenn falsch verstanden, Raffgier auch noch und sie sorgen dafür,dass Mensch nicht mehr autonom handelt.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli


leberblümchen
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 10:25

Eiswürfel, ich kann den Kritikpunkt überhaupt nicht teilen, dass es ein Problem ist, dass die Therapie zu sehr an die Persönlichkeit des Behandlers geknüpft ist.

Wenn du das kritisierst, dann müsstest du ja eine Alternative vorschlagen können. Das, was durch Beziehungen geschädigt wurde, kann auch nur - und zwar durchaus sehr gut - durch Beziehungen geheilt werden.

Ich frage mich, was für ein Menschenbild du hast, wenn du meinst, dass es schlimm wäre, wenn jemand sich an einen anderen Menschen wendet, um von diesem menschliche Anteilnahme zu bekommen. Und Anteilnahme geht nun mal glücklicherweise nur, wenn der Mensch dahinter sich auch als solcher zeigt. Der Friseur kommt mit Schere und Kamm aus. Ein Psychotherapeut braucht in erster Linie seine eigene Psyche, um zu helfen. Was in dir zerstört worden ist, um das als Nachteil zu sehen, vermag ich nicht zu begreifen.

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sandrin
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 13:45

Jetzt muss ich mich auch mal wieder zu Wort melden. Erst einmal ein gutes neues Jahr an alle hier. Viel Glück und Gesundheit!

Ich glaube, die Wahrheit liegt (wie so oft) in der Mitte. Selbstverständlich ist es nicht verwerflich, sich an einen anderen Menschen zu wenden, um Anteilnahme zu erhalten. Wenn das aber der Hauptgrund für eine Therapie ist, dann wird es sehr schwierig. Ich möchte mir nämlich Anteilnahme nicht erkaufen müssen. Und das tut man letztendlich, denn es ist und bleibt eine Geschäftsbeziehung in erster Linie. Der Therapeut ist ja kein Samariter und nicht Mutter Theresa, sondern macht das vornehmlich aus wirtschaftlichen Gründen. Das lässt sich nicht wegdiskutieren, auch wenn man sich immer den Beruf zum Geldverdienen sucht, der einem am meisten liegt. Das ist ja auch sehr wichtig. Hab ich auch so gemacht.

Nein, ein Therapeut bzw. eine Therapie soll mir nicht in erster Linie Anteilnahme geben, sie soll mir Klarheit und Struktur in dem Wirrwarr der Gefühlswelt geben, sie soll mir Strategien vermitteln und aufzeigen, mit Problemen umzugehen, sie soll mir Zusammenhänge aufzeigen und mir Impulse bieten, mittels derer ich mich weiterentwickeln kann.

Das muss jeder für sich selber entscheiden, aber ich würde mich wie ein "Psychofreier" fühlen, wenn ich einen anderen Menschen durch meine Versicherungsbeiträge dafür bezahle, mir Anteilnahme zu geben. Dafür sind echte, bilaterale Beziehungen im Real Life vonnöten, die auf Dauer ausgelegt sind und von denen beide Parteien etwas haben.

LG Sandrin


leberblümchen
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 14:08

Sandrin, ich lehne mich mal aus dem Fenster und habe eine Hypothese: Ich vermute, dass vielleicht gerade die Leute, die laut und deutlich sagen: "Eine Therapie ist eine Geschäftsbeziehung. Und Anteilnahme will ich mir nicht erkaufen", genau diejenigen sind, bei deinen eine Therapie auch gar keine Chance hat. Und wenn man sich dann wie ein Eiswürfel in der Stunde verhält, womöglich noch mit verschränkten Armen und klopfenden Fingern - ich übertreibe -, dann kann man am Ende umso 'verdienter' sagen: "Seht ihr, hab ich ja gleich gesagt, dass es nicht hilft". Gut, vielleicht bekommt man es noch hin, den Alltag zu organisieren, der Therapeut erarbeitet mit dem Patienten Strukturen. Alles schön. Aber an die Frage, warum denn der Alltag so schwer ist, kommt man ohne eine hilfreiche, empathische Beziehung nicht heran.

Du sagst zwar sinngemäß: "Anteilnahme ist ja schön", aber gleichzeitig entwertest du das auch wieder, indem du meinst, dass du es dir nicht erkaufen willst, dass es letztendlich nur der Job ist, den der Therapeut macht. Geschäftsbeziehung eben. Wenn du in deinem Leben genügend wirkliche Anteilnahme erfahren hättest bzw. erfahren würdest, dann müsstest du vielleicht keine Therapie machen. Anteilnahme heißt nicht, dass da jemand Krokodilstränen weint und dir Beileidsbekundungen an den Kopf schmeißt. Anteilnahme bedeutet, dass sich der 'Anteilnehmende' auch menschlich einbringt. Und das wird auch nicht wertloser dadurch, dass er damit seinen Lebensunterhalt verdient.

Wenn du dich nicht wirklich einlassen kannst, dann kann dir - vermute ich - auch niemand so richtig gut helfen.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 14:15

Aber, und das finde ich inakzptabel, die Person des Behandelnden steht zu sehr im vordergrund, sie ist eine zu starke Einflussgröße.
Eiswürfel, was konkret meinst du damit?
Meine Vorschreiber bezogen diesen Satz von dir auf die Anteilnahme des Therapeuten.

Daran dachte ich gar nicht, als ich diesen Satz von dir las. Ich dachte dabei an die Diagnostik und die Behandlungsmethoden, die mitunter sehr variieren können (nicht müssen!), je nachdem, bei welchem Therapeuten man ist.
Komisch finde ich es schon. Ich dachte immer, "wenn Therapeuten objektive Tests anwenden, dann muss deren Diagnostik doch auch objektiv sein". Aber dann stellte ich fest, dass die Art des Tests, den ich ausfüllen sollte, davon abhing, von welcher Diagnose der Therapeut nach einer Gesprächsstunde ausgeht.
Aus dieser Perspektive betrachtet hast du Recht, die Persönlichkeit des Therapeuten spielt eine große Rolle.

Ebenso spielt die Persönlichkeit des Therapeuten eine Rolle, wenn es z.B. um die Frage der Grenzen innerhalb der Therapie geht.

Dass die Persönlichkeit des Therapeuten eine Rolle spielt, ... ich denke, dass kann mich nicht leugnen.

Was die Anteilnahme angeht, (falls du das meintest), da schließe ich mich zum Teil Sandrin an. Im Mittelpunkt einer Therapie sollte die Unabhängigkeit und Selbständigkeit des Klienten stehen und nicht die Abhängigkeit und die Beziehung zum Therapeuten (was nicht bedeutet, dass der Therapeut nicht auch Anteilnahme zeigen darf; er ist schließlich auch nur ein Mensch).
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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sandrin
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 14:21

Ich geb dir da Recht, titus. Wirklich. Ohne Anteilnahme und Empathie geht das nicht. Würde auch mein Job nicht funktionieren. Und dennoch könnte ich meinen Schülern niemals die Eltern ersetzen oder andere wichtige Beziehungen. Und so sehe ich das hier auch. Es gibt immer Möglichkeiten, solche Beziehungen im Real Life zu knüpfen: Bekannte, Vereine, ehrenamtliche Tätigkeiten und nicht zuletzt auch andere Betroffene.
MIR geben solche Beziehungen tausend Mal mehr als eine therapeutische Beziehung, die doch einen ganz anderen Zweck erfüllt. Das hat doch überhaupt nichts damit zu tun, ob man sich auf eine Therapie einlassen will oder nicht.

Beispiel: Nehmen wir mal an, es geht dir schlecht, du brauchst einen dir Nahestehenden, bei dem du dich ausweinen kannst. Ich könnte SOFORT meine Freundin anrufen, würde Trost, Feedback und Halt bekommen. Bei einer Therapie ist das wohl schwerlich möglich. Da muss man sich schon bis zur nächsten Stunde gedulden. Und bevor jetzt wieder kommt: Ich kann meinen Therapeuten immer anrufen... Quatsch! Stellt euch mal vor, jeder Patient würde das tun. Der Therapeut hätte kein Privatleben mehr. Bleiben wir doch einfach mal realistisch. Das hat gar nichts mit Entwertung zu tun, sondern mit einer realistischen Sicht der Dinge.

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Eiswürfel
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Beitrag Mi., 02.01.2013, 14:22

Ach blödsinn. Es ist schon theoretisch nicht möglich, Fehlbehandlungen festzustellen. Konkret ist zB missachtung der Schweigepflicht, aber da muss der Therapeut schon viel tun, dass es überhaupt zum Thema wird. Über verschiedene Geschmäcker, Retraumatisierung, etc. will ich besser nicht reden. Wer will das denn wie beweisen.

Im übrigen vertraue ich sowieso mehr auf Medikamente. Sind zwar nicht das non plus ultra, aber ich bekomme sie schnell und wenn sie mich nerven, setze ich sie ab. Jahrelanges geplauder hat bei mir nichts gebracht, ich meine gebracht schon, aber nicht das, was es sollte. Mehr Leid, vorwürfe, das ich schlicht nicht mitmachen will, Therapeutenhopping waren nicht die Dinge, die ich unbedingt wollte.

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