Gesundes Maß Therapiedauer

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:52

Meine Bindung zu meiner Therapeutin ist echt! Das ändert aber nichts daran, das es eine professionelle Unterstützung ist und das ist ja auch das gute. Denn das was ich dort bespreche braucht mehr als ein freundschaftliches gespräch. Es braucht professionelle Unterstützung.

Den Rahmen zu leugen oder runter zu spielen macht eben Bauchschmerzen, wenn man ans Ende denkt klar. denn dann wäre es eben eine potentiell massive Kränkung, zumal dann überdeutlich wird, für sie ist es Arbeit (was ja auch nicht heißt, dass ihre gefühle nicht echt sind). Die sie aber nur macht, wenn sie fair entlohnt wird.

Möchte das, was montagne hier schreibt fett unterstreichen und mit drei !!! versehen.
Vielleicht könnte es genau auch darum gehen...

LG ADW
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:54

Waldschratin hat geschrieben: Wenn die hauptsächlichen Traumata mal halbwegs weggearbeitet sind,dann ist das ne dermaßen spürbare Erleichterung zu dem,was man sein Leben lang bisher kannte,daß es einem vorkommt,als ob man jetzt "gesund" wäre und alleine weitermachen kann.Was auch ganz gut geht.
Aber mit der Zeit kriegt man ein besseres Gespür dafür,daß unter den Traumata an sich ja noch allerhand mehr "Therapiewürdiges" (auch im Sinne der KK) liegt.Und man kriegt mit,daß andere wegen weitaus weniger locker als "therapiewürdig" angesehen werden....

Klar. Wenn weitere Symtpome mit Krankheitswert auftauchen ist ja auch überhaupt nichts dagegen zu sagen auch weiter Therapie zu machen.

Nur dieses trotzige "ich WILL für den Rest meines Lebens Therapie machen, ich habe einen Anspruch darauf weil ich in der Kindheit Trauma x erlitten habe" ist doch eine ganz andere Hausnummer wie sich im Laufe eines Prozesses eben einzugestehen daß eben immer wieder ernsthaft behandlungsbedürftige Dinge hochkommen und dann die entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:56

ich empfinde es weniger als Trotz als vielmehr als Angst
Angst, die Therapeutin zu verlieren...
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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:57

carö hat geschrieben:
hm, aber ist das nicht etwas zweifelhaft, es so anzugehen ? das ist mE fast schon mutwilliges pathologisieren.
Ich meinte das in einem anderen Kontext. Ich persönlich glaube nicht, dass eine Therapie nur dann sinnvoll ist, wenn "klinische Symptome" vorliegen. Ich finde es gibt viele Formen von "maskierten Symptomatiken", mein Lieblingsbeispiel sind immer die "männlichen Depressionen". Unter den Männern gibt es eine Vielzahl von Betroffenen die unter Depressionen leiden, diese aber solche nicht diagnostiziert werden, da ihre Symptome weder im ICD-10 noch im DSM als solche definiert sind. Es gibt also eine sehr hohe Dunkelziffer, und die Betroffenen gelten als "Symptomfrei" sind aber dennoch betroffen. Es gibt noch zig andere gelagerte Beispiele auf die ich mich beziehen könnte, folglich ist der tatsächliche Therapiebedarf nicht zwangsläufig an die Diagnosestellung gebunden.
carö hat geschrieben:
ich habe auch sehr lange therapie gemacht und mein therapieende wurde - zunächst - auch von mir unfreiwillig - durch meinen therapeuten eingeleitet. aus fürsorge und aus der hoffnung heraus für MICH, dass ich es kann und soweit bin!

ich fand es sehr schwer bzw. konnte und wollte mir lange nicht vorstellen, wie es ohne diese therapeutische beziehung sein würde. es ist eine sehr tiefe bindung entstanden, die ich in meinem alltag nicht missen wollte. es hat mich auch immer bereichert und weitergebracht. aber... ich habe dennoch, wenn auch leise und wollte es nicht wirklich wahrhaben, weil die konsequenzen mir zu schwer erschienen zum damaligen zeitpunkt - auch gespürt, dass ich nicht mehr wirklich "krank" war bzw. genügend ausgerüstet war, um es alleine zu versuchen. die vorstellung und erfahrung diese beziehung aufzugeben war sicher eine sehr sehr schmerzliche erfahrung für mich. es war ein echter verlust, den ich bewältigen musste.. aber nicht, wie wenn jmd. der einem viel bedeutet, tot ist. DAS ist wirklich etwas anders. das musste ich mir auch sehr bewusst machen. für mich war es eher eine grenzerfahrung: sich trennen zu können, weil die gemeinsame aufgabe erledigt ist... weil jeder sein eigenes leben weiterleben kann im bewusstsein, eine sehr wertvolle erfahrung mit dem anderen geteilt zu haben. sich auch mal wiederbegegnen können - aber in dem bewusstsein, dass die zeit dieser sehr intensiven gemeinsamen erfahrung einfach vorbei ist.

du fragst, warum sollte man das freiwillig tun ?

hm, also ich kann nur aus meiner sicht heraus sagen... weil es etwas gibt, an das man nicht herankommt, solange die therapie noch läuft. also ein zugewinn an selbstbewusstsein und sicherheit, nun auch ohne sicherheitsnetz eigene wege gehen zu können, eigene entscheidungen verantworten zu können und fest auf die positive erfahrung im inneren vertrauen zu können..

das heisst für mich nicht, dass man nicht wieder therapie machen soll/darf, wenn es wieder nötig ist... im gegenteil...

ich weiss nur, dass es eben nicht so leicht ist sowas zu beenden und ich hätte mich gern davor gedrückt. in nachhinein muss ich aber sagen, zum glück habe ich das nicht, denn es hat mir nochmal neue perspektiven eröffnet, wie ich mit trennungssituationen, ablöseprozessen, grenzen und dergleichen mehr besser als früher umgehen kann... das mag nun zwar nicht für jeden ein so wichtiges thema sein, für mich war es das aber. und letztlich gibt es dinge, die kann noch so sehr gedanklich vorwegnehmen, aber es wird immer anders sein, wenn es dann tatsächlich passiert. und da nimmt man nochmal einen ganz besonderen erfahrungsschatz mit...
Vielleicht, ist momentan für mich einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen. Ich werde darüber nochmals nachdenken. merci.

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Tigerkind
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:59

münchnerkindl hat geschrieben:Nur dieses trotzige "ich WILL für den Rest meines Lebens Therapie machen, ich habe einen Anspruch darauf
Ich erlebe das so gar nicht von lavertu, ich finde wenn sie es sich erlauben kann so lange Therapie zu machen wie es ihr gut tut...Bitte schön.

Leben und leben lassen!

(Wörter wie z.B. Anspruch mag ich nicht)
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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carö
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Beitrag Do., 21.06.2012, 15:59

ja lavertu, ich denke auch, dass es noch ein wichtiger weg dahin sein könnte!
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Tigerkind
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:03

Gut, ADW, erlebt es Angst, vielleicht ist es das auch, hatte ich auch mal, was mir gut getan hat war, gehen zu dürfen als ich soweit war....

Da war dann auch keine Angst mehr, diese Selbstbestimmung hat mir sehr gut getan, muß ja nicht für jeden das richtige sein.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:04

münchnerkindl hat geschrieben:
Nur dieses trotzige "ich WILL für den Rest meines Lebens Therapie machen, ich habe einen Anspruch darauf weil ich in der Kindheit Trauma x erlitten habe" ist doch eine ganz andere Hausnummer wie sich im Laufe eines Prozesses eben einzugestehen daß eben immer wieder ernsthaft behandlungsbedürftige Dinge hochkommen und dann die entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen.
das ist wieder vollkommen aus dem Kontext gerissen. Du wolltest doch unbedingt auf die klinische Symptomatik eingehen, die ICH als überhaupt nicht ausschlagebend für die Frage, wenn es um die Therapiedauer geht ansehe. Daraufhin sagte ich Dir, dass sich alleine aus meiner Kindheit zig solcher klinischen Symptomatiken ableiten ließen, ich diese aber eben nicht als hilfreich bei der Bewertung, wann die Therapie nun zu Ende sein sollte ansehe! Weiter ging ich darauf ein, dass sich aus diesen Symptomen eine lebenslange therapeutische Maßnahme rechtfertigen ließe, aber ich finde das kurz gesagt: ziemlich dumm. Denn nicht die Diagnosestellung ist entscheidend für eine weitere Maßnahme, sondern mein eigenes Empfinden.

Du liest das Gegenteil von dem was ich schreibe, deshalb: Lass es jetzt doch bitte gut sein!

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**AufdemWeg**
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:06

Finde das auch nicht irgendwie schlimm Angst zu haben
dachte nur, es könnte vielleicht auch noch ein Ansatzpunkt für lavertu sein
da zusammen mit ihrer Therapeutin hinzuschauen...
habe den Eindruck es geht weniger um die Therapie als um die Person der Therapeutin
und das ist schon sehr belastend (aber es kann auch sein, dass ich da zu sehr meine eigene Baustelle reinbringe)
LG ADW
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Waldschratin
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:16

Tigerkind hat geschrieben:was mir gut getan hat war, gehen zu dürfen als ich soweit war....

Da war dann auch keine Angst mehr, diese Selbstbestimmung hat mir sehr gut getan, muß ja nicht für jeden das richtige sein.
Manchmal ist das nicht nur "nicht das Richtige",sondern das Loslassen und "Verlieren" einer Beziehung,wo`s um Anlehnen und nicht Hauptverantwortlicher sein müssen geht,ist das eigentliche Problem.Und dann soll der Thera auch tun,wozu er da ist : einen hinführen,anleiten,damit man ne Konfrontation damit schafft und (wieder) Eigenverantwortung aufbaut.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:16

lavertu hat geschrieben: das ist wieder vollkommen aus dem Kontext gerissen. Du wolltest doch unbedingt auf die klinische Symptomatik eingehen, die ICH als überhaupt nicht ausschlagebend für die Frage, wenn es um die Therapiedauer geht ansehe. Daraufhin sagte ich Dir, dass sich alleine aus meiner Kindheit zig solcher klinischen Symptomatiken ableiten ließen,

Symptomatiken lassen sich nicht aus der Kindheit ableiten, Symptomatiken HAT man HIER UND JETZT. Was in deiner Kindheit war ist dabei erst mal völlig irrelevant. Wenn du JETZT depressiv bist, wenn du JETZT Ängste hast, wenn du JETZT Selbstwertprobleme hast, wenn du JETZT Probleme mit der sozialen Interaktion hast, dann hast du Symptome die behandlungswürdig sind, und dabei ist bei der Diagnose, bei der Feststellung daß du behandlungsbedürftig erkrankt bist erst mal völlig schnurzpiepegal woher die stammen.

Man ist nicht in Therapie weil die Kindheit beschissen war sondern weil man jetzt, hier und heute leidhafte Symptome hat.

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Tigerkind
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:19

**AufdemWeg** hat geschrieben:Finde das auch nicht irgendwie schlimm Angst zu haben
Ich auch nicht, trotzdem war es so besser!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Tristezza
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:20

Sag mal münchnerkindl, ist es für dich so schwer, gesetzte Grenzen zu respektieren? Lavertu hat dich mehrfach gebeten, es gut sein zu lassen.

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lavertu
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:28

münchnerkindl hat geschrieben:

Symptomatiken lassen sich nicht aus der Kindheit ableiten, Symptomatiken HAT man HIER UND JETZT. Was in deiner Kindheit war ist dabei erst mal völlig irrelevant. Wenn du JETZT depressiv bist, wenn du JETZT Ängste hast, wenn du JETZT Selbstwertprobleme hast, wenn du JETZT Probleme mit der sozialen Interaktion hast, dann hast du Symptome die behandlungswürdig sind, und dabei ist bei der Diagnose, bei der Feststellung daß du behandlungsbedürftig erkrankt bist erst mal völlig schnurzpiepegal woher die stammen.

Man ist nicht in Therapie weil die Kindheit beschissen war sondern weil man jetzt, hier und heute leidhafte Symptome hat.
Liebe Münchner,
Sag ich schon 3 Beiträgen und deshalb gehe ich inhaltlich jetzt nicht mehr auf deinen Beitrag ein; Wir beide haben eine andere Auffassung von Therapie, Diagnosestellung und Symptomatik. Ich habe mich bereits 2mal deutlich abgegrenzt und frage mich nun schon, warum Du meine Grenzen nicht akzeptieren kannst und mich immer wieder aufs neue "belehren" musst. Ich lege darauf keinen Wert.

Alles Liebe
LV

PS: Ich hatte bevor ich das abschickte den Beitrag von Tristezza nicht gelesen! Aber es freut mich, dass es ihr auch auffiel!

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candle.
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Beitrag Do., 21.06.2012, 16:35

Tatsache ist doch, dass der Abgang amals aus der Therapie verpaßt wurde. Warum ist unklar. Und in deinem ersten Post lese ich heraus, dass die Therapeutin schon annimmt, dass du austherapiert bist. Dafür spricht auch, dass du sehr unregelmäßig hingehst. Sie hat dich darauf gestuppst, du warst erschrocken, dann war es eine Bestätigung, dass sie dich laten will, weil sie sagte, dass du entscheidest wann du gehst. Das hat ja auch therapeutisch einen Sinn dir die Gelegenheit zu geben dich selbständig zu entscheiden zu gehen. Die Tage scheinen mir gezählt, warum du es nicht so siehst, steht auch offen.

candle
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