Erbschuld, Wiedergutmachung?

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Phönixia
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Beitrag So., 25.03.2012, 20:45

@münchnerkindl
Ein Volk kann kein Täter sein.

Die Täter, plural, damals waren viele viele einzelne Menschen. Es waren viele, aber keineswegs alle. DIESE allein tragen die Verantwortung für das was geschehen ist. Weder die die nicht an solchen Taten beteiligt waren noch irgendwelche Nachkommen von damals schuldigen Deutschen hat dafür eine Verantwortung
das sagt du wieder mit diesem dummdreisten Selbstbewusstsein.

Dann sind also alle Behauptungen der Schuld der Deutschen Volkes eine Lüge, die nicht wahr ist?
Und die Wiedergutmachungszahlungen werden einem komplett unschuldgen Volk aus der Tasche gezogen? Es waren nur ein paar vereinzelte Täter?

Behaupte wenigsten das sei nur deine Meinung, aber nicht ein feststehende Tatsache!

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leberblümchen
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Beitrag So., 25.03.2012, 20:49

Münchnerkindl: Du sagst es ja selbst: Du übernimmst für dich Verantwortung. Das tust du aber nicht, weil du damit etwas für dich tun willst, sondern weil du - nehme ich mal an - dabei deine Mitmenschen im Hinterkopf hast.

Ich kann z.B. auch nicht für alles spenden. Es gibt zig Organisationen, denen man sein Geld geben kann, damit sie damit etwas gutes tun mögen. Es ist mir aber nicht möglich, unendlich viel Geld zu spenden. Punkt. Dennoch kann ich nicht sagen, dass ich mit dem Leid anderer Menschen nichts zu tun habe. Ich kann mitfühlen. Und wieso sollte ich nicht mit denen mitfühlen, die in unserem Land auf das Übelste misshandelt wurden? Nur weil man mich dafür juristisch nicht 'kriegen' kann? Ziemlich klein finde ich das.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.03.2012, 20:57

Phönixia hat geschrieben:
Dann sind also alle Behauptungen der Schuld der Deutschen Volkes eine Lüge, die nicht wahr ist?

Ja, weil "ein Volk" keine Schuld auf sich laden kann. Das können nur einzelne Personen. Weil es für Schuld eines individuellen Gewissens und einer individuellen Entscheidung zu einer Tat bedarf.

Ein Volk ist eine inhomogene Ansammlung von Einzelindividuen,eine Gruppe in der sich einzelne Individuen in unterschiedlichem Mass schuldig machen, andere nicht. Man kann also nicht die Nicht-Täter in dieser Gruppe und dann auch noch alle Nachkommen die nun absolut garnichts getan haben hier mit schuldig erklären.

Schuld kann ebenfalls nicht erblich sein. Da sie eben einer individuellen Entscheidung zu einer Tat bedarf. Wer diese nicht trifft ist auch nicht schuldig. Fertig.


Wenn mein Grossvater irgendwen umgebracht hat ist das schlicht und ergreifend weder meine Schuld noch meine Verantwortung.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am So., 25.03.2012, 21:02, insgesamt 1-mal geändert.

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Phönixia
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:01

man darf so eine moralische Schuld nicht mit einer Kollektivschuld oder einer Sippenhaft verwechseln die nicht rechtstaatlich wäre. Einzelne Deutsche wie z.B die Geschwister Scholl kann man nun wirklich nicht als Täter bezeichen. Dennoch hat diese moralische Schuld ja das ganze Volk, nicht nur diejenigen die bei Ermordungen direkt Hand angelegt haben.
Die Geschwister Scholl müssen sich ihrer Verwortung sehr bewusst gewesen sein. Den sie handelten schließlich auch aus diesem Wissen über die moralische Schuld eines Mitläufertums heraus. Das haben sie auch mehr oder weniger in ihren Flugblättern geschrieben.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:04

Phönixia hat geschrieben:Dennoch hat diese moralische Schuld ja das ganze Volk,.
Auch moralische Schuld haben nur genau die Personen die aktiv an einer Tat mitgewirkt, sie befürwortet oder wissentlich weggesehen haben.

Alle anderen haben keine Schuld.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:05

Wenn man mit dieser Haltung glücklich wird ...
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


leberblümchen
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:06

Wenn mein Grossvater irgendwen umgebracht hat ist das schlicht und ergreifend weder meine Schuld noch meine Verantwortung.
Wieso kannst du nicht die Verantwortung dafür übrenehmen, dass z.B. die Hinterbliebenen von dir in irgendeiner Form Zuwendung bekommen? Das Wort 'Entschädigung' klingt abgedroschen. Aber wenn mein Großvater die Eltern eines Kindes erschießt, dann ist es doch naheliegend, dass ich - soweit das möglich ist, natürlich nur - mich für das Kind verantwortlich fühle. Nicht, weil ich schuldig wäre, sondern weil ich von seinem Schicksal persönlich berührt und betroffen bin. Das kann das Kind nicht einklagen, aber das hat etwas mit Menschsein zu tun, Verantwortung auch für die Dinge zu übernehmen, für die man juristisch nicht belangt werden kann.

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Beitrag So., 25.03.2012, 21:06

Phönixia hat geschrieben: Die Geschwister Scholl müssen sich ihrer Verwortung sehr bewusst gewesen sein. .
Die haben einfach gesehen wohin das ganze steuert und wollten dazu beitragen daß dieser Wahnsinn aufhört. Die haben das doch nicht aus Schuldgefühlen heraus getan sondern aus Mitgefühl mit den Opfern.

Schuldgefühle sind sowieso die schlechtest mögliche Motivation im Leben.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am So., 25.03.2012, 21:08, insgesamt 1-mal geändert.


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Beitrag So., 25.03.2012, 21:08

Ich denke, sie haben es getan, weil sie sich verantwortlich gefühlt haben. Zu Recht.

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Phönixia
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:09

"Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique "regieren" zu lassen. Ist es nicht so, daß sich jeder ehrliche Deutsche heute seiner Regierung schämt, und wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die grauenvollsten und jegliches Maß unendlich überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten...."

"Wir sind euer böses Gewissen" Auszug aus dem Flugblatt der Weißen Rose.

Waren damals schon weitsichtiger als viele Deutsche heute. Obwohl man angeblich hinterher klüger ist.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:10

Du vergisst aber daß die damals eine Chance hatten etwas zu tun das einen Unterschied macht. Und wenn sie mit ihren Flugblättern nur eine einzige Person aufgerüttelt haben, die dann evtl einem Verfolgten geholfen hat.

Heutzutage dahocken und sich Schuldgefühle zu machen über etwas das vor 70 Jahren passiert ist und nun über "die Schuld der Deutschen" zu fantasieren nutzt niemanden auf dieser Welt irgendwas.


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Beitrag So., 25.03.2012, 21:13

Tja, ich weiß auch nicht, wieso immer von 'Schuld' gesprochen wird. Ich hab wegen allen möglichen Dingen - völlig zu Unrecht - Schuldgefühle. Wie so viele hier, vermutlich. Aber ich bin nicht schuld daran, dass ein Völkermord begangen wurde. Aber das hat auch niemand behauptet. Komisch, dass man sich diesen Schuh immer anzieht. Warum ist das so? Und wieso kann ich nicht trotzdem Verantwortung übernehmen, wenn ich nicht schuldig bin?

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:18

titus2 hat geschrieben: Und wieso kann ich nicht trotzdem Verantwortung übernehmen, wenn ich nicht schuldig bin?
Jeder kann jeden Tag überlegen was man dazu beitragen kann daß die Welt morgen ein kleines bischen lebenswerter sein wird.

Wenn jemand dazu inspiriert wird indem er/sie sich an die Geschehnisse vor 70 Jahren erinnert, dann ist das doch wunderbar.
Das bedeutet aber nicht daß diese Geschehnisse inhärent und für jeden Menschen diese Wirkung haben müssen.

Und mit Schuldgefühlen macht man die Welt nun definitiv nicht besser, und auch nicht indem ich mir heute Schuldgefühle einrede weil mein Grossvater in den Kampfhandlungen am Montecassino involviert war. Und nein, ich bin dafür nicht verantwortlich und ich übernehme für diesen Wahnsinn auch nicht die Verantwortung.

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Phönixia
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:26

Und mit Schuldgefühlen macht man die Welt nun definitiv nicht besser
durch Gleichgültigkeit aber auch nicht.
Ich nehme mal die Wiedergutmachungszahlungen würden von vielen die so denken sofort eingestellt werden.
Von einer Verantwortunggefühl für die Opfer unsere Großelterngeneration keine Spur.
Aber die Annehmlichkeiten genießen die man von den Großeltern geerbt hat. Dazu zählt auch Schulbildung, Kulturgut etc Aber keine Veranwortung übenehmen für ihre Verfehlungen.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 25.03.2012, 21:37

Phönixia hat geschrieben: Aber die Annehmlichkeiten genießen die man von den Großeltern geerbt hat. Dazu zählt auch Schulbildung, Kulturgut etc Aber keine Veranwortung übenehmen für ihre Verfehlungen.
Ausbildung, Kultur gibt es auch in Frankreich, England, Skandinavien, Italien etc, also in ganz Europa. Das ist nichts deutsch-spezifisches, das ich geniessen würde speziell weil ich Deutsch bin.

Den Wohlstand des Landes (also die Finanzierung der heute vorhandenen Schulen etc) haben wir dem Marshall Plan (also den Amerikanern), dem kalten Krieg (in dem uns die Amis als Bollwerk gegen den Kommunismus gebraucht haben) und dem Fleiss der Nachkriegsgeneration zu verdanken.


Selbstverständlich bin ich dafür daß Opfer der NS Diktatur für ihr erlittenes Leid Kompensationszahlungen erhalten. Die BRD ist der Rechtsnachfolger des 3. Reichs und damit finanziell verantwortlich für die Schäden. Und selbstversändlich haben die Betroffenen ein sowohl moralisches als auch materielles Recht auf Entschädigung.
Aber das hat nichts damit zu tun daß ich hier persönlich eine Verantwortung hätte für das was vorgefallen ist.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am So., 25.03.2012, 21:52, insgesamt 2-mal geändert.

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