Wie verliebt man sich in seinen Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Di., 24.01.2012, 06:47

Fast Forward hat geschrieben:*hust* Also, man überlebt's Und ich kann doch alles recht gut ansprechen. Ich hoffe, dass mir diese Erfahrung dann auch hilft, offener auf Männer zuzugehen, die erreichbar sind und mich weniger zu verstecken, so wie ich es bislang leider immer getan habe.
Daß du`s "überlebst",glaub ich dir gerne!
Ich mein das alles gar nicht so ironisch oder provokativ,wie es anscheinend ankommt.
Wenn jemand so arbeiten kann und will in der Therapie und es ihm was bringt,dann ist das für den der richtige Weg und gut is.

Ich bring da halt die Problematik dahinter nicht so mit,bzw. hab die ohne Thera-Hilfe bewältigen können,und hab von daher andere Prioritäten in der Therapie.

Aber interessant find ich die ganzen Aspekte schon - wie Wandelröschen.Ich möchts auch gern verstehen.
Und ich frag mich ja auch immer,warum und zu welchem Zweck jemand was tut.In Bezug auf den Thera z.B.
Es wird ja keins aus purer Nächstenliebe Thera. Ich bin ja auch nicht aus purer Nächstenliebe Krankenschwester geworden.

Und da find ichs interessant,mal zu begucken,was es für Vorteile hat,ein Analytiker zu sein z.B.
Im Hinblick auf das Verlieben seiner Klientinnen : kann ich mir schon gut vorstellen,daß das dem männlichen Ego gewaltig schmeichelt.
Und daß das dann wieder diverse Gefahren birgt,wenn der Thera sich da nicht gewaltig ehrlich sich selber gegenüber sein traut...

Und da les ich oft genug,wie Theras ihre Klientinnen eher mit reinreissen in sich im Kreise drehendes Gefühlsdilemma,anstatt an der Auflösung zu arbeiten.
(Gilt jetzt natürlich nicht nur für Analytiker. )

Also,ich versteh das auch immer mehr so,daß Analyse wirklich nur was ist für Klienten mit ner gut stabilen seelischen Gesundheit...

Ach übrigens,wegen Zitat: Wenn du den Namen einsetzt,dann brauchts noch ein " je vor und nach diesem Namen,dann klappts.

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montagne
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Beitrag Di., 24.01.2012, 08:53

Hi Dannie,
ich glaube man sollte sich nicht so sehr vergleichen, schon gar nicht was Therapie angeht.
Das mag auch etwas mit der Methode zu tun haben. Aber vor allem mit einem selbst. Und auch mit der Therapeutin.
Manchmal hat man das Gefühl, da sind ähnliche Biographien und dann verläuft die Therapie doch ganz anders und wenn man nochmal hinsieht sind doch wieder viele Ähnlichkeiten da.

Dann ist auch nicht zu vergessen, dass du eher am Anfang stehst und viele, mit denen du dich hier vergleichst eher am Ende. Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, meine Perspektive ist jetzt, zum Ende hin, eine komplett andere als zu Beginn.
Ich schrieb von Bindung, das dies mein übergeordnetes Thema sei. Dazu gehörte aber auch, das überhaupt mal als solches wahrzunehmen. Im ersten halben Jahr bis Jahr hätte ich doch niemals verstanden das ich dort ein Problem habe. Dann habe ich es verstanden, aber wusste lange eigentlich nicht, was bedeutet das nun? Ich hatte doch eine langjährige Partnerschaft (hab ich auch immer noch) und Freunde.
Ich habe schon gemerkt, da stimmt bei mir was nicht, aber hat das überhaupt eine Bedeutung? Ich hab doch gute, tragende Beziehungen im echten Leben.
Erst jetzt, wo ich aus dem Gröbsten raus bin, fange ich an zu verstehen wie sich das Bindungsproblem ausgewirkt hat. Erst wo die Besserung eingetreten ist, kann ich die Störung klarer sehen, kann den fundamentalen Unterschied sehen, fühlen.

Es ist, als wenn ich auf einen Berg steige. Man fängt im Tal an, da ist es auch nett, da sieht man auch was. Aber erst wenn man höher kommt, ich will nicht sagen Gipfel, aber höher, dann sieht man mehr. Man sieht das gleiche Tal und doch sieht man etwas ganz anderes. Und vor allem sieht man all die anderen Gipfel plötzlich, die hinterm Horizont lagen, von denen man zuvor nicht wusste, das es sie überhaupt gibt.
Da kann man ja erst sagen: Die will ich auch noch besteigen.

Man kann ja keine Gipfel besteigen wollen, von denen man gar nicht weiß, das sie da sind.
amor fati

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Tigerkind
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Beitrag Di., 24.01.2012, 10:05

montagne hat geschrieben:Erst jetzt, wo ich aus dem Gröbsten raus bin, fange ich an zu verstehen wie sich das Bindungsproblem ausgewirkt hat. Erst wo die Besserung eingetreten ist, kann ich die Störung klarer sehen, kann den fundamentalen Unterschied sehen, fühlen.
Und was heißt das konkret im Alltag ?

Liebe Grüße

Tigerkind
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Fast Forward
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Beitrag Di., 24.01.2012, 13:40

Rilke: Ich war auch zunächst geschockt - ich hatte mir erwartet, dass er eben eher was von an der Auflösung arbeiten sagen würde, aber ich nehme an, dass das eh in die Arbeit einfließt. Jedenfalls hat er das nicht in einem abwertenden oder kalten Ton gesagt, er war schon sehr einfühlsam und hat mir das Gefühl vermittelt, dass er mir vertraut, dass ich es gar nicht erst so weit kommen lasse. Aber seine Argumentation ist schlüssig; wie kann er mir helfen, Gefühle ihm gegenüber aufzulösen, wenn er doch deren Ursprung ist? Er würde mich nicht alleine stehen lassen, sondern zu einem Kollegen schicken. Ich möchte auch nicht, dass mir hier jemand - egal wie gut die Absicht dahinter auch ist - einredet, ich müsse nun an seiner Kompetenz zweifeln. Ich bin mir ziemlich sicher, ich bin nicht die erste seiner Patientinnen, die sich so verliebt hat und wenn ich eines über ihn weiß, dann dass er mit Leib und Seele Therapeut ist. Er wird schon wissen, was er da tut

Waldschratin: also, ich hab mir den Thera natürlich nicht nach seinem Aussehen ausgewählt ^^ Das war ein angenehmer Nebeneffekt. In dem Moment wollte ich einfach nur, dass mich jemand aus der Misere zieht, das hätte in dem Moment auch ein Gnom sein können

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Waldschratin
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Beitrag Di., 24.01.2012, 14:50

Fast Forward hat geschrieben:Waldschratin: also, ich hab mir den Thera natürlich nicht nach seinem Aussehen ausgewählt ^^ Das war ein angenehmer Nebeneffekt. In dem Moment wollte ich einfach nur, dass mich jemand aus der Misere zieht, das hätte in dem Moment auch ein Gnom sein können
Hab ich ja auch gar nicht behauptet,daß du ihn dir nur nach seinem Aussehen ausgesucht hast.

Und wie gesagt : wenn du dich in der Therapie bei ihm wohlfühlst und gut aufgehoben weißt,was spricht denn dann dagegen?
Und nochmal wie gesagt : Gefühle "macht" man sich ja nicht,die entstehen halt.Und dann heißts eben damit umgehen,möglichst in ner dienlichen Weise.

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stern
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Beitrag Di., 24.01.2012, 15:11

Ich halte es durchaus für realistisch, dass eine persistierende Übertragungliebe (das kann auch für negative Übertragungen gelten) Therapeutenwechsel bedeuten kann, umso mehr, wenn es ansonsten (auch) stagniert... evtl. nochmals mehr, je mehr erotische Übertragungen auch zum Widerstand werden (dass letzeres=Widerstandsfunktion u.a. auch der Fall sein kann, steht, glaube ich, außer Frage). Sicher nicht beim ersten Anzeichen (denn die Chance das dann therapeutisch nutzbar zu machen besteht ja)... aber eben, wenn es sich hartnäckiger festsetzt.

Ist ja im Prinzip dann nur fair, dass der Patient dann die Chance hat, das wirklich einer Therapie zuzuführen, evtl. bei einem anderen Therapeut, der div. Übertragungen zwar auch auslösen dürfte (wenn ein Patient best. "Übertragungspotential" hat, entfaltet dies sich bei einer intensiveren Therapie meiner Erfahrung nach auch)... aber vielleicht nicht in dem Maße, dass es unter dem Strich ziemlich therapiehinderlich bis therapieresistent werden kann.

Womit ich weniger anfangen kann, ist mit "Auflösung" von etwas... hört sich halt immer etwas so an, als könne sich manches so einfach in Luft auflösen à la: weg isses. Wahrscheinlicher ist am Ende eines (erfolgreichen) Prozesses eher, das z.B. Trauerprozesse ausgelöst werden (halt je nach dem was dahinter steckt), neue Erfahrungen/Erkenntnisse HINZU kamen, usw. Ggf. (z.B. wenn auch abhängige Tendenzen bestehen): Was soll man da weg machen / auflösen? Auch hier läuft es wohl eher darauf hinaus, dass z.B. etwas (innere Instanzen) aufgebaut, gestärkt werden.
Liebe Grüße
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Lilly111
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Beitrag Di., 24.01.2012, 15:52

stern hat geschrieben:Womit ich weniger anfangen kann, ist mit "Auflösung" von etwas...
Das geht mir genauso.
Zumal hier in diesem Kontext von "Liebe auflösen" gesprochen wird. Würde das nicht bedeuten, dass man dann theoretisch jede Liebe einfach irgendwie totquasseln und auflösen könnte? Oder - weiter gedacht - jedes Gefühl mit Reden verändern oder "weg machen" könnte? Man geht doch nicht in Therapie um danach nur noch mit seinen "Wunschemotionen" durchs Leben zu gehen. Die positiven nehme ich mit, die negativen kann der Thera behalten, oder wie?
Auch hier läuft es wohl eher darauf hinaus, dass z.B. etwas (innere Instanzen) aufgebaut, gestärkt werden.
Das könnte in dem Fall die Ratio sein. Bei aller gewünschten Emotionalität in einer Therapie ist die Anwesenheit des Verstandes mindestens genauso wichtig.

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Fast Forward
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Beitrag Di., 24.01.2012, 16:12

Danke stern und Lilly111 für diese Überlegung, das klingt sehr einleuchtend für mich und würde auch erklären wieso z.B. mein Thera gar nicht von Auflösung gesprochen hat. Vlt. geht es ihm tatsächlich mehr darum, dass ich damit umgehen kann statt es zu verdrängen (er meinte, er würde es jetzt regelmäßig ansprechen um zu sehen, wie es sich bei mir entwickelt). Wäre allerdings manchmal schon sehr praktisch, wenn man Gefühle einfach mal so wegzaubern könnte :D

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Tigerkind
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Beitrag Di., 24.01.2012, 16:32

Fast Forward hat geschrieben:Wäre allerdings manchmal schon sehr praktisch, wenn man Gefühle einfach mal so wegzaubern könnte :D
Oh, wäre das schöööööööööööööön !
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Hamna
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Beitrag Di., 24.01.2012, 16:33

Fast Forward hat geschrieben:Aber seine Argumentation ist schlüssig; wie kann er mir helfen, Gefühle ihm gegenüber aufzulösen, wenn er doch deren Ursprung ist?
Naja, er ist ja nicht Ursprung sondern Ziel deiner Gefühle, würde ich meinen. Wenn es sich um Übertragungsgefühle oder -liebe handelt, wäre der Ursprung aber schon interessant.
Ich möchte auch nicht, dass mir hier jemand - egal wie gut die Absicht dahinter auch ist - einredet, ich müsse nun an seiner Kompetenz zweifeln.
Keine Sorge, habe und hatte ich nicht vor
Lilly111 hat geschrieben:Zumal hier in diesem Kontext von "Liebe auflösen" gesprochen wird.


Nein, ich meinte eher, die Übertragung bzw. die Idealisierung auflösen, und das kann, denke ich, nur er selbst tun, nicht ein neuer/anderer Therapeut.

Drauf gekommen bin ich auch nur, weil mein Thera mir damals sagte, er würde mich mit meinen Gefühlen nicht allein lassen. Da fand ich im Gegensatz dann die Aussage eines Therapeuten, er würde die Therapie ggf. beenden, ganz schön hart irgendwie, deshalb hab ich nachgefragt.


Waldschratin
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Beitrag Di., 24.01.2012, 17:26

Lilly hat geschrieben:Zumal hier in diesem Kontext von "Liebe auflösen" gesprochen wird. Würde das nicht bedeuten, dass man dann theoretisch jede Liebe einfach irgendwie totquasseln und auflösen könnte? Oder - weiter gedacht - jedes Gefühl mit Reden verändern oder "weg machen" könnte?
Vielleicht ist ja mehr gemeint,den "Knoten im Gefühl" des Verliebtseins aufzulösen...
Also den quälenden,nicht guten Umgang mit dem Gefühl an sich aufzulösen?

Und warum sollte man Gefühle nicht ändern können?
Man ist denen doch nicht "hilflos ausgeliefert"...

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Lilly111
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Beitrag Di., 24.01.2012, 19:38

Rilke hat geschrieben:Nein, ich meinte eher, die Übertragung bzw. die Idealisierung auflösen, und das kann, denke ich, nur er selbst tun, nicht ein neuer/anderer Therapeut.
Genau da habe ich ein Verständnisproblem. Wie soll der Thera das tun?
*simsalabim* weg ist das Gefühl? Oder vllt. der Pat. die schwarze Brille aufsetzen, damit ihre Verliebtheit allein durchs ansehen und wahrnehmen der Affekte keine neue Nahrung bekommt? Würde auch nichts nützen, weil mit „spanischer Wand“ (PA-Situation?), also dem Fehlen der visuellen Reize, die zweifellos erotische Stimme und der Tonfall verstärkt wahrgenommen werden.
So rein verstandesmäßig wegdiskutieren lassen sich Gefühle auch nicht. Was bleibt dann noch?
Er könnte die Abstinenzregel brechen und seiner Pat. erzählen, dass er jeden Abend eine Flasche Whisky trinkt und anschließend seine Frau verprügelt. Selbst das würde bei gagamäßigem Verliebtsein nicht helfen, weil vllt. die Retterinstinkte anspringen ('bei MIR würde er so was nicht tun’). Eine andere Variante – wie hier öfter mal zu lesen – ist das massive Beleidigen der Pat.. Mal davon abgesehen, dass auch das eine Grenzüberschreitung ist, beseitigt es nicht automatisch die Verliebtheit. Wenn der erste Schmerz darüber abgeklungen ist, kommt die Verliebtheit wieder zurück ('vllt. hat er es ja gar nicht so gemeint….’)

Mir fällt wirklich nichts ein, wie ein Thera diese Verliebtheit ohne Grenzverletzungen auflösen könnte. Und ich finde, das muss er auch gar nicht. Es ist nicht seine Verantwortung, sondern die der Pat. Nur weil er das Objekt der Begierde ist, heisst das nicht, dass er auch für die Gefühle der Pat. verantwortlich ist. Das ist bitte jeder für sich selbst.

Waldschratin hat geschrieben:Und warum sollte man Gefühle nicht ändern können?
Man ist denen doch nicht "hilflos ausgeliefert"...
Ja, man kann Gefühle ändern. Aber man kann es mMn immer nur selbst, nicht der Thera für einen. Der Thera kann dabei unterstützend tätig werden, indem er einem neue Sichtweisen aufzeigt. Nur dass das im Falle der Verliebtheit nicht funktioniert. Er kann eben nicht zu seiner Pat. sagen 'Wissen Sie was, in Reallife bin ich der Loser schlechthin. Ich kann weder einen Nagel in die Wand schlagen, noch kann ich kochen und einparken kann ich auch nicht.’ Das würde sicherlich die Perspektive der Pat. ändern, ist aber nun mal verboten.

Waldschratin hat geschrieben:Weil im "normalen Leben" geht man dann ja seinem "Objekt der Begierde" entweder aus dem Weg,oder dieses grenzt sich ab.
Ähnlich mag das dann schon sein,wenn man sich in den Thera verliebt.
Nur,daß im normalen Leben wohl niemand so selbstquälerisch wäre,dem anderen dann dreimal die Woche intensiv zu begegnen
So man denn die Chance zum aus dem Weg gehen hat. Ich hatte mal eine 3-monatige Weiterbildung, fünfmal die Woche und habe mich gleich vom Start weg in den Lehrer bis über beide Ohren….. Von Stunde an waren die Wochenenden eine völlig überflüssige Erfindung, meine Boutique um die Ecke hatte exorbitante Umsatzzuwächse zu verzeichnen und einen Wecker brauchte ich auch nicht mehr. Es war sooo schön. Nur schön. Sicherlich tut so eine unerfüllte Sehnsucht immer auch weh, aber das Positive überwiegt doch bei weitem. Wie stern schon schrieb, kommt nach der Verliebtheit so was wie Traurigkeit. Aber auch die verfliegt irgendwann von ganz allein. Was bleibt sind wunderschöne Erinnerungen. Ich möchte die nicht missen.

Fast Forward hat geschrieben:Also, man überlebt's.
Genau.

Lilly
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Waldschratin
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Beitrag Di., 24.01.2012, 20:48

Lilly hat geschrieben:Ja, man kann Gefühle ändern. Aber man kann es mMn immer nur selbst, nicht der Thera für einen.
Genau!
Lilly hat geschrieben:Der Thera kann dabei unterstützend tätig werden,
Nochmal : genau!
Und natürlich nutzt alle Anstrengung und alles Gerede des Theras nix,wenn die Klientin nix dran ändern will,sondern lieber weiter "leidet" - oder die Verliebtheit als "Versteck" nimmt für andere Probleme,die sie nicht angehen will.
Lilly hat geschrieben:Von Stunde an waren die Wochenenden eine völlig überflüssige Erfindung, meine Boutique um die Ecke hatte exorbitante Umsatzzuwächse zu verzeichnen und einen Wecker brauchte ich auch nicht mehr. Es war sooo schön. Nur schön. Sicherlich tut so eine unerfüllte Sehnsucht immer auch weh, aber das Positive überwiegt doch bei weitem.
Und schon wieder : genau!
Im Normalfall tut es das alles.Und wie schon öfter jetzt geschrieben : ich hab da ja auch nix dagegen und meinetwegen etc. pp.
Ich les halt nur immer wieder und manchmal recht oft,wie Klientinnen drunter leiden und da nicht mehr "rausfinden", oder gar die dreiviertel Therapie dran "eingeht",weils nix anderes mehr gibt als diese Verliebtheit und Schwärmerei für und um den Thera.Und das manchmal jahrelang in ner endlosen Therapie...
Und das find ich dann schon daneben.Das ist in meinen Augen Zeit- und Kräfteverschwendung,die nix bringt.

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Beitrag Di., 24.01.2012, 21:01

Lilly111 hat geschrieben:
Waldschratin hat geschrieben:Und warum sollte man Gefühle nicht ändern können?
Man ist denen doch nicht "hilflos ausgeliefert"...
Ja, man kann Gefühle ändern. Aber man kann es mMn immer nur selbst, nicht der Thera für einen. Der Thera kann dabei unterstützend tätig werden, indem er einem neue Sichtweisen aufzeigt. Nur dass das im Falle der Verliebtheit nicht funktioniert. Er kann eben nicht zu seiner Pat. sagen 'Wissen Sie was, in Reallife bin ich der Loser schlechthin. Ich kann weder einen Nagel in die Wand schlagen, noch kann ich kochen und einparken kann ich auch nicht.’ Das würde sicherlich die Perspektive der Pat. ändern, ist aber nun mal verboten..
...wobei meiner das ansatzweise sogar getan hat ^^ Ich frage mich heute noch ein bisschen, warum er mir erzählt hat, dass er zwar als Therapeut weiß, wie er die therapeutische Beziehung zu Patienten aufstellen kann und damit gute Ergebnisse erzielt, dafür aber als Privatmensch keine Beziehung ihm gelingt (außer mit Freunden und Familie)... Abgesehen davon, dass ich das eh schon wusste Naja, andererseits kommen bei ihm öfter mal solche Äußerungen vor, ohne dass er sich dabei bei mir ausheult. Also es ist nicht wie manch erschreckendes Beispiel das man hier lesen kann, wo der Patient schon fast zum Thera des Thera wird.

Lilly111, deine Geschichte mit der Fortbildung finde ich ein ganz tolles Beispiel Du hast dort bestimmt viiiiel gelernt, weil du gefühlsmäßig voll dabei warst, oder?


montagne
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Beitrag Di., 24.01.2012, 21:35

@Tigerkind: Schrieb ich schon in meinem Posting zuvor:

Ergebnis ist, wie oben geschrieben eine verbesserte Bindungsfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, die sich natürlich positiv auf alle Lebensbereiche auswirkt. Auf meine engen, privaten beziehungen ebenso wie auf nicht-private, lockerere Beziehungen.
Weil eben die Beziehung zu meiner Therapeutin viele Facetten bereit hielt. Einerseits geht es um tiefe Bindung, aber was damit einhergeht ist ja auch eine Fähigkeit Nähe-Distanz sinnvoll zu regulieren, so das es mir situativ gut tut. Dadurch das ich mich in für mich befriedigender Weise binden kann, kann ich mich auch abgrenzen, distanzieren, Bindungen lösen, Bindungen aufnehmen und lösen, verbindliche und schöne Beziehungen aufbauen und genießen, die von vorne herein nicht eng und dauerhaft sind. Es sind völlig neue Dimensionen in meine Beziehungsmöglichkeiten hinzu gekommen. Beziehung stresst mich nicht mehr, sondern erfüllt mich, unterstützt mich, regt mich an. (Was nicht heißt, dass ich nicht auch Alltagsstress mit Leuten habe.)


Letzlich hängt da auch Regulierung der Affekte mit dran. Ist ja nochmal ein weites Thema für sich.
amor fati

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