Merkt man ob die Thera einen mag ?

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*AufdemWeg*
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Beitrag Di., 20.12.2011, 19:39

Ich kanns von meiner Therapeutin her nicht bestätigen, titus
ganz und gar nicht
wär schön mal betüdelt zu werden
aber nix *seufz
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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leberblümchen
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Beitrag Di., 20.12.2011, 19:46

Stern, aber es ging ja um die Frage der Sympathie. Und dazu würde dann m.E. automatisch gehören, dass man sich auch privat mit den Sorgen des Anderen befasst oder gar identifiziert, eben MITleidet. Und ich denke, dass man da trennen kann zwischen 'mitfühlender Mensch sein' und 'sich einfühlender Therapeut' sein.

Ich kenne das übrigens auch aus Patientensicht: Ich weiß nicht, ob ich da so die Ausnahme bin, aber ich kann in meiner 'Zuneigung' durchaus unterscheiden: Mich interessiert nicht, was der Therapeut privat denkt, macht und womit er sich befasst. Aber trotzdem fühle ich da was und ich bin nicht gleichgültig, obwohl sich das sicher so anhört. Keine Ahnung, ob sich diese Gefühle noch verändern oder verstärken - ich würde das nicht ausschließen -, aber im Moment merke ich, dass da schon so etwas wie Zuneigung ist, die sich aber alleine auf die Therapie und das, was damit zusammenhängt, bezieht. Ich könnte mir never ever vorstellen, irgendwas gemeinsam privat mit ihm zu unternehmen. Und so stelle ich mir das umgekehrt auch vor.

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stern
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Beitrag Di., 20.12.2011, 21:42

Stern, aber es ging ja um die Frage der Sympathie. Und dazu würde dann m.E. automatisch gehören, dass man sich auch privat mit den Sorgen des Anderen befasst oder gar identifiziert, eben MITleidet. Und ich denke, dass man da trennen kann zwischen 'mitfühlender Mensch sein' und 'sich einfühlender Therapeut' sein.
Ich denke, du hängst die dich an den Definitionen des Buches auf (es gibt btw. auch x andere).

Weder bei der Sympathie noch bei der Empathie kommt es FÜR MICH auf das Mitleiden oder Bedauern an (Empathie kann vielmehr ALLE Gefühle betreffen, die man aus Sicht des anderen nachvollziehen kann bzw. evtl. auch ein Stück weit mitempfinden kann... Empathie kann auch etwas ganz kommentarloses sein, und trotzdem ist sie da.. so eine Art sich in jemanden Hineinversetzen also um mal andere Worte zu wählen, EGAL um welches Gefühl es sich gerade handelt).

Und beides impliziert nicht im selben Atemzug, dass man sich auch privat mit den Sorgen des Anderen befasst bzw. davon "gefangen wird" (das kann situativ vielleicht mal geschehen, wenn jemand jetzt wirklich mal in einer besonderen Notlage ist, dass man überlegt, ob vielleicht außerplanmäßiges Handeln erforderlich ist)... aber wenn das eine mit dem anderen Hand in Hand geht, hat man ein Abgrenzungsproblem.

Btw. selbst deine Definition von Empathie (es gibt btw. x andere künstlich anmutende Definitionsversuche) schließt das mit-fühlen ein... und zwar partiell. Weiß jetzt nicht, was also genau der Unterschied zwischen mitfühlen und einfühlen genau sein soll... weil für mich einfühlen auch (partielles) mit-fühlen einschließt und mitfühlen für mich nicht heißt, dass dabei die eigenen Grenzen aufweichen müssen. Aber auch nicht so wichtig da ich sagen will: Es gibt auch Menschen, die können mitfühlen oder einfühlen (für mich sind das Synonyme) ohne das Leid einen anderen zu absorbieren und (und ohne dass deren Identitätsgrenzen dadurch verwischen). Das ist nix theraspezifisches, sondern es gibt auch Menschen, die sind darin kompetent... aber ein Thera, der diese Fähigkeiten nicht so gut hat, wäre insoweit wohl kein geeignetes "Modell".

Jemand unbegrenztes (egal ob das eine Thera ist oder nicht... nur ein Thera der das ist, der hat das Problem sich vielleicht bald wegen eines burn.outs selbst behandeln zu lassen), der läuft natürlich in Gefahr, dass er jedes Gefühl und Leid vom anderen absorbiert und dass auch noch sonstwo mithin schleppt.

Btw. es gibt sogar Leute, die sagen ohne Sympathie sei gar keine Empathie möglich (widerspricht aber etwas meiner Erfahrung)...sondern ich sehe es eher so: Empathie braucht nicht zwingend Sympathie.

Wenn mir jemand sympathisch ist, kann ich mich evtl. auch einfühlen/mitfühlen ohne zwingend davon gefangen zu werden bzw. ohne das meine Grenzen verwischen (mittlerweile ganz gut, meine ich ) ... und darauf zielt dein Artikel meines Verständnisses nach auch ab: Das man selbst bleibt, seine Identität wahren kann... und nicht die Gefühle eines anderen mit den eigenen verschwimmen, im Extremfall so, dass man gar nicht mehr weiß, was man fühlt, weil man (in der eigenen Unbegrenztheit) nur Schwingungen des anderen aufnimmt. Und das sind Fähigkeiten, die sind nicht nur Theras vorbehalten. Ausgesagt nur in anderen Worten (in deinem Link):
In der Empathie behält der Einfühlende seine eigene Identität und seine Getrenntheit.
Zuletzt geändert von stern am Di., 20.12.2011, 22:01, insgesamt 2-mal geändert.
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leberblümchen
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Beitrag Di., 20.12.2011, 21:58

Ich versuche immer noch, das irgendwie mit der Fragestellung des Threads zu verbinden, weil es mich immer noch irritiert, dass so oft geschrieben wird, dass Sympathie in einer Therapie nötig sei.

Ich glaube, in meinem allerersten Thread habe ich mich gefragt, was der Therapeut eigentlich fühlt, weil es für mich so erstaunlich war, das Gefühl zu haben, dass mich jemand versteht. Ich dachte so was wie: "Das kann er doch unmöglich ernst meinen". Und dann habe ich mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn nicht ich mich bei ihm angemeldet hätte, sondern meine Mutter - mit der ich so wahnsinnig oft aneinander gerate und die mich nun überhaupt nicht versteht. Ich hab mich gefragt, ob er, der er mir selbst zu verstehen gibt, dass meine Mutter schwierig und anstrengend ist, dann meiner Mutter gegenüber sagen würde (wenn sie und nicht ich seine Patientin wäre), dass ICH die Herausforderung in ihrem Leben bin (und nicht umgekehrt). Also, ob es möglich wäre, dass er mich sozusagen nur deshalb versteht, weil das sein Auftrag ist. Und wenn mein allergrößter Feind, über den ich mich wöchentlich dort ausheule, sein Patient wäre, dann wäre es sein Auftrag, eben diesen Feind zu verstehen.

Es muss also möglich sein, den Patienten zu verstehen und sich einzufühlen, ohne dabei so was zu denken wie: "Oh, wie ich denjenigen mag". Meiner Meinung nach ist es wirklich eher das Interesse an der Person und an ihren Problemen. Und um zu helfen, fühlt man sich ein. Wären wir z.B. nicht Patient und Therapeut, sondern Nachbarn, wüsste ich nicht, ob das Interesse, sich in mich einzufühlen, wirklich vorhanden wäre. Das ist doch die Frage, warum man solch einen Beruf ausübt.

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flowerbomb2
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Beitrag Di., 20.12.2011, 22:22

titus2 hat geschrieben:flowerbomb, kann es sein, dass das so ein Männer-Frauen-Ding ist?

Ich habe bei den Medizinern die Erfahrung gemacht, dass Frauen sich da irgendwie schwerer tun mit der Abgrenzung. Von weiblichen Lehrern kenne ich das übrigens auch. Immer schwingt so ein Mutter-Ton mit. Männer, die empathisch sind, sind MEINER MEINUNG NACH eher zurückhaltender und nicht so "ach-ich-mach-mir-ja-solche-Sorgen"-mäßig wie Frauen, sondern eher so: "Ich fühle, was du meinst, aber nun lass uns mal sehen, was wir tun können".
hmm..ich verstehe, was du meinst..ich kenne das so auch von ärztinnen, genau das sorgen machen mäßige. ich mag das total, aber kann auch sehr gut mit männlichen ärzten umgehen, die nur emphatisch sind, ohne einen zu verhätscheln.
das schöne ist, dass die einen eher beruhigen können durch die lockerere art.

aber meine thera ist leider normal auch nicht so. nur in den imaginationen und da eben ganz stark. deshalb wünsche ich mir das jetzt vllt auch so.

nein, titus, ich finde auch nicht, dass mögen sein muss. auf gar keinen fall. ich denke, eine grundsymphatie reicht. aber auch da denke ich, ist es normal, mal an einen patienten zu denken oder eben vor allem auch echte emphatie entgegenzubringen. wenn das nur taktik wäre, würde ich das einfach nicht als echt abnehmen..wenn der thera mich vergessen hat eine sekunde nachdem ich die praxis verlassen habe..

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flowerbomb2
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Beitrag Di., 20.12.2011, 22:27

titus2 hat geschrieben:Und dann habe ich mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn nicht ich mich bei ihm angemeldet hätte, sondern meine Mutter - mit der ich so wahnsinnig oft aneinander gerate und die mich nun überhaupt nicht versteht. Ich hab mich gefragt, ob er, der er mir selbst zu verstehen gibt, dass meine Mutter schwierig und anstrengend ist, dann meiner Mutter gegenüber sagen würde (wenn sie und nicht ich seine Patientin wäre), dass ICH die Herausforderung in ihrem Leben bin (und nicht umgekehrt). Also, ob es möglich wäre, dass er mich sozusagen nur deshalb versteht, weil das sein Auftrag ist. Und wenn mein allergrößter Feind, über den ich mich wöchentlich dort ausheule, sein Patient wäre, dann wäre es sein Auftrag, eben diesen Feind zu verstehen.
das wäre bestimmt so, ja. aber wenn er deine mutter direkt total doof finden würde, würde er sie wohl auch nicht behandeln. denke ich mal. aber klar ist es ihre arbeit, so emphatisch zu sein. das hält ja kein mensch immer durch, 24h am Tag

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stern
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Beitrag Di., 20.12.2011, 22:46

Es muss also möglich sein, den Patienten zu verstehen und sich einzufühlen, ohne dabei so was zu denken wie: "Oh, wie ich denjenigen mag". Meiner Meinung nach ist es wirklich eher das Interesse an der Person und an ihren Problemen.
Was wär dich so schlimm daran, wenn dein Thera dich sympathisch oder gar mögen würde? Kann mir vorstellen, dass das (nur zum Bleistift) für Menschen schwer zu ertragen sein kann, die Übergriffigkeit dergestalt erlebt haben: ich hab' mich immer soooo um dich gekümmert (woran aber Erwartungen geknüpft ist, z.B.: und jetzt erwarte ich von dir xy)... also "mögen/lieben" nicht als etwas erlebt haben, das auch bedingungslos bzw. erwartungsfrei sein kann, sondern die z.B. eine besorgte und liebende gluckende Übermutter eher Deckmäntelchen war/ist, um unterschwellig Forderungen zu stellen oder um jemanden für die eigene Bedürfnisbefriedigung zu miss-brauchen.

Interesse reicht IMO nicht, denn das kann schwinden, wenn man das "Untersuchungsobjekt" dann endlich soweit auseinandergedröselt hat, dass man manches versteht... und das Interesse (bzw. die Neugierde) sozusagen gefüttert wurde.

Menschen, die man sympathisch findet, in die kann man sich m.M.n. leichter einfühlen. Natürlich muss da nicht immer "ich mag dich oder ich finde dich sympathisch" im Hinterkopf oder gar im Vorderkopf sein oder gar ausgesprochen werden. Aber ohne emotional positiv gefärbte Einstellung/Zuneigung so als Grundgefühl jemanden gegenüber halte ich Psychotherapie für schwer... Sympathie sozusagen als Fangnetz, wenn es mal zu Konflikten kommt und das reine Interesse befriedigt ist. Eigentlich möchte ich mich nicht auf eine Definition festlegen (weil es keine trifft)... aber ich würde Sympathie grob als emotional positiv gefärbtes Grundgefühl beschreiben, das ich jemanden entgegen bringe. Annahme geht noch IMO noch weiter... und wie sollte mich ein Thera z.B. annehmen, wenn er mich nichtmal ansatzweise sympathisch findet, sondern dessen Grundgefühl gar in Richtung Antipathie geht. Neutrale Gefühle (weder in die eine noch in die andere Richtung) als dritte Version: hmm... reicht das: Antipathie=Abneigung empfindet der Thera nicht, aber das war es dann auch schon. Meiner Ansicht nach nicht unbedingt. Sympathie heißt auch nicht, dass ich alles gut heißen muss oder jedes Verhalten sympathisch finde.
Zuletzt geändert von stern am Di., 20.12.2011, 23:03, insgesamt 4-mal geändert.
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Beitrag Di., 20.12.2011, 22:50

Also ich habe Mühe mit Ärztinnen, besonders jetzt nach dieser Zahnärztin-Geschichte ... das liegt einfach auch daran, dass Frauen im Durchschnitt komplexer denken und es dann mit meinem eigenen weiblichen Kosmos kollidiert, wenn frau sich zu nahe kommt, während bei einem männlichen Arzt eher eine gesunde Distanz vorhanden ist, die ich unbedingt bevorzuge. Ich finde gerade die naturgegebene Nähe zum gleichen Geschlecht sehr anstrengend. Ich mag eher das unangestrengt Logische und nicht zu viel Emotionalität.
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stern
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Beitrag Di., 20.12.2011, 23:23

Und dann habe ich mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn nicht ich mich bei ihm angemeldet hätte, sondern meine Mutter - mit der ich so wahnsinnig oft aneinander gerate und die mich nun überhaupt nicht versteht. Ich hab mich gefragt, ob er, der er mir selbst zu verstehen gibt, dass meine Mutter schwierig und anstrengend ist, dann meiner Mutter gegenüber sagen würde (wenn sie und nicht ich seine Patientin wäre), dass ICH die Herausforderung in ihrem Leben bin (und nicht umgekehrt). Also, ob es möglich wäre, dass er mich sozusagen nur deshalb versteht, weil das sein Auftrag ist. Und wenn mein allergrößter Feind, über den ich mich wöchentlich dort ausheule, sein Patient wäre, dann wäre es sein Auftrag, eben diesen Feind zu verstehen
Frage ihn das das mal .

Verstehen/Empathie heißt für mich jedoch nicht im selben Atemzug gutheißen. Also man kann etwas aus der Sicht eines anderen nachvollziehen, sich evtl. auch ein-fühlen (Empathie), so dass man dessen Erlebenswelt bessser verstehen kann. Das heißt aber IMO noch lange nicht, dass ich das gutheiße. Einleuchtend vielleicht bei depressiven Gedanken: Man kann manche depressiven Schlaufen und inneren Prozesse zwar nachvollziehen... und erahnt dann wie jemand insofern tickt... was nicht automatisch heißt: Oh toll, sollten sie beibehalten. Auch NICHT unbedingt, dass alles objektiv genauso IST... also Empathie bedeutet nicht: ja, sie haben natürlich absolut recht, dass ihr Leben so sinnlos IST, dass sie am besten umbringen sollten. Sondern mehr oder weniger "nur", dass ich versuche in etwa nachzuvollziehen evtl. auch nachzu-fühlen, wie jemand denkt/fühlt (unabhängig davon ob eine Rückmeldung kommt oder nicht)

Und wieso sollte er die Erlebniswelt deiner Mutter aus IHRER Sicht nicht auch nachvollziehen können? (Das ist das, was ich unter "verstehen" bzw. Empathie verstehe)

Wenn jetzt zum Bleistift die Thera meiner Freundin nachvollziehen könnte, dass ich schwierig und anstrengend sei (weil meine Freundin das aus IHRER Erlebenswelt/Sicht heraus so wahrnimmt), so könnte ich sogar sagen: Jepp, bin ich auch manchmal wirklich (sonst bräuchte ich auch keine Therapie). Worum es in einer Therapie jetzt aber nicht unbedingt geht: Um sone Art Abwägung oder Urteil oder objektive Wahrheitsfindung ("wie IST es wirklich"), wer ist jetzt nun die schwierigere oder anstrengendere von beiden ist (nachvollziehen bzw. einfühlen in die Sicht/Perspektive des jeweiligen Patienten reicht im Zweifel aus). Und ein guter Thera wirft einen auch wieder auf sich selbst zurück... kann aber u.a. zuvor mitgehen z.B. dergestalt: oh, ich kann (ihre Sicht) nachvollziehen, xy muss echt anstrengend (für sie) sein bzw. ist anstrengend (für sie) (=eine Form der zum Ausdruck gebrachten Empathie). Warum sollte er sich nicht auch in das Erleben DEINER MUTTER hineinversetzen können, wenn SIE ihrerseits etwas als anstrengend empfinden sollte? Bzw. in anderen Worten: Sich nicht in die Perspektive deiner Mutter versetzen können?

Wenn er für deine Mutter als Grundgefühl Antipathie empfindet, würde er sie vermutlich auch nicht nehmen... deswegen halte ich Sympathie auch für so wichtig, weil's dann wirklich schwierig wird, jemanden angemessen gegenüberzutreten, wenn man so gar keine positive Haltung jemanden gegenüber entwickeln kann.... sondern man vielmehr nur Abneigung spürt (oder ein Neutrum).

Meine Sicht dazu... die deines Theras müsstest du natürlich erfragen... da hängt vielleicht sogar manches dran (bei dir).
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Beitrag Mi., 21.12.2011, 04:25

Manche Theras schreiben z. B. auch Artikel, wo sie auf ihre Herangehensweise Bezug nehmen. Ich suche immer nach solchen Hinweisen, das bestätigt sich dann auch in der Sitzung. Das wird auch bei meiner Thera-Suche wieder wichtig werden. Hab jetzt auch gerade wieder zufälligerweise einen Artikel eines Theras in einer Patientenzeitschrift gelesen, der mir gefällt. Werd mich dann wahrscheinlich bei diesem Thera im neuen Jahr melden, ist zwar etwas weit weg, aber solche Hinweise sind mir eben wichtig, bisher lag ich damit auch immer richtig. Und wenn es auch nur ein Übergangsthera werden sollte, wird sich das evtl. lohnen, weil ich bereits aus seinen Texten weiß, wie er ungefähr tickt und wie er Patienten wahrnimmt. So erhalte ich wenigstens wieder eine neue Perspektive, die mir weiterhilft. Und irgendwann wird dann einfach alles passen.
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 21.12.2011, 09:22

stern hat geschrieben: Was wär dich so schlimm daran, wenn dein Thera dich sympathisch oder gar mögen würde? Kann mir vorstellen, dass das (nur zum Bleistift) für Menschen schwer zu ertragen sein kann, die Übergriffigkeit dergestalt erlebt haben: ich hab' mich immer soooo um dich gekümmert (woran aber Erwartungen geknüpft ist, z.B.: und jetzt erwarte ich von dir xy)... also "mögen/lieben" nicht als etwas erlebt haben, das auch bedingungslos bzw. erwartungsfrei sein kann, sondern die z.B. eine besorgte und liebende gluckende Übermutter eher Deckmäntelchen war/ist, um unterschwellig Forderungen zu stellen oder um jemanden für die eigene Bedürfnisbefriedigung zu miss-brauchen.
Klingt interessant. Ich habe eine Freundin, bei der ich mich ständig dafür entschuldige, dass ich mich so selten melde und auch mal ihren Geburtstag vergessen habe oder hin und wieder Verabredungen absage. Und jedes Mal denke ich: "Jetzt ist sie so sauer, dass sie nichts mehr von mir wissen will". Genauso läuft es ja im Grunde auch in der Therapie - dieses ständige - mich selbst - Fragen: "Hab ich jetzt was falsch gemacht, was die Beziehung gefährden könnte?" Und so lief es auch mit meinem Exmann. Den hab ich allerdings wahnsinnig gemacht mit meinem: "Liebst du mich noch?" Vielleicht kommt das daher, weil ich immer nur gespürt habe, dass Zuneigung nichts ist, was einfach da ist, sondern dass das immer an Bedingungen geknüpft ist. Vielleicht ist es deshalb für mich so schwer vorstellbar, dass man jemanden einfach so mögen kann - der Gedanke, dass man speziell MICH mögen kann, kommt mir sowieso absurd vor...
Interesse reicht IMO nicht, denn das kann schwinden
Ich meinte jetzt nicht so sehr Interesse im Sinne von Voyeurismus (der Begriff wird auch in dem von mir genannten Buch erwähnt, hab ich mir also in dem Zusammenhang nicht ausgedacht). Voyeurismus wäre dann so was wie die Neugier, anderer Leute Geheimnisse zu erfahren. Das Interesse, das ich meine, bezieht sich darauf, sich der Aufgabe zu widmen, anderen Leuten zu helfen. Das ist ja nichts, was mit der Befriedigung der Neugier erledigt wäre. Echtes Interesse geht ja noch viel weiter. Ebenso wie natürlich auch das Interesse tatsächlich im Laufe von Jahren erlahmen (oder auch erwachen!) kann, gilt das ja auch für die Sympathie. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass der einzig denkbare Verlauf einer Therapie der wäre, dass die Sympathie von Stunde zu Stunde steigt. Vielleicht ist es auch oft andersherum?

Ich kenne das so von den Kindergartenerzieherinnen meiner Kinder. In den ersten zwei Jahren entsteht so was wie Vertrautheit. Und irgendwann im Laufe der 3-4 Jahre kommt auf beiden Seiten so ein Gefühl von: "Jetzt reicht es dann aber auch mal". Wo ich so darüber nachdenke, habe ich Angst davor, dass mir das in der Therapie auch so gehen könnte, dass man sich am Ende nur noch langweilt oder nervt - wobei ich jetzt auch nicht wüsste, ob das schlimmer wäre als die Angst vor der Trennung - aber das ist ja alles ganz schön OT...
Menschen, die man sympathisch findet, in die kann man sich m.M.n. leichter einfühlen.
Rein gefühlsmäßig würde ich das nicht bestätigen. Weil da m.E. wieder so was greift wie die 'Technik' des Sicherinnerns. Warum sollte man sich nicht in jemanden einfühlen können, der einem zuwider ist? Ich gebe zu, dass das nichts ist, was ich vielen Menschen zutrauen würde, aber in manchen Berufen geht es halt auch nicht anders. Ich denke, das ist ja gerade die hohe Kunst.
Annahme geht noch IMO noch weiter... und wie sollte mich ein Thera z.B. annehmen, wenn er mich nichtmal ansatzweise sympathisch findet
Ja, das stimmt allerdings. Die Annahme ist mir schon auch wichtig. Kann es sein, dass dieser Begriff hier nach 11 Seiten zum ersten Mal fällt? Das ist es doch eigentlich, was die Beziehung so speziell macht. Und ja, vielleicht gelingt das nur, wenn eine gewisse Sympathie vorhanden ist. Allerdings heißt das Annehmen für mich immer noch nicht, dass man denjenigen ausgesprochen mögen muss.
Neutrale Gefühle (weder in die eine noch in die andere Richtung) als dritte Version: hmm... reicht das: Antipathie=Abneigung empfindet der Thera nicht, aber das war es dann auch schon.
Warum sollte das nicht ausreichen? Ist das nicht der Normalzustand des zwischenmenschlichen Miteinanders, dass man Menschen weder ausgesprochen mag, noch dass man sie ausgesprochen widerlich findet? M.E. ist ein neutrales Gefühl (gibt es das überhaupt?) geradezu ideal: Sympathie ist doch recht störanfällig, jedenfalls meiner Meinung nach. Da können Hoffnungen und Erwartungen enttäuscht werden. Bei einem neutralen Gefühl kann man sich dann ganz auf das Wesentliche konzentrieren und die eigenen Wünsche und Enttäuschungen beiseite lassen.

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stern
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Beitrag Mi., 21.12.2011, 13:31

Neutrale Gefühle (weder in die eine noch in die andere Richtung) als dritte Version: hmm... reicht das: Antipathie=Abneigung empfindet der Thera nicht, aber das war es dann auch schon.
Warum sollte das nicht ausreichen? Ist das nicht der Normalzustand des zwischenmenschlichen Miteinanders, dass man Menschen weder ausgesprochen mag, noch dass man sie ausgesprochen widerlich findet? M.E. ist ein neutrales Gefühl (gibt es das überhaupt?) geradezu ideal: Sympathie ist doch recht störanfällig, jedenfalls meiner Meinung nach. Da können Hoffnungen und Erwartungen enttäuscht werden. Bei einem neutralen Gefühl kann man sich dann ganz auf das Wesentliche konzentrieren und die eigenen Wünsche und Enttäuschungen beiseite lassen.
Neutral meinte ich im Sinne von weder sympathisch (Zuneigung) noch Antipathie (Abneigung) vorhanden... indifferent, unentschieden also, um ein andere Bezeichung zu wählen. Ob's diesen Grat in Reinform immer gibt, wage ich eh zu bezweifeln... sondern das GRUNDgefühl, das man jemanden gegenüber hat, kann eher in die eine oder andere Richtung pendeln. Sympathie heißt dabei für mich auch nicht, dass ich alles sympathisch finden muss... aber dass ein positives Grundgefühl der Zuneigung da ist (das auch nicht immer vordergründig sein muss). Bei Abneigung würde die Waage mehr oder weniger in die andere Richtung ausschlagen.

Zudem behaupte ich: wenn man in einem zwischenmenschlichen Miteinander "weder noch" empfindet, so ist das auch nicht immer wirkliche Indifferenz (Unentschiedenheit oder Balance), sondern manchmal auch Gleichgültigkeit, z.B. ein Sachbearbeiter muss seinen Job richtig machen... sonderlich sympathisch finden muss ich ihn hingegen nicht (ob er mich sympathisch findet, wäre mich genauso egal). Umso mehr, je loser die Beziehung ist. Das das (Gleichgültigkeit) in einer PT nicht ginge, siehst du vermutlich genauso.

Ob Interesse für deine Thera reicht, müsstest du erfragen... pauschalisieren kann man das vermutlich nicht. Viele sagen aber in der Tat, reines Interesse reicht nicht aus. Ich stimme dem zu, gerade wenn eine Therapie auch stärker beziehungsorientiert arbeitet (und nicht nur beratend... siehe oben das Bsp. Sachbearbeiter: DA reicht im Zweifel auch, dass die Beratung eine kompetente ist). Denn (andeutungsweise begründet hatte ich das ja schon):

Nehme zum Beispiel Konflikte: Patient zeigt ziemlich manipulatives Verhalten. Thera kann das zwar aus Sicht des Patienten nachvollziehen (Empathie)... Thera ärgert sich trotzdem ziemlich darüber (Gegenübertragung). Oder nehme x andere Situationen, die zu eine eher negativen Gegenübertragung des Thera führen können. Wenn jetzt ohnehin Antipathie die Beziehung kennzeichnet... na dann gut Nacht. Und na ja, irgendein positives Band, das im Grunde da ist, hält vermutlich besser als ein "neutrales Band". Bzw. in anderen Worten:
Sympathie ist doch recht störanfällig, jedenfalls meiner Meinung nach.

Und wenn du schon Sympathie als recht störanfällig siehst... was passiert dann erst, wenn "Indifferenz" durch diese Störfaktoren gestört wird?

Ich tendiere fast dazu: je "schwieriger und anstrengender" ein Patient ist, umso wichtiger ist es, auch etwas sympathisches, mögenswertes zu finden. Und DAS halte ICH für eine höhere Kunst als
Warum sollte man sich nicht in jemanden einfühlen können, der einem zuwider ist? Ich gebe zu, dass das nichts ist, was ich vielen Menschen zutrauen würde, aber in manchen Berufen geht es halt auch nicht anders. Ich denke, das ist ja gerade die hohe Kunst.
für jemanden, dem man eher abgeneigt ist Empathie entgegen zu bringen (also seine Perspektive versuchen nachzuvollziehen bzw. nachempfinden).

Und was wenn der Patient sich selbst auch nicht sonderlich sympathisch findet bzw. mag (iss ja nicht gerade ein untypisches Phänomen)? Wenn der Thera in die Richtung selbst nichts sieht/erlebt, hmm, wie soll er dem Patienten wirklich glaubhaft (in irgendeiner Form) vermitteln, dass da vielleicht doch etwas sein könnte? Wenn das irgendwie durchsickert, dass der Thera auch bestenfalls Interesse empfindet, dann ist das für eine Patienten ja bestenfalls Bestätigung, dass er eben nicht sympathisch bis mögenswert ist à la wenn nocht nicht mal der Thera sympathische Seiten sehen kann... =>
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Beitrag Mi., 21.12.2011, 13:34

Bei einem neutralen Gefühl kann man sich dann ganz auf das Wesentliche konzentrieren und die eigenen Wünsche und Enttäuschungen beiseite lassen.
Ich würde jetzt eher sagen, das tangiert vielleicht genau deine Angst: Wenn jemand ein positives Gefühl hat, dann laufe ich wieder in Gefahr, dass Wünsche damit verbunden sind oder Erwartungen (deren Nichterfüllung zu Enttäuschung führen können)... lässt jetzt aber die Option außen vor, dass Theras sehr vermutlich auch Sympathie empfinden können OHNE eine Gegenleistung daran zu koppeln. Und ja, das ist möglich... vgl. auch Dannies Therapeutin.

Auch ansonsten hätte ICH eher Schwierigkeiten damit, wenn alles was ich sage bzw. erzähle bestenfalls "neutrale Gefühle" hervorrufen würde. Da ging für mich zum einen das authentische dann etwas verloren zum anderen kann das auch Zeichen einer eher distanzierten Haltung sein (ebenfalls wie Interesse für mich mehr Distanz zum Ausdruck bringt wie Sympathie). Iss ja nicht so, dass ich das ganz anfangs der Therapie nicht als angenehm erlebte, vielleicht sogar eine Stück weit gebraucht habe (Thera: Sie halten mich manchmal ganz schon auf Distanz... obwohl das sooo nun nicht unbedingt gewollt war , und die Rückmeldung, wie manches wirkt, war auch wertvoll für mich... ohne juhu zu schreien). Aber Nähe zulassen zu können, lernt man=ich damit eher weniger. Aber klar: Alles zu seiner Zeit.
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Beitrag Mi., 21.12.2011, 13:51

stern hat geschrieben: Ich tendiere fast dazu: je "schwieriger und anstrengender" ein Patient ist, umso wichtiger ist es, auch etwas sympathisches, mögenswertes zu finden.
Aber ETWAS Positives findet man doch sicher nun wirklich in jedem Menschen. Jedenfalls, wenn man danach sucht. Und das unterstelle ich jemandem, der in solchen Berufen arbeitet, einfach mal.
Und was wenn der Patient sich selbst auch nicht sonderlich sympathisch findet bzw. mag (iss ja nicht gerade ein untypisches Phänomen)? Wenn der Thera in die Richtung selbst nichts sieht/erlebt, hmm, wie soll er dem Patienten wirklich glaubhaft (in irgendeiner Form) vermitteln, dass da vielleicht doch etwas sein könnte? Wenn das irgendwie durchsickert, dass der Thera auch bestenfalls Interesse empfindet, dann ist das für eine Patienten ja bestenfalls Bestätigung, dass er eben nicht sympathisch bis mögenswert ist à la wenn nocht nicht mal der Thera sympathische Seiten sehen kann... =>
Das Problem, mich selbst nicht so zu mögen, habe ich auch. Es ist nur so: Geht man denn zur Therapie, um gesagt zu bekommen, dass man eigentlich ganz toll sei? Ist es nicht viel eher das Ziel, am Ende sagen zu können: "Es ist mir - fast! - völlig egal, ob andere Leute mich mögen; Hauptsache, ich mag mich selbst"? - immer vorausgesetzt, man kann sein eigenes Verhalten auch selbstkritisch reflektieren; man muss sich ja nicht wie der letzte A.... verhalten. Und wenn es mein Ziel ist, von den Komplimenten und der Bestätigung anderer Menschen unabhängig zu werden - ist es dann nicht DIE perfekte Übung, wenn man in der Therapie eben genau NICHT gesagt bekommt: "Ich mag Sie"?

Ich meine damit nicht, dass es umso besser ist, je unsympathischer der Therapeut den Patienten findet , aber mich irritiert die Vorstellung, dass der Therapeut vermitteln soll, dass man sympathisch ist. Wobei das natürlich jeder, nehme ich mal an, gerne hört.


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Beitrag Mi., 21.12.2011, 13:54

stern hat geschrieben: Auch ansonsten hätte ICH eher Schwierigkeiten damit, wenn alles was ich sage bzw. erzähle bestenfalls "neutrale Gefühle" hervorrufen würde. Da ging für mich zum einen das authentische dann etwas verloren zum anderen kann das auch Zeichen einer eher distanzierten Haltung sein (ebenfalls wie Interesse für mich mehr Distanz zum Ausdruck bringt wie Sympathie)
Ich denke nicht, dass das, was man SAGT, neutrale Gefühle hervorruft. Wie gesagt: Man fühlt sich ja in den Gesprächspartner ein. Aber ich stelle mir das so vor, dass man sich einerseits eben einfühlt und andererseits eben nicht in diesem Zustand verharrt, wenn die Situation vorbei ist.

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