Mit Therapeut/in spazieren gehen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 20:13

Auch mir wäre ein Spaziergang mit meinem Psychotherapeuten im Schlosspark zu privat. Ich glaube, mein Psychotherapeut sieht das genau so.
Zudem lebe ich in einer Kleinstadt. Es wäre mir schlich zu peinlich, mit meinem Psychotherapeuten beim Spaziergang beobachtet zu werden. Das würde die Gerüchteküche sicherlich ganz toll zum brodeln bringen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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kaja
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 20:15

Ich frage mich was an einem öffentlichen Ort privat sein soll.
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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 20:26

Im Schlosspark gehen alte Leute, Liebespaare und Familien mit kl.Kindern spazieren. Auch ja, auch einige Hundehalter.
Was glaubst Du wohl, in welche Kategorie ich mit meinem Psychotherapeuten im Gespräch vertieft, fallen würde?

Ich stelle mir gerade die irritierten Nachfragen der Verwandtschaft vor, die gehört haben das ich mit Dr. XY spazierend im Schlosspark gesehen wurde. Und da aus eine Mücke gern ein Elefant gemacht wird, habe die Leute dann in ihrer Phantasie bestimmt noch mehr gesehen, wie nur spazieren gehen.

Ich wäre absolut begeistert und mein Mann sicherlich auch.
Liebe Grüße
Lockenkopf


kaja
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 20:49

Ich lebe zum Glück nicht auf einem Dorf.
Und hatte wie gesagt auch nie Interesse an seinem Privatleben.
Natürlich führten unsere Stunden nie durch Massenveranstaltungen.
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doppelgängerin
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 21:39

Ich glaube schon, dass es auch gut sein kann, dieses Spazierengehen zusammen - besonders wenn man, wie ich, schnell dissoziiert. Und ich weiß, was sie damit bezwecken wollte. Nach einer sehr schweren Stunde eine Stunde, die für mich gut aushaltbar ist, in der sie mir aber ihren Rückhalt zeigen kann.
Nachdem ich ihr jedoch meine Ängste diesbezüglich geschrieben hatte (besonders das nahe beieinander laufen war ja mein Problem), hat sie gestern das Thema nicht einmal angesprochen, sondern ganz normal die Tür geöffnet, mich hineingebeten und es ging los wie immer. Ich war etwas erstaunt, dann aber fand ich es schön, dass , nachdem ich meine Ängste und Bedürfnisse artikuliert hatte, sie so einfach Beachtung fanden, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Trotzdem gefällt mir die Vorstellung auch, mit ihr zusammen draußen zu sein. Vielleicht geht es ja irgendwann einmal, wenn ich mich sicherer fühlen kann.


Darksheep
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 21:45

doppelgängerin hat geschrieben: Irgendwie komm ich nicht hoch und hänge in meiner Starre fest.Aufstehen scheint mir geradezu unmöglich.

Das kenne ich zu gut! Meine Therapeutin steht dann immer als erstes auf, stellt sich neben mich und reicht mit ihre Hand mit den Sätzen das sie mir beim aufstehen helfen möchte. Ich finde das sehr warm und schön
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 12:42

Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie das mit dem Datenschutz kompatibel sein soll.

Die Wahrscheinlichkeit von nichtsahnenden Bekannten oder Kollegen angesprochen zu werden, wäre mir zu hoch. Allerdings würde ich auch nicht auf meiner Terrasse mit der Therapeutin sprechen mögen - wenngleich dies bei schönem Wetter zweifellos ein angenehmerer Ort wäre als eine Praxis.
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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 13:10

Na ja, wenn's danach geht, kannst du, wenn du z.B. eine Verhaltenstherapie machst, theoretisch auch bei einer Expositionsübung - die bei bestimmten Störungsbildern ausdrücklich vorgesehen sind - auch von Bekannten oder Kollegen gesehen oder angesprochen werden. Mit Datenschutzbestimmungen hat das nix zu tun, du bist ja dann dabei und du entscheidest ja selbst, ob du bereit bist, dich mit deiner Therapeutin in der Öffentlichkeit "zu zeigen" oder nicht.

Wenn das für dich persönlich nicht in Frage kommt, ist das ja deine Entscheidung, aber es ist kein grundsätzliches Problem. Es hängt ja auch den Umständen ab. Nach meiner Erfahrung bieten solche Spaziergänge eher Therapeuten an, die in Kliniken tätig sind (da ist i.d.R ein Park oder Grünfläche in der Nähe, wo nicht so viele Menschen um einen herum sind ) oder Therapeuten, die ländlich oder in der Nähe von Grünflächen ihre Praxis haben. Ein Therapeut, der seine Praxis mitten in der Innenstadt hat, wird das wohl weniger anbieten.

Ich selbst bin nie mit irgendwelchen Therapeuten spazieren gegangen, hätte aber teilweise auch kein Problem damit gehabt. Da die Therapie weder am Wohn- noch am Arbeitsort stattfand, hätte ich auch keine Sorge gehabt, dass mich Bekannte oder Kollegen ansprechen könnten. Theoretisch ist natürlich alles möglich, aber es wäre eine sehr, sehr geringe Wahrscheinlichkeit gewesen und selbst wenn: Wäre für mich auch kein Drama gewesen.

Fakt ist, dass durch die sitzende Position flachere Atmung und eine verspannte Haltung begünstigt werden. Langsames Gehen kann tatsächlich zur Entspannung beitragen und gerade bei sehr ängstlichen, kontrollierten oder gestressten Menschen wortwörtlich etwas "in Bewegung bringen", wobei die körperliche Bewegung auch geistige und emotionale Bewegung in Gang setzten kann.

Mein Fazit wäre: Muss nicht sein, kann aber je nach Situation auch durchaus mal hilfreich sein.
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Coriolan
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 13:20

Ich denke, manchmal muss man halt auch abwägen. Manche Expositionsübungen gehen halt nur außerhalb der Praxis.

Und wenn ich z. B. in der Praxis vor lauter Dissoziation den Mund nicht aufbekomme, was sich durch Laufen lösen kann, dann ist mir persönlich der Rest relativ egal (wir laufen ja auch nicht durch die volle Fußgängerzone).

Ich muss heute noch an das entsetzte "bei der Kälte?" von meiner Therapeutin damals denken, als ich sie fragte, ob das denn ginge. :lol:

Hätte mich mal jemand auf meine/n Begleiter/In angesprochen, hätte ich das Thema mit "war ein Bekannter" (stimmt ja auch) relativ schnell beenden können. Und so dramatisch fände ich es jetzt nicht, mit ihm/ihr gesehen zu werden. Dazu müsste mir die Therapie oder der Therapeut peinlich oder unangenehm sein und das war es nie.

Entweder will man weiterkommen oder nicht und das gelingt halt u. U. nur, wenn man auch mal andere Möglichkeiten ausprobiert.
Zuletzt geändert von Coriolan am Sa., 01.02.2020, 13:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 13:34

spirit-cologne hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 13:10 Mit Datenschutzbestimmungen hat das nix zu tun, du bist ja dann dabei und du entscheidest ja selbst, ob du bereit bist, dich mit deiner Therapeutin in der Öffentlichkeit "zu zeigen" oder nicht.
So weit ich lese, wird das auch von Psychotherapeuten zwiespältig gesehen. Einmal wegen des Datenschutzes. Es geht ja nicht nur um das mögliche "gesehen werden ", sondern auch um das "gehört werden". Mittlerweile muss sich ja sogar meine Hausärztin von mir unterschreiben lassen, dass meine Blut im Labor xy untersucht werden darf - nicht etwa allgemein ans Labor.

Was sollte der Psychotherapeut sagen, dem sich ein Bekannter des Patienten vorstellt? "Angenehm, Meyer-Grosche-Höfer "? Oder wenn der Therapeut plötzlich von einem Bekannten gegrüßt wird: "Heinz, dass man dich auch mal wieder sieht? -Aber ich will das junge Glück nicht stören!"
spirit-cologne hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 13:10Fakt ist, dass durch die sitzende Position flachere Atmung und eine verspannte Haltung begünstigt werden. Langsames Gehen kann tatsächlich zur Entspannung beitragen und gerade bei sehr ängstlichen, kontrollierten oder gestressten Menschen wortwörtlich etwas "in Bewegung bringen", wobei die körperliche Bewegung auch geistige und emotionale Bewegung in Gang setzten kann.
Das mag sein. Allerdings würde ich es für falsch halten, wenn Psychotherapeuten derartigen Wünschen nachkommen würden. Wieder andere Patienten können sich vielleicht am besten in einem Café entspannen - und würden auch hier eher (im übertragenen Sinn) in Bewegung kommen. Wieder andere nach einem Glas Wein in der Weinstube....
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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 13:37

Coriolan hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 13:20 Und so dramatisch fände ich es jetzt nicht, mit ihm/ihr gesehen zu werden. Dazu müsste mir die Therapie oder der Therapeut peinlich oder unangenehm sein und das war es nie.
Für mich gäbe es andere Gründe. Z.B. das ich mit einem Kollegen und einer Kollegin um eine anstehende Beförderung konkurriere.
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Coriolan
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 13:44

Wie gesagt: Hängt vom Krankheitsbild ab und davon, wie viel ich bereit bin, für eine Besserung zu tun.

Ich kann natürlich auch monatelang in der EG-Praxis des Therapeuten über meine Höhenangst reden. Ob sich das Problem dadurch verringert, lass ich jetzt mal dahingestellt.

Und die Wahrscheinlichkeit, dass mich ein Arbeitskollege mit meinem Therapeuten sieht, war in meinem Fall sehr gering und auch das wäre mir egal gewesen, denn da hätte ja auch der Arbeitskollege den Therapeuten kennen müssen (woher auch immer). Bisschen viel Zufall aber natürlich möglich.
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kaja
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 14:26

Spaziergänge waren mit das Beste was mir in der Therapie passieren konnte. Gerade die körperlichen Beschwerden wurden deutlich besser.

Jetzt habe ich wahrscheinlich den Vorteil nicht in einem Kaff zu wohnen und deshalb ist da Wahrscheinlichkeit einen bekannten Menschen zu treffen sehr gering gewesen. Tatsächlich habe ich auf diesen Spaziergängen generell kaum andere Menschen getroffen. Datenschutz war da kein Problem, ich bin ja nicht durch die Fußgängerzone gelaufen und habe intime Details erzählt. Sollten wir doch mal an Menschen vorbeigekommen sein und es war gerade ein sehr privates Thema dran, hat man einfach die paar Sekunden Pause gemacht bis man vorbeigelaufen ist.

Man kann natürlich auch aus wirklich allem ein Problem machen und die Prinzipien totreiten.
Zuletzt geändert von kaja am Sa., 01.02.2020, 15:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Noenergetik
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 14:45

Wenn es für den Patienten okay ist, warum nicht?
Spricht ja dann nichts dagegen.

Für mich wäre es nichts, weil ich durchaus einigen Bekannten begegnen könnte. Da ist dann einfach kein Datenschutz mehr gegeben.

Für mich hat das mit Therapie dann aber auch nichts mehr zu tun, ich finde nicht das man beim Spazieren gehen wirklich etwas bearbeiten kann.
Aber wen es nicht stört, na klar doch.

Ich denke viele Therapeuten gehen gerne mal spazieren, um für sich selbst zu sorgen, weil sie eben oftmals den ganzen Tag in der Praxis sitzen.
Wird wohl eher selten um den Patienten gehen.
Ganz cool wenn der Therapeut dann nebenbei noch kleine private Erledigungen macht.
Arbeitszeit doch optimal genutzt.

Meine persönliche Meinung.

Aber wie gesagt, wenn beide damit grün sind, warum nicht.


kaja
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 14:59

Ich denke man sollte hier unterscheiden zwischen "ICH kann im Laufen nichts bearbeiten" und der Annahme das sei allgemein und grundsätzlich nicht möglich.

Auch die herablassende Wertung finde ich unangebracht. Was hat das mit der Erledigung von Dingen zu tun.....richtig, nichts. Die Abwertung der Therapeuten und Klienten die diese Möglichkeit nutzen ist unnötig.
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