alverde,
zunächste einmal danke. ich glaub, ich verstehe jetzt manches von dir viel besser. das war sehr klar, was du geschrieben hast. ich glaub, das ist eine wichtige ressource, auch in so einer phase klar sein zu können.
mir sind zwei kleine sahen aufgefallen. vielleicht verstehe ich die aber auch falsch. deshalb versteh bitte alles von mir jetzt mit einem fragenden unterton
alverde hat geschrieben:Sie kennt das Auslagern meiner schlechten Phasen und das nicht zur Sprache bringen dieser Zustände.
Sie kennt meine Instabilität, wenn es Zoff zwischen uns gegeben hat, sie kennt meine Selbstaufgabe, wenn es mir nicht gut geht.
ich kenne all das auch von mir. die frage ist, wie von hier aus weiter. es ist gut, was du all das über dich weißt. das ist die wichtigste voraussetzung, damit DU etwas ändern kannst. DU hast es in der hand, auf zoff, den es in jeder beziehung geben wird, NICHT mit selbstaufgabe zu reagieren. um das zu üben, dafür ist therapie da. ich glaub, es kann nicht heißen, dass deine therapeutin von vorneherein jedem streit aus dem weg geht, weil sie weiß, wie destruktiv du dann reagierst. ganz im gegenteil. es ist ihre aufgabe, immer so viel konfrontation zu machen, DASS du eine lernchance hast und möglichst so wenig, dass es dich nicht aus den latschen kippt. ich weiß von meiner therapeutin, wie schwer das ist, sich in so einem minenfeld zu bewegen, in dem man immer in beide richtungen "fehler" machen kann. ich weiß auch, dass für sie das leben viel einfacher gewesen wäre, wenn sie mich einfach nur geschont und genährt hätte. aber dann hätte ich mich nicht entwickeln können. ihre risikobereitschaft, ihr mut, auch mal fehler zu machen, das weiß ich jetzt, aus der rückschau, war der größte beweis ihrer liebe und ihrer zuneigung zu mir. WEIL ich ihr nicht egal war, hat sie mir immer mal wieder auch weh getan. und ich hab jedes mal gemerkt, ihr tut es auch weh. sie hat selber mal gesagt, dass ihr der teil von dem job mitunter ganz schön schwer fällt.
alverde hat geschrieben:Ich betrachte das aus der menschlichen Perspektive und wäre menschlich, dass aus der langen Zeit eine Beziehung wächst. Wer kann das denn so deutlich trennen? Entweder ist mir ein Mensch wirklich egal und ich mache nur meine Arbeit oder mir ist ein Mensch wichtig, dann ist er mir auch im Urlaub wichtig, trotzdem kann sie in ihrem Urlaub abschalten,
alverde, ich glaub, da steckt ein denkfehler. ich glaube, in dem fall ist es nie "nur" arbeit. in dem fall gehört eine beziehung aufbauen zur arbeit dazu. die arbeit funktioniert nicht ohne beziehung. ABER: die beziehung darf nicht zu dicht, zu verstrickt sein, dann kann sich keiner mehr bewegen und es gibt keinen raum, keinen spielraum mehr für veränderung und für arbeit(en). ich glaub, es ist ein ähnlich schwieriger balanceakt, wie ich ihn oben mit blick auf die richtige mischung aus konfrontation und auffangen beschrieben habe. wenn da was schief geht, dann ist das aus meiner sicht unvermeidlich. du und deine thera, ihr habt beide keine andere chance als aus den "fehlern" zu lernen, was für dich die richtige mischung ist. die ist nämlich nicht nur für jeden unverwechselbar individuell, im laufe der therapie verändert sie sich zudem.
von daher: es ist großartig, dass du wieder hin willst, weitermachen auf euer beider suche nach deiner persönlichen mischung.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.