Ich-Gefühl bei multiplen Persönlichkeiten

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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heissundkalt
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Beitrag Mi., 09.02.2011, 20:10

ENA hat geschrieben:Naja, ich bin ja nicht multiple,...aber ich habe mich schon eine ganze Weile damit auseinander gesetzt. Da hast Du Recht.
ich mich auch, aber ich finde es ist nicht einfach sich hineinzuversetzen.
ich meinte nur, ich weiß nicht, ob es anders rüberkam. dass die multiplen hier ja in therapie sind und schon daran gearbeitet haben sich besser wahrzunehmen. daher ist dieses beobachtende "ich vll " stärker bzw ein bisschen überblickender, reflektierender geworden?
ich bin auch gespannt auf die antworten...
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Offy
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Beitrag Do., 10.02.2011, 08:06

heissundkalt hat geschrieben:ich meinte nur, ich weiß nicht, ob es anders rüberkam. dass die multiplen hier ja in therapie sind und schon daran gearbeitet haben sich besser wahrzunehmen. daher ist dieses beobachtende "ich vll " stärker bzw ein bisschen überblickender, reflektierender geworden?
Ich glaube, da ist was dran. Es hat viel mit besserer Wahrnehmung zu tun.
Früher hab ich gar nicht hingesehen. Ich WOLLTE nicht! Es war schon schlimm genug, immer das Gefühl zu haben, anders zu sein. Sich dann auch noch näher damit zu befassen...unmöglich.
Mittlerweile hat sich das etwas verändert. Es dauerte ewig, aber irgendwann habe ich erkannt, dass ich mehr über uns erfahren muss, wenn ich etwas ändern will. Ich war also gezwungen, zu beobachten, was in mir passiert und nicht "einfach nur" so, sondern wirklich differenziert.
Ich denke übrigens, dass der Beobachter nicht das (gefühlte) "Ich" ist, sondern sowas wie eine Hilfsperson, also auch ein Anteil des Gesamt-Ich.

LG Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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heissundkalt
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Beitrag Do., 10.02.2011, 13:47

Offy hat geschrieben:Früher hab ich gar nicht hingesehen. Ich WOLLTE nicht! Es war schon schlimm genug, immer das Gefühl zu haben, anders zu sein. Sich dann auch noch näher damit zu befassen...unmöglich.
ich kann mir gut vorstellen, dass das der knackpunkt ist. durch das nicht-hinsehen-können ist es schließlich auch zur aufspaltung gekommen... weil es dinge gab, die du als ganze person nicht hättest ertragen können. und das ist doch völlig logisch und dafür mußt du dich nicht schämen - weil hier bei dir und bei gW eben auch immer mal wieder die scham hervorlugt. leichter gesagt als getan, aber vor dem hinsehen müßt ihr vll lernen erst einmal anzunehmen, DASS es jetzt os ist wie es ist und dass es seine gründe hatte, dass es so kam. da seid ihr ja beise auch schon, oder? klingt jedenfalls so und jetzt hinsehen... auch wenn es weh tut...

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gesprungenesWasser
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 00:26

Mich interessiert mittlerweile auch wer hier schreibt und wer gesprungenesWasser ist. Wenn gW hier schreibt glaube ich tatsächlich einen umfangreichen Überblick zu haben über das was ich bin. Ohne es allerdings zu fühlen. Ich fühle als gW tatsächlich nämlich gar nichts. Ist eine andere Identität draußen, habe ich meist keinen Überblick oder aber einen sehr viel geringeren. Wenn ich Überblick habe dann sind das Ka/Ba und gW. Viele meiner Identitäten haben überhaupt keine Ahnung von allen anderen, andere sind in einem Abhängigkeitsverhältnis zu anderen Identitäten. Wenn ich als gW schreibe, weiß ich aber um die meisten - allerdings sind es mehr Identitäten, von welchen ich als gW ebenfalls nichts weiß, aber weiß daß sie da sind. Und ich überlege jetzt, warum das so ist.
Offy hat geschrieben:
heissundkalt hat geschrieben:ich meinte nur, ich weiß nicht, ob es anders rüberkam. dass die multiplen hier ja in therapie sind und schon daran gearbeitet haben sich besser wahrzunehmen. daher ist dieses beobachtende "ich vll " stärker bzw ein bisschen überblickender, reflektierender geworden?
Ich glaube, da ist was dran. Es hat viel mit besserer Wahrnehmung zu tun.
Früher hab ich gar nicht hingesehen. Ich WOLLTE nicht!
Dem schließe ich mich an. Ganz deutlich hat meine Selbstwahrnehmung sich verändert seit ich in Behandlung bin. Und auch meine Bereitschaft, mein System kennenzulernen und mit sowohl meiner Geschichte zu arbeiten als auch mit dem was ich bin. Und ich denke auch, so wie Offy, daß diese "Beobachterin" eine Hilfsperson ist. Ich spüre kein "Ich". Ich habe überhaupt keine Vorstellung von emotionalen Gefühlen. Weder als Ka/Ba noch als gW. Was mir allerdings auffällt ist daß ich in gewisser Weise langsam anfange eine vorsichtige Vorstellung davon zu bekommen, was ein Ich sein könnte. Zumindest auch bekomme ich eine wage Erinnerung an ein Ich-Gefühl bezüglich einzelner Identitäten.

LG gW

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heissundkalt
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 01:12

gesprungenesWasser hat geschrieben:Mich interessiert mittlerweile auch wer hier schreibt und wer gesprungenesWasser ist. Wenn gW hier schreibt glaube ich tatsächlich einen umfangreichen Überblick zu haben über das was ich bin. Ohne es allerdings zu fühlen. Ich fühle als gW tatsächlich nämlich gar nichts.
demanch ist gW also völlig vernunftsgesteuert. abgespalten von gefühlen.
gesprungenesWasser hat geschrieben:Ist eine andere Identität draußen, habe ich meist keinen Überblick oder aber einen sehr viel geringeren. Wenn ich Überblick habe dann sind das Ka/Ba und gW. Viele meiner Identitäten haben überhaupt keine Ahnung von allen anderen, andere sind in einem Abhängigkeitsverhältnis zu anderen Identitäten. Wenn ich als gW schreibe, weiß ich aber um die meisten - allerdings sind es mehr Identitäten, von welchen ich als gW ebenfalls nichts weiß, aber weiß daß sie da sind.
dieser gesamte absatz wundert mich. denn wie kann gW wissen, wie die anderen fühlen? bzw, gW scheint nicht zu wissen, WAS genau die anderen fühlen, aber es weiß, dass sie fühlen? und gW weiß um das alles: Dass es andere gibt, und dass diese wenig überblick haben... diese bewußtheit ist schwr zu begreifen für mich... wie kann gW darüber bescheid wissen, dass andere NICHT wissen, dass sie nicht alleine sind... das heißt doch, dass gW sich quqsi in den "kopf" der anderen einloggen kann...

gesprungenesWasser hat geschrieben:Dem schließe ich mich an. Ganz deutlich hat meine Selbstwahrnehmung sich verändert seit ich in Behandlung bin. Und auch meine Bereitschaft, mein System kennenzulernen und mit sowohl meiner Geschichte zu arbeiten als auch mit dem was ich bin.
wenn ich fragen darf...wie kam es zur konfrontation mit der tatsache, dass du viele bist? hat der therapeut das in den raum geworfen? kamst du selbst dahinter? wie hast du das empfunden und verarbeitet? hast du als gW jetzt einen überblick über deine gesamte geschichte, so im groben?
lg, H&K
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ENA
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 01:38

gesprungenesWasser hat geschrieben: Viele meiner Identitäten haben überhaupt keine Ahnung von allen anderen, andere sind in einem Abhängigkeitsverhältnis zu anderen Identitäten. Wenn ich als gW schreibe, weiß ich aber um die meisten - allerdings sind es mehr Identitäten, von welchen ich als gW ebenfalls nichts weiß, aber weiß daß sie da sind.
Woher weißt Du das?
gesprungenesWasser hat geschrieben:Ich habe überhaupt keine Vorstellung von emotionalen Gefühlen. Weder als Ka/Ba noch als gW.
Wer oder was fühlt denn bei Dir Schmerz, Wut, Trauer, Freude,...etc.? Ich kann mir grade nicht vorstellen, dass das bei keinem Ich-Anteil von Dir so ist... . ...und wenn andere Teile das können, aber g. Wasser, Ka und Ba nicht, wie bekomme sie denn mit, dass die anderen das können? Spüren sie das? Sehen sie das?...
gesprungenesWasser hat geschrieben:Was mir allerdings auffällt ist daß ich in gewisser Weise langsam anfange eine vorsichtige Vorstellung davon zu bekommen, was ein Ich sein könnte. Zumindest auch bekomme ich eine wage Erinnerung an ein Ich-Gefühl bezüglich einzelner Identitäten.
Wie hast Du das denn in Deinem bisherigen Leben bezeichnet?

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heissundkalt
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 02:01

...gerade gefunden... ab dem 2. Absatz wirds interessant.. bisher habe ich es nur überflogen, gehe jetzt erstmal schlafen

Vom Ich zum Sein

http://www.tibet.de/tib/tibu/2000/tibu52/52sein.html
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gesprungenesWasser
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 02:05

heissundkalt hat geschrieben:denn wie kann gW wissen, wie die anderen fühlen? bzw, gW scheint nicht zu wissen, WAS genau die anderen fühlen, aber es weiß, dass sie fühlen? und gW weiß um das alles: Dass es andere gibt, und dass diese wenig überblick haben... diese bewußtheit ist schwr zu begreifen für mich... wie kann gW darüber bescheid wissen, dass andere NICHT wissen, dass sie nicht alleine sind... das heißt doch, dass gW sich quqsi in den "kopf" der anderen einloggen kann...
gW weiß nicht wie andere fühlen. Wohl aber daß es Identitäten gibt welche fühlen können. WIE alles zusammenhängt weiß ich eben nicht. Weder als gW noch als wer auch immer. Ich muß dir ehrlich sagen: ich weiß nicht wer gW ist. Und ich habe als gW leider auch absolut keinen Überblick über meine gesamte Geschichte. Ich wünsche mir das aber und ich suche das auch. Vielleicht ist gW gerade deshalb zu diesem Zweck ja auch „entstanden“. Das was ich als gW (ebenso wie als Ka/Ba) habe ist lediglich ein gewisser größerer Überblick über das System und über einzelne Funktionen und Zusammenhänge. gW erinnert sich an das was meine Geschichte war sehr wenig nur.
heissundkalt hat geschrieben:...wie kam es zur konfrontation mit der tatsache, dass du viele bist? hat der therapeut das in den raum geworfen? kamst du selbst dahinter? wie hast du das empfunden und verarbeitet? hast du als gW jetzt einen überblick über deine gesamte geschichte, so im groben?
Geahnt und gespürt habe ich es schon als Kind. Innere Dialoge, Streit und Uneinigkeit. Man hat mich als Kind immer „Schauspielerin“ genannt. Ich mochte das nicht, weil ich die Wechsel nicht steuern konnte. Es war unfreiwillig. Ich habe nicht gespielt – alles war bitterer Ernst. Ich habe mich unendlich geschämt. Dann habe ich irgendwann angefangen das zu überspielen. Mit riesigen verbalen Voluten habe ich Gegensätzliches und unverständliches Tun versucht in eine Logik zu biegen (für den Fall daß ich einen Wechsel mitbekommen habe). Mein Reden und daß ich „alles von allen Seiten betrachten kann“ wie auch mein „kubistisches Sehen“ hat entweder fasziniert oder amüsiert. Auch dafür habe ich mich geschämt. Mit dem „Viele-Sein“ hat mich dann mein Psychologe konfrontiert. Empfunden habe ich die Diagnose als eine Erleichterung. Ich fühlte mich wie am Ende einer Flucht. Verarbeitet habe ich es noch gar nicht.

LG gW

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heissundkalt
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 02:08

Zum ICH und ICH-Bildung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ich

http://de.wikipedia.org/wiki/Ich-Psychologie
(störungen der ich-entwicklung, ich-funktionen)
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heissundkalt
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 02:15

@ gW

ok, fühlen war auch falsch formuliert. ich meinte eher, wie es kommen kann, dass gW weiß, dass andere diesen überlick nicht haben. aber ich nehme an, genau das weißt du (gW) selber nicht...

wenn du es schon als kind geahnt hast und diesen strei mitbekommen hast, dann muß gW ja schon immer stark gewesen sein... ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass du (das jeweilige agierende DU im vordergrund) absolut nicht wußtest, dass ihr mehrere seid. dass es vll mal zu kopfshcmerzen und zeitverlusten kam. oder dass andere sich damit konfronierten, dass du 5 minuten vorher eine ganz andere meinung, wirkung ect hattest (wechsel).

diese uneinigkeit in dir...das ist ja bis zu einem gewissen grad normal. ich empfinde das auch ganz stark und wenn ich alleine bin debattiere ich oft mit mir. manchmal rede ich sogar mit mir, weiß aber, dass das alles, was da in mir sich nicht einigen kann zu "MIR" gehört. ein teil hat vielleicht angst etwas bestimmtes zu tun (inneres kind), der andere sagt sich "mädel du bist alt genug" usw. vll sind deine "anteile" dann immer weiter auseinandergedriftet, habe sich immer mehr abgekapselt und damit sind in sich geschlossene teil-identitäten entstanden?
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 04:14

ENA hat geschrieben:Woher weißt Du das?
Ich weiß nicht woher ich das weiß.
ENA hat geschrieben:Ich kann mir grade nicht vorstellen, dass das bei keinem Ich-Anteil von Dir so ist... . ...und wenn andere Teile das können, aber g. Wasser, Ka und Ba nicht, wie bekomme sie denn mit, dass die anderen das können? Spüren sie das? Sehen sie das?...
Ich habe einige Identitäten welche fühlen können. Ich bin ja ein ganzer Haufen… Meine DoppelIdentität Ka/Ba und auch gW spüren nicht und sie sehen auch nicht daß andere fühlen können. Es ist mehr ein Wissen oder eine Art Erinnerung. Und ich versuche das gerade herauszufinden. Meine ganz laienhafte Vermutung ist daß sie vielleicht mit anderen meiner Identitäten Kontakt haben? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß zumindest ganz sicher daß Ka im Austausch mit anderen Identitäten ist. Ka filtert und vermittelt.

Das Thema Gefühle ist ein sehr schwieriges für mich. Ich kann Gefühle manches Mal nicht identifizieren. Ich weiß nicht ob ich Freude oder Ärger oder Schmerz fühle. Manchmal fühlt es sich an als würde ich alle Gefühle auf einmal fühlen. Ich kann sie nicht auseinanderbekommen.
ENA hat geschrieben:Wie hast Du das denn in Deinem bisherigen Leben bezeichnet?
Überhaupt nicht.

LG gW

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gesprungenesWasser
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 04:32

heissundkalt hat geschrieben:ein teil hat vielleicht angst etwas bestimmtes zu tun (inneres kind), der andere sagt sich "mädel du bist alt genug" usw. vll sind deine "anteile" dann immer weiter auseinandergedriftet, habe sich immer mehr abgekapselt und damit sind in sich geschlossene teil-identitäten entstanden?
Ich glaube, das ist schon eine andere Entwicklung. Ich kenne bei keiner einzigen meiner Identitäten deren Entwicklung. Sie sind irgendwie ein Unbewegliches. Die „5-jährige„ ist immer 5 gewesen, die „10-jährige“ ist immer 10 gewesen, die „24-jährige“ immer 24, der „32-jährige“ immer 32 usf. Es fühlt sich (gerade eben) so an daß sie ad hoc geworden sind. "Plötzlich" da gewesen. Und sie sind oft (oder immer) an die Situationen gebunden, aus welchen sie heraus (vielleicht) entstanden sind. Kristof ist nur draußen wenn ich arbeiten gehe. Usf. Und jeder von ihnen hat seine Geschichte, seine Erinnerung, sein Empfinden, seine Wahrnehmung, seine Ziele, Anschauungen, Gedanken etc. Und zumindest diejenigen welche aus einem Trauma heraus entstanden sind, entwickeln sich auch nach vorne nicht. Sie hängen fest in ihrer Erinnerung.

Ganz herzlichen Dank auch H&K für die Links

LG gW


Zerrissene
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 07:23

Guten Morgen gW,
gesprungenesWasser hat geschrieben:
Ohnehin mag ich es, in Schichtungen und Reflektierungen, in Spiegelungen und Gegenspiegelungen zu denken und zu fühlen und auch mein Leben zu leben.
Das heißt, es muss ein Gesamt-Ich geben, der das alles kann, oder habe ich was missverstanden?

LG Zerrissene

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Offy
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 07:57

Guten Morgen,
heissundkalt hat geschrieben:und das ist doch völlig logisch und dafür mußt du dich nicht schämen - weil hier bei dir und bei gW eben auch immer mal wieder die scham hervorlugt.
Mh...vorher war mir das nicht so bewusst, aber...es ist nicht ganz verkehrt.
Manchmal schäme ich mich tatsächlich für das was sich bin. Und besonders auch dafür, dass ich es nicht mal erklären kann oder wenn, dann widersprüchlich.

Irgendwann bleibt einem nichts anderes mehr übrig als hinzusehen.
Hätte ich damit nicht vor einiger Zeit angefangen, würde ich heute nicht hier schreiben...glaube ich.
Sich immer nur falsch zu fühlen und dann diese vagen Erinnerungen der Leute in mir...das ist nicht ewig aushaltbar.
wenn ich fragen darf...wie kam es zur konfrontation mit der tatsache, dass du viele bist? hat der therapeut das in den raum geworfen? kamst du selbst dahinter? wie hast du das empfunden und verarbeitet? hast du als gW jetzt einen überblick über deine gesamte geschichte, so im groben?
Das war jetzt nicht an mich, aber...darf ich?

Zum ersten Mal davon gehört habe ich in der Klinik 2009. Die dortige Therapeutin warf das anfangs eher beiläufig in den Raum. Ich konnte nichts damit anfangen. Dann kamen nach und nach Erläuterungen von ihr. Verstandstechnisch machte auf einmal vieles Sinn. Ich wollte/konnte es trotzdem nicht akzeptieren. Es dauerte ein Jahr, bevor ich mich langsam annähern konnte. Noch heute zweifle ich immer wieder und will nichts davon wissen. Sam und noch irgendjemand hat den größten Überblick. Das Alltags-Ich irgendwie auch, aber auf eine sehr distanzierte Weise.
Das Thema Gefühle ist ein sehr schwieriges für mich. Ich kann Gefühle manches Mal nicht identifizieren. Ich weiß nicht ob ich Freude oder Ärger oder Schmerz fühle. Manchmal fühlt es sich an als würde ich alle Gefühle auf einmal fühlen. Ich kann sie nicht auseinanderbekommen.
Das kann ich genauso bestätigen.
Katastrophe, wenn mich z.B. die Thera am Anfang der Stunde fragt, wie es mir geht.
Wahrnehmen und benennen ist fast unmöglich. Dann setzt der Automatismus ein: Ich überlege auf Grundlage der Umstände, wie ich mich fühlen MÜSSTE/KÖNNTE und werfe das dann in den Raum. Sagen wir mal, es ist jemand gestorben. Ich weiß ja irgendwie, dass man dann traurig ist. Das benenne ich dann als eigenes Gefühl. Meist erst viel später merke ich, dass es nicht stimmt. Ich fühle es nicht. Ich muss mir also die Gefühle anderer "ausleihen".
Ich kenne bei keiner einzigen meiner Identitäten deren Entwicklung. Sie sind irgendwie ein Unbewegliches. Die „5-jährige„ ist immer 5 gewesen, die „10-jährige“ ist immer 10 gewesen, die „24-jährige“ immer 24, der „32-jährige“ immer 32 usf. Es fühlt sich (gerade eben) so an daß sie ad hoc geworden sind. "Plötzlich" da gewesen. Und sie sind oft (oder immer) an die Situationen gebunden, aus welchen sie heraus (vielleicht) entstanden sind.
Super beschrieben.
Es gab mal so eine Idee meiner Ärztin, die Kleine "reifen" zu lassen, bis sie erwachsen ist. Es funktionierte nicht. Innere Widerstände verhinderten das. Die Kleine IST nun mal die Kleine und bleibt es wohl auch.
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heissundkalt
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Beitrag Fr., 11.02.2011, 12:52

gesprungenesWasser hat geschrieben:[ Und zumindest diejenigen welche aus einem Trauma heraus entstanden sind, entwickeln sich auch nach vorne nicht. Sie hängen fest in ihrer Erinnerung.
das, und das vorher beschriebene kann ich sehr gut nachvollziehen und es deckt sich auch mit den informationen, die ich anderswo gehört habe. ist auch ganz klar, somit hat jeder in dir seine eigene funktion. bzw sind entstanden, wie ja offy auch sagt, um eine bestimmte funktion zu erfüllen.
Offy hat geschrieben: Und besonders auch dafür, dass ich es nicht mal erklären kann oder wenn, dann widersprüchlich.
...so geht es mir und sicher vielen anderen auch mit anderen dingen. das ist bloß menschlich
Offy hat geschrieben:Das war jetzt nicht an mich, aber...darf ich?
...ich wollte dich sowieso fragen
Offy hat geschrieben:Ich weiß ja irgendwie, dass man dann traurig ist. Das benenne ich dann als eigenes Gefühl. Meist erst viel später merke ich, dass es nicht stimmt. Ich fühle es nicht. Ich muss mir also die Gefühle anderer "ausleihen".
...auch das kenne ich. ich glaube nun langsam, dass ich im ansatz dieselben probleme habe... allerdings ist das dann bei dir und anderen multiplen sehr viel intensiver, die innere spaltung absoluter. bei mir hängt alles irgendwie noch an seidenen fäden zusammen.
Offy hat geschrieben:Es gab mal so eine Idee meiner Ärztin, die Kleine "reifen" zu lassen, bis sie erwachsen ist. Es funktionierte nicht. Innere Widerstände verhinderten das. Die Kleine IST nun mal die Kleine und bleibt es wohl auch.
es ist ja schon bei mir schwer, auch wenn ich noch durch fäden zusammengehalten werde. ich will hier auch nicht in dem sinne "vergleichen", aber einerseits hilft mir das auch gerade sehr, mich selbst zu verstehen, andererseits zeigt es mir auch, wie instabil es in mir aussieht...
mein kindlicher anteil weigert sich auch zu reifen und steckt immer noch in alten verhaltens-und denkmustern und funkt mir (dem mütterlichen anteil) immer dazwischen.
wie ist das bei dir offy, und bei dir, gW... wenn das kind, oder eines des kinder in euch (ich nehme an ihr habt beide solche identitäten in euch), wenn sie vor etwas angst haben... geschieht dann zwischen dem kind und einer erwachseneren identität ein dialog und kommt es dann zu sehr schnellen wechseln? oder ist dann das kind lange draußen, bis die situation sich verändert (also ein trigger vorüber ist)?
als einfaches beispiel mal:
du wurdest von einem hund gebissen. durch dieses trauma. entstand eine der kindlichen persönlichkeiten. wenn du nun wieder, viel später, einem jund begegnest, ist dann das kind die ganze zeit da uns spürt die angst usw? oder wechsest du im dialog mit einem erwachsenen ständig hin und her? oder agiert vorne einer der erwachsenen und das kind ist im hintergrund spürbar? oder gar nicht?

lg, H&K
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