titus2 hat geschrieben:Oft - und das kenne ich gerade von mir - ist eine Frage auch der Versuch einer Manipulation - ohne dass man sich dessen in dem Moment bewusst ist. Ich hab meinen Th. neulich z.B. 'gefragt', wie hoch sein Honorar wäre, wenn ich privat weitermachen würde - und wir beide wussten, dass es nicht um die Summe ging, sondern dass meine Idee eine andere war: "Je weniger Geld du von mir willst, desto willkommener bin ich" - DASS ich das so eingefordert hab, war mir schon klar. Aber es erschien mir einfach logisch, ihn so zu 'erpressen' und ich dachte mir, er könne ja 'frei' anworten und daran könnte ich dann wundervoll ablesen, wie sehr er mich mag. Ich konnte in dem Moment nicht anders handeln; es war wie ein verzweifelter Versuch, seine Zuneigung zu testen.
O.k... die Fragen, die ein ausgelegtes Fettnäpfchen, in denen jemand reintreten kann, gleich mitliefern, und die jemand in eine bestimmte Richtung drängen sollen, die gibt es auch.
Eine weitere Möglichkeit, nicht auf das Spielchen einzusteigen, ist aber mMn sehr wohl auch, dass der Therapeut seinen Satz nennt, wie er eben ist... womit er sich eben nicht in eine Richtung drängen lässt. Mitspielen bzw. sich manipulieren lassen wäre, weniger Geld zu verlangen, damit der Patient nicht flennt "so wenig magst du mich also, weil du so einen hohen Satz verlangst".
Will sagen: Ich glaube, es ist eine Illusion, dass der Gefragte wirklich immer frei ist - gerade bei den Frühgestörten dürfte das der Fall sein, wenn die Stärke der Beziehung immer wieder auf die Probe gestellt werden muss.
ich tippe, 90-95% Patient/Störungen sind Frühstörungen (deren Wurzeln nicht erst im Erwachsenenalter liegen)... und Therapeuten sind im allgemeinen für Beziehungstest sensibiliisert. Auch die VTler .
Bei Umarmungen, Berührungen ist das ja ähnlich. In solch einer emotionalen Bedürftigkeit, die der Th. ja auch spürt, weil sie ihm mit solch einer Wucht entgegengebracht wird, gibt es keine 'freien' Entscheidungen mehr wie auf dem Basar: Da sind beide eng miteinander verstrickt und es geht darum, mit Bedacht zu handeln UND die eigenen Gefühle dabei nicht zu leugnen.
Der Therapeut ist doch nicht automatisch verstrickt, nur weil ein Patient vor Bedürftigkeit fast trieft. Sondern er kann aus Distanz schauen: Will ich das jetzt selbst und finde ich das therapeutisch angemessen, dem nachzukommen bzw. nicht nachzukommen. Manipulieren lassen würde er sich nur, wenn er sich vom Drama des Patienten einlulllen lassen würde, und dann letztlich etwas tut, was er nicht will bzw. auch nicht für therapeutischen stimmig erachtet.
Also ich glaube durchaus, dass ein Thera trotz Manipulationsversuchen und Beziehungtests eines Patienten eine frei Entscheidung treffen kann. Die Frage ist nur, ob sie der Patient verknusen kann .
Und wenn dann die 'falsche' Reaktion kommt, kann das für den Patienten eben sehr, sehr belastend sein.
Hehe, dann kann es (für den Patienten) therapeutisch wertvoll sein, weg von solchen Spielchen zu kommen. Weil im Grunde stellt man sich damit nur selbst ein Bein.
Dann ist es nicht so, dass der Patient sich denkt: "Naja, ist nicht schlimm, dass er mich nicht anfassen will. War ja nur eine Frage", sondern es ist so: "Er will mich nicht anfassen, weil er mich nicht mag. Ich hab's ja immer gewusst". Dem nachzugeben hingegen, würde bedeuten, sich der Manipulation zu opfern.
Sag' ich ja... dann stellt man sich evtl. selbst ein Bein, weil man den Thera evtl in Postion bringt, dem Wunsch NICHT nachzugeben .