Meine Geschichte über meine Therapie

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Herbstflocke
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Beitrag Sa., 18.07.2009, 21:59

noch was, Flugente,

du fragtest:
Arbeitet ihr jetzt daran, diese Abhängigkeit aufzulösen oder macht ihr weiter wie bisher nur dass ihr euch beide zusammenreißt?
Ich würde sagen, ich versuche so halbwegs (rational ja, gefühlsmässig nein) diese Abhängigkeit aufzulösen, und das läuft praktisch tatsächlich so, das wir nun weitermachen wie bisher, nur dass wir uns beide zusammenreissen.
Wobei ich das für Sie ja gar nicht beurteilen kann, aber ich tue es ganz bestimmt.
Flugente hat geschrieben:
Herbstflocke hat geschrieben:weil ich sie (wer immer sie ist) liebe.
Sie hat auch hart daran gearbeitet, dass du dich in sie verliebst. Diese Liebe beruht auf psychischer Manipulation, das solltest du nicht vergessen!
Fahrlässig hat sie sicher gehandelt, aber sogar vorsätzlich, wie es Manipulation suggeriert?

Liebe Nellie,

Bei mir bist du nicht unbeliebt, ich bin für jede Anregung dankbar. Insofern braucht dir auch nichts Leid zu tun!

Danke, für deinen Beitrag

Was dein Kommentar zum Love angeht, liegst du gar nicht mal so daneben.
Ich habe ihr ja daraufhin gesagt, wie das auf mich gewirkt hat und dass ich das auch unprofessionel fände.
Worauf sie eben meinte, dass sie sich nichts dabei gedacht hätte, und es eben einfach nur "alles Liebe" meinen sollte. Insofern war da sicher ein Missverständnis.
Im weiteren Verlauf hat sie es auch nicht mehr benutzt, sondern generell nur noch "Liebe Grüsse" o.ä verwendet.

Aber dann gab es eben doch wieder SmSen mit "schlaf gut" oder "ich denk an dich", was wieder sehr.....grenzwertig ist

Nun habe ich ersteinmal genug geschrieben. Ich wünsche eine gute Nacht.
und freue mich auf weiteren Austausch (auch mit dir, Nellie )
Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat's um des Reimes willen." - Das ästhetische Wiesel

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Flugente
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Beitrag Sa., 18.07.2009, 22:25

Herbstflocke hat geschrieben:Mich von meiner Therapeutin zu trennen, würde bedeuten, mich von den Klippen in die Tiefe zu stürzen.
Diese Aussage allein zeigt, dass diese Verbindung hochgradig ungesund ist. Auch wenn du es so empfindest, aber letztendlich ist es ein Befreiungsschlag, wenn du aus dieser Abhängigkeit raus kämst.

Es wird immer Gründe haben, warum die Therapeutin so oder so gehandelt hat aber ganz ehrlich: menschlich hin oder her, du gehst dabei kaputt.

Das ist auch der Grund, warum ich eine Diskussion, dass sie ja auch nur ein Mensch ist kontraproduktiv finde, denn es verwässert die Tatsachen: dass du groblinig missbraucht wurdest (das ist nicht gegen dich persönlich Nellie)

Pathologisch heißt übrigens krankhaft und HH hat nicht so unrecht damit. Eine Therapeutin die ihre Macht derart missbraucht ist nicht gesund.

Die nächste Gefahr die lauert ist die, dass deiner Therapeutin das ganze irgendwann zu heiß wird und sie die Therapie abrupt beendet, denn im Moment riskiert sie ehrlich gesagt ihre Zulassung. Und was machst du dann? Dann stehst du wirklich von einem Tag auf den anderen alleine da denn sei dir sicher, wenn es hart auf hart geht, dann ist es ihr egal, wie du dich fühlst, es geht um ihre Existenz.

Ich hab bereits erwähnt, dass du ohne professionelle Hilfe da nicht rauskommst und diese ominöse Ärztin dürfte auf Grund eines Naheverhältnis zu dieser Therapeutin (wenn ich das richtig verstanden habe, dann arbeiten die gemeinsam) nicht wirklich hilfreich sein denn eigentlich hätte sie sofort eingreifen müssen und dich zu einem anderen Therapeuten vermitteln müssen und der Thera selbst eine Behandlung nahelegen müssen.

Da du nicht die erste bist in diesem Forum, die in so einer Geschichte hängt, ahne ich ungefähr wie dieser Thread weitergeht: es wird eine lange lange Diskussion, die sich zwischen deinem Leid und deiner Zuneigung zu dieser Frau hin und her pendeln wird. Ein bisschen bist du ja bereits in Verteidigungsposition gegangen. Sicher hatte diese Frau nicht von Anfang an den Plan, dich zu manipulieren, ich denke sie hat ein Bedürfnis, du warst da, selber einsam, perfekt und das ganze hat eine Eigendynamik entwickelt. Aber das ist unwesentlich warum und wieso, wichtig ist: komm da raus!

Daher apelliere ich nochmal an dich: such dir eine reale wirklich professionelle Hilfe. In der Schweiz muss es doch auch so eine Art Kriseninterventionszentrum geben. Was auch wichtig wäre ist ein Therapeut, der vielleicht ein bisschen Erfahrung hat mit Missbrauchsopfer durch Therapie. Google mal im Internet, es gibt sicher einschlägige Vereine oder Selbsthilfegruppen, die dir weiterhelfen können, denn ein Einzelfall bist du sicherlich nicht.

Alles Gute
Flugente
Eisberg voraus!

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 19.07.2009, 07:11

Liebe Herbstflocke,

ich hoffe es ist für dich in Ordnung,
wenn ich in deinem Thread eine kurze Frage stelle.
Wenn nicht meld dich und dann mache ich evtl. einen eigenen Thread auf.
Herbstflocke schrieb:
Mich von meiner Therapeutin zu trennen, würde bedeuten, mich von den Klippen in die Tiefe zu stürzen.
Genauso fühlt es sich für mich an.
Eben mit dem Unterschied, dass meine Therapeutin mir keine, absolut keine Möglichkeit bietet von ihr abhängig zu sein und trotzdem bin ich es wie du, Herbstflocke, genau in dieser von dir so wunderbar treffend beschriebenen Intensität.
Ich frage mich, wenn Distanz und Professionalität das Mittel der Wahl sind,
warum ist dann das gleiche Leiden da?
Müsste es mir dann nicht längst viel besser gehen?
Kommt das noch?
Und wie bei dir, Herbstflocke, habe ich auch ich oft den Impuls "schnell weg da" weil ich weder emotional verhungern noch erfrieren möchte
Leiden an einer professionellen Therapeutin

LG ADW
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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Flugente
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Beitrag So., 19.07.2009, 07:51

*AufdemWeg* hat geschrieben:Genauso fühlt es sich für mich an. Eben mit dem Unterschied, dass meine Therapeutin mir keine, absolut keine Möglichkeit bietet von ihr abhängig zu sein
Ich würde sagen, du BIST hochgradig abhängig nur mit dem Unterschied, dass deine Therapeutin das nicht für ihre eigene Bedürfnisse ausnützt. Hast du ihr jemals deine Gefühle geschildert? Und wenn ja, arbeitet ihr daran?

Ich hatte ebenfalls eine Phase, wo ich mir ein Leben ohne Therapie nicht vorstellen konnte, der Gedanke, dass irgendetwas passieren könnte und die Therapie plötzlich zu Ende wäre, verzweifeln ließ.

Da meine Thera ebenfalls zur Gattung professionell gehört und wir ohne Ausnahme an der Therapie arbeiteten, verging dieses Gefühl schleichend während es meiner Seele immer besser ging. Nun bin ich an einem Punkt, wo ich weiß, dass ich zwar die Therapie für noch etliche Themen noch brauche, ich meine Thera sehr schätze und auch irgendwo liebe und sehr sehr dankbar bin aber ich konnte dank ihr mein Leben so erfüllend ändern, dass ich weiß, wenn irgendwann der Abschied kommt, ich nicht mit Verzweiflung gehe.
Eisberg voraus!

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 19.07.2009, 08:05

Hallo Flugente,

nein, dieses Thema habe ich nie expilzit angesprochen
weil ich damit überhaupt nicht klar komme
und mich dafür verurteile.
Es macht mich wütend, dass es so ist,
ich fühle mich klein und schäbig dabei,
gedemütigt.
Kurz: ich kann es nicht ausstehen!
Ich würde sagen, du BIST hochgradig abhängig
Ja, das sehe ich auch so
aber ich frage mich eben
wie das passieren konnte bei ihr
wo SIE mir eben keine Ansatzpunkte dafür bietet
im Gegensatz zu den vielen anderen Frauen
von denen ich schon abhängig war
die aber ganz klar mir die Möglichkeit boten es zu werden.
Hm.

LG ADW
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hungryheart
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Beitrag So., 19.07.2009, 08:27

*AufdemWeg* hat geschrieben: nein, dieses Thema habe ich nie expilzit angesprochen
weil ich damit überhaupt nicht klar komme
und mich dafür verurteile.
Es macht mich wütend, dass es so ist,
ich fühle mich klein und schäbig dabei,
gedemütigt.
Kurz: ich kann es nicht ausstehen!

hey liebe auf dem weg,

solche gefühle dürfen doch sein und haben ihre gründe und ihre berechtigung.
es tut mir in der seele weh, wenn ich lese, wie streng und gnadenlos hier manche mit sich sind.

ich glaube, es ist ein ganz wichtiger schritt aus der abhängigkeit sich solche gefühle zu erlauben und zu verzeihen und sie auch der thera mitzuteilen.
*AufdemWeg* hat geschrieben:Genauso fühlt es sich für mich an.
Eben mit dem Unterschied, dass meine Therapeutin mir keine, absolut keine Möglichkeit bietet von ihr abhängig zu sein und trotzdem bin ich es wie du, Herbstflocke, genau in dieser von dir so wunderbar treffend beschriebenen Intensität.
Ich frage mich, wenn Distanz und Professionalität das Mittel der Wahl sind,
warum ist dann das gleiche Leiden da?
Müsste es mir dann nicht längst viel besser gehen?
interessante frage. ich glaube, abhängigkeit kann auch bei großer distanziertheit des thera entstehen.
vielleicht bedient sie ja auch ein altes muster deiner kindheit, wenn sie distanziert ist. vielleicht waren ja deine engen bezugspersonen früher auch distanziert und ließen dich emotional verhungern?

ich befand mich auch in einer starken mutter-tochter übertragung
und kann für mich sagen, dass, wenn meine therapeutinnen so agiert hätten, wie herbstflockes therapeutin ich mich wohl nur sehr schwer oder vielleicht auch gar nicht aus dieser übertragung hätte lösen können.

bei mir war es so, dass meine therapeutinnen zwar immer die professionellen grenzen letztlich gewahrt haben, aber sehr fürsorglich, warm und herzlich mit mir waren, mich auch mal in den arm genommen und lange gehalten haben, sehr für mich da waren, mir viel extra-zeit eingeräumt haben, im e-mail austausch mit mir standen (also ich durfte nicht nur schreiben, sie haben auch immer geantwortet) usw.

einerseits macht das diese "wohle" gefühl, von dem du, herbstflocke schreibst, andererseits bewirkt dieses wohlige gefühl aber eben gerade, dass ein sich lösen schwieriger wird. wer fühlt sich nicht gerne wohl und geborgen? das aufzugeben ist ein großer schritt.

nicht dass ich meinen theras das warme, zugewandte, herzliche für-mich-da-sein im nachhinein übelnehme.
zumal es nie unprofessionell wurde, so wie bei herbstflockes therapeutin....
aber es war ein stein im weg bei der auflösung dieser übertragungen.

einesrseits.

andererseits....wenn ich es mir so überlege war es auch für mich die möglichkeit nachzureifen und wunderbar an meinen themen zu arbeiten. letztlich hat wohl alles irgendwie seinen sinn.
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Flugente
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Beitrag So., 19.07.2009, 08:27

@ADW: Abhängigkeit in der Therapie ist ein ganz normaler Vorgang, jeder empfindet es nur anders, manche merken es gar nicht, obwohl sie es sind. Das ist auch nicht etwas, wo die Therapeutin konkret was dazu beiträgt sondern die Therapiesituation an sich bringt es mit sich.

Daher verstehe ich nicht, warum du dich deshalb verurteilst?! Es wäre gut, wenn du in der Therapie daran arbeiten könntest, denn es ist ja Sinn und Zweck, dass du irgendwann erfüllende soziale Kontakte findest in deinem Leben. Ich habe das zum Beispiel durch meine Therapie gelernt.

Du musst ja nicht sagen: ich bin abhängig von Ihnen. Aber offensichtlich bist du sehr einsam und Einsamkeit ist nicht sehr schön aber ein klasse Therapiethema. Vor allem deine Vorgeschichte, wenn du sagst, du tendierst generell zur Abhängigkeit, dann hast du ja offensichtlich ein Riesenmanko in deiner Biographie erlitten und das gilt es in der Therapie zu erforschen. Genau deshalb gehst du dort hin.

Es ist ein wenig paradox, wenn du in Therapie gehst um dein Leben zu verbessern aber du dann genau mit den Themen, die wichtig sind nicht rausrückst, weil du Angst hast, dich in der Therapie zu blamieren. Gerade dort blamierst du dich nicht, denn genau dafür ist Therapie da.

Das ist eine gewisse Hemmschwelle, weil ja die Therapeutin wieder ein Mensch ist, zu dem man eine Beziehung aufbaut, aber solange du diese Hemmschwelle nicht übertauchst (was sehr schwer ist ich weiß), und die Therapeutin als das akzeptierst was sie tatsächlich ist, wird sich an deiner Situation nichts ändern. Verstehst du was ich meine?
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hungryheart
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Beitrag So., 19.07.2009, 08:40

Herbstflocke hat geschrieben:
Mal ganz schüchtern frag, aber was bedeutet pathologisch?
pathologisch bedeutet so viel wie krankhaft, von der norm abweichend, gestört....



Herbstflocke hat geschrieben:Ja. Das war zumindest bisher so. Das neue Problem ist, dass nun die Grenzen neu gesteckt worden sind, und ich sie am liebsten rückgängig machen würde, um wieder zurück "ins warme, geschützte Nest" zu können.
das kann ich total gut verstehen.
ich glaube, diese ambivalenz ist ganz normal.
ein teil von dir spürt, dass diese nähe zu therapeutin falsch ist, der andere teil genießt aber genau diese falsche nähe, weil sie sich doch in dem moment sooo gut anfühlt.
hungryheart hat geschrieben: ganz schnell die therapie beenden. und ganz schnell jemand anderen suchen, der dir hilft, da raus zu kommen.
Herbstflocke hat geschrieben:Das kann ich eben nicht, zumindest nicht so schnell.
Sonst gäbs keine Abhängigkeit
Mittlerweile ist sie die einzige Person, der ich mich verbunden fühle.
Ich habe leider sehr viele Kontakte sausen lassen, mich nicht mehr um sie bemüht, dadurch, dass mir nur noch meine Therapeutin wichtig war.
Ebenso meine Mitbewohnerin, die mich immer sehr unterstützt hat, sobald ich versucht habe, mich von dieser Therapeutin zu lösen. Nur logisch, dass sie sich irgendwann zurückzieht, wenn ich immer wieder zur Therapeutin zurückgehe.
Und das lässt mich nun ziemlich alleine dastehen.
herbstflocke, sag nicht das geht nicht so schnell. rein vom ablauf ginge es sogar sehr schnell. ein paar anrufe, die absicherung durch eine kriseninterventionsstelle oder eine neue therapeutin und "fertig"

du tust es, was ich sehr gut verstehe- bitte nicht als kritik auffassen- halt einfach nicht.

ich glaube nur, dass das, was eigentlich ideal ist: die auflösung so einer abhängigkeit zusammen mit der therapeutin im gespräch und unter klärung offener fragen mit dieser thera kaum möglich sein dürfte.
allein schon deshalb, weil dann wohl auch ihre persönlichkeit und ihre probleme im rahmen deiner therapie thematisiert werden müssten.

dass du fragen hast, und antworten willst finde ich sehr verständlich. aber wahrscheinlich ist da ein setting sinnvoll, in dem du und deine thera in einem durch einen dritten moderierten gespräch noch mal ein oder zwei gespräche führt, in denen du dann geschützt durch einen profi deine fragen an sie stellen kannst.

ein schnelles ende ist wahrscheinlich letztlich weniger schmerzvoll.

ein schritt könnte ja sein, dass su jetzt hier und heute mal wieder eine deiner alten freundinnen anrufst und mal wieder von dir hören lässt.

lieber gruß
hh
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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:10

Hallo hungryheart,
bei mir war es so, dass meine therapeutinnen zwar immer die professionellen grenzen letztlich gewahrt haben, aber sehr fürsorglich, warm und herzlich mit mir waren, mich auch mal in den arm genommen und lange gehalten haben, sehr für mich da waren, mir viel extra-zeit eingeräumt haben, im e-mail austausch mit mir standen (also ich durfte nicht nur schreiben, sie haben auch immer geantwortet) usw.
all das gibt es bei meiner Therapeutin in der Form nicht.
Ich darf ihr schreiben, aber sie meldet sich daraufhin nicht.
Wenn ich es in der nächsten Stunde von mir aus nicht anspreche tut sie es auch nicht.
Ich darf ihr anrufen, aber am Telefon spricht sie nicht mit mir über das Problem, sondern gibt mir innerhalb von 24 Stunden einen Termin.
Körperkontakt haben wir nur in dem wir uns die Hand geben bei der begrüssung und Verabschiedung.
Stunden werden bei ihr pünktlich begonnen, aber genauso pünktlich auch wieder beendet.
Hm.
ich befand mich auch in einer starken mutter-tochter übertragung
und kann für mich sagen, dass, wenn meine therapeutinnen so agiert hätten, wie herbstflockes therapeutin ich mich wohl nur sehr schwer oder vielleicht auch gar nicht aus dieser übertragung hätte lösen können.
einerseits macht das diese "wohle" gefühl, von dem du, herbstflocke schreibst, andererseits bewirkt dieses wohlige gefühl aber eben gerade, dass ein sich lösen schwieriger wird. wer fühlt sich nicht gerne wohl und geborgen? das aufzugeben ist ein großer schritt.
Ich hingegen denke, dass ich es genau dann erst schaffen würde mich zu lösen, wenn ich diese emotionale Sicherheit hätte; die Sicherheit, dass ich ihr etwas bedeute.
Ich komm nicht rauss aus meiner Überzeugung:
Menschen heilen nur durch Menschen
Aber vielleicht ist das auch genau DER Punkt, an dem es bei mir hängt.
Ich weiss es ehrlich nicht
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Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:15

@ Flugente
Aber offensichtlich bist du sehr einsam und Einsamkeit ist nicht sehr schön aber ein klasse Therapiethema. Vor allem deine Vorgeschichte, wenn du sagst, du tendierst generell zur Abhängigkeit, dann hast du ja offensichtlich ein Riesenmanko in deiner Biographie erlitten und das gilt es in der Therapie zu erforschen. Genau deshalb gehst du dort hin.
Die Einsamkeit besteht innerlich, das ist wahr.
Inmitten meiner sozialen Kontakte fühle ich mich immerzu einsam.
Bis meine Psyche wieder jemanden findet an den sie sich heftet
und dann werden auch die sozialen Kontakte wieder erträglicher.

Ich kenne das Manko in meiner Biographie was diesen Punkt anbelangt so so gut, aber es bringt mich nicht weiter, da ich ihn emotional nicht erfassen kann.
Es ist ein wenig paradox, wenn du in Therapie gehst um dein Leben zu verbessern aber du dann genau mit den Themen, die wichtig sind nicht rausrückst, weil du Angst hast, dich in der Therapie zu blamieren. Gerade dort blamierst du dich nicht, denn genau dafür ist Therapie da.
Ja, das ist paradox aber auch wieder nicht.
Denn meine Psyche hat jemanden gefunden an den sie sich bedingungslos heftet.
Ich habe Angst vor der Trennung, weniger vor Blamage.
Es ist die Trennung und das alleine sein danach.
Das Gefühl nicht lebensfähig zu sein und nicht alleine atmen zu können.
Manchmal fühl ich mich in der Therapie wie bei einer Reanimation
Das ist eine gewisse Hemmschwelle, weil ja die Therapeutin wieder ein Mensch ist, zu dem man eine Beziehung aufbaut, aber solange du diese Hemmschwelle nicht übertauchst (was sehr schwer ist ich weiß), und die Therapeutin als das akzeptierst was sie tatsächlich ist, wird sich an deiner Situation nichts ändern
Was ist denn nun eine Therapeutin tatsächlich?
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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hungryheart
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:16

*AufdemWeg* hat geschrieben: Ich hingegen denke, dass ich es genau dann erst schaffen würde mich zu lösen, wenn ich diese emotionale Sicherheit hätte; die Sicherheit, dass ich ihr etwas bedeute.
Ich komm nicht rauss aus meiner Überzeugung:
Menschen heilen nur durch Menschen
Aber vielleicht ist das auch genau DER Punkt, an dem es bei mir hängt.
Ich weiss es ehrlich nicht
hmmm...
ich hingegen denke, die heilung liegt in uns, wir haben alle fähigkeiten und manche menschen brauchen therapeuten, um sich dessen bewusst zu werden und das zu üben.
menschen brauchen wir natürlich auch, wir sind ja soziale wesen.
was könnte es denn für dich außer deiner therapeutin für menschen geben, die auch greifbar für dich sind.
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stern
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:17

Mich von meiner Therapeutin zu trennen, würde bedeuten, mich von den Klippen in die Tiefe zu stürzen.

Was, wenn da überhaupt gar nichts ist, dass mich auffängt?
Was spricht dafür, wenn du folgende "erwachsene" Möglichkeit anstrebst: Du besprichst mit ihr, dass sie dich noch so lange in deinem Ziel zur Lösung aus der Regression unterstützt, bis du einen anderen Therapeuten gefunden hast, der diesen Weg mit dir weiter geht? So dass du eben nicht ins bodenlose stürzen wirst. Und dir auch selbst zunehmend Halt geben kannst... und auch wieder ein Netz an Beziehungen aufbauen kannst, die ja fast durchweg in die Brüche gegangenen zu scheinen. Ich meine jedenfalls einige sehr erwachsene, reflektierende deiner Seiten zu erkennen.

Dass dein kindliche Anteil dagegen iss, scheint klar zu sein , oder korrigiere mich, wenn ich mich intuitiv total täuschen sollte?, vgl.:
Das neue Problem ist, dass nun die Grenzen neu gesteckt worden sind, und ich sie am liebsten rückgängig machen würde, um wieder zurück "ins warme, geschützte Nest" zu können.
Ein bisschen will ich ja auch, dass sie mitleidet
Schliesslich ist sie auch daran beteiligt, und nun soll sie es auch mit mir mitausbaden!
(Da spricht die Wut!)
...oder vielleicht auch ein bissi das Kind? Diese Ambivalenz (dein erwachsener Anteil weiß..., aber das Kind...) scheint jedenfalls da zu sein, vgl.:
Ich würde sagen, ich versuche so halbwegs (rational ja, gefühlsmässig nein) diese Abhängigkeit aufzulösen, und das läuft praktisch tatsächlich so, das wir nun weitermachen wie bisher, nur dass wir uns beide zusammenreissen.
Und mal Butter bei die Fische:
Flugente hat geschrieben:dass du groblinig missbraucht wurdest (das ist nicht gegen dich persönlich Nellie)

Pathologisch heißt übrigens krankhaft und HH hat nicht so unrecht damit. Eine Therapeutin die ihre Macht derart missbraucht ist nicht gesund.
Zwischen vorsätzlichem Machtmissbrauch und das Nichterkennen oder unbeabsichtigtem Födern des Ausmaßes einer kontraproduktiven Abhängigkeit/Regression bestünde in meinen Augen schon noch ein Unterschied. Ich sage bestünde, weil sich Therapeutenmotivationen nicht übers Forum spekulieren lassen. "Schüren" führt zu nix. Klar wäre eine Einweisung professioneller gewesen als eine Übernachtung in der Therapeutenwohnung, das iss nicht das Thema. Sondern eher: Wie kann es nun zufriedenstellender weiter gehen.

Edit: Einen Teil entfernt
Zuletzt geändert von stern am So., 19.07.2009, 11:40, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:22

@ hungry

weisst du was das richtig schlimme an diesen Situationen immer ist?
Das smir die anderen Menschen, denen ich mit Sicherheit etwas bedeute,
dann so egal werden und meine Psyche darauf fixiert ist sich nur an diesen einen Menschen zu heften und nur an diesen einen.

Ich bin immer froh,
wenn ich aus solchen Phasen wieder herauskomme.
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Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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Flugente
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:27

stern hat geschrieben:Und mal Butter bei die Fische:
Flugente hat geschrieben:dass du groblinig missbraucht wurdest (das ist nicht gegen dich persönlich Nellie)
Zwischen vorsätzlichem Machtmissbrauch und das Nichterkennen oder unbeabsichtigtem Födern des Ausmaßes einer kontraproduktiven Abhängigkeit/Regression bestünde in meinen Augen schon noch ein Unterschied. Ich sage bestünde, weil sich Therapeutenmotivationen nicht übers Forum spekulieren lassen. "Schüren" führt zu nix.
Darauf bin ich bereits näher eingegangen im nächsten Beitrag. Bitte alles lesen statt Missinterpretationen zu schüren. danke lg
Eisberg voraus!

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Beitrag So., 19.07.2009, 09:32

*AufdemWeg* hat geschrieben: Ich bin immer froh,
wenn ich aus solchen Phasen wieder herauskomme.
dann hast du ja die fähigkeit, da raus zu kommen.
wie machst du das?
meinst du, du könntest das auch bei deiner thera so machen, wie du es schon öfter gemacht hast?

*AufdemWeg* hat geschrieben:weisst du was das richtig schlimme an diesen Situationen immer ist?
Das smir die anderen Menschen, denen ich mit Sicherheit etwas bedeute,
dann so egal werden und meine Psyche darauf fixiert ist sich nur an diesen einen Menschen zu heften und nur an diesen einen.
ich hoffe, ich komme jetzt nicht so gönnerhaft möchtegern-hobbypsycholginnenmäßig rüber wenn ich dir dazu eine frage stelle.:

was für eine funktion hat dieses sich auf einen fixieren und sich abhängig machen für dich?
oder einfacher: wozu ist es gut?

die frage haben mir meine theras oft gestellt, wenn irgendein selbstschädigendes oder problematisches verhalten thema war.
und die frage hat mich immer enorm weitergebracht.
zuerst hatte ich bei der frage immer so ein trotziges: "es ist zu nichts gut, ich leide und will das weghaben. was soll die blöde frage?" im kopf.
das haben die theras aber nie gelten lassen.
ich sollte mir zeit nehmen, über die frage nachzudenken, weil sie meinten:
"wenn es zu nichts gut wäre und nicht irgendeine funktion hätte, würden sie es nicht so machen. sie sind ja schließlich nicht doof"

wenn man dann ahnt oder weiß, "wozu es gut ist" kann man beginnen zu schauen, wie man das, was man mit dem selbstschädigenden erreicht vielleicht auch auf eine neue, konstruktive art erreichen kann.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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