Freundschaft zu Frau die in einer Psychiatrie lebt

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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hoellen_reiter
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Beitrag Mo., 07.01.2008, 23:15

Ich hab sie die Tage wieder öfters
getroffen.
Es fällt mir ehrlich gesagt schwer,
diese Freundschaft einzuschätzen
(was jetzt nicht unbedingt ein
Problem sein muss).

Sie hatte mich ja vor ein paar Wochen
auf der Straßen angesprochen
und ich hatte das Gefühl, dass sie mich
irgendwie "toll" findet.

Immer wieder spricht sie mich auf
unser Kennenlernen an.
Sagte vor ein paar Tagen, sie habe noch
nie in ihrem Leben so schnell ihre
Telefonnummer gegeben wie mir.
Bei unserem heutigen Treffen hat sie
gesagt, sie sei schon als wir uns
kennengelernt haben von mir fasziniert
gewesen und sie hätte sich riesig über
unser Kennenlernen gefreut.
Dann hat sie aber wieder so ein bisschen
einen Rückzieher gemacht, indem sie
dann sagte sie hätte sich erst auf
unser Treffen gefreut nachdem ich
sie dann angerufen hätte oder so
ähnlich.

Diese Situation dass sie anscheinend
von mir fasziniert ist aber andererseits
mir auch schon in fast aggressivem
Ton gesagt hat dass sie keine
"Beziehung" mit mir will, bringt manchmal
Anspannung zwischen uns.
Ich hab ihr auch gesagt dass ich mich
an sie nicht ranmachen will und sie
sagte dann sie hätte auch diesen Eindruck
nie gehabt. Da würde sie sich keine Sorgen
machen.
Sie sucht halt die Nähe zu mir...
und flieht dann wieder... und ich halte
mich zurück. Will sie ja nicht verschrecken
oder gar die Freundschaft gefährden.
Glaube auch ehrlich gesagt, dass eine
feste Partnerschaft in dieser schwierigen
Situation nicht einfach wäre.

Aber naja mal sehen wie es weiter geht.

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hoellen_reiter
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Beitrag Do., 10.01.2008, 21:52

Hab sie wieder getroffen.
Sie war traurig, weil sich noch mehr Bekannte von ihr abwenden. Sie hat das Gefühl, dass sie selbst bei den
Leuten die selbst große psychische Probleme haben, als
schwarzes Schaf gilt.

Da habe ich das dann heute wieder geschafft sie etwas aufzubauen.
Auch wenn wir uns manchmal streiten, wir haben die
Zeit heute beide genossen.

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hoellen_reiter
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Beitrag Di., 15.01.2008, 11:13

Ich war neulich mal wieder sehr schockiert, weil sie sich am
Arm mit einem Feuerzeug so derart angeflämmt hatte, dass
sie eventuell eine Hauttransplantation braucht. Das wird natürlich
alles von guten Ärzten behandelt, aber dennoch hat es mich mitgenommen.
Sie hat mir die Wunden auch gezeigt.

Ich war dann an den darauffolgenden Tagen unnett zu ihr. Sie war dann auch sauer, aber wir haben uns wieder vertragen.

Sie sagte dann noch am Telefon Sachen sie mich stutzig gemacht haben, und auch gefreut.
Sie will sich weiterhin mit mir treffen. Sie will eine gute Freundin für mich sein und dann sagte sie etwas, das mich wirklich stutzig machte:

"...ich will eine gute Freundin für Dich sein aber das soll nicht unbedingt immer so bleiben also bitte nicht als Abfuhr verstehen...".

Sehr interessant! Ich will mir deswegen jetzt auch garkeine falschen Hoffnungen machen!

Frauenversteher an die Front! Sacht ma was dazu!!!!

(bzw. Frauen selbst sollen auch was sagen )

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Georgine
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Beitrag Di., 15.01.2008, 13:10

...hm, was ist eigentlich mit DIR?

irgendwie kommt es mir so vor, als würdest du jedes anzeichen dafür, wie sie dich findet seismographisch aufnehmen und praktisch tag für tag ein diagramm darüber zeichnen, mit seinen höhen und tiefen.

aber, ob du nun in sie verliebt bist und wenn ja, was, ausser ihrer psychischen krankheit dich an ihr fasziniert, wird nicht richtig klar.

würdest du selbst denn gerne eine feste beziehung mit dieser frau eingehen?

frag sie doch mal, warum sie dich auf der strasse angesprochen hat. was hat sie überhaupt zu dir gesagt?

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hoellen_reiter
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Beitrag Di., 15.01.2008, 16:27

Ihre Erkrankung macht es nicht gerade leichter, für mich er kennen, mit was für einem Menschen ich es zu tun habe.
Somit sehe ich mich in der Situation feinfühlig aufzunehmen was sie mir zeigt von ihrer Persönlichkeit.

Verliebt ist vielleicht übertrieben, aber ich habe schon starke Gefühle für sie.
Sie kann verdammt gut zuhören usw.

Als sie mich vor Wochen ansprach, da wartete ich gerade auf die Straßenbahn und da sprach sie mich an und fragte mich, ob die Bahnen hier
pünktlich kommen. Dann kamen wir ins Gespräch.
Sie erzählte mir dann dass sie sich mit der Geschichte der Stadt beschäftigen würde und ich hatte zufällig über ihr Lieblingsthema eine Hautseminararbeit geschrieben.
Das passte!

Ich könnte mir schon vorstellen mit ihr eine feste Beziehung einzugehen.
Leider ist sie sehr krank und hat ein gebrochenes Herz.

Wir habe jetzt noch mal eindringlich am Telefon gesprochen und sie hat gesagt, sie wolle nicht, dass wir gegenseitig "Therapeuten" sind.
Sie wolle mit mir dir Zeit genießen, ausgehen und über Geschichte diskutieren, was sie in letzter Zeit aufgrund ihres schlechten Zustandes nicht immer hinbekommen habe.
Das tur ihr leid und sie würde sich nur noch dann mit mir treffen wenn sie mich möglichst nicht zu sehr belastet, also an einem Tag an dem es ihr gut geht.

Sie hat mir jetzt schon öfters gesagt, dass sie mich, als sie mich bei der Straßenbahn gesehen hat, direkt irgendwie ganz toll fand.
Doch dann macht sie manchmal einen kleinen "Rückzieher" und sagt, dass sie es toll fand dass wir so schön reden können.

Wie gesagt, es hatte mich mitgenommen, als ich ihre Brandwunden sah und sie mir davon erzählte. Sowas ist schon belastend. Soetwas muss "in Ordnung" sein, bevor wir vielleicht wirklich zusammen kommen.
Sonst könnte es mich auch kaputt machen. Das ist klar.

Also langsam angehen, egal ob Freundschaft oder mehr.

Noch Fragen?

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Georgine
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Beitrag Di., 15.01.2008, 16:53

Also langsam angehen, egal ob Freundschaft oder mehr.
das ist bestimmt das vernünftigste, was du machen kannst.
ansonsten denke ich einfach, dass du danach gehen musst, was bei der sache heraus kommt.
ok, du kannst alles hinterfragen, nach der persönlichkeit suchen, die unter all den psychischen problemen, die sich nach aussen zeigen, verborgen liegt. letztendlich zählt das, was dabei heraus kommt. das WIE ist entscheidend, nicht das WARUM.
wenn jemand einen alkoholiker liebt oder einen manisch-depressiven oder einen schürzenjäger oder einen borderliner, dann muss er oder sie sich letztendlich damit abfinden und sich sagen, dass er oder sie den geliebten menschen so kennen gelernt hat, mit seinen problemen.

wie in dem offene-beziehungs-thread beschrieben, gibt es in jeder beziehung probleme und man sucht sich letztendlich mit einer beziehung die probleme aus, die man am besten händeln kann, die einem am gringsten, am aufregensten, am vertrautesten etc. erscheinen.

nach allem was du schreibst, interessierst du dich für diese frau obwohl, oder gerade weil sie ihre probleme hat. und, was du selbst und wir hier nicht beurteilen können, vielleicht wird sie diese probleme lebenslänglich mit sich herumschleppen. vielleicht brauchst du garnicht nach der persönlichkeit zu suchen, die hinter alldem steckt, sondern die persönlichkeit ist schlichtweg diejenige, die du siehst.

allerdings denke ich, dass autoaggressives verhalten, wie es sich in der selbstverbrennung geäußert hat, wahrscheinlich in der psychatrie, in der sie sich gerade befindet schon ganz gut behandelt werden kann.

alles gute!
sune

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Georgine
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Beitrag Di., 15.01.2008, 17:02

interessant ist auch, dass du deinen beitrag in dieser rubrik gepostet hast, unter selbstsicherheit/kontaktschwierigkeiten/soziale ängste und nicht unter "liebeskummer".
vielleicht geht es dir wirklich nur um eine freundschaft zu dieser frau und darum, heraus zu finden, wie du am besten mit ihr umgehen kannst, ohne ihre freundschaft und gesellschaft zu verlieren.
ihr charakter erscheint dir unberechenbar, schreckhaft, übersensibel und du versuchst sehr feinfühlig, herauszufinden, wie du ihr vertrauen gewinnen kannst.
fast kommt es mir so vor, als wende ein wildhüter all seinen erfahrungsschatz an, um ein besonders scheues tier zu zähmen.

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hoellen_reiter
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Beitrag Di., 15.01.2008, 17:27

Nette Beiträge Sune

Richtig, es ist kein Liebeskummer, sondern es gibt bei mir Verunsicherung.

Der Vergleich mit dem Wildhüter und dem Tier ist interessant.



Es gibt übrigens noch eine Sache die mich verunsichert:
Sie wird vielleicht in ein paar Wochen oder Monaten über 100 km weit fort in einer Stadt wohnen, vielleicht in einem Heim.
Das steht aber alles nicht so fest.
Ich habe ihr mitgeteilt, dass mich das ein wenig verunsichert bezüglich unseres Kontaktes, aber auch dann will sie mich noch von Zeit zu Zeit treffen.

Ich habe das Gefühl, und das hat sie mir auch schon gesagt, nämlich dass sie die Therapien nicht so richtig annimmt.
Aber das ist halt nicht mein Problem. Man hat die letzten Jahre versucht, ihr mit großem Aufwand zu helfen. Mit wenig Erfolg.



Mag sein, dass die Probleme ihr Leben lang bleiben werden. Das ist auf der einen Seite traurig wenn es so wäre... aber auf der anderen Seite ist es nun mal so wie es ist.


Also langsam angehen, locker bleiben (auch wenn es manchmal nicht einfach ist, vor allem wenn ich denke "hoffentlich flämmt sie nicht wieder") und dann mal sehen was kommt.

Und was ihren Umzug angeht: was sind schon 150 Km?

Die Frage nach dem WARUM habe ich mir nur selten gestellt, aber gelegentlich schon.

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candle
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Beitrag Di., 15.01.2008, 17:35

Hallo hölle!

Mensch sag mal tut Dir das wirklich gut? Du stehst nicht nur mit einen Bein in der Pfütze, sondern schon knietief im Meer. Ist nur noch die Frage wann der Strudel Dich runterzieht.
Grüsse!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Beitrag Di., 15.01.2008, 17:46

Es geht um die Frage WIE ich diese Freundschaft angehe. Es ist nicht leicht, aber ich finde einen Weg.

Ich freue mich auch, wenn ich ihr bei ihrer Selbstheilung helfen kann.
Sie kann in dem Krankenhaus NUR Kohlrabi, Möhren und Äpfel essen.

Aber wenn ICH ihr Müsli mitbringe oder es zusammen mit ihr kaufe, dann kann sie es essen. Endlich etwas nahrhaftes zu sich nehmen.
Dann traut sie sich das.
Sonst traut sie sich nicht mal Brot zu essen, aber wenn ich ihr Vollkornbrötchen bringe, dann isst sie sie.

Vor Freude ist sie mir neulich um den Hals gefallen, als ich ihr Pflegespülungen für ihr langes Haar mitgebracht habe.

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Georgine
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Beitrag Di., 15.01.2008, 17:51

Aber wenn ICH ihr Müsli mitbringe oder es zusammen mit ihr kaufe, dann kann sie es essen
hm, vielleicht geht es bei der ganzen sache doch mehr um dich, als bisher angenommen und du hast einfach ein stark ausgeprägtes helfersyndrom?

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Beitrag Di., 15.01.2008, 18:12

Jahrelang hab ich versucht mein Helfersyndrom einzudämmen, wegzutherapieren.

Aber ganz ist es noch nicht weg.


Sie hat ja selbst gesagt, dass ich ihr mit dieser Maßnahme wirklich helfen kann und das war alles ihr Idee. Will sagen: Ich zwinge ihr keine Hilfe auf oder sowas (bevor hier ein falscher Eindruck entsteht).


Helfersyndrom hin oder her: Guten Freunden tut man gerne mal einen Gefallen! Und manchmal muss es eben öfters sein, um den guten Freund zu stabilisieren.

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Georgine
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 22:47

hallo hell rider,
geht´s dir gut? ist alles ok mit dir und deiner freundschaft
"zu der frau, die in einer psychatrie wohnt"?
lg
sune

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hoellen_reiter
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 10:15

Ja!

Wir haben uns nochmal darüber unterhalten, dass wir gegenseitig KEINE Therapeuten sind, sondern Freunde.
So klappt es mit der Freundschaft sehr gut.

Auf das Thema "Liebesbeziehung" in Bezug auf uns beide habe ich sie noch nie angesprochen, doch sie weiss sicher dass ich starke Gefühle für sie habe.
Das hat sie sicherlich gespürt denn sie ist sehr feinfülig.

Neulich sagte sie: "Das soll jetzt KEINE Abfuhr für immer sein... zu nächst möchte ich eine gute Freundin von dir sein und dich weiter treffen..."

Keine Sorge ich mache mir jetzt keine falschen Hoffnungen auf mehr als Freundschaft, doch ich fand es einfach NETT was sie gesagt hat.
Wir kommen immer besser miteinander aus, je mehr wir uns kennen.

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Beitrag Mo., 28.01.2008, 18:55

Also, Tiefdenker und Frauenversteher an die Front! Gibt was neues!


Hab sie heute getroffen und wir haben was unternommen.

Sie weiss ja dass ich Historiker bin und ihrer Mutter hat sie das wohl auch erzählt.
Jedenfalls kam von ihrer Mutter eine Frage über das Osmanische Reich, das alte türkische sozusagen. Ich konnte nicht genau raushören und hab dann verpasst nach zu fragen, ob und warum ihre Mutter diese Frage gerade gerade an mich weiterleitet.
Einige Minuten später erzählte sie nämlich, ihre Mutter sei eine Deutsche die in der Türkei mehr als ein Jahr zur Schule gegangen sei. So wie ich die Türken kenne, bringen die ihren Schülern alles bei was das Osmanische Reich betrifft
und außerdem ist ihre Mutter Lehrerin und hat somit sowiso ne Menge Wissen und auch Bücher über soetwas.
Jedenfalls wollte meine Bekannte von mir die "Eckdaten" des Osmanischen Reiches wissen und dies dann an ihre Mutter weiter leiten.

Zusammengefasst: Eine Frau von Beruf Lehrerin erteilt ihrer erkrankten Tochter den Auftrag einem Mann geschichtliche Fragen zu stellen, den sie persönlich nicht kennt aber von dem sie weiss dass er ihre Tochter gelegentlich trifft.

Sehr interessant!

Überspitzt formuliert: Versucht da jemand ne Schwiegersohnprüfung mit mir zu machen???




Ich glaub ich denk mal wieder einfach zu weit!

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