@SandyP.
Wie äußert sich dein Misstrauen? Hältst du sie plötzlich für inkompetent, unmenschlich, gefühllos, manipulierend, ... ?
Bei mir ist es das ungute Gefühl, manipuliert zu werden, ohne etwas davon mitzubekommen.
Spannend, dass du das sagst..
Vielleicht meine ich was Ähnliches, drücke es aber anders aus: Ich habe manchmal die Befürchtung, sie hat einen Plan, der nicht mich meint, und es gibt irgendwelche allgemeingültigen Wachstumsziele, die ich persönlich erreichen oder nicht erreichen kann. Aber die eben ihre sind und nicht meine. (Ich weiß, ich weiß, wieder sehr verkopft - aber ich muss ja meine Gefühle hier irgendwie in Schriftform bringen...)
Also um mal ein Beispiel aus der letzten Zeit zu nennen, das mich einige Wochen auf Trab gehalten hat: Sie hatte wahrgenommen, dass ich mich verstärkt auch traue, Kritik ihr gegenüber zu äußern (z.B. wenn sie mich mehrmals hintereinander jeweils 10 Minuten warten läßt vor der Sitzung, dann sage ich mittlerweile, wie ich das finde).
Meine Therapeutin findet mein Ansprechen solcher Dinge sicherlich ein gutes Zeichen in meinem Prozess. Aber das war für sie auch der Anlaß anzunehmen, dass ich mich nun selbstständiger und unabhängiger von ihr bewegen kann.
DAS WUSSTE natürlich nicht, habe nur irgendwie im Laufe der Zeit gespürt, dass sie sich anders verhält, nicht mehr so unterstützend, mehr auf meine Selbstverantwortung abzielend, weniger nachhakend.
Das geht ja alles in eine gute Richtung, aber ich habe ihr Verhalten als Rückzug und Distanz gedeutet und bin total abgeschmiert.
Aus meiner Sicht sieht das nämlich anders aus: Wenn ich diesen ihr gegenüber neuen Raum erforsche, in dem ich sie nicht nur glorofiziere, sondern etwas realer wahrnehmen und auch reagieren kann, dann bin ich, glaube ich, so gestrickt, dass ich in diesem Raum eine Weile rumprobieren muss, ohne dass es gleich Verhaltenskonsequenzen hat. Ich bin da einfach nicht so schnell und souverän, wie sie manchmal denkt. Und ich fand, dass sie mir zu wenig Zeit gibt, neues Beziehungsverhalten auch eine Weile mit Sicherheitsgefühl und Zeit zu üben, ohne dass meine Kinder-Antennen sofort scannen müssen, was denn jetzt schon wieder an Beziehung abhanden kommt.
(Das muss ich dringend doch noch mal mit ihr besprechen, merke ich gerade....)
@stern
Nur weil du vielleicht Misstrauen überträgst, muss ja nicht zwingend auch deine Vertrauen Übertragung sein.
Nee, das ist klar. Aber andersrum wird ja auch kein Schuh draus.
Wenn mein Misstrauen Übertragung sein könnte, warum dann nicht auch das Vertrauen?
Ich meine das auch nicht als bloße Gedankenspielerei, es ist wirklich für meine Basis an Vertrauen eine wichtige Überlegung: Wieso werden meist nur problematische Abläufe oder Emotionen in der Therapie als Übertragung oder Projektion bezeichnet? Und warum dann eben VERtrauen nicht? Ich vertraue schließlich in meiner Therapie einer Frau, die ich noch gar nicht so lange kenne, von der ich relativ wenig weiß....
@Anne1997
Man kann einfach so vertrauen, das geht und es ist ein direkter, echter Kontakt, und wenn das geht, könnte man fast platzen vor Freude, dass dies möglich ist. Ebenso kann Misstrauen auch von mir ausgehen und das darf sein, ich kann es ja ansprechen.
Ich glaube, ich bin da anders gestrickt... Ich denke, dass wir mit unseren ganz individuellen seelischen Päckchen sehr verschieden reagieren. Vielleicht würde ich manchmal auch gerne so sein, wie du das in deinen Sätzen beschreibst, aber ich funktioniere anders. Bin ja nicht ohne Grund in dieser Therapie.
So - gehe jetzt ins Wochenende und das ist mangels Rechner forenfrei...
Viele Grüße und bis nächste Woche
Vetiver
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PS @SandyP.
Kann die Therapie nur wirken, wenn man sich blind ausliefert?
Dazu kann ich gerade keinen Gedanken fassen - ich schreibe am Montag was dazu. Ich bin in diesem Gefühl gerade zu tief drin.