@Valeé
Ja in einer Therapie geht es um den Klienten. der Therapeut hat loyal zu ihm zu sein, NICHT zu den Angehörigen.
Wie ebenfalls bereits geschrieben, sehe ich dies auch vollkommen ein. Anderseits – so eben die Kernfrage – fürchte ich, dass u.a. dadurch das Bewusstsein für „soziale Gesamtsysteme“ unser Gesellschaft immer mehr verloren geht.
Und auf den Tisch zu hauen und zu sagen, ich will XY mal sprechen oder auch nur die Frage ob XY mal mitkommen kann , kann, bzw. ist ein zeimlich grober therapeutischer Fehler.
Also, alleine wenn der Therapeut es anbietet, ist er inkompentent und macht ein groben therapeutischen Fehler? Grundsätzlich? Ich verstehe nicht so ganz, wieso das bloße Angebot (- je nach Fall! -) schon solch grober Fehler sein soll? Das würde doch die Theorie jedweder Fremdamnese ad absurdum führen, oder? Diese ist – wiederum je nach Fall – auch nicht immer nötig. Aber eben manchmal.
@Gärtnerin
Wenn ich in der Therapie ein Bild meiner Angehörigen entwerfe, dann hat der Therapeut mit diesem Bild zu arbeiten, so verzerrt es auch sein mag. In diesem Bild spiegeln sich nämlich meine Themen wider, und genau darum geht es: darum wie ich die Menschen um mich herum empfinde und nicht darum, wie diese Angehörigen tatsächlich - objektiv gesehen (was sowieso nicht geht) - sind.
Ein sehr schönes Argument. Aber gilt das immer? Und absolut?
Was, wenn es darum geht, dass der Therapeut sich beflissentlich um Rat bemüht, wie Klient X mit seiner sozialen Situation y umgehen soll, aber Situation y in Wahrheit ganz, ganz anders ist als x erzählt? Dann geht der Ratschlag doch völlig vorbei, oder? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass dies den Frust sogar noch erhöht, wenn ein Klient eifrig bemüht ist die Ratschläge umzusetzen, diese aber immer schief geht, weil es „aus Versehen“ meilenweit an der Situation vorbei geht?
Das sind so meine Bedenken. Ich weiß, dass es kein rein objektiv gibt. Aber muss es deswegen
rein subjektiv sein? Ich suche da gedanklich den Kompromiss.
Ich erinnere mich daran, dass mein Therapeut nach dem ersten Familiengespräch total schockiert und auch ein bisschen sauer war, weil ich ihm nie erzählt hatte, dass meine Mutter im Rollstuhl sitzt. Für ihn schien das ein ganz wesentlicher Aspekt meiner Mutter zu sein. Aber für mich war die Behinderung meiner Mutter weder für die Therapie noch für mein Leben von Belang. Was hätte dieses Wissen dem Therapeuten genutzt?
Ein sehr gutes Beispiel. Genau an solche Situationen denke ich. Wir wissen nicht, was für den Thera
relavant ist, und vielleicht gar nicht böse gemeint, erwähnen wir für ihn relavante Punkte gar nicht.
Gut, keine Ahnung ob es in dem Fall nun relavant war oder nicht, aber ich kann mir spontan viele Situation vorstellen, wo es relavant sein könnte. Zum Beispiel wenn das enge Familienumfeld selbst unter einer psychischen Erkrankung leidet, der Klient sich dessen aber entweder nicht bewusst ist, es verzerrt wahrnimmt oder auch nur aus Versehen verschweigt? Siehe oben: Ich denke, gerade wenn es um konkrete Verhaltenstipps geht, die sich auf dem problematischen Umgang mit Dritten bezieht, wäre es doch sinnvoll, möglichst
genaue und wenigsten einigermaßen verlässliche Angaben über diese dritte Person zu haben? Nein, sie müssen ja nicht 100%ig objektiv sein.
Diese Antwort ist gleichzeitig auch die Antwort auf Valleé’s Beitrag dazu. Wobei ich noch anmerken möchte, dass Folgendes...
Ein Therapeut fragt gar nicht: Wie wa(h)r es wirklich? Sondern: Wie haben Sie das erlebt?
... sehr treffend formuliert ist. Danke dafür. Siehe oben: Aber was, wenn es darum geht, jemanden konkrete Ratschläge zu geben, wie er mit einer Situation/Person umgehen soll?