Missbrauch und die Folgen

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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candle
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 14:56

Joy hat geschrieben: Wenn ich daran denke, was mir angetan wurde und der jenige nicht mehr lebt, dann bringt das ein kleines Lächeln in mein Gesicht, mehr ist da nicht!
Das glaube ich Dir schlicht nicht! Egal ob der Täter tot oder lebendig ist, ist es schwer einen Abschluß zu finden.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Aditi
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 15:15

Joy hat geschrieben: Hat das mal jemand von euch gemacht? Dem/derjenigen die Meinung gesagt? Wie war das und was hat es gebracht?
bei mir war das so. mein täter (stiefgroßvater) längst verstorben. (der missbrauch erfolgte, meine erinnerungen gehen sehr weit zurück - 2/3 jährig bis schulpflichtig). ich extrem rebellisch, wütend, zornig ect. meine eltern konnten damit überhaupt nichts anfangen und dann knallte ich ihnen eines tages, ich 20jährig (konnte mich jahrelang nicht erinnern und plötzlich war die erinnerung da. betroffene schwestern, die sich auch erinnern - so zur erklärung) den missbrauch auf den mittagstisch. mein vater: na und, hast du einen pysischen schaden erlitten? meine mutter: bekam herzbeschwerden und legte sich ins bett.

das war für mich damals ein absoluter hammer und ich schwor mir damals: nie mehr wieder kommt mir ein mensch so nahe!!

inzwischen weiß ich, dass man einmal gemachte versprechen auflösen/widerrufen darf.

liebe candle
Das glaube ich Dir schlicht nicht!
für mich ist es immer wieder ein rätsel - und schmerzvoll - wenn frau/man SO argumentiert. seit langem, so hoffe ich, richtig gelesen zu haben, bist du in therapie. es geht doch nicht darum, was DU (in diesem thread) glaubst oder nicht glaubst. ist deine intention, das gefühl der threadstellerin in frage zu stellen und mit welchem ziel???
was bringst das dir?? - frag ICH mich.

mlg
aditi

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candle
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 15:18

Frau Schlau, ich bin keine Psychologin.

candle
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Aditi
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 15:23

liebe candle!
ich würde niemals zu jemanden sagen: das glaube ich dir nicht! - da brauch ich keine pschologin sein. und wenn du dachtest, deine bewertung trifft mich, dann muß ich dich enttäuschen.

ich halte mich an folgendem hilfreichen faden: sprich nur von dir! - da fallen automatisch sämtliche bewertungen wie "das glaube ich dir nicht" weg.

aditi

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Aditi
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 15:47

candle hat geschrieben: Das glaube ich Dir schlicht nicht! Egal ob der Täter tot oder lebendig ist, ist es schwer einen Abschluß zu finden.
liebe candle,
wie z.b. fühlt es sich für dich an, wenn du liest: für mich war/ist es nicht wichtig, ob der täter tod oder lebendig ist. ich finde schwer einen abschluß.

so formuliert, sprichst du von dir und der andere hat die wahl es ebenso zu fühlen oder anders. wenn du allerdings sagst: das glaube ich dir schlicht nicht - da setzt du einen riegel vor, eine blockade.

ich schätze deine beiträge (wenn ich sie für mich anders formuliere und dahinterfrage) - manchmal frage ich mich, weshalb machst du es dir so schwer?? anders formuliert, kommt es ganz anders rüber, nämlich so, dass der andere eine wahl hat.
womöglich, und jetzt fantasiere ich, hattest du kaum wahlmöglichkeiten.

mlg
aditi

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Laura13
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 15:53

Ich würde heute gerne die Täter zur Rede stellen.
Das geht (leider) nicht mehr....der eine hat sich das Leben genommen und zum anderen habe ich keinen Kontakt mehr, schon seit langen Jahren nicht mehr.

Wenn ich es könnte, würde ich vor allem mit meinem Vater darüber reden wollen, allerdings erst HEUTE.
Vor einigen Jahren, als es noch möglich gewesen wäre, da war ich bei weitem noch nicht an dem Punkt an dem ich heute bin. Damals wäre es gar nicht gegangen.

Aber, ich würde eine Aussprache wollen, nicht nur über dieses Thema und ich leide darunter, dass ich nichts mehr klären kann... Ich würde es aber auch NUR in einem geschützten Rahmen mit enger therapeutischer Begleitung, also in einer Therapie, tun wollen...anders hätte ich zu viel Angst, weil ich ja weiß, dass ich mich selbst nicht gut verteidigen kann und wieder Mitleid und Verständnis für den Täter hätte...

liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
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Rainer Maria Rilke

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Aditi
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 16:04

Laura13 hat geschrieben:weil ich ja weiß, dass ich mich selbst nicht gut verteidigen kann und wieder Mitleid und Verständnis für den Täter hätte...
liebe laura,
genau darum geht es. wovor schützt dich diese sichtweise?? ich bin mir sicher, dass ein teil von dir weiß, dass du dich nicht verteidigen musst, dass es einen teil von dir gibt, der mit dem mitleid für den täter nichts anzufangen weiß - und doch ist dieses empfinden da. welchen sinn hat dieses empfinden? wovor schützt es dich? wie würdest du dich fühlen, wäre es nicht da? - das sind, so war es für mich, ganz wichtige fragen.
ich habe gestern meine mutter beerdigt.
ich bin meiner thera sehr dankbar. dafür, dass sie das mutterthema immer wieder angesprochen hat und ich mich damit auseinandersetzen durfte.
sorri, das war jetzt OT

aditi

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Laura13
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 16:19

Liebe Aditi,

erstmal mein Beileid (ich weiß jetzt nicht wirklich, wie dein Verhältnis zu deiner Mutter war...).

Ja...so ist das. Du hast schon recht. Es gibt auch den anderen Anteil in mir. HEUTE gibt es den und noch gar nicht so lang...aber ich "pendle" sozusagen immer wieder hin und her...das gehört wohl auch zu den Folgen eines Missbrauchs...das man nicht gut für sich sprechen kann, ein geringes Selbstwertgefühl hat, Schuld empfindet.
Ich fühle mich immer wieder so sehr zerrissen, tief im Inneren. DAS ist fast das Schlimmste.

Aber, es ist ja auch gut, dass ich die andere Seite mittlerweile auch habe, oder?

Wovor schützt das? Ich weiß es nicht genau....aber vielleicht vor all den Gefühlen und Erkenntnissen, die ansonsten in voller Wucht hochkommen würden...

Schön, dass wir uns hier mal wieder treffen, wenn auch die Themen immer traurig sind...

ganz liebe Grüße
Laura
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Thread-EröffnerIn
Joy
Helferlein
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 18:09

Erstmal Aditi: von mir auch mein Beileid

und danke, dass Du das klar gestellt hast, denn man kann vom eigenen Empfinden nicht auf andere rückschliessen.
Meine Mutter war und ist für mich der Täter, daher habe ich nun mal keine Emotionen für meinen Stiefvater, das ist nun mal so und es ist mir herzlich egal ob das jemand glaubt oder nicht. Was er getan hat war ein Klacks gegen das, was sie mir angetan hat und ich kann damit gut leben. Er hat mich (noch) nicht angefasst, was bitte soll ich ihm da so sehr übel nehmen, dass ich heute noch negativ darüber denken würde? Ich befasse mich in Gedanken heute mit ihm mehr als die letzten 10 Jahre und das soll was heissen Er ist tot und der Fall ist für mich auch tot, so einfach geht das.


@Laura13: ausser Schuld spür(t)e ich auch immer unglaublich viel Scham und es war mir so mega peinlich das je anzusprechen was passiert ist und ja, auch mir geht es so, dass ich mich selber nicht gut "verkaufen" kann, nicht für mich einstehen, sehr wenig Selbstvertrauen, alles hinterfrage und ständig andere Leute analysiere (um Gefahr zu wittern und dementsprechend zu handeln). Ich bin noch heute nach all den Jahren immer noch auf der hut vor allem Bösen. Besser Kontrolle aus Vertrauen, "handle zuerst zu bevor es ein anderer tut usw. könnten meine Lebensmottos sein.

Ich glaube es ist gut es raus zu lassen, je öfter und um so mehr um so weniger Schuld spürt man, um so mehr ist man ein Überlebender und kann auch handeln. Bitte fühle auch Du Dich nicht als Opfer, sondern als jemand der es überlebt hat, trotz allem! Und so blöd es auch klingen mag, es gibt Dir irgendwann auch Stärke (davor nimmt es Dir aber viel). Glaube mir, ich verstehe Dich sooo gut!

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Laura13
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 18:21

Hallo Joy,
ausser Schuld spür(t)e ich auch immer unglaublich viel Scham und es war mir so mega peinlich das je anzusprechen was passiert ist

Ja, DAS ist bei mir auch sehr so.....
Ich glaube es ist gut es raus zu lassen, je öfter und um so mehr um so weniger Schuld spürt man, um so mehr ist man ein Überlebender und kann auch handeln. Bitte fühle auch Du Dich nicht als Opfer, sondern als jemand der es überlebt hat, trotz allem! Und so blöd es auch klingen mag, es gibt Dir irgendwann auch Stärke
Da hast du recht...das hat auch mein Thera schon gesagt....
(davor nimmt es Dir aber viel).

In dieser Phase bin ich wohl so allmählich. Es tut einfach nur weh, ist peinlich und ich kann über Vieles auch immer noch nicht so richtig sprechen. Aber, ich merke, dass es besser wird, ganz langsam.

Danke für deine lieben Worte.
Du hast wirklich soviel schlimmes erlebt....
Ich wünsche dir nur noch Schönes und Gutes für dein Leben!

Laura
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lingaroni
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 20:16

Hallo
also ich war von anfang an traurig, wütend und habe darüber geredet. aber es stand immer aussage gegen aussage. ich sagte, da war was. die erwachsenen sagten "verlogenes rotzmensch". trotzdem glaube ich, dass das nach außen richten von aggression was gebracht hat obwohl's alle gepackelt haben. und wenn ich heute mal kurz wütend werde darüber, dann weiß ich, wie ich es ordentlich zurückspiele ohne das gesetz zu übertreten. LG

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Aditi
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Beiträge: 1089

Beitrag So., 28.06.2009, 14:40

Joy hat geschrieben: @Laura13: ausser Schuld spür(t)e ich auch immer unglaublich viel Scham und es war mir so mega peinlich das je anzusprechen was passiert ist
bei mir ist/war es so, dass ich mich einerseits nicht nur sofort schuldig gefühlt habe, sondern auch die "schuld" anderen abnehmen wollte. ich spreche hier von einer (überlebens-)strategie, die ich ins erwachsenenalter mitgenommen habe.
als kind entwickelt man strategien, um zu überleben. ist die strategie erfolgreich, wird sie weitergeführt und perfektioniert. weshalb, so fragte ich mich, perfektionierte ich die strategie: mich schuldig fühlen. andere sollen sich nicht schuldig fühlen müssen. sie musste ja mal einen sinn gehabt haben.
meine ganzen überlegungen gipfeln in der überzeugung:
„schuldgefühle schützen mich davor, schuldig gesprochen werden zu können“ – also, es ist ja ein scheinbarer schutz und kein echter, denn ich erlebe ja immer wieder, dass ich trotzdem sozusagen „schuldig“ gesprochen werde.
somit ist es klug, mich von dieser strategie zu verabschieden. sie hat ihren sinn verloren.

danke für euer beileid.

lg
aditi

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Laura13
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Beitrag So., 28.06.2009, 20:04

Liebe Aditi,

Schuldgefühle bewahren vielleicht auch davor erkennen zu müssen, dass man nicht geliebt sondern nur benutzt wurde. Und das nicht aus Versehen, sondern mit voller Absicht!

Und wenn man sagen kann: Ich bin selbst schuld!, dann ist das so wie: Der Täter kann ja nichts dafür, wollte das doch gar nicht, hat es nicht so gemeint, hat ja nicht gewusst wie schlimm das für mich war, ich habe ja auch nichts gesagt...hätte ich was gesagt, hätte er es nicht getan, denn ER HAT MICH DOCH LIEB!?

Nein, er hat mich nicht lieb gehabt, Nie. Er hat mich benutzt. War egoistisch, narzisstisch.
Und DARAUS folgt: Er hat mich nicht geliebt. Alles war vergeblich. Alles umsonst, was ich getan oder nicht getan habe. Ich habe mich getäuscht.
Die haben mich NIEMALS lieb gehabt.

Ich bin nicht schuld. Daraus folgt: Sie haben mich nie geliebt.
Wenn das SO ist, dann will ich lieber schuld sein.

Laura
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Laura13
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Beitrag So., 05.07.2009, 23:35

RE-TRAUMATISIERUNG

.....alles auf Anfang.........
.........Flashs, Angst, Durcheinander in meinem Kopf..........
....so weit war ich schon gekommen..........
war alles umsonst?.......................................HILFE!

Ich weiß nicht, wie ich das nun auch noch schaffen soll.................
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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Mo., 06.07.2009, 11:21

Hallo Laura13!
RE-TRAUMATISIERUNG

.....alles auf Anfang.........
.........Flashs, Angst, Durcheinander in meinem Kopf..........
....so weit war ich schon gekommen..........
war alles umsonst?.......................................HILFE!

Ich weiß nicht, wie ich das nun auch noch schaffen soll.................
Das klingt nach Hilferuf!! Kann man etwas für dich tun?


Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.

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