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Do., 30.07.2009, 00:18
hab die ganze diskussion verfolgt,...darf ich mich da einklinken? ich glaub das passt inetwa dazu, und ich bräuchte auch einen rat.
es geht im prinzip ums selbe: verlassen oder nicht? wobei ich schon ausgezogen bin und es mehr um das verlassen auf der emotionalen Ebene geht... außerdem ist es mein Vater.
Keine Ahnung ob er körperlich abhängig ist, denn er trinkt (meines Erachtens) auch längere Zeit mal nichts, aber er ist z.b. derzeit jeden Tag am Wochenende (von Do weg) betrunken.
Nüchtern ist er der liebste Mensch, der sehr freigiebig ist und für jeden sofort springt, obwohl er auch in den letzten Jahren immer unzugänglicher und frustrierter wirkt, und einfach alles sehr negativ sieht. Sei es seine Arbeit oder die politische Situation. Er wird sehr aggressiv wenn er trinkt, er hat mich zwar nie wirklich geschlagen (viell. 1, 2 mal) aber er wird verbal sehr sehr verletzend, aggressiv und lässt keinen anderen mehr reden. letzte Woche war die 30er Feier meines Brunders mit 40 Leuten und er war stockbesoffen. (das war zwar zu erwarten, aber trotzdem...)
weil er dann angefangen hat, die anderen Leute ungut anzumauln, hat mein Bruder in schlafen geschickt, (es waren vorOrt Betten gerichtet) und er wollte daraufhin, tief in seinem stolz gekränkt, mit dem Auto die ca. 70 km heimfahren, obwohl er kaum stehen konnte.
Hat dann einen Randstein und einen Baumstamm gerammt, weil er total zugeparkt war, und ohnehin nicht wegfahren hätte können, ich hab ihn grad noch so erwischt und ihm den Schlüssel abgenommen. was dann wieder sehr schlimm war, denn "ihm hat noch nie jemand den schlüssel weggenommen".
mein bruder meinte, ich hätte ihn fahren lassen sollen, "er muss selber wissen, was er tut, und wenn er stirbt, ist es eben so".
nunja. soweit bin ich (noch) nicht. und er ist dann die 70km mit dem taxi heimgefahren...
Das Problem dabei ist, dass ich auf diese Situationen immer enorm emotional reagiere und sofort anfange zu heulen. Obwohl es mich jetzt nicht mehr sosehr berühren dürfte, weil ich nicht mehr von ihm abhängig bin, nicht mehr zuhaus wohne usw.
Aber ich fühle mich sofort in die Zeit zurückversetzt, wo ich noch mit ihm allein zu Haus gewohnt hab, und nicht weg konnte, bzw. immer den RUcksack mit dem Nötigsten gepackt und den Haustürschlüssel in der Hand hatte, um wegzulaufen, wenn ich ihn betrunken die stiege raufkommen hörte.
Ich hab mehrmals versucht mit ihm zu reden, ihm auch einen Brief geschrieben, in dem ich wirklich ohne Vorwürfe versucht hab, ihm zu sagen, was ich empfinde, bzw. dass ich der Meinung bin, dass er zuviel trinkt, aber darauf kamen (als er nüchtern war) nur Kommentare wie "der der ohne Sünde sei, werfe den ersten Stein" und "wenn er der sei, der die Familie zerstört hat, scheidet er aus dieser welt" (pseudo selbstmorddrohung?!)
er redet nie darüber, wenn er nüchtern ist, was er aufgeführt hat, wenn er betrunken war. ich dachte lang, er erinnert sich nicht, aber das ist nicht so.
er ist aber einfach unbelehrbar und stur. zb. hat er mich einmal angerufen und total angeschrien und beschimpft, weil ich die fernbediehnung nicht auf den tisch gelegt hatte, sondern auf dem polstersessel liegen gelassen hab, und sie in die ritze gerutscht war, obwohl er sie gleich gefunden hat, nachdem er angerufen hatte. als ich ihn darauf angeredet hat, als er nüchtern war, und meinte dass es ja ok sei, dass er sauer sei, deswegen aber seine reaktion übertrieben und unangebracht fand, beharrte er darauf, dass es doch kein problem sei, die fernbed. auf den tisch zu legen. sonst nix.
ich bin der einzige in der familie und überhaupt, der sich aufregt und war dazu sagt, wieviel er trinkt.
alle andern haben sich damit schon mehr oder weniger abgefunden.
lapidarer kommentar meiner mutter, nachdem ich heulend meinem bruder erzähle, was passiert war, als er losfahren wollte von der geb.feier: " das wird man gewohnt, wenn mans oft genug gesehen hat!"
mein großvater war auch alkoholiker, der trank am tag 2 l wein, aber der war nicht ungut, der ist dann irgendwann schlafen gegangen, das wars, mein onkel trinkt ebensoviel, bleibt aber auch eher ruhig. nur mein vater wird total aggressiv.
dass er nüchtern der liebste mensch ist, macht es nur noch schwieriger sich von ihm zu distanzieren.
scheinbar belastet seine sauferei aber nur mich sosehr.
alle anderen scheinen sich damit abgefunden zu haben.
aber ich finde es eben nicht normal, dass man mit knapp 50 ins bett seines sohnes kotzt, weil man seinen alkoholkonsum einfach nicht kontrollieren kann.
habt ihr irgendeine idee, wie ich es schaffen könnte, mich emotional von ihm zu distanzieren, ohne den Kontakt ganz abzubrechen?
danke!
s.