@Candle: Unter Retraumatisierung verstehe ich (und soweit ich weiß auch die Fachliteratur) nicht die Erinnerungen und ihre Folgen (das wären Flashbacks und Albträume usw. - und die sind für sich allein schon schlimm genug) sondern eine tatsächliche Retraumatisierung:
Beispiel: Kind wird missbraucht, von Menschen, von denen das Kind abhängig ist, eigentlich beschützt werden sollte und findet auch in der weiteren Umgebung keine Unterstützung (wegen Ignoranz, Unwissen, Wegschauen was auch immer)
Kind wird erwachsen und bearbeitet das Trauma mit einem Therapeuten, zu dem es eine Beziehung aufbaut, eine Abhängigkeit entsteht und Therapeut verhält sich genauso wie die Umgebung damals: Ignoranz, Wegschauen was auch immer. Der Mensch durchlebt diese Hilflosigkeit und die fehlende Unterstützung also noch einmal.
Verstehst du was ich meine?
Traumaarbeit, Stabilisierungsarbeit, Imagination
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Ist wohl blöd, dass ausgerechnet ICH das sage, aber ich gehe ja schon davon aus, dass der Fachmann da intervenieren kann.Flugente hat geschrieben: Kind wird erwachsen und bearbeitet das Trauma mit einem Therapeuten, zu dem es eine Beziehung aufbaut, eine Abhängigkeit entsteht und Therapeut verhält sich genauso wie die Umgebung damals: Ignoranz, Wegschauen was auch immer. Der Mensch durchlebt diese Hilflosigkeit und die fehlende Unterstützung also noch einmal.
Würde für mich heissen: Der Therapeut läßt zwar die Aussprache des Traumas zu, kümmert sich aber nicht weiter drum. Das darf natürlich nicht sein.
Ansonsten sage ich natürlich schon, dass es unbedingt in eine Therapie gehört. Nun, denn habe ich letztlich nur Flashbacks und Albträume und diverse Dinge die mich Triggern- also doch kein traumatisches Ereignis?
Jetzt bin ich aber durcheinanderig.
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
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Zum Thema Retraumatisierung:
"Denn, wie es im Fachjargon heißt <Trauma zieht Trauma nach sich>. Traumat. Ereignisse haben als wesentl. verbindendes Element die traumat. Zange, also eine <no fight-no flight>-Situation, die durch das Gefühl des Ausgeliefertseins gekennzeichnet ist.
... diese Erfahrung des Hilflos-Ausgeliefert-Seins brennt sich oft dergestalt bei den Betroffenen ein, dass im Moment der Konfrontation mit der traumat. Situation auch andere traumat. Erlebnisse reaktiviert werden. Dabei muss keineswegs eine inhaltl. Parallele zw. den Ereignissen bestehen, sondern es reicht dieses verbindende emotionale Moment des <Sich-Ausgeliefert-Fühlens>, um anzudocken und damit altes Material anzutriggern. In solchen Momenten holt das traumat. Ereignis die betroffenen Personen oft gnadenlos ein, überflutet sie. Sie verlieren dabei die zeitl. Dimension als Differenzierg. zw. dem <Hier und Jetzt> und dem Moment, in dem das Trauma sich tatsächl. ereignet hat. Die beiden Momente verschmelzen. Sie verspüren die Hilflosigkeit wie damals. Dieser Umstand, die traumat. Situation erneut-und genauso hilflos- zu durchleben, wird als Retraumatisierung bezeichnet.
Eine Retraumatisierung verfestigt das traumat. Geschehen mit all seinen Folgeerscheinungen noch einmal. Man durchlebt eine traumat. Situation, die einem <den Boden unter den Füßen weggezogen hat>, mit derselben Wucht und in der Regel ohne neue Lösungsstrategien und Alternativen zum zweiten oder wiederholten Mal."
Geschriebene Worte eines Traumatherapeuten...
"Denn, wie es im Fachjargon heißt <Trauma zieht Trauma nach sich>. Traumat. Ereignisse haben als wesentl. verbindendes Element die traumat. Zange, also eine <no fight-no flight>-Situation, die durch das Gefühl des Ausgeliefertseins gekennzeichnet ist.
... diese Erfahrung des Hilflos-Ausgeliefert-Seins brennt sich oft dergestalt bei den Betroffenen ein, dass im Moment der Konfrontation mit der traumat. Situation auch andere traumat. Erlebnisse reaktiviert werden. Dabei muss keineswegs eine inhaltl. Parallele zw. den Ereignissen bestehen, sondern es reicht dieses verbindende emotionale Moment des <Sich-Ausgeliefert-Fühlens>, um anzudocken und damit altes Material anzutriggern. In solchen Momenten holt das traumat. Ereignis die betroffenen Personen oft gnadenlos ein, überflutet sie. Sie verlieren dabei die zeitl. Dimension als Differenzierg. zw. dem <Hier und Jetzt> und dem Moment, in dem das Trauma sich tatsächl. ereignet hat. Die beiden Momente verschmelzen. Sie verspüren die Hilflosigkeit wie damals. Dieser Umstand, die traumat. Situation erneut-und genauso hilflos- zu durchleben, wird als Retraumatisierung bezeichnet.
Eine Retraumatisierung verfestigt das traumat. Geschehen mit all seinen Folgeerscheinungen noch einmal. Man durchlebt eine traumat. Situation, die einem <den Boden unter den Füßen weggezogen hat>, mit derselben Wucht und in der Regel ohne neue Lösungsstrategien und Alternativen zum zweiten oder wiederholten Mal."
Geschriebene Worte eines Traumatherapeuten...
@ Candle: Bitte sage nicht, du hättest NUR Flashbacks. Das ist schlimm genug. Es heißt nicht, weil du nur Flashbacks und Albträume hast, dass dein Leidensdruck deshalb nicht beachtenswert wäre. Unbehandelt - also damit meine ich, dass du 1. jemanden hast, mit dem du reden kannst (also dein Therapeut) und 2. dass du Techniken entwickelst, mit denen du lernst trotz und damit umzugehen - kann es auf Dauer fatale Folgen haben.
Eisberg voraus!
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Hallo zusammen,
vielen Dank Euch allen für Eure Antworten. Ich merke hier schon, daß ich irgendwie an diesem Therapeuten hänge, egal was er mit mir macht bzw. was ich selbst mit mir mache. Ich habe ihn bei der letzten Sitzung darauf angesprochen und daß ich mir wünschen würde, daß er mir in solchen Situationen, in denen mich die Bilder überwältigen und mich nicht mehr bewegen lassen, Tipps gibt, wie ich wieder stabil werde. Er ist nicht darauf eingegangen, sondern hat mir wieder einen Klinikaufenthalt nahe gelegt. Dort würde ich hören, daß andere Menschen auch auch Paket in ihrem Leben mit sich herumtragen. Und er wäre jetzt sechs Wochen in Urlaub und könne mich nicht sehen.
Irgendwie komme ich mir vor wie damals: Hilflos, Hilflos, Hilflos, verletzt, verletzt, verletzt!
"Und Sie denken, hier in der Therapie, sollten sie Hilfe bekommen?" hat er mich gefragt. Natürlich, oder?
Ich habe da einen furchbaren Gedanken (Er macht das alles mit Absicht, weil er auch mal verletzt wurde und selbst nicht darüber hinwegkommt. Dann sollen auch andere leiden) Ich weiß, wahrscheinlich irrsinnig, aber ich frage mich, warum er dann so ist.
Wo finde ich denn Traumatherapeuten?
LG
weiße Lilie
vielen Dank Euch allen für Eure Antworten. Ich merke hier schon, daß ich irgendwie an diesem Therapeuten hänge, egal was er mit mir macht bzw. was ich selbst mit mir mache. Ich habe ihn bei der letzten Sitzung darauf angesprochen und daß ich mir wünschen würde, daß er mir in solchen Situationen, in denen mich die Bilder überwältigen und mich nicht mehr bewegen lassen, Tipps gibt, wie ich wieder stabil werde. Er ist nicht darauf eingegangen, sondern hat mir wieder einen Klinikaufenthalt nahe gelegt. Dort würde ich hören, daß andere Menschen auch auch Paket in ihrem Leben mit sich herumtragen. Und er wäre jetzt sechs Wochen in Urlaub und könne mich nicht sehen.
Irgendwie komme ich mir vor wie damals: Hilflos, Hilflos, Hilflos, verletzt, verletzt, verletzt!
"Und Sie denken, hier in der Therapie, sollten sie Hilfe bekommen?" hat er mich gefragt. Natürlich, oder?
Ich habe da einen furchbaren Gedanken (Er macht das alles mit Absicht, weil er auch mal verletzt wurde und selbst nicht darüber hinwegkommt. Dann sollen auch andere leiden) Ich weiß, wahrscheinlich irrsinnig, aber ich frage mich, warum er dann so ist.
Wo finde ich denn Traumatherapeuten?
LG
weiße Lilie
Hallo weiße Lilie,
habe ich das richtig verstanden, dass du einen tiefenpsychologisch fundierte Therapie machst?
Ich mache dies auch und habe ganz andere Erfahrungen gemacht.
Meine Therapeutin will mir den Eindruck vermitteln, für mich da zu sein, gerade wenn es hart wird.
Ich durfte sie sogar am Wochenende zuhause anrufen, als ganz schlimme Bilder für mich hochkamen und ich körperlich reagierte. Sie hat mir von sich aus dieses Angebot gemacht. Ich wollte von ihr einen Tipp, den sie mir auch sofort gegeben hat. Dies läuft immer so, gerade am Ende der Stunde, wenn ich sage, was kann ich denn in bestimmten Situationen machen. Dadurch fühle ich mich gestützt.
Ich finde das Verhalten von Deinem Therapeuten nicht besonders nett. Wie lange bist Du denn bei ihm? War er schon immer so?
LG Elena
habe ich das richtig verstanden, dass du einen tiefenpsychologisch fundierte Therapie machst?
Ich mache dies auch und habe ganz andere Erfahrungen gemacht.
Meine Therapeutin will mir den Eindruck vermitteln, für mich da zu sein, gerade wenn es hart wird.
Ich durfte sie sogar am Wochenende zuhause anrufen, als ganz schlimme Bilder für mich hochkamen und ich körperlich reagierte. Sie hat mir von sich aus dieses Angebot gemacht. Ich wollte von ihr einen Tipp, den sie mir auch sofort gegeben hat. Dies läuft immer so, gerade am Ende der Stunde, wenn ich sage, was kann ich denn in bestimmten Situationen machen. Dadurch fühle ich mich gestützt.
Ich finde das Verhalten von Deinem Therapeuten nicht besonders nett. Wie lange bist Du denn bei ihm? War er schon immer so?
LG Elena
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Und noch eine Frage, warst du schon früher mal in emotionalen Abhängigkeitssituationen von Menschen die dir Schaden zugefügt haben?
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- Forums-Insider
- , 99
- Beiträge: 399
Hi weiße lilie!
ich hab ähnliche erfahrungen gemacht mit so einer art von therapie. und auch ich hatte große probleme mit der abhängigkeit von der thera damals. ich hab dann irgendwann einmal nach 2 jahren oder so abgebrochen weil ich immer mehr den eindruck kriegte, dass sie mich in eine richtung gedrängt hat, die mir nix bringt sondern mich immer noch mehr belastet hat. vor allem drängte sie die ganze zeit, den tätern zu "verrzeihen"... und hinderte mich immer wieder dran meine wut rauszulassen. (weil das nur mich selbst verletzen würde.)
naja der abbruch war nicht wirklich eine lösung, weil dann alles noch viel schlimmer wurde und mein leben ziemlich zusammengebrochen ist in dieser zeit) drum hab ich sie nach langer zeit (wohl sicher 5 jahre oder so) wieder kontaktiert (blöd... naja, abhängigkeit eben...) dann war ich aber doch sehr schnellso weit, dass ich gesehen hab, dass das überhaupt alles nix mehr bringt und ich war ziemlich sauer auf sie, weil sie überhaupt nicht realisiert hat, dass mein zusammengebrochenes leben mit dem missbrauch zusammenhängt.
ich hab jetzt eine klientenzentrierte thera gefunden und das hilft mir tausendmal mehr... nicht, dass alles plötzlich vorbei wäre.. aber ich hab wirklich das erste mal das gefühl, dass wer da ist für mich und - auch wenn sie wahrscheinlich nicht immer alles "versteht" - sie ist einfach da. und grad mit den flashbacks und so... da hab ich bei ihr deutlich mehr unterstützung als damals.
ich würd nie mehr zu der alten thera und schon gar nicht zu irgendwelchen analysen oder so wollen. Jedenfalls wünsch ich dir eine gute und für dich richtige entscheidung. und solltest du dich trennen /lösen können... wart nicht zu lang bis du dir wen anderen suchst... mit traumatas kommt man / frau nicht allein zurecht!!!!
ich wünsch dir alles gute!
momo
ich hab ähnliche erfahrungen gemacht mit so einer art von therapie. und auch ich hatte große probleme mit der abhängigkeit von der thera damals. ich hab dann irgendwann einmal nach 2 jahren oder so abgebrochen weil ich immer mehr den eindruck kriegte, dass sie mich in eine richtung gedrängt hat, die mir nix bringt sondern mich immer noch mehr belastet hat. vor allem drängte sie die ganze zeit, den tätern zu "verrzeihen"... und hinderte mich immer wieder dran meine wut rauszulassen. (weil das nur mich selbst verletzen würde.)
naja der abbruch war nicht wirklich eine lösung, weil dann alles noch viel schlimmer wurde und mein leben ziemlich zusammengebrochen ist in dieser zeit) drum hab ich sie nach langer zeit (wohl sicher 5 jahre oder so) wieder kontaktiert (blöd... naja, abhängigkeit eben...) dann war ich aber doch sehr schnellso weit, dass ich gesehen hab, dass das überhaupt alles nix mehr bringt und ich war ziemlich sauer auf sie, weil sie überhaupt nicht realisiert hat, dass mein zusammengebrochenes leben mit dem missbrauch zusammenhängt.
ich hab jetzt eine klientenzentrierte thera gefunden und das hilft mir tausendmal mehr... nicht, dass alles plötzlich vorbei wäre.. aber ich hab wirklich das erste mal das gefühl, dass wer da ist für mich und - auch wenn sie wahrscheinlich nicht immer alles "versteht" - sie ist einfach da. und grad mit den flashbacks und so... da hab ich bei ihr deutlich mehr unterstützung als damals.
ich würd nie mehr zu der alten thera und schon gar nicht zu irgendwelchen analysen oder so wollen. Jedenfalls wünsch ich dir eine gute und für dich richtige entscheidung. und solltest du dich trennen /lösen können... wart nicht zu lang bis du dir wen anderen suchst... mit traumatas kommt man / frau nicht allein zurecht!!!!
ich wünsch dir alles gute!
momo
VERGANGENHEIT
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
Gestern hatte ich wieder Bilder. E scheint irgendwie konkreter zu werden.Flugente hat geschrieben:@ Candle: Bitte sage nicht, du hättest NUR Flashbacks.
Nein, nur das habe ich nicht. Wie gesagt hatte ich kürzlich unter PTBS gegoogelt und es trifft da sehr viel zu, was mir gerade wiederfährt. Es ist nicht nur das...
Ich habe aber keine Ahnung wie sich sowas geben soll?
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
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- Helferlein
- , 37
- Beiträge: 54
Hallo weißeLilie,
ich möchte mich meinen VorrednerInnen anschließen:
Du sollest Dir eine/n erfahrene/n Traumatherapeuten/In suchen. Im Netz wirst Du einige Suchmaschinen und Einträge finden.
Deinen Therapeuten halte ich für einen ignoranten Menschen, wenn er als Psychologe Deine Situation nicht versteht und auch die nächsten Schritte (wie Therapieplatzwechsel) nicht durchsprechen kann. Weiterhin halte ich es für fraglich, wieso er Dir (auch wenn er kein ausgebildeter Traumatherapeut ist) keine stabilisierenden Maßnahmen mitgeben kann
Ansonsten fällt mir noch ein, dass es von Michaela Huber und Luise Reddemann Bücher und auch CDs mit Übungen gibt, die Du leicht erlernen kannst. Auch das katathyme Bilderleben ist eine gute Sache, die sich a) schnell erlernen läßt und b) rasch zu gutem Erfolg führen kann.
Ich wünsche Dir alles Gute,
visual quicksteps
ich möchte mich meinen VorrednerInnen anschließen:
Du sollest Dir eine/n erfahrene/n Traumatherapeuten/In suchen. Im Netz wirst Du einige Suchmaschinen und Einträge finden.
Deinen Therapeuten halte ich für einen ignoranten Menschen, wenn er als Psychologe Deine Situation nicht versteht und auch die nächsten Schritte (wie Therapieplatzwechsel) nicht durchsprechen kann. Weiterhin halte ich es für fraglich, wieso er Dir (auch wenn er kein ausgebildeter Traumatherapeut ist) keine stabilisierenden Maßnahmen mitgeben kann
Ansonsten fällt mir noch ein, dass es von Michaela Huber und Luise Reddemann Bücher und auch CDs mit Übungen gibt, die Du leicht erlernen kannst. Auch das katathyme Bilderleben ist eine gute Sache, die sich a) schnell erlernen läßt und b) rasch zu gutem Erfolg führen kann.
Ich wünsche Dir alles Gute,
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