ich freu mich, dass du mein Posting als liebevolles Kopfwaschen auffassen konntest! Bin nicht sicher, ob ich an deiner Stelle heute schon dazu in der Lage gewesen wäre.
Ja, zumindest erinnerst du dich an deine Wut und Hoffnungslosigkeit. Ich bin nicht sicher, wie gut sich das Erinnern an eigene Gefühle und Empathie voneinander abgrenzen lassen (finde die Frage aber gerade spannend). Weiß aber auch nicht, ob diese Trennung notwendig oder sinnvoll ist - Hm, als Gedankenstütze ist es vielleicht doch hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, dass die Gefühle, die man wahrnimmt, im Endeffekt die eigenen sind. Ich kann ja z.B. auch - um mal ein angenehmes Gefühl zu nehmen - deine Liebe zu deinem Mann nicht spüren, sondern mich nur daran erinnern, wie es sich für mich anfühlt zu liebenEve... hat geschrieben:Was ich dann wahrnehme, ist die Verzweiflung des Posters oder auch die große Wut und Hoffnungslosigkeit - klar, Gefühle die ich von früher her kenne ...
Möglich wär's, wie Anastasius schon schrieb. Wie fühlt es sich für dich an? (Ich finde, Wahrheit kann man spüren.)Eve hat geschrieben:Und weil ich sie damals nicht aushielt (wollte lieber in den Tod flüchten) kann ich sie bei dem Hilfesuchenden heute auch nicht ertragen - will sie durch Hilfe quasi löschen? Bin ich auf der Spur?
Aber auch hier noch einmal um der Verdeutlichung willen: Es wäre dann die Erinnerung an deine eigene, für dich schier unerträgliche Hoffnungslosigkeit, die dich quält, und die du "wegmachen" willst. Das ist auch nichts, was ich verurteilen würde. Ist vielleicht eine Art Bewältigungsversuch. Das Schöne an (selbst virtuellen) Beziehungen ist ja auch, dass man in ihnen oder mit ihrer Hilfe selber heilen kann, wenn man an die eigenen HotSpots herangeführt wird.
In den Zusammenhang fällt mir auch wieder ein, was MiaMaria dir schrieb: dass du A. ihren Schmerz "abgenommen" hast; wolltest den eben "wegmachen". Ein Eindruck, den ich teile. Ich glaube, das ist dir auch gelungen durch deine Zugewandtheit, deinen Trost.
Für dich (und viele andere, mich eingeschlossen) wäre das Maß an (vermeintlicher, angenommener) Verletztheit an ihrer Stelle (nahezu) übervoll gewesen. Ich hab - wie andere auch - bei A. aber was anderes wahrgenommen, nämlich, dass sie noch gar nicht wirklich an ihrem Schmerz dran war. Du hättest gern gesehen, dass sie sich aus der Verstrickung löst. Und ich gehe davon aus, dass wir uns in dem Punkt alle einig sind. Aber damit sie das selber gewollt hätte, hätte sie m.E. - und da mögen wir uns wieder eklatant unterscheiden - ihren Schmerz erst mal selber spüren müssen.
Ich weiß genau, dass ich bei bestimmten Gelegenheiten nach demselben Prinzip agiere wie du. Vielleicht erinnere ich mich beim nächsten Mal an meine eigenen Worte. Schön wär's ja.
S.o. Doch, doch... Mir selber passiert das durchaus auch.Eve... hat geschrieben:Aha. Also doch wieder rückfällig geworden (ich, nicht Du).
Ich gehe jede Wette ein, dass es Mordfälle gibt, in denen du Verständnis für den Täter aufbringen könntest und dir die Positionierung nicht mehr so leicht fällt: Der Vater, der sein missbrauchtes Kind rächt. Die Frau, die ihrem brutalen Ehemann nach 20 Jahren Quälerei das Messer in die Brust rammt. Mir würde noch mehr einfallen, aber ich denke, das reicht an der Stelle...Eve hat geschrieben:Gut, dass Du das Beispiel anführst. Bei Mördern ärgert mich sogar das Verständnis. Da finde ich Versuche des Verstehens geradezu unheimlich.
Lieben Gruß
Taffi
@Entwurf: Joar, ich hatte es zwar schon vorher verstanden - aber anders g*