Rational finde ich Eifersucht lächerlich, bin aber andererseits wahrscheinlich die eifersüchtigste Partnerin, die ein Mann sich vorstellen kann. Vorausgesetzt, mir liegt wirklich etwas an einem Mann und dem Fortbestand der Beziehung.
Ich bin sicher, das alles ist mal wieder evolutionsbegründet, daher bin ich nicht sicher, ob der Mensch tatsächlich von Natur aus polygam veranlagt ist, zumindest wenn Kinder ins Spiel kommen. Die "Aufzucht der Nachkommen" zu sichern beinhaltet doch, dass frau sich auf den Mann verlassen können muss, der andererseits diese Veranlagung in sich trägt, möglichst viele Nachkommen zu hinterlassen. Jede weitere (mögliche)Nachkommenschaft (mit anderen Frauen) wird aber doch in den Augen der Frau als Bedrohung der eigenen Nachkommen angesehen, zumindest wenn es darum geht, vorhandene Güter/Nahrung/what ever aufzuteilen. Müsste genauso gut (Mann/Frau) umkehrbar sein. Edit: ist daher vielleicht auch Eifersucht evolutionsbegründet?
Naja, ich hab solche Ansätze schon des öfteren hier gelesen, bin selbst aber nicht gut darin, mir ist das zu theoretisch und zu altertümlich. Also schöpfe ich mal aus meinem eigenen Erfahrungsfundus:
Kurz nach der Geburt meiner Tochter hab ich einen echten Hormonkoller bekommen, während mein Mann sich darauf beschränkte, mich fortan ausschließlich als Mutter zu sehen. Ich hab monatelang versucht, unserer Ehe wieder eine andere Richtung zu geben und fühlte mich missachtet, wenn nicht sogar abgelehnt, als Frau. Das ging so ca. 9 Monate lang.
Meine irgendwann daraus folgenden Exkursionen kann man als egoistisch bezeichnen, ich habe lediglich gemerkt, dass es meinem fast schon zerstörten Selbstwertgefühl erheblich Auftrieb gibt, überhaupt für Männer offensichtlich attraktiv zu sein, wenn auch scheinbar nicht für meinen eigenen Mann. Das Resultat war, zumindest eine zeitlang, dass ich eine zufriedenere Ehefrau, Mutter und Hausfrau war als in den Monaten zuvor.
Bis ich dann meinte, beichten zu müssen. Joah, damit war dann das Ende unserer Ehe eingeläutet. Mein Mann trennte sich, zutiefst in seinem männlichen Stolz verletzt, und machte sich mit meiner besten Freundin aus dem Staub (die sowohl über meine außerehelichen Aktivitäten als auch über meine ungebrochene Liebe zu meinem Mann bestens unterrichtet war). Und das, obwohl wir uns einmal geschworen hatten, für immer zusammenzubleiben - egal was passiert!!! Irgendwie fühlte ich mich dadurch mindestens genauso betrogen wie er.
Um darauf noch mal speziell einzugehen: es war ein geradezu magischer Moment! Ich war ohne meinen Mann (der hat daheim das Kind gehütet ) auf einer großen Geb.-Party mehrerer meiner guten Freunde von früher, und habe dort jemanden wiedergesehen, der immer im Freundeskreis aus bestimmten Gründen sehr hohes Ansehen genossen hat. Und ausgerechnet der warf mir plötzlich einen Blick zu, dass mir der Atem stillstand für einen Moment. Wir hatten uns bestimmt 10 Jahre nicht gesehen, er hatte mich früher nie beachtet, war einiges älter als ich usw. - und der warf mir plötzlich einen Blick mit einer solchen Tiefe zu! Ich wusste, dass er mittlerweile verheiratet ist, trotzdem bin ich ihm gefolgt, als er kurz darauf vor die Tür trat, um frische Luft zu schnappen, wie er mit einem weiteren Blick auf mich laut verkündete. Ja, das war der Moment der Entscheidung. Und in dem Moment habe ich meinen Ehemann vielleicht tatsächlich vergessen, wollte ihn vergessen - ich weiß es nicht mehr!schmetterling.1983 hat geschrieben:Ich fänd es interessant, wenn jmd der schon einmal einen Betrug (ich meine jetzt den körperlichen) begangen hat mal beschreibt wie es dazu gekommen ist.
Das Warum und der Wendepunkt, der Moment indem er sich dazu entschieden hat das zu tun. Ob er seinen Partner in dem Moment vergessen hat/welche Gefühle er empfand und vor allem, warum er sich nicht vorher getrennt hat.
Aber er war nicht der einzige. Ich habe mich später dann mal richtig ernsthaft in jemanden verliebt. Und da hätte ich manchmal heulen können, wenn ich mich mit dem getroffen habe, war oft kurz davor, umzukehren. Ich weiß noch, ich habe einmal heimlich einen Picknick-Korb gepackt für uns - und hab mir plötzlich nichts mehr gewünscht, als den mit meinem Mann teilen zu können. Aber da war er schon so weit weg von mir, schon so auf Abstand... ich kam einfach nicht mehr an ihn ran. Hm, könnte gerade heulen...
Ja, die letzte Frage ist leicht zu beantworten - eigentlich habe ich sie schon beantwortet: wir waren verheiratet, hatten ein gemeinsames Kind, ich habe ihn geliebt, habe nicht eine Sekunde mit dem Gedanken gespielt, ihn zu verlassen, für keinen anderen Mann der Welt, und schließlich... wir hatten uns was geschworen! Nicht ewige Treue, sondern für ewig zusammen zu bleiben. Vielleicht naiv, daran zu glauben. Aber ich hab dran geglaubt, tatsächlich! Aber seitdem glaube ich nicht mehr an Schwüre oder Versprechen.
Ob nun Scheiß-Karma (das ja manchmal schneller zurückschlägt als einem lieb ist) oder unbewusste Selbstbestrafung: ich hatte danach nie wieder dauerhaft Glück mit einem Mann und bin seit 7 Jahren allein.
Oh, verdammt viel Text
Liebe Grüße,
Rilke