Fühlt ihr euch manchmal durch eure Theras manipuliert?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sisyphos
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 11:50

Laura13 hat geschrieben: Ich FÜHLE mich allerdings NICHT manipuliert, weil ICH ja in der Therapie eigentlich der Chef bin....nur wenn ICH will ,dann läuft das alles und nur, was ICH will, wird auch gemacht. Das habe ich verinnerlicht, vielleicht auch deshalb, weil mein Thera das immer und immer wieder sagt: Es geschieht hier nichts, was Sie nicht wollen. SIE sind hier der Chef!
@Laura13
Finde ich klasse, dass Du diese Sichtweise hast! Ich glaube, ich versuche noch, mein ICH zu finden. Aber das wird dann ein paralleler Prozeß sein.
Wildkatze hat geschrieben: Ich glaube, den Verlauf kann sie ganz schön beeinflussen, also fühle ich mich manchmal manipuliert. Solange ich immer mal wieder ein gutes Stück weiterkomme, kann ich das aber so akzeptieren, dass sie eine ganz schön große Macht über mich hat. Das erinnert mich natürlich an die Kindheit.
@Wildkatze
Ja, damit kämpfe ich auch.
ENA hat geschrieben:Vielleicht sprichst Du noch mal mit ihr darüber und…manchmal ist auch ein Abstand ganz gut.
@ENA
Das werde ich dann doch morgen machen. Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass ich gestern eine so negative Meldung hier reingesetzt habe. Aber ich war wirklich wütend, traurig und verzweifelt und ich kann dann nichts anderes mehr sehen. Heute ist mein Blickwinkel auf die Therapie wieder positiver. Ich habe mir schon tausend mal geschworen, "schlaf nochmal ne nacht drüber, bevor Du alles in Stücke schlägst", aber die Emotionen sind dann irgendwie so mächtig.
Carla1 hat geschrieben: Nach diesem Erlebnis bin ich (mehr oder weniger bewusst) etwas auf Distanz gegangen. Es hat mich schon irgendwie irritiert, dass er scheinbar nicht mal in seiner Freizeit abschalten kann und selbst seine Freunde "manipulieren" muss...
@Carla1
Das kann ich gut verstehen, dass Du da sauer bist. Mein erster Therapieversuch war auch KVT, ist auch an diesem Bewußtsein, manipuliert zu werden, gescheitert, was ich bei diesem Verfahren wirklich stark ausgeprägt finde.

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carö
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 11:59

hallo sisyphos,
Ich dachte in der Einzelsitzung Psychoanalye würde ich das umfassend erfahren.
das klingt für mich ein wenig so, als würde der analytiker eine art umfassendes wissen über dich haben, dass er dir dann mitteilt oder - wenn er dich irgendwie manipulieren möchte - eben vorenthält. hm ? sorry ich provoziere etwas .. nicht böse gemeint

aber woher sollte er denn das wissen über dich haben ? ihr könnt doch letztlich nur mit dem arbeiten, was du bereit bist von dir aus zu zeigen, und natürlich.. auch aus dem schlüsse ziehen, wie du dich mit ihm zusammen gibst und fühlst. wenn du dich so manipuliert fühlst.. wie du selbst sagts, passiert dir das auch ausserhalb der therapie, dann sagt das etwas sehr wichtiges aus. es ist eine information über dich.. eine unverfälschte info gewissermassen... das ist das wissen mit dem man arbeiten kann... er kann dir nur helfen, genauer hinzusehen. er hat ganz sicher kein spezielles wissen über dich mit dem er dich therapiert.. schon allein diese wortwahl löst bei mir fragezeichen aus. m.E. kann man niemanden gegen seinen willen therapieren... auch nicht, wenn er es will.. das geht nur zusammen in der arbeit an der beziehung, die sich jedes mal aktualisiert. indem man sich fragt, was passiert da gerade? warum empfinde ich so ? etc.. manipulation halte ich an dieser stelle für ausgeschlossen. was nicht heisst, dass man manipulation nicht empfinden kann und auch nicht heisst, dass es auch von seiten des theras zu derartigen fehlern kommen könnte... so wie du es aber beschreibst, klingt das für mich, als würde es sich erneut mit diesem thera nun konstellieren - also eine art wiederholung ... das wirft m.E. fragen auf.. fragen auch an dich... kann es immer nur der thera sein, der manipuliert ?? es wäre doch sehr schade aufzugeben, wo es im grunde gerade in der krise immer auch die chance gibt, genauer hinzuschauen und etwas wichtiges über sich zu lernen... ohne sich bewusster über sich selbst zu werden, inwiefern man "mitstrickt" an derartigen konstellationen wird es schwer, da raus zu kommen und wirklich etwas zu verändern...

lg
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Sisyphos
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 12:22

caro hat geschrieben:das klingt für mich ein wenig so, als würde der analytiker eine art umfassendes wissen über dich haben, dass er dir dann mitteilt oder - wenn er dich irgendwie manipulieren möchte - eben vorenthält. hm ? sorry ich provoziere etwas .. nicht böse gemeint
Ich gebe Dir recht, meine Therapeutin kann nur das wissen, was ich ihr sage. Aber sie hat schon einige Jahre Berufserfahrung, da wird es doch viele Fälle geben, wo sich Überschneidungen finden. Natürlich möchte ich auch nicht, dass mir jemand anderer übergestülpt wird...
caro hat geschrieben: wenn du dich so manipuliert fühlst.. wie du selbst sagts, passiert dir das auch ausserhalb der therapie, dann sagt das etwas sehr wichtiges aus. es ist eine information über dich.. eine unverfälschte info gewissermassen... das ist das wissen mit dem man arbeiten kann...
Wahrscheinlich ist es keine Manipulation. Ich empfinde es so, aber es ist das Gefühl, nicht zu wissen, was ich möchte, welche Bedürfnisse ich habe. Ich benötige oft andere Leute, die mir sagen, was ich zu tun habe. Ich stecke immer noch in dieser Eltern-Kind-Konstellation fest. Ich bin noch nicht erwachsen geworden. Meine Eltern haben das nicht zugelassen und erst jetzt schaffe ich es, mit mir selbst darum zu kämpfen.
caro hat geschrieben:kann es immer nur der thera sein, der manipuliert ?? es wäre doch sehr schade aufzugeben, wo es im grunde gerade in der krise immer auch die chance gibt, genauer hinzuschauen und etwas wichtiges über sich zu lernen... ohne sich bewusster über sich selbst zu werden, inwiefern man "mitstrickt" an derartigen konstellationen wird es schwer, da raus zu kommen und wirklich etwas zu verändern...
Ich manipuliere sicherlich auch bzw. versuche es. Ich weiß, gerade die Krisen sind Chancen auf Veränderung, weil hier zeigt sich ja, was im Denken und Fühlen schief läuft. Das genauer hinschauen werde ich jetzt auch mit der Therapeutin machen. Ich fühle mich wie ein Schnellkochtopf, der innen drin brodelt, bis der Druck zu groß wird und der Deckel abfliegt. Meistens ist meine Therapeutin dann diejenige, die sich schnell ducken muß...

LG,
Sisyphos

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carö
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 12:26

hey sisyphos,

ich glaube, du bist schon ganz gut dabei, die .. deine "richtigen" fragen an dich selbst und auch an deine thera zu stellen ... was du über die eltern-kind-bez.. geschrieben hast oder dass du dir oft wünscht, jmd. sagt dir, wo es lang geht, ist doch der beste ansatz von welt

alles gute dir! bloss nicht aufgeben ...

LG
caro
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Wildkatze
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 15:11

Zitat Carla 1:......In meinem Fall liegt es vermutlich an dem Verfahren (KVT) und an der Tatsache, dass ich mich mit den Techniken der KVT sehr gut auskenne

Liebe Carla 1,

was ist KVT? Hab'ich noch nie gehört.

Viele Grüße
Wildkatze

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today
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 16:19

Hi Sisyphos,

mein Thera sagte mal, er hätte etwas nicht gesagt, weil er befürchtete, ich käme mir manipuliert vor. Ich antwortete - dafür bezahle ich ihn.

Wir manipulieren uns stets und ständig, weil wir voneinander was wollen. Wir wenden unbewußt Techniken an, die wir irgendwann gelernt haben. Das eine Kind sagt direkt, gib mir einen Lutscher, der andere wählt den indirekten Weg, in dem es sagt, es gibt dort ganz tolle Lutscher (und hofft, der andere möge seinen Wunsch danach erkennen und ihm einen kaufen).

Wenn du einen thread eröffnest, überlegst du dir sicher ne Überschrift, die nicht nur thematisch passt, sondern auch Interesse weckt - weil du möchtest, dass er gelesen wird.
Sicherlich ist das keine Manipulation, die einen "anspringt". Aber Manipulation ist es, für andere ne interessante Überschrift zu erfinden.

Am Thera stört dich die Manipulation, die dich "anspringt", die, die du nicht bemerkst, stört dich wahrscheinlich (noch) nicht.
Du kannst jetzt deine Zeit damit verbringen, Gesprächstechniken auf ihre manipulativen Anteile hin zu untersuchen. Ich gehe davon aus, du wirst sehr fündig und irgendwann hochqualifiziert darin, mehr oder weniger intelligente Manipulationsstrategien zu entdecken.

Du kannst auch untersuchen, welche Ziele du einem unterstellst, dessen Manipulationstechnik du bemerkst.
Und da hoffe ich, findest du, dass dein Thera zwar kein Verpackungskünstler ist, aber einer, der dir helfen will.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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Sisyphos
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 18:09

Hi today,

für mich ist Manipulation negativ besetzt und deswegen sehe ich durchaus Unterschiede. Ich stimme Dir zu, jeder hat Wünsche und Bedürfnisse und möchte, dass diese erfüllt werden. Unter Umständen, indem ich jemand anderen um etwas bitte. Aber das würde ich nicht als Manipulation bezeichnen. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, siehst Du Manipulation als etwas neutrales oder auch positives an.

Ich weiß, dass meine Therapeutin mir helfen möchte und ihre "Manipulation" oder auch Therapietechniken nicht gegen mich gerichtet sind. Nur manchmal vergesse ich in emotionalen Krisen alles Gute und kann nur noch das Negative sehen. So ein Abend war gestern...

LG,
Sisyphos

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today
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 19:09

Ist dein Abend heute anders?
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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Carla1
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Beiträge: 475

Beitrag Mo., 04.05.2009, 21:06

Wildkatze hat geschrieben:was ist KVT? Hab'ich noch nie gehört.
Kognitive Verhaltenstherapie, sorry!


montagne
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Beitrag Di., 05.05.2009, 07:06

Hi Sisyphos,
ja ich denke auch das Gefühl manipuliert zu werden kommt daher, dass man den anderen über sich slebst stellt, sich wiederum klein macht. Und es kommt auch vom Misstrauen und ums mal so zu sagen von einer gewissen passiven Neigung. "Therapiert werden", nicht nur grammatikalisch passiv.

Ich kenne das aber auch von mir. Zu Beginn meiner Therapie war es ein sehr wichtiges Thema in der Therapie. Heute sehe ich es als gesundes auflodern meines Selbstbestimmungswillens, der erst noch stärker entwickelt werden musste.
Heute empfinde ich die Therapeutin viel mehr partnerschaftlich neben mir stehend, nicht mehr swo über mir stehend. Und ich kann spüren, das sie mich wirklich "nur" auf MEINEM Weg begleitet und das ich den bestimme. Ich bestimme nicht nur um welche Themen es geht, ich bestimme auch WIE die Therapie abläuft und das wechselt je nach bedürfnis und Phase. Mal Einsichts- und Gefühlsorientiert, mal Übungsorientiert, mal stabilisierend.

Vielleicht hat deine Therapeutin die Dringlichkeit, Wichtigkeit deines Anliegens noch nicht so richtig verstanden. Viellicht sprichst du es einfach nochmal an?
amor fati

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Sisyphos
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Beitrag Di., 05.05.2009, 09:43

today hat geschrieben:Ist dein Abend heute anders?
Hallo today,

ja, mein Abend war besser und es geht mir jetzt auch wieder gut. Meine Medikamente sind nochmal angepasst worden, die sind auf jeden Fall eine gute Unterstützung zur Therapie und machen das Leben etwas leichter.

Vielen Dank, dass Du nochmal nachgefragt hast.

Hallo vallée,

Du hast das sehr gut beschrieben.
vallée hat geschrieben:Heute empfinde ich die Therapeutin viel mehr partnerschaftlich neben mir stehend, nicht mehr swo über mir stehend. Und ich kann spüren, das sie mich wirklich "nur" auf MEINEM Weg begleitet und das ich den bestimme. Ich bestimme nicht nur um welche Themen es geht, ich bestimme auch WIE die Therapie abläuft und das wechselt je nach bedürfnis und Phase. Mal Einsichts- und Gefühlsorientiert, mal Übungsorientiert, mal stabilisierend.
Das klingt richtig gut. Ich werde meine Befürchtungen nochmal ansprechen, wäre schön, eine therapeutische Beziehung zu erreichen, wie Du sie erlebst und auch andere hier berichten. Also als wirkliche Bereicherung.

LG,

Sisyphos

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lamedia
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Beitrag Di., 05.05.2009, 10:49

Hi Sisyphos,

was mir noch einfiel, ist, dass es eine sehr gute Erfahrung sein kann, sich gegen Manipulationen direkt zu wehren. Gerade in der Therapie - in diesem geschützten Rahmen, wo Du nicht befürchten mußt, dass die Beziehung abbricht, weil Du Dich wehrst oder bockst oder sauer wirst....
Bin gespannt, wie Du es regelst!

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carö
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Beitrag Di., 05.05.2009, 11:01

.. aber wenn es doch gar keine manipulation der/des thera(s) ist, was dann ? wogegen wehrt man sich dann ? gegen seine eigenen zuschreibungen ?
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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lamedia
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Beitrag Di., 05.05.2009, 11:31

Hm, provokant gefragt: Ist es nicht egal, ob es "echt" ist oder nicht, wenn man dadurch Kontakt zu dem Gefühl, das sich damit verbindet, erhält ?


montagne
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Beitrag Di., 05.05.2009, 12:45

@lamedia:
Ja das mit dem wehren, finde ich ein gutes Argument, es ist eben jener Selbstbestimmungswille, der erwacht. Im Grunde wie bei einem kleinen Kind, das erstmal trotzt. der erste Ausdruck eines eigenen Willens, eines nicht mehr unterordnens.
Ich denke, e sist ein guter Anfang.

Aber wie kann es Echtheit und Kontakt zu sich selbst geben, wenn der Kontakt zum anderen, hier Thera, nicht echt und wahr ist?
amor fati

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