Therapeutische Beziehung hinterfragt: schädlich?

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dancingwithtears
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Beitrag Mo., 27.04.2009, 20:45

Hallo nochmal!

@münchnerkindl
Daß der Therapeut das ganze mit so oberflächlichem Blabla und freundlich distanzierter Nettigkeit abgehandelt hat und dafür eine Menge Kohle eingeschoben hat ist für mich ein Zeichen davon daß der Mann einfach inkompetent ist
Nein, ich sehe das nicht so, dass all die Fehler bei ihm liegen. Klar hat er einiges falsch gemacht, das weiß ich jetzt, aber wenn zwei Menschen aufeinander treffen ist es oft schwierig die gewünschte Beziehung aufzubauen. Es gibt keine Garantie dafür, dass Therapie funktioniert, weils eben so unterschiedliche Menschen gibt und ein Therapeut, der mit jeden "kann", gibt es in meine Augen nicht.
Jedoch denke ich nicht, dass ich ihm unsympathisch war, aber vielleicht zu uniteressant und er hat sich deshalb nicht recht motivieren können ... ist jetzt meine Vermutung.

@stöpsel
Na ja, aber ich kann's verstehen, wenn man mit Therapie keine Erfahrung hat, ist das nicht gerade das naheliegendste und Du sagst ja selbst, Du kanntest das Forum nicht. Denn im Grunde hat das nicht drüber reden doch ein bißchen dazu geführt, daß Du Dich da immer mehr reingesteigert hast?
Also, ich findes es schon eine Frechheit, wenn man in den ersten Stunden der Therapie nicht über den Ablauf und den Sinn spricht. Oder darüber, wie Therapie wirkt, was sie bewirken soll. Mir ist das total abgegangen. Klar, hab ich mich da noch mehr in das ganze reingesteigert, weil er ja neutral war und ich mir den perfekten Freund in meinen Gedanken "mitgestalten" oder "formen" konnte. War das jetzt verständlich?

Auch sollte es irgendwo eine Einstufung geben, bevor man eine Therapie beginnt, für welche Therapieform man geeignet ist.
Er ging da gar nicht drauf ein, meinte, die Therapie dürfe sich nicht immer um uns drehen
Irvin Yalom lesen, ihr unwissenden Therapeuten und endlich abchecken, dass diese Beziehung zwischen Therapeut und Klient das Um und Auf ist!! Wenn das nicht stimmt, funktioniert KEINE Therapie!
Das Gefühl, dann zurückgeben zu wollen, kann ich schon verstehen. Weil man so dankbar ist
Ich glaube, deswegen ist die Gesetzeslage so streng. Manche Frauen, die Minderwertigkeitskomplexe haben, neigen dazu ihre Dankbarkeit mit Sex auszudrücken. Sie möchten Sex mit dem Therapeuten haben, damit sie ihm eine Gegenleistung anbieten können. Ich habe etliche erschreckende Berichte in Büchern von Masson darüber gelesen.

@iontop
allein zu wissen, dass ich abhängig werde, ist eine enorme hilfe (das hat ja bei dir gefehlt).
Dein Therapeut hat meinen einiges voraus. Du hattest die Chance bekommen, dieses Abhängigkeitsgefühl zu verfolgen und dich selbst zu beobachten, weil du wusstest, was höchstwahrscheinlich auf dich zukommen wird.
wie schnell warst du denn eigentlich in dieser extremen abhängigkeit / bewunderung?
Schon nach den ersten paar Stunden. Sicher früher als du.

Du schreibst auch, wie du über das Thema "Echtheit" denkst. Was mich ich da frage: Wie kann man einer Person denn so viele persönliche anvertrauen, wenn man nicht mal auf die Echtheit vertrauen kann?
Da wundere ich mich auch bei mir selbst hinterher.

Gute Nacht
dancingwithtears
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Vincent van Gogh

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Flugente
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Beitrag Di., 28.04.2009, 06:16

Also ganz ehrlich, wenn mir meine Therapeutin in der ersten Stunde damit gekommen wäre, dass ich abhängig werde usw., wäre ich wahrscheinlich schreiend davongelaufen oder ich hätte mich nie auf meine Therapie konzentrieren können.

Also so eine Aufklärung am Beginn der Therapie finde ich nicht gut, außerdem ist das Ziel einer Therapie nicht die Abhängigkeit sondern die Geneseung. Ich denke jeder rutscht kurz- oder langfristig in diese Abhängigkeit, weil man schließlich seine Seele anvertraut aber es reicht doch, wenn es einem so sehr belastet, dass man es dann anspricht oder sich von mir aus auch alleine damit auseinandersetzt.

Es ist eine typische Begleiterscheinung aber langfristig nicht das Hauptthema einer Therapie.
Eisberg voraus!

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hungryheart
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Beitrag Di., 28.04.2009, 08:32

dancingwithtears hat geschrieben: Wir (iontop und ich) unterscheiden uns von dir, weil wir mit einer anderen Erwartung in die Therapie gegangen sind. Vielleicht sind wir naiv oder einfach nur einsam und wollen uns an jene binden, die es gut mit uns meinen und die Charaktereigenschaften eines wirklich guten Freundes aufweisen. Deshalb wollen wir auch geben, Gefühl geben und kommen in einen Gefühlsstrudel, weil ja nichts wirklich erwidert wird. Deshalb meine Meinung: Für solche Menschen kann Therapie schädlich sein.


(...................)

Ich habe das Bedürfnis in einem Menschen, der mir all diese Dinge gibt, die ich bei meinen bisherigen Bekanntschaften und Freundschaften vermisst habe, Gefühle zu investieren und zu geben. Nur ist es sehr verletzlich zu spüren, wenn das alles nicht erwidert wird.

halllo liebe dancingwithtears,

du schreibst so klug und differenziert....
ich kann mir gar nicht vorstellen,
dass du tatsächlich mit der erwartung, der therapeut werde zu deinem engen freund und werde alle deine gefühle 1:1 erwidern in die therapie gegangen bist und jetzt ganz überrascht bist, dass dem nicht so ist....

vielleicht meinst du ja auch noch etwas anderes.
ich weiß nicht, ob du -wie ich- borderlinerin bist (ein bisschen klingt es so. du schreibst über selbstverletzung, und über den wechsel von liebe und idealisierung zu hass gegenüber deinem thera), falls ja......

wir bordies wollen ja unser gegenüber "spüren". vielleicht ist da dann einfach ein so distanzierter thera nicht das richtige für dich?

lieben gruß
hh


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dancingwithtears
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Beitrag Di., 28.04.2009, 18:49

Hallo!

@Flugente

Also so eine Aufklärung am Beginn der Therapie finde ich nicht gut, außerdem ist das Ziel einer Therapie nicht die Abhängigkeit sondern die Geneseung
.
Um eine Genesung zu bekommen muss man sich auf eine Abhängigkeit einlassen! Und bezgl. Aufklärung: Ich wusste überhaupt nicht was man in einer Therapie macht. In der ersten Stunde war ich bei ihm und er machte immer neue Termine mit mir aus, bis ich fragte (nach 4, 5 Stitzungen) wenn ich endlich "fertig" bin und fragte, was die ganzen Fragen sollen und warum er nicht sagt, was er denkt, warum er mein Problem nicht benennen kann, was ich da mache... Verstehst du wie PLANLOS ich da war. Dank psychotherapiepraxis.at weiß ich was ich da mache...
Es ist eine typische Begleiterscheinung aber langfristig nicht das Hauptthema einer Therapie.
Ich finde, dass es schon ein großes Thema in der Therapie sein sollte. Je intensiver und gefühlsbezogener die Therapie, desto wichtiger wird die therapeutische Beziehung.Und ob man sich eher geborgen oder eben abhängig fühlt, hängt von der eigenen Persönlichkeit oder Lebenssituation ab.

@hungryheart
ich kann mir gar nicht vorstellen,
dass du tatsächlich mit der erwartung, der therapeut werde zu deinem engen freund und werde alle deine gefühle 1:1 erwidern in die therapie gegangen bist und jetzt ganz überrascht bist, dass dem nicht so ist....
Tut mir Leid, dass ich dir da widersprechen muss, aber ich habe NIE gesagt, dass er hoffentlich mein bester Freund wird. Ich bin 20, nicht 8! Er hätte sollen die Gefühle nicht erwidern, sondern zumindest mit mir dieses Abhängigkeitsgefühl klären und ECHT und aufrichtig sein. Diese Neutralität - ich hasse sie und wenn er mal Mitgefühl halb vortäuscht, dann ist es noch schlimmer.

Grüße
dancingwithtears
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Vincent van Gogh

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Flugente
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Beitrag Di., 28.04.2009, 19:17

dancingwithtears hat geschrieben:Um eine Genesung zu bekommen muss man sich auf eine Abhängigkeit einlassen!
Da hast du etwas völlig missverstanden. Um bestmöglich arbeiten zu können muss die Beziehung stimmen, sprich die Gegenseitige Sympathie und auch großes Vertrauen muss vorhanden sein. Aber Abhängigkeit ist doch um Gottes Willen keine Voraussetzung. Das ist eine Begleiterscheinung, die hin und wieder aufkommt und manchmal stärker manchmal schwächer ausgeprägt ist.

Falls du Vertrauen mit Abhängigkeit gleichsetzt, ist das eine böse Fehlentwicklung. Setzt du in zwischenmenschlichen Beziehungen grundsätzlich eine Abhängigkeit voraus?
Eisberg voraus!

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dancingwithtears
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Beitrag Di., 28.04.2009, 20:13

@Flugente
Abhängigkeit - ist ein Wort das meherer Bedeutungen hat. Es kann ausbeuterisch sein, es kann Unfreiheit bedeuten. Ich meine die partielle Abhängigkeit... aber ich erklär dir, mal was ich damit meine:
Psychische Krankheiten stammen aus der Kindheit. Der Therapeut geht mir dir in die Kindheit zurück, durch die Gespräche, durch die Themen die besprochen werden, Themen die dich belasten, aktuelle Beziehungskonflikte - alles "Zeichen" aus der Kindheit. Dieses Zurückgehen ist notwendig um diese Konflikte aufzuarbeiten, sprich diese negative Abhängigkeit (die durch zb Gewalt entstanden ist), in eine Postitive umszuformen, durch aufdecken der aktuellen Beziehungskonflikte. Wie ein Chiurg operiert der Therapeut an der Seele und macht dich verletzbar - du bist abhängig und vertraust bedingungslos. Er hat eine große Macht über dich und Fehler können Therapieschäden hervorrufen. Meiner hat erhebliche Kunstfehler begangen.

dancingwithtears
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Flugente
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Beitrag Di., 28.04.2009, 20:52

Ok, so gesehen, weiß ich, was du mit zwingend notwendiger Abhängigkeit in der Therapie meinst.

Das was du beschrieben hast, nennt man Nachbeelterung. Hier ein interessanter Artikel darüber:

http://de.wikipedia.org/wiki/Reparenting

Du hast eine klare Vorstellung davon, was du von einer Therapie erwartest und was du benötigst. Vielleicht findest du ja doch einen Therapeuten, mit dem du gut zusammenarbeiten kannst und vielleicht auch besprechen kannst, was bei vorigen schief gegangen ist.


Alles Gute
Flugente
Eisberg voraus!

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dancingwithtears
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Beitrag Di., 28.04.2009, 21:04

@Flugente

Danke für den Link.
Hast du Erfahrung mit dieser "Nachbeelterung"?

dwt
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Flugente
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Beitrag Di., 28.04.2009, 21:18

So konkret wurde das bei mir nie angesprochen aber nach einer gewissen Zeit kam ich dahinter, dass mir meine Therapie haargenau das gibt, was mir ganz besonders in meiner Kindheit so fürchterlich gefehlt hat:

Schutz, Unterstützung, Zugewandheit auch wenn ich mal unausstehlich war etc. dadurch fiel es mir umgekehrt auch leicht, irgendwann Vertrauen zu fassen und vor allem nicht bissig zu werden. Ich glaube das liegt daran, dass ich das erste Mal das Gefühl bekommen habe, dass mich jemand wirklich durch und durch leiden kann trotz und mit all meinen Vor- und Nachteilen und das war eine Premiere in meinem Leben.
Eisberg voraus!

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heissundkalt
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Beitrag Di., 28.04.2009, 21:52

Hallo ihr Lieben!

Habe gerade erst diesen thread entdeckt und ihn "verschlungen"

ich habe vor etwa 4 montaten eine tiefenpsychologisch fundierte therapie begonnen. es geht also mehr um aktuelle themen, wobei immer wieder auf die vergangenheit bezug genommen wird. erst einmal denke ich, dass mir diese therapieform sehr gutut.

liebe dancingwithtears,
auch mich wundert es, dass du die entstehende abhängigkeit nicht vorausgeahnt hast. wie du sagst, hast du dich an den therapeuten geklammert wie einen rettungsanker. das kann ich gut verstehen, ich verstehe auch, dass dich der kommentar"danke für die rückmeldung" sehr enttäuscht hat. (sehr unbeholfen, finde ich).
ich habe, ähnlich wie iontop (hi! ) vorher viel gelesen, lese auch jetzt sehr viel. außerdem kenne ich mich zumindest soweit, als dass ich weiß, wie sehr ich zur idealisierung anderer neige.
aber möchtest du vielleicht beschreiben, was genau du von einer therapie erwartet hast? wie kommt es, dass du dich nicht informiert hast? mich hat das nicht nur brennend inteessiert, ich hatte auch einfach angst davor, mich so einem "vorhaben" auszuliefern, ohne etwas darüber zu wissen...

das thema "therapeutische beziehung" anzusprechen gelingt mir nicht. ich nehme an, es hat etwas mit der zerstörug einer illusion zu tun...ich mich müßte mich dann der tatsache stellen, dass ich eben ein job bin für die therapeutin.
ABER...ich glaube wir haben einen anderen weg gefunden
wenn ich über beziehungen zu anderen personen rede findet sie immer eine querverbindung zu "unserer" beziehung...immer codiert, verpackt...aber wir wissen,was gemeint ist. ich kann es schlecht beschreiben...weiß aber, dass es keine wahnvorstellung ist
ich glaube, ein therapeut muß sehr geschickt sein, untertöne bzw subtexte muß er genau wählen und fähig sein auf einer metaphorischen ebene indirekt zu kommunizieren. ich denke in meinem fall würde viel verloren gehen, zerbrechen, wenn ich das ganz direkt ansprechen würde...
klar weiß ich, dass es eine künstliche beziehung ist. aber langsam merke ich, dass es darum nicht geht. es geht zwar um eine verbindung, man muß sich"grün sein", die chemie muß stimmen, aber selbst in einer therapie kann man viel "zerreden" behaupte ich. man soll und muß reden, aber das meiste läuft unter der oberfläche ab.
allerdings NUR, wenn der therapeut, wie in meinem fall eine empathische haltung einnimmt. dann braucht es nicht vieler worte. ich meine, ICH rede wie ein wasserfall aber oft reicht ein lächeln oder sonst eine reaktion, damit ich gewisse dinge/zusammenhänge vestehe...
deshalb wäre es für mich schrecklich eine wand vor mir zu haben.
meine therapeutin ist durchaus in gewissen momenten völlig neutral...aber immer gemixt mit einer positiven grundhaltung begl meiner person.
klar, als ich von SVV geredet habe fand sie das nicht toll und es war mir peinlich. aber ich hatte trotzdem nicht das gefühl, als therapieobjekt behandelt worden zu sein.
und ich erhalte sehr viel...erkenntnisse über mich. dass ich nie ein teil ihres privatlebens sein werde, das ist zwar schwer zu akzeptieren, aber das war von anfang an klar. auch, dass es immer nur bis zu einem gewissen grad "echte" zuwendung sein wird. das tut auch weh. immer wieder. aber sogar DAS sehe ich positiv (naja...jetzt gerade ) : absolute hingabe/engagement die/das ich verlange (sowohl von mir selbst gegenüber allem was ich tue oder ein anderer tut) gibt es nicht! nirgends! ich habe ansprüche an mich, an meine leben, mein umfeld, denen niemand gerecht werden kann. einer der viiiiiiielen punkte, die in der therapie gespiegelt werden...
therapie ist ein mikrokosmos.
so oder so.

und eines muß ich noch sagen: warum wird jemand therapeut? weil er sich für menschen interessiert. jedenfalls sollte es so sein. (schwarze schafe gibt es immer) die tatsache, dass die beziehung künstlich ist, dass einer der parteien geld erhält heißt nicht, dass der therapeut menchanisch ohne interesse seinen job erfüllt. zumindest SOLLTE es so sein, dass dieser beruf eine berufung ist...ein bisschen wie bei künstlern...

LG, heissundkalt
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heissundkalt
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Beitrag Di., 28.04.2009, 21:53

Flugente hat geschrieben:Schutz, Unterstützung, Zugewandheit (...)Ich glaube das liegt daran, dass ich das erste Mal das Gefühl bekommen habe, dass mich jemand wirklich durch und durch leiden kann trotz und mit all meinen Vor- und Nachteilen und das war eine Premiere in meinem Leben.

kann ich auch für mich unterschreiben.
LG, heissundkalt
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hungryheart
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 08:32

hi dancingwithtears,
dancingwithtears hat geschrieben:. Wie ein Chiurg operiert der Therapeut an der Seele und macht dich verletzbar - du bist abhängig und vertraust bedingungslos. Er hat eine große Macht über dich und Fehler können Therapieschäden hervorrufen. Meiner hat erhebliche Kunstfehler begangen.
wenn du den vergleich schon bringst.....
vom chirurgen würdest du ganz selbstverständlich auch nur sein handwerkliches geschick und seine medizinische und professionelle kompetenz wollen. keine intimität, keine erwiderung deiner gefühle etc.

vom therapeuten erwartest du mehr. du hättest gerne seine persönlichkeit, seine seele, er soll echt sein und wahre und große gefühle erwidern.......
du sagst aber ja gleichzeitig, dass dir eigentlich immer klar war, dass das so nicht der fall sein würde.

ich empfinde dich da einigermaßen widersprüchlich (soll kein vorwurf sein, ich will nur sagen, wie es bei mir rüberkommt. ich bin sicher selbst auch oft widersprüchlich..)

außerdem: wenn du von dir weißt, dass du aufgrund deiner geschichte und deiner problematik es dir um eine nahe und innige beziehung zum therapeuten gehen würde
dancingwithtears hat geschrieben:Ich habe das Bedürfnis in einem Menschen, der mir all diese Dinge gibt, die ich bei meinen bisherigen Bekanntschaften und Freundschaften vermisst habe, Gefühle zu investieren und zu geben.
dann muss dir doch klar gewesen sein, dass es bei dir auf genau die situation derentwegen du dann abgebrochen hast (was ja eine bearbeitung und auflösung verhindert) hinauslaufen würde.
dancingwithtears hat geschrieben:Meiner hat erhebliche Kunstfehler begangen.
weiter oben schreibst du ja, dass abhängigkeit ja sogar voraussetzung für gelingende therapie ist.

hätte sich etwas geändert, wenn der thera zu beginn der therapie dich über mögliche abhängigkeit aufgeklärt hätte? hättest du dann keine therapie begonnen?

lieben gruß
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dancingwithtears
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 18:47

(jetzt weiß ich endlich wie man richtig zitiert (hab immer rumkopiert )
hungryheart hat geschrieben:ich empfinde dich da einigermaßen widersprüchlich
Ja klar, ich merke ja wie ich mich widerspreche. Herz und Kopf widersprechen sich oft! Ich kann für meine Gefühle nichts dafür, ich finde es nur nicht richtig, dass ich damit so allein gelassen werden vom Therapeuten. Es hat mir Angst gemacht.
Nochmal: Ich hatte keine Ahnung was man in einer Therapie macht, es passierte einfach. Ich dachte zuerst an Beratung oder an einen Motivator oder sowas... wenn ich so nachdenke, glaube ich nicht, dass ich mich darauf wieder einalssen möchte, wenn der Therapeut mich damit allein lässt.
hungryheart hat geschrieben:außerdem: wenn du von dir weißt, dass du aufgrund deiner geschichte und deiner problematik es dir um eine nahe und innige beziehung zum therapeuten gehen würde

dancingwithtears schrieb:
Ich habe das Bedürfnis in einem Menschen, der mir all diese Dinge gibt, die ich bei meinen bisherigen Bekanntschaften und Freundschaften vermisst habe, Gefühle zu investieren und zu geben.

dann muss dir doch klar gewesen sein, dass es bei dir auf genau die situation derentwegen du dann abgebrochen hast (was ja eine bearbeitung und auflösung verhindert) hinauslaufen würde.
Ich sehe das anders - es hat nie eine solche Auflösung gegeben, sie wäre bitter notwendig gewesen. Ich bin aus dieser therapeutischen Beziehung ausgebrochen, sonst hätte ich ncoh mehr Schaden davon tragen müssen. Ist eh momentan schwierig für mich.

hungryheart hat geschrieben: dancingwithtears schrieb:
Meiner hat erhebliche Kunstfehler begangen.

weiter oben schreibst du ja, dass abhängigkeit ja sogar voraussetzung für gelingende therapie ist.
Ja, eine Abhängigkeit ist wohl notwendig, aber der Therapeut muss auch damit umgehen können und besonders viel Empathie und Feingefühl zeigen und nicht: "Danke für die Rückmeldung!"
heissundkalt hat geschrieben:aber möchtest du vielleicht beschreiben, was genau du von einer therapie erwartet hast? wie kommt es, dass du dich nicht informiert hast?
Ich bin, als ich aus meiner Depression nicht mehr rauskam zum Hausarzt, der hat mich in die Psychiatrie geschickt, diese mich dann zum Therapeuten. Alles ist ganz schnell gegangen und ich war nicht sehr motiviert mir da helfen zu lassen. Therapie - der Begriff sagte mir (wie oben) Beratung, Motivationstrainig, Medikamenteneinstellung, was weiß ich. Ich rechnente nicht mit sowas. Ich habe mich nicht informiert weils mich absolut nicht interessiert hat! Mir war alles egal. Mehr kann ich nicht dazu sagen.

dwt
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Amazonee
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 20:50

Hallo dancingwithtears,
dancingwithtears hat geschrieben:... aber der Therapeut muss auch damit umgehen können und besonders viel Empathie und Feingefühl zeigen und nicht: "Danke für die Rückmeldung!"
welche Reaktion hättest du denn als angemessen betrachtet?

Liebe Grüße

A.

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dancingwithtears
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 21:21

Amazonee hat geschrieben:welche Reaktion hättest du denn als angemessen betrachtet?
Angemessen wär gewesen, wenn er seine Neutralität mal abgelegt hätte und sich mit meiner Angst und mit meinem Gefühlschaos, das zwischen Hass und Zuneigung (nicht sexuell!) schwankte, auseinandergesetzt und mir zu mindest das gefühl gegeben hätte, dass ich bei ihm sicher bin, dass er das nicht missbraucht, nicht für unangebracht oder abnormal hält und mir erklärt , warum ich so denke/fühle und mich notfalls einen anderen überwiesen hätte. Angebracht wäre auch mal eine Bemerkung gewesen, wie "ich mag dich" oder "du bist es wert gemocht zu werden" oder "ich glaube an dich". Ich hielt immer daran fest, diese Wünsche mal erfüllt zu bekommen. Und diese hätte er auch so meinen sollen! Also mich nicht anlügen dabei. Wenn er sie nicht gesagt hat, weil er nicht so fühlte oder dachte, dann wäre es besser, er hätte mich überwiesen.
Mehr Geborgenheit, anstatt, diese unsympathische Abstinenz und dieses ewige Schweigen. Könnte mich eben so gut einen Roboter gegenübersitzen, der ab und zu mal ein Kommentar abgibt und wiederholt was ich sagte nur mit anderen Worten und einer Deutung dahinter. Mehr Menschlichkeit hätte ich mir erwartet!! Vielleicht, wäre es dann nicht so weit gekommen ... Ich wollte ja keinen privaten Kontakt oder Sex oder sonst was. Wenn ich an ihm denke, dann hasse ich ihn und zugleich fühle ich eine Form von Liebe (keine Schwärmerei, keine klassische Veliebtheit, keine Erotische, sondern eine starke Zugneigung die anders ist als jede, die ich bis jetzt kennengelernt habe)

Besser kann ichs fast nicht erklären
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Vincent van Gogh

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