Wie psychische Krankheit anderen erklären?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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candle
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 23:38

Tanja87 hat geschrieben:die dann dennoch rumjammern, wegen irgendwas, da frage ich mich dann immer, was die machen würden, wenn sie einmal alles verlieren.
Was meinst Du denn mit diesem Satz?

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Hamna
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 23:56

Also, mittlerweile bin ich da echt hart geworden.

Ich gehe größtenteils mit meinen Depressionen offen um, weil ich gar nicht die Kraft habe, mir irgendeine Scheiß-Ausrede zu erfinden.

Neulich hat ein alter Bekannter unangemeldet vor meiner Tür gestanden. Wir haben uns eine Weile "zwischen Tür und Angel" unterhalten, bis er mich gefragt hat, ob er reinkommen darf.

Zähneknirschend hab ich ihn dann auch reingelassen.

Nach zehn Minuten Monolog von seiner Seite, nachdem ich ihm schon gesagt habe, dass ich seit Monaten wg. Depressionen krank geschrieben bin, hab ich ihn regelrecht rausgeschmissen mit der Erklärung, ich könne mich momentan einfach nicht auf längere Gespräche konzentrieren, das sei mir einfach zu viel.

Nie vorher hab ich den Mut aufgebracht, mich so gegen ihn abzugrenzen, weil ich einfach nicht unfreundlich sein wollte. So gesehen war in dem Moment die Depression auch eine Entschuldigung für meine Unfreundlichkeit.

Und da kann ich gut mit leben - mir Leute vom Hals zu halten, die mir den letzten Nerv rauben

Schließlich habe ich jetzt eine gute Ausrede - ich bin depressiv, also geh mir nicht auf den Sack und verpiss dich!

Letzendlich ist es mir so scheißegal, was die Leute von mir halten - hallo ich bin depressiv, leck mich doch am Arsch!

So gesehen kann ich jetzt endlich mal aussprechen, was ich mich nie zu sagen getraut habe, und ich muss noch nicht mal Rücksicht nehmen auf die Spacken, schließlich bin ich die Kranke!

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Sunday
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Beitrag So., 26.04.2009, 13:33

Rilke hat geschrieben:Nach zehn Minuten Monolog von seiner Seite, nachdem ich ihm schon gesagt habe, dass ich seit Monaten wg. Depressionen krank geschrieben bin, hab ich ihn regelrecht rausgeschmissen mit der Erklärung, ich könne mich momentan einfach nicht auf längere Gespräche konzentrieren, das sei mir einfach zu viel.
na servas.... ich kann sehr gut nachvollziehen, wie das ist, keine Gespräche führen zu können. mir kommt es so vor, als wäre momentan das einzig erträgliche dasein ein solches, bei dem ich wählen kann, was ich jetzt eben gerade tun will. so als wäre jede fähigkeit etwas abseits des eigenes triebes zu tun, wie rücksicht- und anteilnahme, höflichkeit, den gesellschaftlichen normen entsprechendes verhalten, unmöglich.
aber den nerv, das jemandem direkt ins gesicht zu sagen habe ich nicht.

und bei menschen, die mir nahe stehen, will ich auch gar nicht so sein.
denn auch wenn ich, gefangen in der krankheit, nicht normal sein kann, so werden meine lieben doch bestimmt irgendwann das handtuch werfen, wenn ich ständig so mürrisch bin, wie mir zu sein zumute ist. das ist echt scheiße, da ist man eh schon depremiert und dann muss man zusehen, wie man seine lieben fertig macht. verdammtes ding, diese depre.

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Tanja87
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Beitrag So., 26.04.2009, 18:23

candle hat geschrieben:
Tanja87 hat geschrieben:die dann dennoch rumjammern, wegen irgendwas, da frage ich mich dann immer, was die machen würden, wenn sie einmal alles verlieren.
Was meinst Du denn mit diesem Satz?

candle
Naja, ich wohne zum Beispiel in einer Gemeinde, die aus zwei Dörfern besteht und diese beiden Dörfer "bekriegen" sich dauernd, wegen irgendwelchem Schwachsinn. Dinge, über die sich das Aufregen gar nicht lohnt. Die haben alles. Könnten in Ruhe und glücklich leben, aber scheinbar geht das nicht. Scheinbar ist ein glückliches Leben, in dem einem nichts fehlt etwas, bei dem einem doch etwas fehlt. Keine Ahnung ob die Langeweile haben, oder sich irgendwie wichtig machen möchten. Das weiß ich nicht und das ist mir auch egal.
Menschen finden immer irgendwas, worüber sie sich aufregen oder jammern können. Und wenn es der größte Schwachsinn ist. Dinge, die im Leben eigentlich gar nicht wirklich etwas zählen. Ich meine, ich kann nicht bei allen Menschen beurteilen, ob die sich jemals die Frage gestellt haben, wie es am nächsten Tag weiter gehen soll. Ob die jemals die Angst hatten, irgendwann am Abgrund zu stehen und weder nach vorne zu können, noch zurück.
Manchmal würde ich persönlich mir auch wünschen, dass meine einzige Sorge wäre, ob die im Nachbardorf eine neue Sporthalle gebaut bekommen, oder eben nicht. Wenn das irgendwann mal meine einzige Sorge ist, dann kann ich sagen, dass ich es geschafft habe.

@Rilke
Ich will dein Verhalten echt nicht kritisieren, bzw. angreifen. Ich kenne es auch, wenn einem alles über den Kopf wächst und man einfach seine Ruhe haben will. Aber, und das sag ich offen, ich finde es nicht richtig, dass man seine Depressionen jetzt als eine gewisse Ausrede benutzt, plötzlich Menschen, die einem vielleicht schon oft auf den Sack gegangen sind, plötzlich anzuschnauzen, oder plötzlich Dinge zu tun, die man sich vorher nicht getraut hat, nach dem Motto "Ich bin krank, ich darf das". Ich habe keine Ahnung, wie schwer deine Depressionen sind und kann mir deshalb auch kein Urteil bilden. Aber sie als Freifahrtschein zu benutzen, finde ich nicht richtig. Weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber ich persönlich möchte wie ein normaler Mensch behandelt werden. Zurückziehen kann ich mich dann, wenn es mir nicht gut geht. Dann kann ich den Menschen um mich herum den Hinweis geben, dass sie mich mal in Ruhe lassen sollen für eine Weile und dann passt das. Ich weiß nicht, ob ich das bei deinem Beitrag jetzt falsch aufgefasst habe, aber für mich klang das tatsächlich so danach, als würdest du die Krankheit benutzen, nur um Dinge tun zu können, die du dich ohne Krankheit nicht traust und das ist nicht ok. Meiner Meinung nach.
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candle
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Beitrag Mo., 27.04.2009, 12:57

Rilke hat geschrieben: So gesehen kann ich jetzt endlich mal aussprechen, was ich mich nie zu sagen getraut habe, und ich muss noch nicht mal Rücksicht nehmen auf die Spacken, schließlich bin ich die Kranke!

Wer damit nicht klarkommt, darf sich gerne distanzieren!
Ich denke mal, dass Du es nicht SO meinst wie man es verstehen könnte. Du wirst Dich doch sicher nicht bei jedem auf Deine Krankheit beziehen? Denn das wäre ja äußerst schwierig dann noch ein soziales Leben zu führen.
Ich habe für mich daraus gezogen wirklich meine Meinung zu sagen. Nicht zu jedem ja und Amen- die eigene Meinungsbildung und Wertebildung ist entscheidend- sicher nicht andere Leute fortan schlecht zu behandeln.

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Hamna
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Beitrag Mo., 27.04.2009, 13:36

Also, ich benutze die Depression nicht als Ausrede, sondern ich MUSS mich im Moment von manchem abgrenzen, wenn ich nicht völlig durchdrehen will. Und jetzt kann ich es erstmals, weil es eben anders nicht mehr geht. Als "Gesunde" bzw. wenn ich eben nicht "offiziell" krank bin, mag ich anderen gegenüber nicht zu direkt sein, weil ich immer befürchte, sie zu verletzen.

Aber wenn schon abgrenzen - wann, wenn nicht jetzt?

In gewisser Weise lernen mich manche Leute jetzt plötzlich von einer anderen Seite kennen, und das wird sicher auch noch nachwirken.

Ich meine, ich sag ja nicht: "lass mich in Ruhe, du Arsch, du gehst mir auf den Sack"

sondern: Ich kann das jetzt nicht, das ist mir zuviel, geh jetzt bitte etc. - und das durchaus freundlich bis energisch, je nachdem, mit wem ich es zu tun habe. Nicht jeder versteht ein Nein auf Anhieb

@ sunday:
mir kommt es so vor, als wäre momentan das einzig erträgliche dasein ein solches, bei dem ich wählen kann, was ich jetzt eben gerade tun will.
Ja, genauso geht es mir auch!

Candle, das hat ja nichts mit schlecht behandeln zu tun, und ich beziehe mich auch nicht bei jedem auf meine Krankheit. Aber ich kann und MUSS im Moment öfter mal nein sagen - etwas, das ich früher (fast) nie konnte.

Mein Beitrag war sicher missverständlich und gibt eher wieder, was ich mir manchmal denke - aussprechen tue ich das aber nicht unbedingt (so)

lg, Rilke

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candle
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Beitrag Mo., 27.04.2009, 13:55

Rilke hat geschrieben: Candle, das hat ja nichts mit schlecht behandeln zu tun, und ich beziehe mich auch nicht bei jedem auf meine Krankheit. Aber ich kann und MUSS im Moment öfter mal nein sagen - etwas, das ich früher (fast) nie konnte.
Diese Einstellung ist ja auch absolut OK.

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malte
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Beitrag Di., 28.04.2009, 13:51

Hallo,

da kann man keinen allgemeingültigen Rat geben. Man soll überhaupt niemandem raten, aber das ist nichts Neues. Hast du schon mal gehört, dass wir in einer kranken Gesellschaft leben? Dieser Ansicht ist nicht nur die Frankfurter Schule. Wenn du Probleme hast, in deinem Umfeld etwas den Leuten mitzuteilen, und es klappt nicht, weil sie es nicht verstehen, dann liegt es möglicherweise gar nicht an dir, sondern an deinem Umfeld?! Fehlt da vielleicht der geistige Horizont oder gibt es andere Gründe? Wechsle doch einfach mal das Umfeld. Wenn du anderswo hinkommst, dann brauchst du womöglich gar nichts mehr erklären, denn wenn die Leute dort verstehen, was du sagen willst, dann brauchst du vielleicht gar nichts mehr sagen? Verstanden? Ist eigentlich ganz einfach, aber wenn du das verstehst, und die Leute in dem anderen Umfeld verstehen das auch, gibt es womöglich gar nichts mehr zu erklären?

Viele Grüße

Malte

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malte
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Beitrag Di., 28.04.2009, 14:14

@Rilke

Aber das ist doch ganz normal, dass man sich von Vielem abgrenzen muss. Wenn ich in ein feindseliges Umfeld gerate, ziehe ich mich halt auf mich selbst zurück. Auf die Dauer ist das nichts, da muss man dann eben mal raus.

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candle
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Beitrag Di., 28.04.2009, 14:17

Hallo Tanja87!
Tanja87 hat geschrieben: Scheinbar ist ein glückliches Leben, in dem einem nichts fehlt etwas, bei dem einem doch etwas fehlt.
Das ist ein guter Satz und ist auch so ähnlich in Watzlawik zu finden.

Das Problem hierbei ist, dass Du differierst, Dein eigenes Schicksal schlimmer als das der anderen bewertest. Das ist auch völlig normal. Tatsache ist, dass jeder seinen Packen zu tragen hat und der eine läßt seinen Frust in Dorfstreitereien oder Jammern aus und Du womöglich an Dir selber.

In der Depri habe ich so wie Du gedacht, was vielleicht auch so ein innerer Hilfeschrei war: Seht ihr nicht, dass es mir schlecht geht? Es gibt eher wenige Menschen, die das sehen können, denn jeder bastelt doch täglich an seinen eigenen Päckchen rum.

Ich kann nur für mich sagen: Fühlen können ist wichtig. Jetzt mag ich gleichermaßen das "Unglück" wie das Glück, denn das brngt mich immer wieder hoch für Glück zu kämpfen und der Genuß des Glückes ist umso unbeschreiblicher und schöner.

Nun muß man Glück für sich auch definieren. Das sind für mich kleine alltägliche Dinge, die mich genießen lassen, ruhig fühlen lassen oder einfach herzhaft lachen zu können.

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Tanja87
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Beitrag Di., 28.04.2009, 17:51

Ja, mit Sicherheit denke ich manchmal tatsächlich "Boah, eure Probleme hätte ich mal gerne. Was jammert ihr denn so rum? Kommt mal in meine Situation". Aber das habe ich, glücklicherweise, einigermaßen abstellen können. Ich bin kein Mensch der, egal wie schlecht es mir selbst geht, das Päckchen der anderen Menschen als kleiner, oder leichter zu tragen sieht. Ich denke, ich bin nicht dazu in der Lage zu beurteilen, wie schwer es manche Menschen haben, von denen ich denke "Du hast doch keinen Grund zum jammern". Darum würde ich Menschen in meiner Umgebung sowas auch nie ins Gesicht sagen.

Es gibt allerdings Menschen in meiner Umgebung, die ich nunmal schon mein Leben lang kenne und bei denen ich auch die Lebensumstände genau kenne. So zum Beispiel bei meiner ältesten Schwester. Sie wird dieses Jahr 41, ist seit 12 Jahren verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Ihr Mann ist selbstständig und verdient gut, sie selbst geht auch ab und an arbeiten, wenn es die Kinder zulassen, sie haben keine finanziellen und keine private Sorgen, aber dennoch ist sie ein Mensch, dessen Leben ich nichtmal geschenkt wollen würde, denn sie hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Meiner Meinung nach (und nichtnur meiner Meinung nach), nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. Ihr ist es wichtiger, was andere Menschen sagen, als hinter ihren eigenen Geschwistern zu stehen. Sie hat mir schon Dinge an den Kopf geworfen, die man seinen Geschwistern einfach nicht an den Kopf wirft. Zum Beispiel durch die Blume zu sagen, dass ich schuld am Herzinfarkt meiner Mama war. Genau an dem Tag, an dem meine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert worden war und wir alle am Ende waren mit den Nerven.

Sie hat ständig irgendwas zu jammern, weil sie ja so viel Stress hat und bla. Den Stress macht sie sich komplett selber und ich kann manchmal nur den Kopf schütteln, wenn ich ihr so zuhöre. Die weiß über alles bescheid, was im Dorf abgeht und weiß über jeden alles besser. Mischt sich in Dinge ein, die sie nichts eingehen, weil sie ja scheinbar vor ihrer eigenen Haustür keinen Dreck wegzukehren hätte.

Und solche Kaliber habe ich noch ein paar in meinem Umfeld. Sind zwar nicht alle mit mir Verwandt und nicht bei allen habe ich so einen Einblick, aber ich bekomme genug mit um zu wissen, dass ihr Leben besser gelaufen ist, als meins. Und mein Leben zählt gerade mal 21 Jahre. Mit Sicherheit, und das weiß ich verdammt genau, gibt es Menschen, denen geht es noch viel schlechter als mir. Ich habe mit Sicherheit nicht das allerschlechteste Los gezogen. Und von mir aus kann auch jeder machen, was er will. Solange er andere Menschen in Ruhe lässt. Und das ist eben hier nicht immer der Fall.
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Hamna
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 00:33

malte hat geschrieben:@Rilke
Wenn ich in ein feindseliges Umfeld gerate, ziehe ich mich halt auf mich selbst zurück.
Naja, als "feindselig" würde ich mein Umfeld nun nicht gerade bezeichnen. Einige wissen nicht, dass ich krank bin, da halte ich mich auch mit meinem Temperament und meinen Aggressionen zurück, denn sie wissen es eben nicht besser. Da versuche ich eben, mich freundlich abzugrenzen, wenn ich merke, dass mir einiges zu viel wird. Da ich aber die Erfahrung gemacht habe, damit immer noch auf sehr viel Unverständnis zu stoßen, habe ich mich immer mehr Leuten mittlerweile geöffnet, damit sie meinen Rückzug besser verstehen können.

Die andere Seite sind Leute, die mir nahe stehen und von meiner Krankheit wissen, aber irgendwie total gedankenlos sind. Selbst meine Mutter, wenn sie mich am Telefon fragt "Wie geht's?" und ich dann antworte "Ooooch, heute nicht so gut." fragt noch heute, nachdem ich wg. meiner Depressionen fast ein halbes Jahr krankgeschrieben bin, "Ach, wie kommt's?" Total arglos und ahnungslos, obwohl sie es weiß, seit ich krankgeschrieben bin! Die muss sich dann - sorry - schon mal gefallen lassen, dass ich in so einem Moment ausraste und ins Telefon brülle: "Halllloooo, weil ich depressiv bin!!!!!"

Als feindseliges Umfeld empfinde ich aber natürlich auch meine Mutter nicht, nur als gedankenlos. Joah, dann hol ich sie schon mal in die Realität zurück!

Oder wenn eben der "Freund", zu dem ich seit 3 Jahren Abstand suche, unangemeldet vor meiner Tür steht, ich ihm erzähle, dass ich seit einem halben Jahr schwere Depressionen habe, und er dann 10 Minuten von seinem Leben mit Jesus monologisiert, ich ihm mehrfach sage, ich kann mich auf keine langen Gespräche konzentrieren, und er dann meint, dann solle ich mich von solchen Leuten distanzieren, er aber nicht kapiert, dass ich in dem Moment IHN meine, dann MUSS ich halt deutlicher werden - um nicht komplett auszurasten

Ne andere Geschichte ist mein Nachbar
Er: "Na, gehst du noch nicht wieder arbeiten?"
Ich: "Nein, ich kann noch nicht! Und mein Therapeut sagt auch, ich soll mir noch Zeit lassen."
Er: "Naja, so gesehen - ich könnte auch gut ohne Arbeit."

Beim DRITTEN Dialog dieser Art habe ich ihm freundschaftlich auf die Schulter geklopft und gesagt: "Ich wünsch dir echt nicht, dass du mal so krank wirst!"

Ich hätte ihm wirklich in dem Moment gerne einen Tritt in den Arsch verpasst - mach ich aber nicht! Was ich mir denke über ihn, ist eine andere Sache

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candle
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 07:40

Hallo Tanja87!

Ich finde deine Geschichte schon ganz interessant, aber ich glaube das paßt hier gar nicht mehr her?

Vielleicht magst Du ja einen eigenen Thread erstellen?

Viele Grüsse!
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die_geisha
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 08:05

Bei allem was man tut und bei jeder Entscheidung die man trifft, muss man sich auch darauf einstellen, sich zu rechtfertigen.
so ist es...es gibt ja auch immer so vorstellungen die andere menschen von psychischen krankheiten haben und mit gewissen fehleinschätzungen muss man dann auch erstmal aufräumen. viele reagieren ja auch total peinlich berührt wenn man sagt ich hab depressionen oder ähnliches. können da nichts mit anfangen...andere sind mitleidig ,,was oh nein das ist ja schlimm"...

wenn bekannte fragen, dann bin ich manchmal einfach irgendwie garstig, so nach dem motto:,,ja so ist das ne, es ist nicht immer eitel sonnenschein, manche leute haben probleme". die sollen das einfach hinnehmen und nicht aus neugier nach dem warum fragen. bei familie und freunden ist das anders, mit denen redet man ja auch über persönliches.
geredet wird sowieso, egal ob man denen jetzt erklärt was ne depression ist oder nicht. und: was hat der stereotyp ,,depression" schon mit einem selbst zu tun? man kann ja nicht jedem seinleben erzählen...psychische krankheiten sind eben individuell und ziemlich persönlich.
ich kann über mein kaputtes knie reden, aber nicht so leicht über meine kaputte seele.

macht es überhaupt sinn, so viel zu erkären? es ist wie candle sagt...manche verstehen und andere nicht.
Someone finds salvation
In everyone
Another only pain
Someone tries to hide himself
Down inside himself he breaks
Someone swears his true love
Til the end of time
Another runs away
Seperate or united
Healthy or insane
To be yourself is all that you can do

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malte
sporadischer Gast
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 10:09

Das Problem hierbei ist, dass Du differierst, Dein eigenes Schicksal schlimmer als das der anderen bewertest. Das ist auch völlig normal.

Ja, vielleicht. Aber denke doch mal an all die, denen es mit Sicherheit schlechter geht. Zahlen kann ich jetzt nicht nennen, aber in der dritten Welt verhungert alle .... ein Kind. Oder die Opfer von Kriegsgewalt.

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