Geweint in der Therapiestunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Augustina
sporadischer Gast
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weiblich/female, 33
Beiträge: 6

Beitrag Mi., 22.04.2009, 23:15

Canonia hat geschrieben:Es ist mir ein mal passiert, dass ich erst angefangen habe zu weinen als ich die Praxis verlassen habe. Das war mir so peinlich, dass ich ein Stück zu Fuss gelaufen bin weil ich nicht im Stande war in den Bus zu steigen.
Ja. Eine frühe Erkenntnis bei mir: Am Tag der Sitzung immer eine Sonnenbrille dabei haben.
Man kann das verheulte Gesicht nicht vollkommen verstecken, aber ... n'bisschen Schutz vor den Leuten da draussen.

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Rezna
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1722

Beitrag Mi., 06.05.2009, 09:50

Interessant, daß in diesem Thread nur weibliche Teilnehmerinnen schreiben.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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hungryheart
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weiblich/female, 35
Beiträge: 1968

Beitrag Mi., 06.05.2009, 09:53

Arta hat geschrieben:Interessant, daß in diesem Thread nur weibliche Teilnehmerinnen schreiben.

ja und im unterforum sexualität die männer so überaus aktiv fragen und antworten
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Dunkle
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 44
Beiträge: 839

Beitrag Mi., 06.05.2009, 10:15

Also, liebe weinende Frauen,

hier meldet sich noch eine Mitweinerin...
Ja, es hat auch gedauert, so ca. ein Jahr, jetzt, nach fast drei Jahren passiert es mir häufiger mal.

Einen mitweinenden Therapeuten habe ich nicht, aber er spricht ganz ruhig weiter, er wartet auch, wenn ich eben nicht reden kann, weil ich mit meinem Rotz und Wasser zu tun habe....

Ja, ich merke auch, es hat was befreiendes... auch wenn das Handgeben und Sich-in-die-Augen-schauen dann etwas kürzer ausfällt, weil ich ihm mein rotes und verquollenes Gesicht nicht auch noch ins Licht halten möchte...

Womit ich beim Thema bin: Ich gehe dreimal in der WOche nach der Therapie wieder in mein Büro. Ich bin jetzt schon mehrere Male nach besonders tränenintensiven Stunden draußen herumgeirrt und habe versucht, mich zu beruhigen und mein Gesicht wieder auf "Normalmaße" abschwellen zu lassen. Da draußen (im März besonders "schön" bei Wind und Schneeregen) kam ich mir "doppelt verlassen" vor und war ärgerlich, dass ich nicht mal einen "Ausweinraum" in der Nähe habe (brauche von zu Hause zum Thera eine Stunde, habe kein Auto). Bin dann aus wütender Verzweiflung zur Arbeit gelaufen (3 km) und habe gehofft, bis zur Ankunft wieder einigermaßen normal auszusehen.

Wie macht ihr das? Wenn ihr geweint habt in der Stunde, nehmt ihr Euch im Anschluss dann eine Auszeit? Oder betrifft das nur meine Hautreaktion, die evtl. noch gesteigert ist, da ich ja nicht nur im Liegen rede sondern auch weine...

Traut Ihr Euch "verquollen" ins Büro oder zum Bäcker?

Lacrimosus, tränenreich grüßt
dunkle
Zuletzt geändert von Dunkle am Mi., 06.05.2009, 11:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Elfchen
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weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Mi., 06.05.2009, 10:44

Hallo!

Es ist mir selbst im letzten Jahr ein, zweimal passiert.
Und es war mir endlos peinlich .
Zur Therapie bin ich immer mit dem Zug unterwegs. Auch ich hab eine gute Stunde dorthin. Meine Arbeitszeiten sind so, dass ich die Therapie immer auf einen freien Tag lege.

Meist laufe ich dann die Viertelstunde zum Bahnhof. Ich bin meistens sehr in mich versunken und nehme die Umgebung kaum wahr. Bis ich zu Hause bin, bin ich meistens wieder einigermassen fit.
Zudem glaube ich, dass ich in solchen Momenten nicht gerade zum Gespräch oder Fragen stellen aussehe. Ich strahle sicher eher etwas wie lasst-mich-alle-in-Ruhe aus.

Ich würde aber so auch zum Bäcker gehen, da ich genug Abgrenzung ausstrahle, dass ich sicher nicht angesprochen werde. Ist bei uns sowieso nicht üblich.

lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Dunkle
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 44
Beiträge: 839

Beitrag Mi., 06.05.2009, 11:11

Augustina hat geschrieben: Eine frühe Erkenntnis bei mir: Am Tag der Sitzung immer eine Sonnenbrille dabei haben. Man kann das verheulte Gesicht nicht vollkommen verstecken, aber ... n'bisschen Schutz vor den Leuten da draussen.
Mhmm. auch im Winter, bei trübem Himmel?
Ist vielleicht ne Idee.
Muss ich mir mal ne Therapie-Sonnenbrille einstecken...
Meine Kollegen denken sich dann ihren Teil...

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Zack die Bohne
Forums-Insider
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Beiträge: 178

Beitrag Mi., 06.05.2009, 11:44

Hallo Carrie 25!

Ich kenne das mir ist es auch immer so gegangen ich habe sehr viel geweint in meiner letzten Therapie.Eigentlich fast jedesmal wenn ich drüber nachdenke.-nun ja ich bin der meinung wenn man weint das muss einen nicht peinlich sein im Gegenteil ich denke mir das sich da was löst nämlich die Anspannung in einem löst sich da .und das ist wichtig .Eine Frage hab ich da wie ist es dann nach der Therapie geht es Dir dann schlecht nach einer Sitzung oder geht es Dir dann besser merkst Du da was oder nicht .Also bei mir war es immer so das es mir leichter war ums Herz also wie wenn ein Stein von mir abfällt.Nur mit den Unterschied das ich dann obwohl es mir auf der einen Seite besser ging.Hatte ich trozdem am ganzen Körper.(Fibromyalgie-Ganzkörperschmerz).Also mach dir da nicht soviele Gedanken darum das es Dir peinlich ist es ist gut wenn Du da weinst lass es raus das ist wirklich gut.

Zack die Bohne alias(Alexandra)
Manchmal würde ich gerne an meinen eigenen Grab stehen,nur um die Menschen die dort sind zu fragen,wo sie waren als ich noch gelebt habe.

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metropolis
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Beiträge: 1969

Beitrag Do., 24.09.2009, 08:52

Tränen und Therapie, zwei Dinge die bisher unvereinbar schienen. Erlären kann ich es nicht wirklich, warum ich in den letzten 2 Jahren in den Sitzungen nicht weinen konnte, denn schließlich ging es wirklich ans eingemachte.

Wollte ich meinem Thera eine sentimentale Heulsuse ersparen? Wohl nicht, wahrscheinlich wunderte er sich eher, dass bei solch schwerwiegenden Themen kein tiefergehendes Gefühl entsteht, das sich durch Tränen oder Wut seinen Weg gebahnt hätte.

Hatte ich Angst meinen Thera mit den Tränen zu manipulieren? Vor allem, wenn er mir wiedermal das Gefühl gab, dass ich alleingelassen und vergessen bin.

Oder ist es doch mein Ekel vor Selbstmitleid? Sich selbst beweinen. Seine Vergangenheit betrauern. Das ist nun wirklich nichts für mich.

Alles wirre, unlogische Gedanken, die meine Tränen verhinderten. Und doch weiß ich, dass ich es darf, dass es ihn nicht belastet, dass es sogar erwünscht ist. Es würde sogar einen bedeutenden Therapieerfolg darstellen, wenn ich endlich loslassen kann und nicht mehr die Beherrschung aufrechterhalte. Aber auch nach dieser Erkenntnis tat sich nichts. Ich wünschte es mir so dringend die Anspannung loszulassen, die Kontrolle zu verlieren. Alles war bereit...nur ich immer noch nicht.

Und nun endlich habe ich es geschafft. Oder hat es mein Thera geschafft? Er sagte, wenn ich traurig bin darüber dass er so lange in Urlaub geht, dann soll ich nicht daran denken, dass ihm meine Traurigkeit ein schlechtes Gewissen machen könnte, sondern das Gefühl ernstnehmen, wahrnehmen, annehmen... Ich schüttelte heftig den Kopf und sagte, ich will nicht traurig sein: und da kamen sie die Tränen. Wegen ihm. Nicht wegen meiner schwierigen Kindheit, nicht wegen meiner vergangenen Krisen. Er war die Ursache. Das gefiel mir gar nicht, aber es war zu spät irgendetwas zurückzuhalten. Früher habe ich nie mehr fühlen können als eine dumpfe Bedrücktheit, wenn er in Urlaub ging, die sofort ausagiert werden musste. Nun war zum ersten Mal echter Schmerz.

Ob nun der Knoten geplatzt ist?

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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sternregen
sporadischer Gast
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Beiträge: 15

Beitrag Do., 24.09.2009, 09:29

Ich habe noch nie in der Therapiestunde geweint. Und erst einmal ziemlich direkt danach.

Während der Stunde bin ich nie an meinen Gefühlen besonders dicht dran. Es verläuft eher sehr sachlich, ruhig und relativ emotionslos. Irgendwie möchte ich dort keine Schwäche zeigen, mich in einem taffen, selbstbewussten Licht präsentieren. So ganz genau weiß ich es selber nicht. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es mir gelungen ist. Jedenfalls ist der Thera der eindeutig lebhaftere von uns beiden.

In unserem letzten Meeting kam es zu einer Auseinandersetzung und für einen Moment meinte ich ein glitzern in seinen Augen gesehen zu haben. Vielleicht hat sich aber nur das Licht ungünstig gespiegelt. Weil das er wegen mir bzw. dem Disput weint (heult) kann ich mir so gar nicht vorstellen. Also ich denke, ich habe mich getäuscht.

Wenn ich alleine bin, kann ich heulen wie ein Schlosshund. Und ich habe das große Glück, dass ich innerhalb kürzester Zeit wieder völlig normal aussehe. Obwohl ich mir manchmal wünschte, man könnte noch sehen, dass ich geweint habe.

LG sternregen

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Elena
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Beiträge: 1378

Beitrag Do., 24.09.2009, 10:01

Ich habe bisher auch nur einmal in der Stunde geweint. Da hat es mich überkommen, ohne Vorankündigung, als es um meinen verstorbenen Opa ging und ich auf einmal gemerkt habe, wie sehr ich ihn noch vermisse.
Mir war das überhaupt nicht peinlich, weil es einfach gepasst hat. Meine Therapeutin hat dabei ganz normal mit mir weitergeredet und das tat mir gut.
Ich habe aber schon öfters beobachten können, dass sie mit Tränen in den Augen da saß, wenn ich ihr etwas Trauriges aus der Kindheit erzählt habe. Ich habe es einfach ignoriert, aber nur, weil ich mir unsicher war, wie ich mich verhalten soll. Mittlerweile habe ich so einen Draht zu ihr, dass ich auch was dazu sagen könnte, z.B., dass ich es schön finde, dass sie so sehr mitfühlen kann.

LG Elena

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Traurige_Seele
Helferlein
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Beiträge: 89

Beitrag Do., 24.09.2009, 10:05

Ich hab auch schon öfters in der Therapiestunde geweint... immer dann wenn ich mich in die Enge gedrängt fühle und nicht weiter weiß oder wenn es halt um Themen geht die mehr sehr nahe gehen. (Thema: Vater)

Anfangs genier ich mich immer und versuch die Tränen zurückzuhalten, aber funktioniert meistens eh nicht.
Ich bekomm dann immer Taschentücher von meinem Thera und er fragt mich dann immer warum ich jetzt weine.

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Dampfnudel
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Beiträge: 1138

Beitrag Sa., 26.09.2009, 20:33

Ich habe in den letzten Tagen ganz oft gedacht, ich würde in den Stunden so gern mal weinen können. Statt dessen scheint sich immer automatisch eine Art Fassade aufzubauen. Ich kann wer weiß wie depressiv drauf sein, sobald ich in der Praxis bin (auch sonst, wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin), wirke ich nach außen locker, lustig, ich glaube fast unbeteiligt. Erst wenn ich gehe, merke ich oft, dass ich am ganzen Körper zittere. Ich habe schon ein paarmal gedacht, ob meine Thera wohl denkt, ich würde sie veräppeln, wenn ich erzähle, wie schlecht es mir geht (sie hat auch mal gesagt, dass man es mir nach außen gar nicht anmerkt). Aber irgendwie kann ich mich dort nicht anders verhalten. Weinen würde mir viel echter vorkommen, und deswegen wäre es mir fast angenehmer, glaube ich. Naja, aber einige von Euch haben ja auch schon geschrieben, dass sie ein Jahr dafür gebraucht haben. Da hab ich ja noch Zeit...

Ich wüsste aber auch gern, wie sie reagieren würde. Als ich mal in der Anamnses etwas Trauriges aus meiner Kindheit erzählt habe, hatte sie einen Augenblick lang ganz tiefes Mitgefühl in ihrem Blick. Das ist mir total aufgefallen, weil ich gemerkt habe, dass ich selbst das total distanziert und unbeteiligt erzählt habe. Aber es tat sehr gut, tut mir heute noch gut, an diesen Blick zu denken. Vielleicht würde ich auch deswegen gern mal weinen können...
Alles hat seine Zeit.

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AnnaLisa
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 31
Beiträge: 36

Beitrag Sa., 26.09.2009, 20:43

Hallo!
Ich bin seit 3 Jahren "in Psychoanalyse" und mir ging es bis jetzt immer so, dass ich, wenn mich Dinge so sehr gerührt haben, dass es drohte aus mir herauszubrechen, mir schwindelig wurde und mein Kreislauf drohte wegzubrechen..Habe es also weggedrückt.
Ich finde es sehr schön, dass Du deinen Tränen freien Lauf lassen konntest. Ich habe es erst jetzt, nach 3 jahren geschafft, dass ich direkt wenn die Therapeutentür zu geht weine. In der Stunde kann ich es immernoch nicht...würde es gerne.
Schön, dass Du es kannst!
Ich glaube, dass es, zumindest bei mir, etwas damit zu tun hat, dass es mir schwer fällt, mich selbst schwach zu sehen und mich mit meiner Trauer in den Arm zu nehmen. Meine innere Stimme sagt tendentiell immer: Reiß Dich zusammen, schau Dich mal an, jetzt übertreibst Du aber wieder...usw.- Halt die Stimmen meiner frühen Bezugspersonen die in mir sind.
Liebe Grüße

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SilentPain
Forums-Insider
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weiblich/female, 28
Beiträge: 253

Beitrag Sa., 26.09.2009, 21:22

weinen ist doch schon die beste therapie...ist doch super dass ihr das so könnt...

ich bin seit 1 1/2 jahren in therapie und hab noch nie geweint. meine therapeutin hat schon das gefühl dass ich keine böcke mehr habe...
-=[ Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt ]=-

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*AufdemWeg*
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weiblich/female, 34
Beiträge: 1630

Beitrag So., 27.09.2009, 07:40

Früher habe ich auch Therapieerfolg und weinen in Zusammenhang gebracht,
miteinander verbunden
heute bin ich glücklicherweise
eines besseren belehrt
denn wenn dem so wäre
hätte meine Therapie
keinen Sinn
Hat sie aber wohl
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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