Missbrauch in Psychiatrie

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Benutzeravatar

Eleven
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 27
Beiträge: 129

Beitrag Di., 21.04.2009, 12:43

Hallo!
Ja, die Psychiatrie. Dort arbeiten grundsätzlich nur Idioten, und das Schlimmste daran ist, dass es sadistische Idioten sind. Meiner Meinung nach muss das Pflegepersonal Beleidigungen aushalten können, sonst sind die dort im falschen Beruf, aber das sind die meisten der Leute dort, was ein Zeichen dafür ist, wie wertschätzend der österreichische Staat mit seinen psychisch kranken Bürgern umgeht.
Schmetterling99 hat geschrieben:weißt Du ja selbst, dass Deine Onlinesucht ein Ausweg aus einer anderen Situation ist.
Auch wenn, dann ist die Psychiatrie wohl der Weg sie wieder in einen vertrottelten Staatsbürger umzufunktionieren, der nur arbeiten geht, und nicht das Maul aufreißt? Wie gesund ist das? Mit mir haben die das gottlob nicht machen können.
Schmetterling99 hat geschrieben:So - nun haben Dir die "Pfleger" geholfen und Dir einen, wenn auch vielleicht etwas unsanften, Kick gegeben.
So ein Blödsinn. Mir ist soetwas ähnliches auch passiert, nur dass es nicht ich war, der niedergespritzt wurde. Das ist übrigens in einem anderen Thema nachzulesen. PS: dieser ehemalige Freund ist heute schwer drogensüchtig - die Folge einer allgemein misslungenen Behandlung - dem wurde nur der (Ar***-) Kick zum Karlsplatz gegeben. Das Problem ist, dass sich das Pflegepersonal nicht über ihre Verantwortung im Klaren ist, eben weil es lauter Idioten sind. Es könnte ja sein, dass so ein Erlebnis traumatisierend sein könnte...schon mal darüber nachgedacht? Meiner Meinung nach kann man von Glück reden, wenn es nicht traumatisierend wirkt, denn immerhin wird jemanden somit Gewalt angetan. Dass du dich hier zugeben traust, dass der Zeitfaktor relevant ist, und man die Leute eher ruhigstellt, anstatt mit ihnen zu reden, spricht eine deutliche Sprache. Du könntest mir aber einen Gefallen tun: gib' immer zu, dass der Zeitfaktor relevant ist - du wirst viel Verständnis ernten, in einem Land, in dem es schon mal einen tödlichen Vernachlässigungsskandal gegeben hat
Schmetterling99 hat geschrieben:dass Du für DICH einmal RUHIG wirst.
Und das noch in Großbuchstaben. "Ja, bitte werden sie ruhig, sonst verlieren wir unsere Ruhe und Geduld" - so liest sich das. Du bist selbst wohl noch nicht unter starken Medikamenten gestanden? PS: gut geht es einem nicht damit, aber das scheint nicht wichtig zu sein, hauptsache man ist ruhig. (Ein Königreich für ein Gehirn, das zum Denken gemacht wurde.)
Schmetterling99 hat geschrieben:das hat sicher bereits vorher jemand schon lange genug getan
Lange genug? Eine Anekdote für dich: auch wenn man noch tausend Mal mit ihr reden muss, und sie es dann immer noch nicht kapiert hat, wird es eben noch nicht genug gewesen sein.
Schmetterling99 hat geschrieben:DU hast nun die Chance etwas daraus zu machen.
DAS werde ich das nächste Mal machen! Ich geb' einen Pfleger eine aufs Maul und sage ihm dann:"Jetzt haben sie die Chance etwas daraus zu machen". Ist doch genauso gerechtfertigt - jeder Mensch hat die gleichen Rechte.
Schmetterling99 hat geschrieben:Das ist vergangen.
Der meiste Missbrauch ist vergangen - kein Grund etwas unter den Teppich zu kehren, oder ist das grundsätzlich deine Art? Etwas zu verdrängen könnte sich später äußern, und das auszugraben könnte mühsam werden - lieber gleich ansprechen. In welchem Bereich arbeitest du, wenn ich fragen darf? Hoffentlich in keinem Bereich in dem ein verantwortungsvoller Umgang mit Menschen gefragt ist, sonst müsste ich dir hier und jetzt das Feedback geben, dass das eventuell der falsche Beruf für dich sein könnte.
Hail to the king, baby

Werbung

Benutzeravatar

Hope67
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 228

Beitrag Di., 21.04.2009, 16:08

wo seid IHR denn bitteschön alle eingewiesen worden?
Von soooo schlechten Erfahrungen hatte ich bisher (egal von welchem Mitpatienten während meiner Aufenthalte in Psychatrien) noch nichts gehört. Und auch ich selbst habe (Gott sei Dank) keine dieser Erfahrungen machen müssen.
Das Personal war eher einfühlsam und lieb und hat stets ein offenes Ohr gehabt. Verständnis uns gegenüber war ebenfalls jederzeit vorhanden. Und Beruhigungsmittel wurden mir mit grosser Sorgfalt und Geduld verabreicht und dann auch wieder schonend abgesetzt wenn der Arzt sein o.k. dafür gegeben hatte.

Es tut mir leid, das Ihr solch schlimme Dinge erlebt habt Aber kann man das verallgemeinern?

Benutzeravatar

Eleven
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 27
Beiträge: 129

Beitrag Di., 21.04.2009, 19:06

Hope67 hat geschrieben:wo seid IHR denn bitteschön alle eingewiesen worden?
Ich ins Wiener Otto Wagner Spital, aber man möge bedenken, dass 95% der Zeit alles OK war, und streng genommen nur etwa 50% der dort mit (bzw. für meine Begriffe gegen) Patienten arbeitenden Leute in das Schema passen. Ich denke mir, dass ein Kontrollorgan fehlt. Erst bei meinem letzten Aufenthalt habe ich erlebt, wie eine Patientin ohnmächtig umgekippt ist, weil ihr die ruhigstellenden Medikamente zu heftig waren. Ich frage mich, wer eigentlich einen solchen Arzt bestrafen würde, wenn z.B. diese Patientin tot gewesen wäre.
Hope67 hat geschrieben:Aber kann man das verallgemeinern?
Du hast recht - das kann man nicht. Es soll auch gute Psychiatrien/psych. Stationen geben - in Wien angeblich im AKH (Allgemeines Krankenhaus), aber dort war ich noch nie. Außerdem muss man es auch nicht so negativ sehen wie ich, indem man sagt, dass alles nichts bringt, wenn die Härtefälle mit denen man zusammen war, entweder tot, drogensüchtig oder in der Frühpension (halbtot vegetierend) sind...vielleicht ist das der gute Erfolg von dem immer gesprochen wird, bevor man als suizidgefährdeter Mensch zum ersten Mal in dieses Sch****haus gebracht wird?
Hail to the king, baby

Benutzeravatar

Hope67
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 228

Beitrag Mi., 22.04.2009, 16:56

Also... ich möchte gern daran glauben, das der gute Erfolg bei DEN Menschen eintreffen kann und verzeichnet wird, die noch nicht ganz zu sehr im Sumpf der eigenen Psyche untergetaucht sind und denen noch geholfen werden kann.
Leider (ja wirklich sehr sehr leider) gibt es auch diejenigen, an die kein Rankommen möglich ist.

Und ob denen nun mit Ruhigstellung, Medikamenten und Fixierung geholfen werden kann, wage ich zu bezweifeln.
kann man das eigentlich mit körperlich geschädigten Menschen vergleichen, die mit Wiederbelebungsmassnahmen ins Leben zurückgeholt werden? Da wird ja auch auf Teufel komm raus beatmet und herzmassiert. Ob die nun wollen, oder nicht.
Vielleicht ist es ja auch der Eid des Hippokrates der die Ärzte handeln lässt. Bei psychisch Kranken ist das wahrscheinlich schwerer als man es je nachvollziehen kann. Ehrlich!? Ich weiss es nicht....

Werbung

Benutzeravatar

Hope67
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 228

Beitrag Fr., 24.04.2009, 06:30

Kerazaza4lib ... wie gehts Dir heute? Liest Du noch mit?

Benutzeravatar

Eleven
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 27
Beiträge: 129

Beitrag Fr., 24.04.2009, 08:03

Hope67 hat geschrieben:die noch nicht ganz zu sehr im Sumpf der eigenen Psyche untergetaucht sind und denen noch geholfen werden kann.
Ich bin ganz deiner Meinung, nur was haben solche Leute in einer Psychiatrie verloren? Die Gefahr hinterher noch geschädigter zu sein, ist gegeben.
Hope67 hat geschrieben:Leider (ja wirklich sehr sehr leider) gibt es auch diejenigen, an die kein Rankommen möglich ist.
Die gibt es, trotzdem quält man sie, und alles unter dem Deckmantel der Menschenfreundlichkeit.
Hope67 hat geschrieben:Vielleicht ist es ja auch der Eid des Hippokrates der die Ärzte handeln lässt.
Es ist der Kontostand am Monatsersten, denn ein vernünftiger Mensch würde einsehen, dass der Schaden in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Ich für meinen Teil brauche jetzt (u.a.!!!) eine Therapie von der "Therapie", weil der Schaden, den ich vor 7/8 Jahren genommen habe, enorm ist, und meine gesamte Denkweise umgedreht hat, doch wen interessiert es?
Hail to the king, baby

Benutzeravatar

littlebuddha
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 25
Beiträge: 683

Beitrag Di., 28.04.2009, 12:26

Möglicherweise gibt es auch gute Psychiatrische Anstalten.
Mein Erleben in den fünf Wochen waren sehr schlecht. Graue, enge Gänge. Keine Blumen, kein Grün. Nix. Nur ein Fernseher und so ein Fahrradsportgerät (hab vergessen wie das heißt), auf dem aber nie einer saß. Das Hilfspersonal hatte gar kein echtes Interesse für die Patienten, erzählte uns nur stereotyp dass wir so krank seien und die Psychodrogen nehmen sollen. Ich kann mir nicht vorstellen wie das einem psychisch leidenden helfen soll wenn man ihm/ihr die ganze Zeit erzählt er sei schwer krank. Ja, ich weiß, "Krankheitseinsicht" - aber ist es denn eine Krankheit im medizinischen Sinne? Ich bezweifle das.

Na, einer war drin, der brachte sich um. Sprang aus dem Fenster im 10. Stock. Ich sprach manchmal mit ihm, er war sehr depressiv. Das hat mich erst mal umgehauen.

Ich denke es wäre viel nützlicher und sinnvoller, einen Patienten mit Menschen zusammen zu bringen, die ihn als Menschen und nicht als Geisteskranken wahrnehmen und respektieren. Eingepfercht mit dutzend anderen psychisch Leidenden - was soll das? Denken die wirlich man kann gesund werden wenn man umgeben ist von Menschen die ebenso schwer leiden wie man selbst? Helfen konnten wir uns auf der Station gegenseitig eh nicht. Ich empfand es als sehr belastend, mit all diesen ebenso leidenden zusammen zu sein.

Zum Thema Zwangsbehandlung etc.: Ich finde es äußerst verständlich, wenn ein geistig Leidender aggressiv wird und sich wehrt, wenn plötzlich vier Pfleger mit Gewalt kommen und ihn/sie zu etwas bringen wollen was er/sie nicht will. Das ist eine Extremsituation, meiner Meinung, und sollte als solche gesehen werden. Gerade ein psychisch Leidender der vielleicht sehr unklar im Kopf ist, ist halt sehr empfindlich. bzw. reagiert unangemessen in solchen Situationen.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

Benutzeravatar

Eleven
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 27
Beiträge: 129

Beitrag Fr., 01.05.2009, 18:13

littlebuddha hat geschrieben:Graue, enge Gänge. Keine Blumen, kein Grün. Nix. Nur ein Fernseher und so ein Fahrradsportgerät
Unterliegen Psychiatrien einer Corporate Identity? So sieht es auf "meiner" Station auch aus.
littlebuddha hat geschrieben:Das Hilfspersonal hatte gar kein echtes Interesse für die Patienten
Bei uns auch nicht, aber rauchen, lachen und fressen haben sie können, in ihrem Aufenthaltsraum.
littlebuddha hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen wie das einem psychisch leidenden helfen soll wenn man ihm/ihr die ganze Zeit erzählt er sei schwer krank.
Das weiß ich auch nicht, aber im Otto Wagner Spital erzählen dir die Ärzte sogar, ab wann du wieder gesund bist. Das ist überhaupt der Hammer.
littlebuddha hat geschrieben:Na, einer war drin, der brachte sich um. Sprang aus dem Fenster im 10. Stock.
Eine Frau aus meiner ersten Gruppentherapierunde hat sich auch umgebracht...und der Therapeut wollte am darauffolgenden Gruppentherapietag so tun, als wenn nichts gewesen wäre, aber da hat er die falsche Gruppe erwischt.
littlebuddha hat geschrieben:...die ihn als Menschen und nicht als Geisteskranken wahrnehmen und respektieren
Ja, wie wahr, aber es gibt sie, diese Menschen. (Blöderweise kündigen die meisten von denen nach einer Zeit - weil sie es auch nicht aushalten, wie die Realität in der Psychiatrie aussieht?)
littlebuddha hat geschrieben:Denken die wirlich man kann gesund werden wenn man umgeben ist von Menschen die ebenso schwer leiden wie man selbst?
Was wäre die Alternative? Einzelhaft für Verrückte? Ich bin froh, dass ich Mitpatienten hatte, denn wo keine Freude ist, muss man sich soweit es geht Spaß selber machen, und das ging stellenweise gut (weil andere Menschen da waren). Eigentlich hat sich nach der Psychiatrie-Enquête aus dem Jahr 1975 schon viel verändert. Früher ist es noch (viel) schlimmer gewesen, aber ich bin zuversichtlich - vielleicht kommt mal irgendein Menschenfreund daher und verbessert die Situation in deutschen und österreichischen Psychiatrien noch weiter...und weiter...und weiter?
littlebuddha hat geschrieben:Helfen konnten wir uns auf der Station gegenseitig eh nicht. Ich empfand es als sehr belastend, mit all diesen ebenso leidenden zusammen zu sein
Was wäre die bessere Alternative? Diese Frage stelle ich dir, obwohl ich dich verstehen kann, weil es mir nicht besser ging. Einzelcoaching ist unfinanzierbar.
littlebuddha hat geschrieben:Zum Thema Zwangsbehandlung etc.:
Sehr gut. Ich hätte es nicht besser schreiben können, aber mir kommt gerade so ein Gedanke. Ob das vor Gericht als mildernder Umstand gilt, wenn man so wie ich eine Nahkampftechnik beherrscht, und ev. als der Stärkere hervorgeht? Ich glaube nicht. Man ist allgemein gut beraten, wenn man das tut, was die Schweine von einem wollen, und ruhig bleiben ist auch ein guter Tipp - dann sind die es auch, und können weiter in ihrem Kammerl rauchen, saufen, pokern(?), sich gegenseitig anflirten, oder was die sonst noch Nichtsnützliches während ihrer Arbeitszeit tun. Irgendwann kommt man wieder raus.
Hail to the king, baby

Benutzeravatar

Hope67
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 228

Beitrag Fr., 01.05.2009, 21:27

Würde ich Euch zu sehr zunahe treten wenn ich frage, unter welchen Umständen Ihr in diesen furchtbaren Psychatrien "gelandet" seid?

Und würde ich Euch zunahe treten wenn ich frage, wie Ihr da wieder rausgekommen seid? Mir hat die Gruppentherapie eigentlich ganz gut geholfen. Auch wenn es manchmal ziemlich anstrengend war meinen Mitpatienten meine Aufmerksamkeit zu schenken und mein eigenes Problem in den Hintergrund zu stellen Durch die Betrachtung anderer Probleme wurde bei mir mancher Knoten gelöst; weil ich dadurch auf wichtige Sichtweisen gebracht wurde was mich selbst betraf. Allerdings meine ich auch, das man nicht alles und jeden zu sehr an sich heranlassen sollte.

Wie kann es übrigens sein, das die Fenster in dieser Einrichtung zu öffnen waren? Unverantwortlich !!!

Ich wünsche Euch
ein schönes Wochenende
Hope

Benutzeravatar

littlebuddha
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 25
Beiträge: 683

Beitrag Mi., 06.05.2009, 11:29

Hallo Hope67!
Hope67 hat geschrieben:Würde ich Euch zu sehr zunahe treten wenn ich frage, unter welchen Umständen Ihr in diesen furchtbaren Psychatrien "gelandet" seid?
ich ging einfach zum Psychiater wegen wachsenden psychischen Problemen, und der ließ mich sofort einweisen. Er ließ sogar den Notarzt in seine Praxis holen, obwohl ich hätte selbst in die Klinik fahren können (ich war ganz sicher nicht selbstmordgefährdet oder sonstwie eine Gefahr für andere). Ich bin mir sogar sicher dass die fünf Wochen in der Klinik absolut unnötig waren - es hätte gereicht mir die Psychopillen zu geben. Warum also gleich Klinik? Hm, das werde ich wohl nie erfahren...
Eleven hat geschrieben:Das weiß ich auch nicht, aber im Otto Wagner Spital erzählen dir die Ärzte sogar, ab wann du wieder gesund bist. Das ist überhaupt der Hammer.
Das ist echt der Hammer. Von oben verordnete Gesundheit und Krankheit. Autoritärer geht es wohl nicht.
Eleven hat geschrieben:und der Therapeut wollte am darauffolgenden Gruppentherapietag so tun, als wenn nichts gewesen wäre, aber da hat er die falsche Gruppe erwischt.
In deiner Klinik gab es Therapeuten???? Bei uns gab es nur alle paar Tage mal so eine Gruppensitzung, etwa 30 Min nach dem Frühstück, wo jeder sagen konnte wie es ihm gerade geht. Und ab und an kurze Gespräche mit den Ärzten (ca. 15min). Da ging es auch nur darum wie es einem gerade so geht. Wir bekamen morgens vorm Frühstück immer so eine komische "Schwunggymnastik" und ein oder zwei mal die Woche eine sinnlose Ergotherapie. (Für mich war das nix; ich halte davon wirklich nix)

Den Großteil der Zeit, also ca. 14 Stunden täglich, lag ich im Bett rum und schlief, döste oder versuchte was zu lesen oder etwas Musik zu hören. Rausgehen durfte ich nicht allein (warum um Gottes willen haben die mich in die Geschlossene gebracht????? Ich kann mich nicht erinnern Suizidgedanken gehabt zu haben oder irgendwie Aggressionen geäußert zu haben). Draußen im Klinikpark habe ich mich irgendwie komisch gefühlt, so frei und ungeschützt, drinnen habe ich mich eingeschlossen und elend gefühlt.

Als ich nach fünf Wochen raus kam, war ich körperlich sehr schwach durch das stänidge schlafen und rumliegen. Es hat Monate gedauert, bis ich wieder halbweges fitt war. Treppensteigen war schon ziemlich anstrengend. Ich hatte eine mehrmonatige mittelstarke Panik vor menschlichen Kontakt entwickelt, der vorher nicht so stark war (Panik wenn ich mit einem Menschen reden sollte oder gemeinsam am Tisch essen) und die ich nur schwer unter Kontrolle hatte. Das hatte ich so vorher nicht, ich vermute es kommt von den Pillen.
Eleven hat geschrieben:Was wäre die bessere Alternative?
Es klingt utopisch und ist es wohl auch, aber zu Menschen zu kommen die "gesund" sind und dennoch psychisch labile Menschen aufnehmen und pflegen stelle ich mir gut vor. Auch um in Kontakt zu den "Gesunden" zu bleiben.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
kerazaza4lib
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 16
Beiträge: 31

Beitrag Sa., 16.05.2009, 09:42

Hope67 hat geschrieben::roll: Kerazaza4lib ... wie gehts Dir heute? Liest Du noch mit?

ja natürlich lese ich noch mit

es geht mir gut ich spiel überhaupt nicht mehr wow weil es mir zu langweilig geworden ist bin nun fast nie mehr vorm Pc aber ja ich lese mit


(und nein glaube kaum das mir die Psy bei dem "entzug" geholfen hat)
„Wir bekamen willkürliche Phantasiediagnosen, waren rechtlos, galten als vernunftlos und wurden wie Versuchstiere gehalten.“
(dies ist nicht meine aussage sie stammt von einem ehemaligen Patienten)

Benutzeravatar

Eleven
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 27
Beiträge: 129

Beitrag Do., 04.06.2009, 10:43

Hallo Hope67!

Ich habe mich überreden lassen. Wenn Psychiater sonst nichts können, Hoffnung machen können sie. Dieses Ding hat auf jeden Fall Spuren hinterlassen. Heute beschäftige ich mich damit, warum ich mich überreden ließ, wobei es dafür sogar soetwas wie eine Schuldfrage zu klären gilt. Ist der Lügner schuld oder derjenige, der sich um den Finger wickeln lässt? Egal, wie die Antwort ausfällt, ich kann schwer damit leben. Deswegen lautet meine Empfehlung an alle, die von sich selbst behaupten etwas naiv zu sein: lasst euch nichts einreden! Psychiater können euch Hoffnungen machen und euch irgendwelche mystischen Lösungen prophezeien, aber wenn ihr in euch hört, und ihr hört, dass es für eure Probleme keine Lösungen gibt, dann gibt es sie einfach nicht. Hört auf euch oder der richtige Alptraum könnte euch (wie mir) noch bevorstehen.
Hail to the king, baby

Benutzeravatar

littlebuddha
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 25
Beiträge: 683

Beitrag So., 07.06.2009, 20:11

kerazaza4lib hat geschrieben:Psychiater können euch Hoffnungen machen und euch irgendwelche mystischen Lösungen prophezeien, aber wenn ihr in euch hört, und ihr hört, dass es für eure Probleme keine Lösungen gibt, dann gibt es sie einfach nicht.
Ich sehe das nicht mehr ganz so kritisch. Allerdings hat mir mein Psychiater auch immer wieder erzählt, das Zyprexa "heilt" (er sagte es wortwörtlich so). Nun weiß ich auch aus eigener Erfahrung, dass nach so langen Jahren nichts geheilt wurde - es ging mir wohl besser in der Zeit, das stimmt wohl; aber das "mystische Versprechen" der Heilung, so dass ich die Tabs nun nicht mehr brauche und nicht mehr gestört bin, trat nicht ein.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

Benutzeravatar

Eleven
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 27
Beiträge: 129

Beitrag Mo., 08.06.2009, 12:13

Ich kann mich leider nicht so leicht damit abfinden, dass ich immer wieder die gleichen Zustände erlebe.
Hail to the king, baby

Benutzeravatar

amafreud
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 33
Beiträge: 22

Beitrag Mi., 10.06.2009, 13:13

Hmmm...als Medizinstudentin macht es mich traurig, Eure Erzählungen und Beschreibungen von div. Anstalten zu lesen. Habe auf eine Psychiatrie in Wien famuliert und kann von solchen Zuständen wie Ihr es erzählt, nicht berichten, kann mir aber durchaus vorstellen, dass es so zugehen kann!!!
Ich finde Psychiatrie ein unglaublich diffiziles Fach der Medizin. Ein Stiefkind der Gesellschaft, denn psychisch krank zu sein ist in unserer Gesellschaft noch immer ein tabu, ergo schlechte Bezahlung durch Krankenkassa, schlechtes Ansehen, oft frustrane Therapieversuche (man kann nicht einfach "raussschneiden"), die "Compliance" des Patienten fehlt oft durch mangelnde Krankheitseinsicht (keine Laborwerte, keine Röntgenbilder etc. als "Beweis" der Krankheit). d.h. Netzbett, Fixierung, Sedierung, Unterbringung...ergibt frustriertes Personal.
Menschenverachtende Ärzte habe ich aber leider auch schon in anderen Fächern der Medizin beobachten können, vor allem dort wo sich die Patienten nicht wehren können (zB Intensivmedizin!). Ärzte und anderes med. Personal sind auch nur Menschen, manchmal sogar schlechte Menschen. Leider.
Ist hier nicht als Entschuldigung für sadistisches medizinisches Personal gedacht. Möchte nur vor einer Verallgemeinerung warnen!
Schon mal die Patientenanwaltschaft kontaktiert?
LG

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag