Depressionen, Angstzustände, extreme Angst vor Nähe

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jennyfer
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Beitrag Di., 31.03.2009, 19:14

Hallo Traumstern!
Traumstern hat geschrieben: Mein Mann kommt gleich nach Hause und ich könnte aus dem Fenster springen. Dabei tut er mir gar nichts. Er ist sehr lieb und eben sehr verletzt, dadurch, dass ich schon viele Jahre kaum Nähe zulassen kann und seit einigen Wochen überhaupt nicht mehr.
WAS hat sich in den letzten Wochen in Dir verändert? Was steigerte Deine Angst in seiner Nähe?

Als ich mich meinem Trauma stellte, bekam ich Angst vor meinem Mann. Ich schlief in abgesperrtem Schlafzimmer, und er auf dem Sofa. "Er" musste für mein Trauma herhalten (habe ich erst im Nachhinein erkennen können). Ich träumte das "Er" mich vergewaltigt und die Sachen grausam flüstert, die ein anderer flüsterte. Was ich Dir damit auf deinen Weg geben möchte ist, Dein Mann kann für dich für etwas stehen, was dir noch nicht bewusst sein könnte. Also hast du vllt gar nicht vor IHM Angst. Damit er nicht zum ungewollten Opfer wird, würde ich an deiner Stelle meinem Therapeuten mitteilen, wie schlimm es gerade um dich steht. Ohne Umschweife. Ich lese darin mehrere Gefahren für eure Familie heraus.

Traumstern hat geschrieben:

Wenn diese Angst vor der Nähe meines Mannes und die Angst, ihn zu verletzen nicht wäre, könnte ich die Angst und die Depressionen eher aushalten
Das meine ich unter anderem.


Vllt kannst du etwas für Dich damit anfangen.


Ich wünsche dir viel Kraft, und Vertrauen in Dich.

Liebe Grüße

jennyfer_
Zuletzt geändert von jennyfer am Di., 31.03.2009, 19:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Traumstern
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Beitrag Di., 31.03.2009, 19:15

@ candle,

ja, eine Klinik, da dachte ich auch am Wochenende dran. War verlockend.

Aber es wird schwierig, das mit meinen Kindern und der Arbeit meines Mannes unter einen Hut zu bringen. Meine Kinder sind noch relativ klein (5 und 6 (fast 7) Jahre).

Und dann habe ich nach dem Desaster von damals in der Klinik nie wieder Vertrauen zu einem Therapeuten aufbauen können. Und ich kann im Moment nicht auf meinen Therapeuten verzichten. Ich habe (nach vielen missglückten begonnenen Therapien ohne Vertrauen) jetzt endlich einen Menschen gefunden, dem ich vertraue. Und ich kann auf diesem Halt nicht über eine längere Zeit verzichten. Und das müsste ich auch in einer Klinik, wo viele Therapeuten sind, die vielleicht (wie damals auch) keine Ahnung haben. (Ist nicht persönlich gemeint, aber so eine Vergangenheit prägt einen Menschen sehr).

Liebe Grüße
Traumstern
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„Ich bin mir selbst zur Frage geworden.“ (Augustinus)

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candle
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Beitrag Di., 31.03.2009, 19:20

Meinst Du nicht, dass Du schnell wieder vertrauen kannst, nachdem Du es bei diesem Therapeuten auch so schnell konntest?

Ich finde es schon interessant, dass Du von mißglückten Therapien sprichst wo es doch offenbar an Dir lag kein Vertrauen zu fassen.
Alles sehr widersprüchlich für mich.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Traumstern
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Beitrag Di., 31.03.2009, 19:39

Liebe Jennyfer,
jennyfer hat geschrieben:WAS hat sich in den letzten Wochen in Dir verändert? Was steigerte Deine Angst in seiner Nähe?
Nachdem ich eine Therapie begonnen habe, habe ich versucht, mich bewusster wahrzunehmen. Und dann begann die Angst (aber noch nicht die Angst vor Nähe). Und je mehr da aus mir "raussprudelte" an Infos (ich kann es nicht stoppen, es will raus), um so mehr zog ich mich zurück. Ich habe also jetzt jede Menge Infos, die mich nur noch mehr verwirren. Es muss da eine oder mehrere Dinge geben, die alles irgendwie miteinander verbinden.
jennyfer hat geschrieben:WAS hat sich in den letzten Wochen in Dir verändert? Was steigerte Deine Angst in seiner Nähe?
Wie gesagt, es ist nicht nur die Angst vor seiner Nähe, sondern generell die Angst vor Nähe. Nur als Partner ist er mir natürlich am nächsten und könnte mich moralisch am ehesten dadurch, dass ich ihn verletzte, unter Druck setzen, weil ich ihm auf keinen Fall weh tun will. Und so setzte ich mich selbst sehr unter Druck.
jennyfer hat geschrieben:Als ich mich meinem Trauma stellte, bekam ich Angst vor meinem Mann. Ich schlief in abgesperrtem Schlafzimmer, und er auf dem Sofa.
Ich ziehe mich auch sooft ich kann, in mein Zimmer zurück (Gott sei Dank habe ich eine Rückzugsmöglichkeit). Abends muss ich mich zwingen, in unser gemeinsames Schlafzimmer zu gehen, wobei ich es zur Zeit so lege, dass wir nicht zur gleichen Zeit schlafen gehen.
jennyfer hat geschrieben:Dein Mann kann für dich für etwas stehen, was dir noch nicht bewusst sein könnte. Also hast du vllt gar nicht vor IHM Angst.
Wahrscheinlich hast du recht. Dadurch, dass ich so viel Kraft auf diese Angst und Panik vor Nähe investiere, kann ich an den anderen Dingen, die sehr wichtig sind, nicht weiterarbeiten.

Ich habe morgen einen Termin bei meinem Therapeuten und werde es natürlich auf jeden Fall ansprechen. Ich habe ihm vorab schon schriftliche Infos vorbeigebracht. Und jetzt stehen auch noch Osterferien bevor. So ein Sch...... Es kommt immer alles zusammen. Aber da können hier wahrscheinlich alle ein Lied von singen.

Ich danke dir.

Liebe Grüße
Traumstern
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candle
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Beitrag Di., 31.03.2009, 19:47

Hattest Du denn nun mit Deinem Mann gesprochen?

Warum nutzt Du nicht dieses Rückzugzimmer. Du kannst doch erstmal für Dich da Raum schaffen.

Wie soll auch jemand verstehen, wenn Du doch immer wieder ins Bett zurückkrabbelst.

candle
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Traumstern
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Beitrag Di., 31.03.2009, 19:49

Hallo Candle,
candle hat geschrieben:Meinst Du nicht, dass Du schnell wieder vertrauen kannst, nachdem Du es bei diesem Therapeuten auch so schnell konntest?
Nein, nach ca. 11 Jahren Suche konnte ich niemandem vertrauen. Ich habe auch Therapien nach ca. 10 - 12 Stunden abgebrochen, wo sich kein Vertrauen aufbauen ließ.
Ich hatte wahrscheinlich dieses Mal nur Glück, dass die Chemie einfach gestimmt hat.
Ich weiß, ich hatte noch nicht so viele Stunden bei ihm. Aber bei unserem ersten Gespräch wusste ich, dass er der richtige ist. Ich habe dann ca. 1/2 Jahr auf einen Platz gewartet, habe regelmäßig mit ihm telefoniert. Und mein Gefühl hat mich nicht getrogen.

Natürlich lag es an mir, dass ich kein Vertrauen aufbauen konnte. Da stehe ich auch zu. Aber jetzt konnte ich es und daran halte ich fest.

Ich kann da keinen Widerspruch entdecken.
Wenn du nach so vielen Jahren Suche einen Therapeuten entdeckst, wo du dich aufgehoben und geborgen fühlst, hälst du ihn fest.
Ich werde mich nicht mehr damit zufrieden geben, "ja, die ist ja ganz nett, die Therapeutin, das wird schon im Laufe der Zeit". Es funktioniert so (zumindest bei mir) nicht. Es lohnt sich einfach zu suchen, bis man das "Deckelchen zum Töpfchen" auf therapeutischer Ebene gefunden hat.

Liebe Grüße
Traumstern
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Traumstern
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Beitrag Di., 31.03.2009, 19:55

@ candle,
candle hat geschrieben:Hattest Du denn nun mit Deinem Mann gesprochen?
Ja, ich habe mit ihm gesprochen:
Traumstern hat geschrieben:Er sagte mir eben, dass es für ihn im Moment in Ordnung ist, das mit dem Abstand, er muss jetzt erstmal für sich versuchen, damit klarzukommen, dann ist es in Ordnung.
Das hilft mir erstmal.
candle hat geschrieben:Warum nutzt Du nicht dieses Rückzugzimmer. Du kannst doch erstmal für Dich da Raum schaffen.
Das nutze ich ja sofern irgend möglich. Einen Großteil des Tages bin ich in diesem (einigermaßen) geschützten Raum.
candle hat geschrieben:Wie soll auch jemand verstehen, wenn Du doch immer wieder ins Bett zurückkrabbelst
Ich schlafe nur in meinem Bett, weil ich meinen Mann sonst noch mehr verletzen würde.

LG
Traumstern
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candle
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Beitrag Di., 31.03.2009, 20:06

Traumstern hat geschrieben: Ich schlafe nur in meinem Bett, weil ich meinen Mann sonst noch mehr verletzen würde.
Ich würde sagen, verletzén tuen unklare Regelungen.

Was soll er denn denken, wenn Du Abstand brauchst und doch bei ihm schläfst.

Da mußt Du schon mal konsequent sein.

candle
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Taffi
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Beitrag Di., 31.03.2009, 20:06

Liebe Traumstern,

wenn der Druck alles noch viel schlimmer macht, kannst du ja viell. genau da ansetzen. Du kannst dich durch dein eigenes Zimmer der Nähe entziehen, aber deine Erwartungen an dich selbst und den daraus resultierenden Druck nimmst du dorthin mit.
Traumstern hat geschrieben:Ich sehe, dass ich ihn verletzte und will es gar nicht, und das macht mir sehr zu schaffen und lässt mich nicht abschalten.
Man verletzt bewusst (unbewusst) den Menschen, mit dem man sein Leben teilen möchte.
Ja, man verletzt wissentlich und unwissentlich die Menschen, die einem nahe stehen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche - und es passiert wohl auch in ähnlicher Regelmäßigkeit. Das ist zwar schade, aber unvermeidbar, wenn man gut für sich selbst sorgt.

Du musst deinen Mann nicht vor Verletzungen schützen. Er kann sie aushalten! An diesem Punkt ist er für sich selbst verantwortlich, nicht du. Du bist/wärst damit ja auch heillos überfordert.

Ich weiß, es ist schwer, sich in einer engen Beziehung angemessen abzugrenzen - innerlich wie äußerlich. Aber das wäre ein Weg, den Druck loszuwerden.

Ganz liebe Grüße
Taffi
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

"Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht." Carlo Levi

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Traumstern
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Beitrag Di., 31.03.2009, 21:27

Liebe Taffi,
Taffi hat geschrieben:wenn der Druck alles noch viel schlimmer macht, kannst du ja viell. genau da ansetzen. Du kannst dich durch dein eigenes Zimmer der Nähe entziehen, aber deine Erwartungen an dich selbst und den daraus resultierenden Druck nimmst du dorthin mit.
Das mache ich. Ich kann es auch nicht ertragen, wenn er sich in meinem (kleinen) Zimmer auf meinen Sessel "niederlässt". Das hat er letzte Woche einmal gemacht ich musste das Zimmer fluchtartig verlassen. Ich habe es nicht ausgehalten. Als ich aus dem Zimmer rauswar, habe ich es ihm erklärt. Er hat es damals nicht so ganz verstanden, hat sich aber danach gerichtet.
Das ist MEIN Raum, MEINE Rückzugsmöglichkeit. (Ich bin normalerweise ein überhaupt nicht egoistischer Mensch )
Ich denke sonst eher noch an meine Kinder und ihn wie an mich.
Taffi hat geschrieben:Du musst deinen Mann nicht vor Verletzungen schützen. Er kann sie aushalten! An diesem Punkt ist er für sich selbst verantwortlich, nicht du. Du bist/wärst damit ja auch heillos überfordert.
Das ist möglicherweise das Problem. Ich hatte Angst, dass ich ihn damit überforderre und dass er es eben nicht oder nur sehr schlecht aushalten kann (wegen unserer Vergangenheit s.o.).
Taffi hat geschrieben:Ich weiß, es ist schwer, sich in einer engen Beziehung angemessen abzugrenzen - innerlich wie äußerlich. Aber das wäre ein Weg, den Druck loszuwerden.
Das werde ich morgen bei meinem Thera ansprechen.
Da es mich so extrem belastet, wird das wohl erst mal ein Hauptthema sein.

Hast du auch solche Erfahrungen gemacht, liebe Taffi?

Liebe Grüße
Traumstern

Übrigens: Ich steh gar nicht auf Medis, aber mit ihnen kann man endlich mal wieder ein bisschen klarer denken, Adumbran sei Dank.
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elisa
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Beitrag Di., 31.03.2009, 22:07

Traumstern hat geschrieben: Ich bin normalerweise ein überhaupt nicht egoistischer Mensch
Egoismus ist nicht per se schlecht. Im Gegenteil: egoistisch sein bedeutet ja auch, dass du auf dich selbst gut schauen kannst. Insofern gehört Egoismus auch zu einem liebvollen Umgang mit sich selbst. Und eine gesunde Portion Egoismus braucht man auch, um sich abgrenzen zu können.

lg, elisa

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Traumstern
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Beitrag Di., 31.03.2009, 22:20

Tja, liebe Elisa, das ist eines meiner Probleme.
Aber ich arbeite daran.
Mein Zimmer verteidige ich ja auch schon gegen meinen Mann und meine Kinder.

Liebe Grüße
Traumstern
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Taffi
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Beiträge: 484

Beitrag Mi., 01.04.2009, 09:06

Liebe Traumstern,

ja, ich hab selber auch schon ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Wahrscheinlich ergeht es den meisten Menschen (speziell den meisten Frauen) so. Wenn ich mich so umsehe, sehe ich nämlich nur wenige Kinder/Mädchen, die sich schon in ihren jungen Jahren abgrenzen dürfen und es deshalb nicht erst später mühsam lernen müssen.
Traumstern hat geschrieben:Ich hatte Angst, dass ich ihn damit überforderre und dass er es eben nicht oder nur sehr schlecht aushalten kann (wegen unserer Vergangenheit s.o.).
Ich verstehe deine Angst. Meiner Erfahrung nach erweisen sich jedoch gerade die Menschen, von denen wir es am wenigsten erwarten, als ziemlich zäh
Bei mir war es so, dass mein Umfeld erst einmal recht verstört und verletzt auf meine ersten ernsthaften (und unbeholfenen) Abgrenzungsversuche reagiert hat. Es wurde unbequem für die meisten Leute, als ich damit anfing. Es war eine Weile sehr schwer, anstrengend und beängstigend für mich, bei meinen Grenzen zu bleiben. Ich fürchtete, als egoistisch und böse zu gelten. Ich hatte Angst, nicht mehr liebenswert für andere zu sein. Und den anderen ging es ganz genauso. Sie fühlten sich ungeliebt durch mein Abgrenzen. Rückblickend war das aber eine recht kurze Phase, als ich sie einmal durchhielt (Ich brauchte ein paar Anläufe, weil ich quälende Schuldgefühle hatte). Die allermeisten Kontakte haben sich im Endeffekt für beide Seiten enorm verbessert. Zugegeben, einige wenige brachen aber auch ab.

Für meine Familienmitglieder (und manche Freunde) steckte in meiner Verhaltensänderung eine Entwicklungsaufgabe und -möglichkeit: Sie mussten und konnten lernen, dass meine Abgrenzung, mein Nein zu etwas keine Absage an sie als ganze Personen ist; dass meine Abgrenzung nichts gegen sie, sondern etwas für mich ist und sie das deswegen nicht persönlich nehmen müssen. Aber klar, ich musste es aushalten, wenn sie es doch taten. Einige haben dadurch selber gelernt, sich zu spüren und abzugrenzen.

Mir hat das Abgrenzen dabei geholfen, aus dieser permanenten Überforderung und dem Druck auszusteigen. Das war sooo ein befreiendes Gefühl! Endlich mal wieder durchatmen, kein ständiges Herzklopfen mehr haben... Das war (und ist noch) der Himmel auf Erden für mich.

Die Alternative dazu ist die Depression. Und in ihrem Schlepptau die Angst, der Druck, die Überforderung...

Ein ganz einfühlsames Buch, das mir enorm geholfen hat, war Josef Giger-Bütler: Sie haben es doch gut gemeint - Depression und Familie. Vielleicht kannst du es dir mal in der Bibliothek ausleihen...?

Nur mal kurz aus einer Rezension des Folgewerkes Endlich frei: Schritte aus der Depression zitiert (Ich glaub, es ist egal, welches Buch du dir ausleihst, wenn du es tun solltest):
Verhaltensweisen der ständigen Überforderung und der laufende Blick auf andere Menschen. Es handelt sich bei depressiven Menschen wirklich fast ausschließlich um Andere. (...) Und das alles ohne sich selbst zu kennen. Seine eigenen Gefühle, seine Bedürfnisse, seine Wünsche. (...) Die Hilflosigkeit auf der einen Seite und den Zwang zum "Müssen" auf der Anderen.
Dieser letzte Satz spiegelt m.E. auch wider, wie es dir mit dem Nähebedürfnis deines Mannes geht: Du kannst es nicht befriedigen, erträgst es nicht, aber du glaubst zu müssen und fühlst dich schlecht, wenn du es nicht tust. Also befriedigst du es so gut wie irgendwie möglich - bis zum Zusammenbruch bzw. bis hin zu den Panikattacken, die kommen, noch bevor dein Mann zu Hause ist. Du kannst selber nicht mehr spüren, ob du Nähe herstellen willst, weil du glaubst, du musst. Das Müssen erdrückt jedes Wollen. Vielleicht liegt also auch bei dir der Wunsch nach Nähe darunter?
Deine Angst zeigt dir den Weg, du Liebe.

Ich hoffe, du hast/hattest eine gute, hilfreiche Thera-Stunde!

Ganz lieben Gruß
Taffi
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Traumstern
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Beitrag Mi., 01.04.2009, 15:04

Liebe Taffi,

das hört sich alles so richtig an, doch ist auch im Moment meine Angst wieder so akut, dass ich nicht denken kann, die Angst bestimmt mein Sein im Moment.

Aber es stimmt: Richtig akut wurde es dieses Mal bei mir, als ich nach einer Thera-Stunde anfing, mich bewusst wahrzunehmen, auf und in meinen Körper zu hören.

Und mein Thera ist wahrscheinlich jetzt zwei Wochen weg. Dann sehe ich ihn (gerade in so einer schweren Phase) drei Wochen nicht.

Den Termin heute habe ich um 19.00 UIhr.

So ein Mist .......

Danke und liebe Grüße
Traumstern
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Traumstern
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Beitrag Do., 02.04.2009, 20:43

Liebe Taffi,

die Therastunde gestern war beruhigend. Er ist nicht in Urlaub und ich habe am Montag schon wieder den nächsten Termin.
Als ich das erfahren habe, war meine Angst gleich wesentlich besser. Da sieht man es mal wieder. Es ist besser, erst zu fragen und sich dann verrückt zu machen (oder auch nicht).

Das Hauptthema in der Stunde war natürlich diese extreme Angst. Und wie ich damit noch umgehen kann.

Ich finde es sehr erleichternd, dass mein Mann jetzt einen gewissen Abstand zu der Sache haben kann. Das erleichtert es mir auch. Ich habe gemerkt, wo er sich nicht mehr so klammert und mir meinen Freiraum lässt, kann ich wieder viel mehr Nähe zu ihm zulassen (jetzt nicht soooo nah, aber ich kann mich wieder mit ihm unterhalten... das ging alles nicht mehr).

Danke.

Liebe Grüße
Traumstern
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