Muss einem der Therapeut sympathisch sein?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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Anfänger
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Beitrag So., 29.03.2009, 23:03

kalt hat geschrieben: ...du bist ihm intellektuell überlegen...aber vielleicht emotional unterlegen...und dass du gleich eine "emotinale fliegenfalle" erwartest, wie oben beschrieben, könnte das bestätigen
Ich habe ja den Namen Anfänger nicht von ungefähr gewählt, ich weiss dass ich emotionale Defizite habe. Ich habe viel zu lang gedacht, dass ich dieses Manko über den Intellekt ausgleichen kann. Bin halt auch schon an der einen oder anderen ausgelegten Leimrute kleben geblieben, obwohl mir rational klar war was vorging.

Vielen Dank für deine Antwort, ich wünsche dir viel Kraft beim Begleiten deiner Mutter und viel Erfolg in deiner Therapie.

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Suzanne
Helferlein
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Beiträge: 69

Beitrag Mo., 30.03.2009, 00:25

Lieber Anfänger!
Liebe anderen!

Das ist ein recht spannender, weil sehr interessanter und aufschlussreicher Thread mit einigen sehr klugen und hilfreichen Meinungen und schönen und anschaulichen Sprachbildern.

Bilder können für "Kopfgesteuerte", zu denen ich mich auch zähle, im Übrigen sehr hilfreich sein, da sie über eine ganz andere (archaische und symbolische) Ebene (an)sprechen, als über die des analytisch-logischen Verstandes.

Letzterer kann - wie so vieles - sowohl ein gutes Werkzeug und Hilfsmittel sein, als auch der emotionalen, intuitiven und kreativen Sichtweise und der (Weiter-)Entwicklung eines "guten Bauchgefühls" im Wege stehen (muss es aber nicht!).
Es kommt eben immer darauf an, wie man ihn einsetzt und wofür man ihn verwendet (das gilt ganz allgemein und natürlich erst recht innerhalb der Therapie).

Bei meiner Therapeutin schätze ich unter anderem sehr, dass sie recht intelligent und auch warmherzig ist.
Dass sie nicht nur einen logisch-analytischen Verstand besitzt, um mir "auf die Schliche zu kommen", sondern auch so was wie einen praktischen Hausverstand, einen guten "Draht" zu mir hat, mir sehr menschlich entgegenkommt, oft ein gutes Gespür dafür hat, auf welcher Ebene ich momentan am besten zu erreichen bin bzw. was ich zum jeweiligen Zeitpunkt gerade brauche, den nötigen Abstand zu mir besitzt, um mir eine gute Außensicht zu spiegeln und Vieles mehr.

Gut ist auch, wenn ein Therapeut - nach einer gewissen Anfangszeit bis du eben mal deine ganze "Geschichte" ausreichend dargelegt hast und das gegenseitige "Beschnuppern" mal soweit abgeschlossen ist - dich dort abholen kann, wo du bereits eigentlich stehst.
Das heißt, wenn er deine eigene Entwicklung und sozusagen eigene therapeutische Vorarbeit anerkennt, und du sie ihm nicht dauernd erst erklären und beweisen musst.
(Solche Therapeuten hatte ich früher leider auch schon mal, mit denen kann ich aber nicht gut bzw. gar nicht arbeiten, weil es so sehr mühsam ist und nicht viel bringt.)

Soweit mal von mir auch ein paar Überlegungen zu dem Thema.

Liebe Grüße und viel Erfolg bei deiner (eurer) Therapie!
Suzanne

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heissundkalt
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Beitrag Mo., 30.03.2009, 19:49

Suzanne hat geschrieben:dich dort abholen kann, wo du bereits eigentlich stehst.
Das heißt, wenn er deine eigene Entwicklung und sozusagen eigene therapeutische Vorarbeit anerkennt, und du sie ihm nicht dauernd erst erklären und beweisen musst.
das finde ich auch unglaublich wichtig.
es ist wichtig, dass man auch zu dieser eigenen vorarbeit steht. damit habe nun ICH ein ptoblem. ich "verstecke" mein wissen regeltecht vor ihr...weil ich angst habe vor reaktionen wie "ach, die kleene, jetzt versucht se sich selbst zu anaöysieren, wie süüüüß" - so in dem stil.

doch ich erkenne langsam, dass meine therapeutin es mir wohl hoch anrechnet, dass ich mir gedanken mache.
Anfänger hat geschrieben:Bin halt auch schon an der einen oder anderen ausgelegten Leimrute kleben geblieben, obwohl mir rational klar war was vorging..
...ja, das ging mir auch oft so. bzw ..es passiert ja immer noch
und ich kann das kaum ertragen: genau zu WISSEN, was passiert und warum es passsiert, aber es nicht zu EMPFINDEN.
ja...oder eben anders herum...
Anfänger hat geschrieben:Vielen Dank für deine Antwort, ich wünsche dir viel Kraft beim Begleiten deiner Mutter und viel Erfolg in deiner Therapie.
danke wird sicher noch hart...

dir auch alles gute!
-kalt-
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elisa
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Beiträge: 137

Beitrag Mo., 30.03.2009, 23:14

Wie soll er mir aus meinem Schlamassel heraushelfen können, wenn er noch weniger Durchblick hat als ich?
Vielleicht befähigt ihn ja gerade DAS - er blickt nicht durch dich hindurch, sondern kann mit dir in dich hineinblicken? Das klingt dir jetzt wohl zu sehr nach eso - stimmt´s? Solls aber nicht sein. Es geht nun mal nicht ums Erklären in der Therapie, es geht ums Spüren - schon wieder eso?
deine Zeilen lösen bei mir ehrlich gesagt irgendeine Art Fluchtreflex aus. Vorsicht klebrig, emotionale Fliegenfalle.
interessant - oder? sicher eine entdeckungsreise wert - muss ja nicht gleich mit dem schnelzug sein
Ich hatte mir unter Therapie vorgestellt, dass der Therapeut mir immer ein paar Schritte voraus ist, mich durchschaut, und mich nach allen Regeln der Psychokunst manipuliert (natürlich nur zu meinem Besten).
Ich bin überzeugt, dass in vielen Therapien manipuliert wird - nicht nur von seiten der Klienten, da wärs ja ok als coping-reaktion, sondern auch von Seiten der Therapeuten. Aber ich halte Manipulation durch den Therapeuten und gelingende Therapie für inkompatibel. Manipulation ist nie zu unserem Besten. Sondern höchstens zum Besten desjenigen, der manipuliert.

lg, elisa

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Anfänger
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Beitrag Di., 31.03.2009, 19:14

Vielleicht befähigt ihn ja gerade DAS - er blickt nicht durch dich hindurch, sondern kann mit dir in dich hineinblicken? Das klingt dir jetzt wohl zu sehr nach eso - stimmt´s? Solls aber nicht sein. Es geht nun mal nicht ums Erklären in der Therapie, es geht ums Spüren - schon wieder eso?
Ich bin zugegeben nicht mehr ganz dicht, demzufolge für alles offen, egal wie "eso".
Früher mal hättest du vielleicht recht gehabt mit deiner Einschätzung.
sicher eine entdeckungsreise wert - muss ja nicht gleich mit dem schnelzug sein
Na dann haltet mir die Daumen dass der Zug für mich noch nicht abgefahren ist.
Manipulation ist nie zu unserem Besten. Sondern höchstens zum Besten desjenigen, der manipuliert.
Vielleicht hat man ja auch nur die Wahl zwischen selber manipulieren und manipuliert werden?

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heissundkalt
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Beitrag Di., 31.03.2009, 22:17

elisa hat geschrieben:Es geht nun mal nicht ums Erklären in der Therapie, es geht ums Spüren
*schluck* da merke ich wieder mal, dass ich eben gerade DAZU auch noch nicht fähig bin...erwarte immer noch erklärungen. das wußte ich zwar schon die ganze zeit, aber diese klare feststellung, hat mir das nochmal richtig bewußt gemacht. und es zeigt mir auch, wie sehr meine mutter eine therapie nötig gehabr hätte...
elisa hat geschrieben:Ich bin überzeugt, dass in vielen Therapien manipuliert wird - nicht nur von seiten der Klienten, da wärs ja ok als coping-reaktion, sondern auch von Seiten der Therapeuten.
ich glaube, es wird immer von beiden seiten aus manipuliert. vielleicht ist das auch das falsche wort, aber ist es denn nicht schon eine form von manipulation, wenn der therapeut das verhalten der mutter/des prartners oder das eigene verhalten spiegelt, um beim klienten etwas auszulösen?
Anfänger hat geschrieben:
Manipulation ist nie zu unserem Besten. Sondern höchstens zum Besten desjenigen, der manipuliert.
Vielleicht hat man ja auch nur die Wahl zwischen selber manipulieren und manipuliert werden?
bewußt vielleicht ja. unbewußt manipuliert jeder mensch wahrscheinlich ständig jeden um sich herum;-)

aber ich denke manipulation kann durchaus auch positive seiten haben...wenn sie dazu dient jemanden in eine richtung zu bewegen, die ihm nützt. in die er selbst im grunde schon wollte, aber es nie geschafft hat. nur muß man dann den punkt finden, um den anderen "frei" zu lassen. und man muß das sicher sehr geschickt anstellen, damit der manipulierte sich eben NICHT manipuliert fühlt, sondern das gefühl hat, alles selbst geschafft zu haben
mit andern worten...
... nach allen Regeln der Psychokunst manipuliert (natürlich nur zu meinem Besten).
lg
-kalt-
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Christine_Walter
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Beitrag Do., 02.04.2009, 14:14

Ich erkenne erst beim 2. Termin, ob ich einen Therapeuten mag oder nicht. Beim ersten Mal kriege ich immer irgendwie die Krise, und wenn ich mich beim zweiten Mal freue, beim dritten Mal wieder kommen zu dürfen, dann stimmts. Mir ist die chemie übrigens SEHR wichtig.

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