Grenzen ziehen / mich besser abgrenzen können

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Nusserl
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Beitrag Do., 13.08.2009, 13:39

es fällt mir total schwer mich manchen anderen gegenüber abzugrenzen. Ist mir immer schon bei Freundinnen passiert und seit ein paar Jahren hab ich dieses Problem bei den Schwiegereltern.

Sie wohnen ca. 100 km von uns entfernt und an den Wochenenden ist mein Freund gewohnt, immer zu ihnen zu fahren. Daher hat sich das dann auch so eingebürgert, als er mit mir zusammen gekommen ist. Es war auch die ersten Monate für mich ok. Vielleicht hab ich auch gedacht, dass sich das mit der Zeit ändern wird. Da das aber nicht der Fall war, hab ich schon öfters angemerkt, dass ich auch mal gerne mit ihm ein Wochenende bei uns Daheim verbringen würde. Wenn ich mit ihm unter 4 Augen darüber spreche, dann hab ich meistens den Eindruck, dass er das auch gerne machen würde. Sobald seine Eltern aber hören, dass wir da und da nicht kommen, sind sie immer ganz enttäuscht. Da kann man dann das unbehagliche Gefühl von meinem Freund richtig mit Händen greifen. Wobei ich gestehen muss, dass ich dann auch ein schlechtes Gewissen habe, wenn sie so enttäuscht sind. Sie fragen manchmal dann auch öfters nach, ob wir jetzt kommen oder nicht. Da hab ich dann bei jedem wiederholten Nachfragen noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen, obwohl ich mich doch freuen sollte, dass ich auch mal wieder was für mich tun kann bzw. Zeit mit meinem Freund alleine verbringe.
Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich bin auch oft gerne bei ihnen am Wochenende, aber eben nicht zu oft und ich brauche auch mal Zeit für mich, die ich dort nicht immer habe. Da komm ich wieder auf mein Problem zurück, dass ich mich nicht abgrenzen kann. Denn wenn wir dort sind, schauen sie dass wir so oft wie möglich mit ihnen zusammen sind. Wenn sie mal mit Freunden unterwegs sind, was sehr selten vorkommt, dann schaun sie dass sie so bald wie möglich wieder da sind und versichern uns auch davor und danach, dass sie nicht lang weg bleiben wollen.
Ich kann ihnen ja darauf nicht sagen, dass es mich nicht stört wenn ich mal alleine bin, weil sie dann gekränkt wären. Ich habs zwar schon öfters angedeutet und ihnen mehrmals sogar schon ziemlich intensiv versichert, dass es micht nicht stört wenn ich mal alleine bei ihnen im Haus bleibe, aber darauf gehen sie nicht wirklich ein.

Als ich mit meinem Freund kurz zusammen war, haben er und seine Eltern eine Reise geplant gehabt bei denen er mitfahren sollte, weil sie nicht gewohnt sind alleine wohin zu fahren. Als ich dann mit zusammen war, haben sie gefragt ob ich mitfahren möchte, was ich natürlich sehr gerne wollte. Nun haben sie aber dann jedes Jahr so nebenbei erwähnt, dass wir ja mal wieder gemeinsam Urlaub machen könnten. Bis jetzt sind wir aber trotzdem immer alleine weggefahren. Ich bin meinem Freund schon seit ca. 2 Jahren in den Ohren gelegen, weil ich mal mit ihm nach Paris fliegen möchte. Jetzt ist es so, dass mein Freund mich gefragt hat, ob wir hinfliegen und ob es mich stören würde, wenn seine Eltern mitfliegen. Naja, was soll ich ihm darauf sagen? Jedesmal wenn ich sage, ich möchte etwas ohne seine Eltern machen, geben mir immer alle das Gefühl, dass ich sie nicht leiden kann. Das wäre aber absolut nicht der Fall, im Gegnteil schön langsam will ich nicht mehr zu ihnen fahren, eben weil sie uns so oft um sich haben möchten und uns nicht mehr viel alleine unternehmen lassen.
Ich fühle mich also oft in einer Zwickmühle. Entweder gebe ich nach und verbringe sehr viel Freizeit mit ihnen. Das ist auch oft lustig und entspannend. Aber wie gesagt, möchte ich nicht immer "auf Besuch" sein, sondern auch in meinen eigenen 4 Wänden mal tun und lassen was ich möchte. Wenn ich dann aber darauf bestehe, habe ich wegen der enttäuschten Gesichter der Schwiegereltern gleich ein schlechtes Gewissen und frage mich immer, ob ich da jetzt wirklich so darauf bestehen soll.

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mitsuko
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Beitrag Do., 13.08.2009, 23:49

Hallo Nusserl,

es ist völlig ok, dass du nicht ständig Zeit mit deinen Schwiegereltern verbringen willst.
Wie alt ist dein Freund und wie alt die Schwiegereltern? Wie kommt es, dass die Schwiegereltern es bislang so wenig gewohnt sind, Dinge allein zu machen (und allein heißt ja immerhin zu zweit in dem Fall) ?

Viele Grüße
mitsuko

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Nusserl
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 14:27

Mein Freund ist 30 und die Schwiegereltern um die 50. Allerdings kommen sie aus einem Dorf und sind ein Leben lang nicht aus diesem "heraus gekommen". Daher ist für sie alles, was 100 km von ihnen entfernt ist, total fremd. Zum Glück ist mein Freund da anders und möchte recht viel erleben und ist an allem möglichen interessiert. Aus diesem Grund fühlt er sich dann für die Eltern verantwortlich, wenn diese z.B. in Urlaub fahren möchten. Dann möchte er sie nicht alleine lassen und ihnen ist das auch sehr recht.

Ich habe ansonsten auch oft das Gefühl, dass für sie das Leben nur komplett ist, wenn wir bei ihnen sind. So wie wenn sie die Zeit nicht gerne "nur" zu zweit verbringen. Am Anfang hab ich mich natürlich immer gefreut, wenn sie uns so herzlich empfangen haben, so als wären wir nicht nur 5 Tage weg gewesen sondern als hätten sie uns schon monatelang nicht gesehen. Aber mittlerweile kostet mir das nur noch ein bitteres Lächeln.

Was dazukommt ist, dass ich von der Schwiemu oft Hilfe angeboten bekomme, die ich gar nicht brauche. Sie wollte uns zum Beispiel unbedingt in der neuen Wohnung helfen und ich habe gesagt, dass wir damit schon fertig werden, weil sie nicht einfach nur hilft, sondern normalerweise es immer so auslegt, dass bei ihr alles am besten und schönsten ist. Da ich auf ihr Angebot nicht eingestiegen bin, hat sie eben mit meinem Freund ausgemacht, dass sie mal mit uns mitfährt und uns hilft. Er hat die Sache dann auch so hingestellt, dass wir das ohne sie ja nicht schaffen würden, weil sie einfach schon mehr Erfahrung in diesen Dingen hat. Da hat er natürlich schon recht, trotzdem wollte ich das alleine schaffen. Im Nachhinein gesehen hatte ich mit meinem unguten Gefühl irgendwie recht. Sie hat uns zwar sehr geholfen uns aber währenddessen ständig erklärt, wie schlecht wir dies oder jenes bis jetzt gemacht haben und hat es so hingestellt, als wären wir ohne sie hoffnungslos verloren. Aber nicht nur das, sie hat auch in unserer Gegenwart anderen Familienmitgliedern erzählt, dass wir das ohne sie nicht zusammengebracht hätten.
Leider glaubt sowas mein sonst so selbstständiger Freund auch noch. Ich kenne ihn normal so, dass er einem jedem sagt was er sich denkt und ich kann mit ihm sonst auch über alles reden. Nur wenn es darum geht, seiner Mutter mal die Meinung zu sagen ist er wie ausgewechselt und gibt ihr in den meisten Fällen recht und ich steh dann meistens mit meiner Meinung alleine da.
Ich vermute, dass es für sie nicht leicht war, zu sehen dass wir eigentlich in der neuen Wohnung doch recht gut zurecht kommen und alles eigentlich schon mehr oder weniger läuft. Daher hat sie sich dann auf die Dinge konzentriert, die noch nicht so ganz gepasst haben, weil sie sich sonst unnütz gefühlt hätte.
Ich bin bei ihr davon überzeugt, dass sie denkt, dass sie nur eine Daseinsberechtigung in unserem Leben hat, wenn sie was für uns tun kann und es ist für mich bis jetzt unmöglich gewesen, sie davon zu überzeugen, dass wir zwar unser eigenes Leben führen könnten, die Schwiegereltern aber trotzdem darin herzlich willkommen sind. Wie kann man ihnen soetwas klar machen?

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mitsuko
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 20:55

Wenn es nur darum geht, dass sie befürchtet überflüssig zu sein, wäre es vielleicht eine Idee, sich gezielt Dinge auszudenken, wo man sie um Hilfe bittet, statt dass sie dort hilft, wo du ihre Hilfe nicht möchtest. Dann käme sie sich gebraucht vor.

Wenn dein Freund seiner Mutter gegenüber sehr unselbstständig ist und sie gleichzeitig diese Unselbstständigkeit betont und fördert, liegt es nahe, dass ihre Beziehung darauf immer noch aufbaut, auch von seiner Seite aus. Du wirst gleich mit für unselbstständig erklärt, um dich muss sich also auch gekümmert werden. So passt das Bild, dir Harmonie ist aufrecht erhalten. Ihr braucht sie beide und sie sorgt für euch. Fein. Was passiert, wenn du plötzlich doch alleine fähig bist, dich um dich, dein Haus, gar noch deinen Freund zu kümmern?

Es ist möglich, dass es reicht, den Schiwegereltern in manchen Bereichen das Gefühl zu geben, gebraucht zu sein. Problematisch ist, dass der Anspruch Zeit mit euch zu verbringen so allgegenwärtig zu sein scheint. Bei all der Freundlichkeit und Herzlichkeit, hört sich das Ganze für mich nach Machtkampf an. Es stehen Dinge wie Bevormundung und Kontrolle im Raum. Auch hat die Mutter deine Wünsche völlig übergangen und vielleicht recht manipulativ die Willensschwäche ihres Sohnes gegen dich ausgenutzt, vielleicht auch unbewusst.

Ich glaube, dass so eine Situation oft sehr schwer zu lösen ist und es bedarf viel Fingerspitzengefühlt bei dir, aber sicher auch vor allem ein Umdenken und mehr Entschlossenheit von deinem Freund. Vielleicht kannst du ihm klarmachen wie wichtig es dir ist, wenn du nochmal mit ihm sprichst und ihm auch verdeutlichst, dass es sich bei der ganzen Geschichte mindestens ebensosehr um sein wie um dein Problem handelt. Momentan hält er sich schön raus, als ginge es ihn nichts an, dabei ist er der Dreh- und Angelpunkt in der ganzen Konstellation. Er kann das meiste tun, um eine möglichst positive Entwicklung herbeizuführen, wo vielleicht am Ende alle zufrieden sind. Er kann letztendlich nur seinen Eltern die Grenzen klarmachen, indem er selbst eindeutig Stellung bezieht. Das kannst du alleine weniger. Du kannst allerdings deine eigenen Grenzen setzen, riskierst aber dann das schwarze Schaf für alle zu sein. Allerdings kannst du dich nicht dauerhaft ständig darüber ärgern oder ignorieren, dass Aussagen von dir einfach übergangen werden. Es stört dich ja schließlich. Das wird sich ja nicht einfach so ändern.

Mir scheint, dass du momentan nur sehr subtil auf deine Wünsche versuchst zu pochen. Deine Schwiegereltern sind da offenbar deutlich brachialer, wen auch eventuell ohne jede Absicht. Ich fürchte, du wirst schon klarer sagen müssen, was dich stört wenn du möchtest, dass es beachtet wird. Und ich kann mir vorstellen, dass das hart ist mit den ganzen langen Gesichtern, Enttäuschung und dem unausgesprochenen Vorwurf, dass du die Harmonie zerstörst. Aber wenn man Kinder hat, muss man nunmal damit leben, dass die irgendwann eine eigene Familie gründen. Deine Wünsche sind ja keine Zumutung, sondern eigentlich ganz normal.

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Chantall
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Beitrag So., 10.01.2010, 19:43

Hallo,

das mit dem Abgrenzen bekomme ich auch nicht richtig hin. Es fängt schon an, dass ich viel zu spät merke, wenn jemand wieder versucht meine eigenen Grenzen zu missachten.
Wie habt ihr Euch da geholfen?

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Wildflower
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Beitrag Mo., 15.02.2010, 11:56

Ich googel nach "abgrenzen" und schon komme ich hier bei ganz ähnlichen Problemen wie dem meinigen an - danke für dieses Forum !
Meine Schwiemu hackt seit einem halben Jahr kontinuierlich auf mir herum. Alles, was ich sage, wird mir im Mund herumgedreht, sie sieht zu, das alles schön negativ ausschaut und ich das "schwarze Schaf" bin. Der Tonfall ist aggressiv, die "Beschuldigungen" haben nichts mit der Wahrheit zu tun.
Wir hatten bis zur Heirat ein gutes Verhältnis. In der Familie kennt man das Problem dieser ungerechtfertigten Ausbrüche, mein Mann hat mich immer gewarnt, dass auch ich mal die Zielscheibe sein könnte. Jetzt bin ich es, und das nicht zu knapp! Man sagt mir, es hat nichts mit mir zu tun und ich soll es ignorieren.
Aber NEIN - ich kann da nicht "mitspielen", nur damit alles eine Friede-Freude-Eierkucken-Atmosphäre ausstrahlt. Warum soll man sich zurücknehmen, wenn doch Ungerechtfertigtes passiert, wenn die eigene Handlungsweise als falsch dargestellt, die eigenen Bedürfnisse als verkehrt hingestellt werden, obwohl die Person, die das behauptet, nicht wirklich hinschaut und es scheint, als müsste sie einfach mal wieder richtig Wut ablassen, da sie ihr eigenes Leben frustriert? Wir haben immer ausgeholfen, waren da, kommen mit unserem Leben prima zurecht, sind eigentlich glücklich - wenn nicht dieser sinnlose Familienwust wäre!
Derzeit habe ich Herzklopfen, derzeit lässt mich der Gedanke an diesen Konflikt nicht los - die Abgrenzung fehlt, ich stehe nicht drüber, obwohl ich weiss, dass das Problem meiner Schwiemu nichts mit mir oder meinem Mann zu tun hat. Wenn sie das nächste Mal anruft, werde ich bei entsprechendem Anlass wohl einfach sagen: "Es reicht jetzt." Das soll ihr die Grenze aufzeigen. Ihr habt recht: Diskutieren, emotional werden würde nur nach hinten losgehen. Aber, aaaah, ich bin ängstlich und das Thema lässt mich auch so schwer los... Mpf.

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Thread-EröffnerIn
Tina
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Beitrag Mo., 15.02.2010, 15:31

Liebe Wildflower,

was würde passieren wenn Du deine Wut mal bei deiner Schwiegermutter auslässt?

Liebe Grüsse
"Sich zu irren ist menschlich, jemandem zu verzeihen ist göttlich" ♥
"Wer will der muss auch!"

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Wildflower
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Beiträge: 12

Beitrag Mo., 15.02.2010, 16:15

@Tina: Ich denke, das würde Feuer ins Öl giessen und ihre momentane Haltung mir gegenüber nur bekräftigen. Eine wiederholte nüchterne Ansage in Kombination mit entsprechendem Handeln fruchtet vielleicht eher, denke ich. Ich weiss nur nicht, ob ich das schaffe, so standhaft zu sein und einfach mal sachlich Paroli, ihr keinen Nährboden für weitere Beleidigungen und Forderungen zu bieten.

Danke Dir und lieben Gruß zurück.
Wildflower.

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Thread-EröffnerIn
Tina
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Beiträge: 98

Beitrag Mo., 15.02.2010, 19:38

entschuldige, dass ich noch einmal nach hake

Wie würde es Dir gehen wenn Du ihr mal sagst wie verletzend sie zu Dir ist? Abgesehen davon stehst Du ja nicht alleine da, denn dein Mann sieht ja auch wie seine Mutter mit Dir umgeht.
Vielleicht könntet Ihr zusammen mit ihr sprechen?

Ich könnte mir vorstellen, dass der Schwiegermutter ein Gegenüber fehlt. Solange sie es mit jemandem machen kann, wird sie ihr Verhalten nicht ändern.

Ich bin mir sicher, dass Du durch die Unterstützung deines Freundes das hin bekommen wirst.

Liebe Grüsse
"Sich zu irren ist menschlich, jemandem zu verzeihen ist göttlich" ♥
"Wer will der muss auch!"

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Wildflower
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Beiträge: 12

Beitrag Di., 16.02.2010, 06:50

@Tina: Bloss nicht entschuldigen - ich find´s total nett, dass Du Dich meiner annimmst. Danke .

Du triffst den Nagel auf den Kopf - ihr fehlt das entsprechende Gegenüber. Es gab ein langes "Gespräch", bei dem auch mein Mann anwesend war. Sie redete sich wieder in Rage, die Tatsachen wurden auf den Kopf gestellt, die Tonlage war sehr abfällig. Mein Mann schritt nicht ein, weswegen wir hinterher einen grossen Disput hatten.

Es ist ihr egal, was ich sage, ich zähle nicht (mehr), meine Gefühle sind ihr egal. Ich habe ihr auch ganz zu Beginn dieser unglaublichen Phase gesagt, wie verletzend das ist, aber es geht zu einem Ohr rein, zum anderen raus.

Ihre Familie duckt sich, hält das aus, setzt sich damit nicht weiter auseinander. Nicht einer hat sich mal mit mir zusammengesetzt und gefragt, was eigentlich wirklich los ist. Keiner ist happy damit, aber man macht weiter.

Mein Mann hat Angst, dass es noch schlimmer wird, wenn einer von uns ihr mal etwas entgegensetzt. Er ist eine starke Person, aber dieses Verhalten hier hat ihn schon so früh so verletzt, dass er da einen Panzer um sich rum aufgebaut hat. Er versteht mich voll, weiss, dass ich handeln MUSS, aber er wird sich bedeckt halten, weil diese Haltung seiner Ma bewirken kann, dass er sich mit seiner ganzen Familie überwirft.

Tricky, nicht wahr? Heute kommt sein Bruder vorbei. Vielleicht kann ich ja mal mit ihm reden - aber ich glaub´ nicht dran.

P.S.: Hast Du Dein Problem mit dem Abgrenzen und den schlaflosen Nächten eigentlich schon ausgeräumt?

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linaa
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Beiträge: 188

Beitrag Di., 16.02.2010, 11:14

Hallo Wildflower,

Deine Situation kann ich sehr gut nachvollziehen. Sich ständig irgendwelche Beschuldigungen anhören zu müssen und für sich nicht den Eindruck bekommen zu können, sich in irgendeiner Weise dagegen zur Wehr setzen zu können, in irgendeiner Form auf Verständnis zu stoßen, ist sehr verletzend.

Daß Dein Mann für Dich Verständnis aufbringt, tut Dir sicherlich in diesen Momenten sehr gut, er gibt Dir durch sein Verhalten die Bestätigung, Dich auch verletzt fühlen zu dürfen.

Ich denke der Grund weswegen die Familie und Dein Mann sich damit nicht mehr auseinandersetzt ist der, daß sie es aufgegeben haben, das Verhalten Deiner Schwiegermutter zu ändern, weil sie es nicht ändern können.

Auch, wenn Du ihr Paroli bietest, wird sie sich weiter so verhalten, weil sie sich dann bedrängt fühlt und sich verteidigen will.



Solltest Du jetzt versuchen, die Familie und Deinen Mann auf Deine Seite zu bringen und damit gegen die eigene Mutter Partei zu ergreifen, könnte ich mir vorstellen, daß Du diese gehoffte Unterstützung nicht bekommen wirst.

Deine Erwartung auf Unterstützung könnte schwer enttäuscht werden und für Dich noch verletzender sein, als die Vorwürfe Deiner Schwiegermutter.

Solange Dein Mann und der Rest der Familie Dir Deine Verletztheit zugestehen, bekommst Du schon sehr viel Unterstützung, weil Du mit Deinen Gefühlen ernst genommen wirst.

Ich denke gegen solch ein Verhalten kannst Du Dich nur abgrenzen, indem Du Dich aus der Schußlinie nimmst. Entweder in dem Du ihr aus dem Weg gehst oder Dir ihre Vorwürfe wirklich nicht zu Herzen nimmst, und Dir weiterhin sagst, daß es nur ihre Sichtweise ist und alle anderen es nicht so sehen.

Die Meinung eines einzelnen ist es nicht Wert die Unterstützung von vielen aufs Spiel zu setzen.

Wichtig ist, daß Du für Dich weißt, daß sie unrecht hat!!

Lg
Linaa

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Wildflower
sporadischer Gast
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weiblich/female, 29
Beiträge: 12

Beitrag Di., 16.02.2010, 15:25

Liebe linaa,

danke für Deinen tollen Kommentar. Das hat sehr geholfen, die Dinge klarer zu sehen. Da sind noch andere Menschen, die diese Art kennen, damit umzugehen gelernt haben.

Jetzt kommt hinzu, dass mein Besuch eben die Situation von sich aus angesprochen hat, da war ich etwas überrascht. Gestern gab es erneut eine Situation, in der Schwiemu sagte, sie möchte mit ihrem Sohn rumkommen. Mein Mann sagte, es würde nicht passen, es wäre schlecht - das hat sie wohl bestürzt. Sie wollte damit nach dem Streit wohl etwas Gutes tun und nun sieht es so aus, als wollten wir sie nicht hier haben, wollten keine lockere Beziehung. Damit wollte mein Mann, der weiss, dass ich mit ihrer Haltung nicht umgehen kann, mich aber schützen - denn ER wäre heute nicht mit dabei gewesen.

Nun ja. Es ist so, dass da wohl Welten aufeinanderprallen. Mein Schwager hat eine ganz eigene Sicht der Dinge. In meiner eigenen Familie ist es schwierig, da wurde nicht geredet. In dieser Familie streitet man ganz anders. Und heute scheine ich gar nicht damit umzugehen können, wenn jemand mal sauer wird - und das kommuniziert. Ich denke, ich bin mitschuldig an der ganzen Situation und der erneute Crash gestern war nicht sehr hilfreich.

Aber wie lernt man streiten? Uns sich abgrenzen und nicht alles so persönlich zu nehmen? Und wie biege ich das wieder gerade? Das ist doch eine verrückte Welt! Man will sich nichts Böses, versteht sich aber auf ganzer Linie miss...

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Lemone
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Beitrag Di., 16.02.2010, 16:17

Ich kann mich auch nicht abgrenzen

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Wildflower
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Beitrag Di., 16.02.2010, 16:30

Ist aber auch echt schwer *Lemone mal kraul*!
Und wie sieht das dann bei Dir aus?
Auch Herzklopfen, tagelang wirbelnde Gedanken? Und schweigst Du dann und machst es mit Dir selbst aus oder wird diskutiert?

Ich glaube ja, ich mache mir viel zu viele Gedanken, übersehe gleichzeitig viele Dinge, bin zu schnell emotional mittendrin in der Suppe und verkompliziere die Dinge damit nur noch.

*seuftz*

Aber ich suche mir Hilfe. Ihr habt mir schon geholfen und die Tage gehe ich zu einem Vorstellungstermin bei einem Therapeuten.

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sonnige zukunft
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Beiträge: 477

Beitrag Di., 16.02.2010, 17:43

hopeful_live hat geschrieben: Zuerst einmal deine Grenzen ERKENNEN,.....
und wie geht das?

sonnige zukunft
Alle guten Grundsätze sind in der Welt schon vorhanden... man braucht sie nur anzuwenden...
Blaise Pascal

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