Therapeut wechseln?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sintje
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Beitrag So., 30.08.2020, 07:59

lisbeth hat geschrieben: Do., 27.08.2020, 07:46 Meinst du denn, die Pathologisierung ist die persönliche Meinung deines Therapeuten? Oder bringt er da eine (extrem veraltete) Lehrmeinung rein, die er irgendwann mal im Zuge seiner Ausbildung oder seines Studiums gehört hat und er sich einfach nie die "Mühe" gemacht hat oder die Notwendigkeit gesehen hat, sich da mal upzudaten? Wenn es eher letzteres ist, meinst du, er würde sich anhören, was du ihm dazu zu erzählen hast? Vor allem, wenn du ihm dabei auch deutlich und offen zeigst, was dieses Pathologisieren mit dir als Person macht und wie verletztend es ist?

Und noch eine Frage: Hat er dich tatsächlich pathologisiert? Oder hat er dich in dem was du ihm erzählt hast (kritisch) hinterfragt? Da würde ich auch nochmal einen Unterschied sehen, wobei es da auch offenes und abwertendes Hinterfragen gibt...
Lisbeth, danke für das Teilen deiner persönlichen Erfahrungen. Das macht es mir einfacher, meinen Therapeuten zu verstehen.

Er sagte zu mir: "Es gibt ja Menschen, die wirklich im falschen Körper geboren sind. Aber ich glaube nicht, dass Sie dazugehören. Ich denke eher, Sie haben große Probleme Ihre Weiblichkeit anzunehmen. Das ist typisch für Frauen, die sMB erlebt haben. Darüber haben wir ja schon mehrmals gesprochen. Ich weiß, Sie haben diesen Verdacht verneint. Aber manchmal sind die Erinnerungen daran komplett verdrängt. Außerdem hat ihr Vater nur jungstypische Dinge mit Ihnen unternommen und mit weiblichen Peers haben Sie sehr schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Ich denke eher, dieses Gefühl ist ein Schutz"

Ob das nun Pathologisierung oder kritisches Hinterfragen ist, weiß ich nicht. Er spricht mir meine Geschlechtsidentität ab aufgrund seiner sMB-Vermutung. Grundsätzlich denke ich nicht, dass er Trans als Krankheit sieht (erster Satz). Also soo veraltet scheint seine Meinung nicht zu sein. Aber bei mir sieht er das nicht als Identität, sondern als Symptom. Und ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, was ich noch denken soll.



Pianolullaby hat geschrieben: Mi., 26.08.2020, 19:55 Was heisst für dich, deine "teilweise " Transidentität. Bist du es, oder nicht?
Wenn ich das sicher wüsste, würde mich die Haltung meines Theras wahrscheinlich nicht so treffen.
Am ehesten passt wahrscheinlich der Begriff genderqueer bzw. genderfluid, je nach Definition gehört das zu trans.
Es ist kein stabiles Gefühl. Das einzige, was immer da ist, sind Unwohlsein und Zwispaltigkeit in der Hinsicht.
Ich fühle mich als Junge und habe Angst, etwas vorzuspielen/zu lügen. Ich werde von fremden Menschen mit "Junger Mann" angesprochen und fühle mich überglücklich. Doch dann frage ich mich wieder, ob ich das darf und bekomme Schuldgefühle. Kurze Zeit später wird mir mein Körper bewusst, ich fühle mich als Mädchen und könnte heulen, weil ich um den verlorenen männlichen Zustand trauere und mir beweise, dass es nicht wahr ist. Egal in welchem Geschlecht ich mich wahrnehme, es ist falsch. Es ist ein andauernder Krieg von Genderdysphoria.
Das ganze wird wahrscheinlich noch verstärkt durch strukturelle Dissoziation. Ich habe keine Ahnung, wie dass weitergehen soll.

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chrysokoll
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Beitrag So., 30.08.2020, 10:15

vielleicht ist der Weg, so schwer es fällt, derzeit wirklich einfach Geduld ?

Also abwarten, weiter machen, die Therapie zunächst stationär und dann ambulant machen, hinschauen, wirken lassen.
Ich kann mir sehr gut vorstellen wie schwer das ist, aber einen anderen Weg sehe ich nicht.
Also "nichts" tun ausser Therapie. Nicht handeln, so weit es geht nicht bewerten, vor allem keine Entscheidungen treffen.

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Kaonashi
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Beitrag So., 30.08.2020, 10:16

Sintje hat geschrieben: So., 30.08.2020, 07:59 Ich werde von fremden Menschen mit "Junger Mann" angesprochen und fühle mich überglücklich. Doch dann frage ich mich wieder, ob ich das darf und bekomme Schuldgefühle. Kurze Zeit später wird mir mein Körper bewusst, ich fühle mich als Mädchen und könnte heulen, weil ich um den verlorenen männlichen Zustand trauere und mir beweise, dass es nicht wahr ist. Egal in welchem Geschlecht ich mich wahrnehme, es ist falsch. Es ist ein andauernder Krieg von Genderdysphoria.
Das im ersten Satz war bei mir als Kind so (ich glaube, da ist es auch nicht so unnormal).
Später habe ich mich dann nur noch als "Ich" wahrgenommen, und das Geschlecht war gar nicht mehr wichtig. Ich habe meine Vorlieben, z.B. würde ich nie ein Kleid anziehen, sondern nur Hosen, und ich schminke mich nicht und trage keinen Schmuck. Das heißt, ich verhalte mich vielleicht nicht wie eine typische Frau, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Ich würde auch kein Mann sein wollen, ich finde meinen Körper schon okay so wie er ist.

Nachdem ich also nicht transident bin, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, wie das ist. Ich wollte als Kind wohl eher ein Junge sein, weil mir die Eigenschaften, die Jungs zugeschrieben werden, sympathischer waren als die, die den Mädchen zugeschrieben wurden. Ich wollte auch stark sein, Abenteuer erleben und nicht danach beurteilt werden, wie mein Äußeres ist.

Gibt es etwas, was du schlecht findest am Frausein? Oder fühlst du dich wirklich wie ein Mann? Da wird sich das ja wahrscheinlich dran entscheiden, also ich vermute, bei Transidentität geht es nicht darum, dass man ein Geschlecht schwächer findet oder ablehnt, sondern dass man sich einfach männlich oder weiblich fühlt...??

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Sintje
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Beitrag So., 30.08.2020, 12:13

chrysokoll hat geschrieben: So., 30.08.2020, 10:15 Also "nichts" tun ausser Therapie. Nicht handeln, so weit es geht nicht bewerten, vor allem keine Entscheidungen treffen.
Wie genau meinst du das "keine Entscheidungen treffen"?
Bezieht sich das auf die Ausgangsfrage zum Therapeutenwechsel oder auf eine evtl. Transition?


Kaonashi hat geschrieben: So., 30.08.2020, 10:16 Gibt es etwas, was du schlecht findest am Frausein? Oder fühlst du dich wirklich wie ein Mann? Da wird sich das ja wahrscheinlich dran entscheiden, also ich vermute, bei Transidentität geht es nicht darum, dass man ein Geschlecht schwächer findet oder ablehnt, sondern dass man sich einfach männlich oder weiblich fühlt...??
Danke für deinen Anstoß zur Reflektion. Ich versuche die Fragen für mich zu beantworten, möchte sie aber hier nicht teilen. Genau dafür wünsche ich mir den Austausch in Therapie mit einer LGBTIQ*-erfahrenen Fachkraft.

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Sintje
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 21:15

Sintje hat geschrieben:Ich gebe Bescheid, wie es gelaufen ist.
Ich wurde gebeten, ein Update zu geben: Ich "behalte" meinen alten Therapeuten, allerdings werde ich das Thema dort nicht mehr bearbeiten. Das Kontingent ist aufgebraucht und ich habe nur noch Quartalsstunden zur Stabilisierung (als pt Sprechstunde). Da brauche ich nichts weiteres mehr anfangen.
Dieser Umstand war mir nicht so bewusst - ich hätte mir die Fragestellung des Wechsels also sparen können.

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Montana
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Beitrag Sa., 31.10.2020, 23:50

Du kannst die Therapierichtung wechseln; da wird ein neuer Antrag gestellt und es gibt ein neues Kontingent. Dafür müsstest du allerdings den Therapeuten wechseln.

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diesoderdas
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Beitrag So., 01.11.2020, 14:32

Ich glaube, man kann auch im gleichen Verfahren sofort weitermachen, sofern man einen Therapeuten findet, der die Notwendigkeit bestätigt und ein Gutachten schreibt.
Mir hat ein Therapeut mal gesagt, diese angebliche 2-Jahres-Sperren gäbe es gar nicht. Das wäre nur auf die Notwendigkeit von Gutachten bezogen

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Montana
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Beitrag So., 01.11.2020, 17:15

Das ist nicht ganz richtig. Ein Gutachten zu schreiben beinhaltet nicht die Garantie, dass auch Stunden genehmigt werden. Eine Therapie muss eine ausreichende Aussicht auf Erfolg haben und wirtschaftlich sein. Das glaubt einem die Kasse regelmäßig nicht. Es gibt weitere Stunden höchstens in ganz kleinen Häppchen, nach dem Motto: noch 10 Stunden, dann kommt der Durchbruch, versprochen. De facto gibt es also eine Sperre, auch wenn keine harte Regel auf dem Papier existiert.

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diesoderdas
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Beitrag So., 01.11.2020, 20:40

Naja, wenn es weitergeht, vielleicht auch in Häppchen, ist das ja keine wirkliche Sperre. Aussicht auf Erfolg ist wohl immer Voraussetzung vor einer Therapie. Könnte mir vorstellen, dass das zu einem großen Teil eben der Therapeut in der Hand hat, der sich entweder Mühe gibt beim Schreiben eines Gutachtens oder nicht so.
Dürfte halt mühsamer sein als bei einer Ersttherapie und es braucht eben den Therapeuten, der sich überhaupt die Mühe macht.
Mir sagte sogar mal ein Therapeut in laufender Therapie "wechseln Sie doch in die XY Kasse und ins Facharztprogramm, dann läuft das immer so weiter".
Ernsthaft, wurde so gesagt. Wenngleich mich diese Aussage hat aufhorchen lassen.
Aber eher in Richtung, dass ich skeptisch wurde.

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Joa
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Beitrag So., 01.11.2020, 21:05

Das mit dem Wechsel bzgl. Facharztprogramm hat mir meine ehemalige Therapeutin auch mal empfohlen. Hab mich nicht näher damit befasst, aber irgendwas muss da dran sein.

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Montana
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Beitrag So., 01.11.2020, 21:17

diesoderdas hat geschrieben: So., 01.11.2020, 20:40 Naja, wenn es weitergeht, vielleicht auch in Häppchen, ist das ja keine wirkliche Sperre.
Doch, denn die Anzahl ist extrem begrenzt. Du kriegst dann mit Hängen und Würgen eine handvoll Stunden dazu. Das bringt es in der Regel nicht.

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Montana
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Beitrag So., 01.11.2020, 21:20

Es gibt nunmal Kontingente und wenn man ein Problem hat, bei dem das nicht reichen KANN (z.B. DIS), dann ist das persönliches Pech. Dann muss man schauen, wie man die Therapie finanziert (z.B. Fonds). Es gibt Fälle, da schreiben Therapeuten die richtige Diagnose mit Absicht nicht in den Antrag, weil dann die Kasse womöglich die Erfolgsaussichten bezweifelt und jegliche Zahlungen ablehnt. Alles schon vorgekommen.

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Sintje
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Beitrag Di., 03.11.2020, 14:04

Danke für eure Rückmeldungen.

--> Verfahrenswechsel:
Mir ist bewusst, dass ich theoretisch das Verfahren wechseln kann. Ich profitiere aber sehr davon, dass mein jetziger Thera (VT) traumatherapeutische Methoden beherrscht und mit vielen meiner Probleme umzugehen weiß. Die Traumatherapeut*innen mit tiefenpsychologischem Verfahren sind an zwei Händen abzählbar. Davon nimmt niemand mehr auf die Warteliste auf. Ich kann höchstens auf einen Glücksgriff hoffen.

--> weitere Stunden mit Gutachten:
Ich habe das auch mal gesagt bekommen, dass es diese 2-Jahres-Sperre nicht gibt. Aber - wie Montana schreibt - ist das wohl auch nur theoretisches Gerede und in der Praxis geht es doch nicht weiter.

--> Finanzierungswege und andere Optionen:
Eventuell kann ich mir ein paar Stunden bei einer Psychotherapeutin mit Heilpraktikerzulassung auf Selbstzahler-Basis leisten. Da sind die Sätze etwas geringer. Das würde ich aber nur für ganz konkrete Themen machen.
Ansonsten bin ich erstmal auf mich selbst angewiesen. Mich stabil halten werde ich wohl auch so hinkriegen, ggf hätte ich noch eine apP.

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Juna85
sporadischer Gast
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Beiträge: 15

Beitrag Di., 30.07.2024, 02:28

Hallo, ich bin gerade auf der Suche nach jemandem, der mich unterstützen kann.
Ich hatte bisher 3 Termine bei jemand. Der Erste war völlig in Ordnung, er war höflich, ruhig und ich konnte loswerden, was meine Hauptsächlichen Probleme sind.
Beim 2. Termin fragte er eigentlich dieselben Dinge wieder, ich musste eigentlich alles wiederholen.
Heute war der 3. Termin und er war nicht da...
Er war unterwegs und hatte mir nichtmal bescheid gegeben, erst als ich vor geschlossener Tür stand und anrief sagte er ab.
Da ich pro Strecke eine Stunde fahre war ich echt genervt und sehr enttäuscht, da ich mir für heute einige Dinge vorgenommen hatte und dadurch auch ziemlich angespannt war.
Einen anderen Termin bekam ich nicht, eigentlich wollte er sich abends nochmal melden.

Jetzt sagt mein Gefühl schon, dass ich hier kein Vertrauen aufbauen werde, denn solche Sachen können mal passieren, aber das wirkt auf mich komplett desinteressiert, oder wie seht ihr das?
Wenn es nicht so schwer wäre überhaupt jemand zu finden würde ich ab hier das ganze beenden.

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sunny87
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Beiträge: 125

Beitrag Di., 30.07.2024, 07:52

Hallo Juna,

Willkommen im Forum.

Also das wäre für mich auch ein no-go. Es kann mal was dazwischen kommen, das man vergisst den Termin abzusagen oder durch andere blöde Umstände. Ist mir vor kurzem auch passiert, das ich vor verschlossener Tür stand, weil die Absage auf eine falsche Nummer erfolgt ist. Habe auch eine gute Stunde Fahrtzeit.

Dafür wurde sich dann aber auch entschuldigt und das wurde in der nächsten Stunde besprochen.

Dass Du aber dann noch nicht mal mehr eine Rückmeldung bekommen hast, finde ich sehr schlimm. Wie soll man da Vertrauen aufbauen, wenn der Start schon so holprig ist?

Ich würde an Deiner Stelle jemand anderen suchen. Evtl kannst Du vielleicht in Deiner Nähe zur Überbrückung eine Beratungsstelle/Institutsambulanz aufsuchen?

Liebe Grüße
Sunny

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