Alkoholikerkinder

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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power
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Beitrag So., 08.03.2009, 00:56

hallo lucky-mimi!

deine geschichte ist echt hart!
aber erstmal find ichs super, dass du clean bist! das ist doch schon mal seehr wichtig! und ich gebe dir recht, dass wir (ich spreche nun von uns alkkindern) für vieles büßen müssen, was uns unsere eltern angetan haben, und man darf zu recht sauer, enttäuscht, traurig und wütend sein. trotzdem sind wir für uns und unser leben selber verantwortlich und müssen das beste daraus machen, soweit es eben geht und ev. auch mit hilfe! das ist keine schande...aber im endeffekt sind wir es, die unser leben bestimmen u nicht andere!!

machst du therapie? wirken die medis bei dir gar nicht? warum wurde nicht herum experimentiert oder hast du schon so viele probiert? hast du schmerzen, dass du schmerztabletten nimmst?

ich hoffe, dass du trotz deiner vergangenheit noch dinge im leben hast, die dir spass machen und wo dich freuen!

das leben ist ein kampf und man muss einfach alles versuchen!

lg power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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lucky_mimi
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Beitrag So., 08.03.2009, 01:36

hallo power, ja hast du recht.
und nein, therapie mache ich grad keine, habe schon oft eine angefangen, aber noch nie zuende gebracht.
antidepressiva, da habe ich schon sooooo viel ausprobiert, aber wie schon gesagt nocht keins gefunden, was mir hilft.
ich geb die hoffnung aber noch nicht auf

schmerzen, oh ja !
es hat mit leichten stresskopfschmerzen angefangen, aber wirklich mit leichten.
trozdem habe ich tonnenweise schmerztabletten geschluckt und wenn ich jezt mal keine nehme, kommen die kopfschmerzen, 10 mal so stark, wenn ich weiter keine nehme kommen noch bauch-, rücken-, gelenk- und augenschmerzen dazu.
und das sind dann richtige, quälende schmerzen.
dann schlimmste ist noch, mein freund verbietet mir schmerztabletten zu nehmen und ich muss es immer heimlich machen.
am tag sind das dann 10-14 800 mg ibu.
sehr schädlich !

habe ich manchmal 2 oder 3 weniger genommen, da liege ich nachts im bett und versuche das schlechte gewissen zu ertragen.
geht nicht!
da brauch ich nichteinmal schmerzen zu haben und nehme noch eine tablette um mir die bösen gedanken aus dem kopf zu treiben !
und dann auch noch, dass viele geld was dabei raus geht.
schrecklich! ich kann jedem nur raten, niemals mit (eigendlich unbrauchbaren) medikamenten den tag leben !

hmm, das mit dem lachen und freuen, kleines problem!
aber dass schaff ich schon
Liebe ist nicht die Bewunderung der Vollkommenheit
Sondern das akzeptieren eines unvollkommenden Wesens, mit all seinen unzugänglichkeiten

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Nervenbündel
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Beitrag So., 08.03.2009, 19:41

Hallo Ihr lieben,

Ich hab gard bei Google nach einem Forum gesucht wo ich mich mit anderen austauschen kann die das miterlebt habenw as ich auch miterlebt habe und nu hab ich euch gefunden... =)

Ich kenn das Problem nur zu gut...
Meine Mutter hat schon als Teenie angefangen zu trinekn da meine Oma auch Alkoholikerin war. Nur war es zu anfang nicht so schlimm und sie hat meinen Vater geheiratet udn so weiter.. Doch als ich so 5 war und mein Bruder 3 fing sie wieder ganz schlimm an zu trinken und dann war sie auch in unzähligen Kuren und mein Vater hat sie sogar teilweise entmündigen lassen damit sie überhaupt in so eine KUr geht. Aber da shta auch nix geholfen und dann, als ich so 7 war hat mein Vater sich dann von meiner Mutter scheiden lassen udn hat das Sorgerreht beantragt und hat es dann auch bekommen weil unsere Mutter uns gar net haben wollte und seitdem sind wir dann bei meinem Vater aufgewachsen. Vier Jahre lang hab cih agr nix von Ihr gehört nach der Scheidung und dann kam sie irgendwann wieder und iost auch in die gleiche Stadtz gezogen wie wir... Sie wollte auch wider Kontakt zu uns aber wir haben sie nicht sehr oft gesehen... 2004 starb dann meine Oma an den Folgen eines Schlaganfalls durch den Alkoholmissbrauch.. Da dachte ich das sie aufhören würde doch es wurde immer schlimmer...

Und jetzt letzte Woche hab ich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, da ich einfachj net mehr kann...
Ich bin seit 8 Jahren am Finger nägel kauen bin ständig nervös habe schlaf störungen uns do woeiter und bin jetzt sogar am überlegen ob ich in Therpaie gehen soll...

Sorry für das viele schreiben aber was meint Ihr???

Vielen Dank =)

Liebe Grüße

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power
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Beitrag Mo., 09.03.2009, 09:12

hallo nervenbündel!

tja, ich würde dir dringen anraten eine thera zu machen! du hast viel durchgemacht und das muss aufgearbeitet werden! und es tut einfach gut, wenn man mal darüber reden kann!
es ist eh schon mal gut, dass du diesen 1. schritt getan hast und hier reingeschrieben hast!

wie ist deine beziehung zu deinem vater? ist die gut? kannst du mit ihm über alles reden?

alles gute u kopf hoch,

lg power
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Nervenbündel
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Beitrag Mo., 09.03.2009, 20:41

Hallo Power,

danke für deine liebe Antwort. Ich hatte große bedenken in deises Forum zu schreiben aber IHr seit ja alle ganz lieb =)

Zu meinem Vater habe ich ein super Verhältniss.. Er hat echt viel für mcih und meinen Bruder getan in den letzten JAgren...

Ich werde mich auf jeden Fall für eine Thera anmelden. Hab auch heute mit meiner Ärztin darüber gesprochen.. =)

Wie ist es denn bei dir?

Liebe Grüße =)

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Kassiopeia
Helferlein
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Beitrag Do., 26.03.2009, 19:38

Auch wenn dieser Thread schon seit fast drei Wochen "tot" ist, muss ich schreiben...zur Selbsttherapie

Ja, ich bin auch mit einem Alkoholiker groß geworden. Es wurde totgeschwiegen. Ich wurde nie geschlagen, ich wurde geliebt. Aber ich habe gelitten. Ich habe offensichtlich gelernt, dass jemand der mich liebt nicht wirklich für mich dasein kann.

Ich durfte nicht weinen, ich durfte nicht böse sein, es gab kein Problem, weil wir alle einander ja liebten. Stimmt auch. Es war viel ehrliche Liebe da. Aber auch diese Angst. Die Angst, er kommt sicher wieder betrunken nach hause. Die Angst, es gibt dann Streit, weil er getrunken hat. Angst in seine Augen zu sehen, die so anders waren. Es waren die gleichen Augen, die mich am morgen nüchtern und zärtlich und voll Liebe anblickten, doch sie waren versteckt hinter der gräßlichen verdammten beschissenen Sucht.

Er hat getrunken, weil er wirklich viel gelitten hat. Er hatte wirklich einen Grund. Aber er hatte auch 1000 Gründe nicht zu trinken. Er hatte eine Familie die ihn liebte und er hatte mich, die Kleine die ihn so sehr vergötterte und ihn so sehr liebte und brauchte. Aber er hat sich für den Alkohol entschieden. Und gegen mich. Ich war es nicht wert - das hab ich halt leider so gelernt.

Ich habe ihn so sehr gehasst. Und die anderen auch, die Erwachsenen, weil keiner geholfen hat. Mir nicht und ich konnte verdammt noch mal ihm nicht helfen.

Jetzt ist er tot. Es wird nach wie vor darüber geschwiegen. Allen tut es offenbar zu sehr weh. Die Kleinste, die hätte immer jemanden gebraucht. Jemanden der ihr ein bisschen hilft damit fertig zu werden. Oder der zumindest zuläßt, dass sie weint.

Jetzt leidet die Kleinste an Depressionen und Panikattacken...

Ich habe unendliche Aggressionen in mir, aber ausschließlich gegen Menschen die mich Lieben. Immer wenn mich jemand zu sehr liebt, "weiß" ich, dass ich mir von ihm nichts erwarten kann. Ich weine immer noch, obwohl ich weiß, dass es nicht meine Schuld war. Ich fühle mich schuldig. Er hätte doch für mich aufhören müssen - das ist tief in mir drinnen abgespeichert - er hat es nicht...Er ist tot. Richtig jämmerlich krepiert. Dabei war er ein echt wunderbarer Mensch. Nur leider zu schwach.

Und ich leide noch immer.

Manchmal glaube ich, ich hätte ihnen allen verziehen. doch dann tu ich dinge, die mich erkennen lassen, dass dem nicht so ist.

Mein Name ist Kassiopeia und ich bin ein Alkoholikerkind

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power
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Beitrag Mo., 30.03.2009, 12:43

hallo kassiopeia!

erstmal "hallo" und ja stimmt, der thread ist momentan ein wenig eingerostet!

den beitrag, den du hier gepostet hast, hat genau das ausgedrückt,was ich jahrelang ebenfalls empfunden habe. nur bin ich mir nicht so sicher, inwiefern die liebe, die es in meiner familie (speziell meine mutter) gegeben hat, wirklich so ehrlich war. ich weiß, dass sie mich geliebt hat u immer noch liebt, aber irgendwie hatte ich einfach immer das gefühl, schon von klein auf an, dass in einer echt schwierigen situation für mich, nie jemand da war, auch nicht meine mutter, für die ich anscheinend ihr ein u alles war. sei das, wo ich nachts alleine in einem dunklen fremden zimmer war u schlafen sollte und plötzlich erbrechen musste u keiner mich hörte, sei das, dass sie sofort wieder anfing zu arbeiten, obwohl ich erst ein paar wochen alt war, sei das, als ich in der skiwoche war und fürchterlich heimweh und panikattacken hatte, da hatte sie gesagt, sie wäre krank u ich musst später (per zufall wohl gemerkt) erfahren, dass sie eigentlich einen mann bei sich zuhause hatte,...nie war jemand da, als es mir wirklich schlecht ging u ich jemanden gebraucht hätte, der mich in den arm genommen hat und gesagt hat:"musst nicht weinen. es wird alles wieder gut, ich bin ja da!"

trotzdem hab ich immer geglaubt, dass sie die einzige person ist, der ich vertrauen kann und die ich über alles liebte und dann wurde ich bitter enttäuscht. Sie konnte für niemanden aufhören zu trinken, obwohl sie mich so abgöttisch liebte (das sagte sie mir immer wieder in ihrem suff). Sie liebte mich und hasste mich dafür, dass ich nicht "auf ihrer seite" stand! wie grausam die welt doch sein kann!

auch ich habe gelitten, schwer gelitten, doch mittlerweile kann ich damit umgehen und verzeihen. gott sei dank ist diese wut weniger geworden, denn diese war manchmal fast unerträglich!
ich kann dich sehr gut verstehen!!!

bist du in thera?

lg power
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Christine_Walter
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Beitrag Do., 02.04.2009, 14:18

bei mir wars auch die mutter bzw. ist es heute noch. ich selbst hab den absprung gerade noch rechtzeitig geschafft, bin aber statt dessen auf nikotin und cannabis und energydrinks hängen geblieben. aber zum glück kiffe ich jetzt nicht mehr...

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enna79
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Beitrag Do., 02.04.2009, 14:27

Hallo,

ich bin Anne und auch in einer alkoholkranken Familie aufgewachsen.
Mein Vater verstarb anfang diesen Jahres an den Folgen des Alkoholmissbrauchs. Er starb ganz allein und wurde erst Tage später gefunden.

Mein Vater trank viele Jahre, wie auch viele andere in meiner Familie.
Ich bin mit 18 ausgezogen und 800km weit weg. Ab da, wurde es für mich erst richtig übel. Nun stand ich da ganz allein und wußte überhaupt nicht, was ich mit mir anfangen soll. Ich war es nicht gewohnt mich um mich zu kümmern. Von zu Hause bekam ich nur Druck. Ich müsse stark sein und das würde schon werden.
Es wurde aber nicht besser. Ich litt unter massiven Ängsten und war unfähig den Tag zu überstehen. Meine Gedanken liefen auf Hochtouren, ich konnte nicht mehr schlafen, nichts mehr essen und nur noch weinen.
Seit damals war ich zweimal in der Klinik, weil ich dachte, daß ich druchdrehe. Habe lange Therapie gemacht.
Seit 5 Jahren gehe ich in eine Selbsthilfegruppe und spüre nun langsam immer mehr, daß sich die Dinge in meinem Leben verbessern.
Dort sitzen keine Menschen, die ihre Weisheiten aus dem Lehrbuch erzählen, sondern die zum Teil das gleiche oder etwas ähnliches erlebt haben.
Es sind Experten aus Erfahrung.
Ich muss da nicht spielen, nichts vormachen, darf so sein, wie ich bin. Ich kann da heulen, wüten und vor allem immer wieder reden. Ich höre von anderen, wie diese mit ihrem Problemen umgehen und kann für mich Dinge rausziehen, die mir als wichtig erscheinen.

Für mich ist das ein Weg Vertrauen zu fassen. Ich tue mich unglaublich schwer wirkliche Beziehungen einzugehen. Oberflächlich gesehen bin ich sehr kontaktfreudig und offen, aber innerlich immer auf der Hut. Ich habe nicht viele wirkliche private Kontakte. Meist nur zu Menschen, bei denen ich im Grunde weiß, daß diese mir nicht zu nah kommen können.
Durch diese Gruppe finde ich einen Weg nach außen und es nimmt mir endlich dieses Gefühl des "anders-sein".
Wenn ich erzähle, nicken menschen weil sie verstehen. Weil sie es selbst kennen.
Und ich fand es immer so schrecklich, daß ich mich immer fühlte, wie ein Alien. Immer irgendwie anders war. Immer das gefühl hatte, nie wirklich ICH zu sein und es auch nicht sein zu können.

Der Tod meines Vaters hat mich sehr getroffen. Ich habe damit nicht gerechnet. Wir hatten nie eine wirkliche Vater Tochter Beziehung und doch hatte ich soviele Hoffnungen und Wünsche. Immer noch! Nun ist er tot und ich muss ihn vollends loslassen.
Es wird niemals sein.
Das macht mich traurig und auf der anderen seite, nimmt es soviel Last. Diese ständige Angst um ihn bzw. die immer wiederkehrende Enttäuschung, wenn nach einer trockenen Zeit wieder eine Phase des Trinkens kommt.
heute weiß ich jedoch, daß er es nicht getan hat, weil er mich nicht liebte oder weil er schwach war. Er tat es, weil er krank war.
Alkoholismus ist eine Krankheit. Der Mensch ist nicht zu schwach, sondern krank. Ich glaube, mein Vater litt unter dem was er getan hat, am allermeisten.
Und vor allem weiß ich heute, daß auch ich krank geworden bin in dieser Umgebung. Alkoholismus ist eine Familienkrankheit und ich möchte heute davon genesen.
Ich möchte diesen Kreislauf der sich in meiner Familie wie ein roter Faden durch die Generationen zieht, endlich durchbrechen.

Danke für´s Lesen.
Alles Liebe, Anne

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SamuelZ.
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 07.04.2009, 17:42

Hallo zusammen,

Mein Name ist SandyP. und auch ich bin ein erwachsenes Kind von Alkoholikern.

Mein Vater ist vor etwa 5 Jahren während des Entzugs gestorben. Begonnen hat alles - laut meiner Mutter - während seiner Zeit bei der Marine, da er im Grunde ein sensibler Typ war, der beweisen musste, dass er ein "ganzer Kerl" ist.

Ich könnte ganze Bücher über die Situation meiner Eltern schreiben, was mir jedoch schwer fällt, ist, über mich selbst zu berichten, MEINE Gefühle zu beschreiben oder denen aus meiner Kindheit nachzuspüren. Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mich als Kind gefühlt habe, wie ich die ganze Situation in meiner dysfunktionalen, krankmachenden, selbstwertschädigenden "Familie" empfunden habe. Als Kind ist man ja ohnehin "betriebsblind" was die eigenen Familie angeht, aber ich finde es schon erschreckend, an wie wenig ich mich erinnern kann.

Merkmale, unter denen ich heute leide, die ich meiner Kindheit in einer alkoholkranken Familie zuschreibe:
- Überempfindlichkeit bei Kritik
- es jedem recht machen wollen
- Selbstunsicherheit/mangelndes Selbstwertgefühl
- große Selbstkontrolle
- Nähe-Distanz-Problem
- Wut auf die Mutter, die mich als Ersatz-Mutter sieht
- schwer Vertrauen können / bloß keine Abhängigkeiten
- alles selbst in die Hand nehmen müssen...

Vieles wird mir während meiner Therapie bewusst und zum ersten Mal so deutlich, dass ich es für mich einordnen und verstehen kann. Ich hoffe, dass sich da auch emotional was ändern wird.

Mich würde interessieren, ob und wie ihr das Thema Alkoholiker-Eltern in euren Therapien thematisiert? Ich habe z.Z. den Eindruck, wir reden viel über die aktuellen Probleme, aber nur wenig über die Vergangenheit. Aber gerade die will ich für mich klären und beleuchten.

Viele Grüße
sandyp.

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Thread-EröffnerIn
Disappear
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Beitrag Di., 07.04.2009, 21:23

Hallo an alle,

@sandyp.
wahnsinn!!! ich habe mich in all deinen worten komplett wiedergefunden. alle punkte, die du aufgeführt hast, sind bei mir genauso. angst vor nähe, kein gefühl für die eigenen gefühle etc., kaum vertrauen in andere und sich selbst, perfektionismus usw.
scheinbar sind die beeinträchtigungen in der gefühlswelt eines "alkoholikerkindes" doch bei vielen betroffenen gleich.

ich muss auch sagen, dass meine therapie mehr um die aktuellen dinge kreist, leider selten um die aufarbeitung von vergangenen dinge. es ist aber nunmal leider so, dass die aktuellen probleme eben resultate der verletzungen aus der vergangenheit sind. ich habe schon ein drittel meiner therapie rum, habe aber nur wenig erkenntnisse für mich. vielleicht wäre eine tiefenpsychologische therapie sinnvoller? ich habe auch zu meiner kindheit kaum bezug und wenig erinnerung. und das belastet mich schon, wenn ich durch verwandte daran erinnert werden muss, dass die art und weise, wie sich mich jetzt sehen, eben von meinem vergangenen verhalten herrührt, an das ich mich aber nicht mehr erinnern kann. erschreckend!
enna79 hat geschrieben: Seit 5 Jahren gehe ich in eine Selbsthilfegruppe und spüre nun langsam immer mehr, daß sich die Dinge in meinem Leben verbessern.
Dort sitzen keine Menschen, die ihre Weisheiten aus dem Lehrbuch erzählen, sondern die zum Teil das gleiche oder etwas ähnliches erlebt haben.
Es sind Experten aus Erfahrung.
von welcher organisation ist deine selbsthilfegruppe denn? steht sie im zusammenhang mit den AA?
enna79 hat geschrieben: Für mich ist das ein Weg Vertrauen zu fassen. Ich tue mich unglaublich schwer wirkliche Beziehungen einzugehen. Oberflächlich gesehen bin ich sehr kontaktfreudig und offen, aber innerlich immer auf der Hut.
Und ich fand es immer so schrecklich, daß ich mich immer fühlte, wie ein Alien. Immer irgendwie anders war. Immer das gefühl hatte, nie wirklich ICH zu sein und es auch nicht sein zu können.
kenne das auch in extremen formen. man sucht teilweise schon nach etwas, dass das eigene misstrauen bestätigt. ist bei mir jedenfalls so.
mit gleichaltrigen hatte ich immer probleme. auf partys konnte ich teilweise gar nicht entspannen, hab mich mit den feiernden leuten nicht identifizieren können, weil ich leider nicht so ausgelassen sein konnte, hatte immer die probleme daheim im hintergrund. mal abgesehen von deren alk-konsum und wie sie damit geprahlt haben . ist teilweise bei mir immer noch so, aber ich versuche es zu ändern.
enna79 hat geschrieben: Ich möchte diesen Kreislauf der sich in meiner Familie wie ein roter Faden durch die Generationen zieht, endlich durchbrechen.
in meiner familie gab es viele fälle von süchten und abhängigkeiten, nicht nur substanzbezogene. es ist hart, dauernd angst haben zu müssen, dass sich das auch bei einem selbst fortsetzt. da beäugt man sich selbst zum teil auch schon stark und muss stärker dagegen wirken.

viele liebe grüße,
disappear

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Anne1997
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Beiträge: 625

Beitrag Di., 07.04.2009, 22:06

[quote="SandyP."]Mich würde interessieren, ob und wie ihr das Thema Alkoholiker-Eltern in euren Therapien thematisiert?[/quote]

Hallo SandyP.,

na ja, schon, das war oft Hauptthema. Und ich war auch "betriebsblind", weil ich den Zusammenhang zwischen Alkoholismus (meines Vaters) mit meinen Problemen auch nicht so gesehen habe (es ging dabei nie um Schuldzuweisung, ganz und gar nicht, sondern um Verständnis für meine Situation).
Klar, der Alkohol spielte immer eine Rolle, aber er war "normal". Es gab nicht immer Exzesse, sondern halt immer etwas zu viel, mal viel zu viel, aber irgendwie ging es immer, er kam immer irgendwie nach Hause, kaum zu fassen, wie er das oft geschafft hat, was da für eine Kraft auch da ist, wenn man so betrunken ist.

Über die Vergangenheit zu reden war wichtig für mich und schwer, weil mir wenig eingefallen ist, weil meine Kindheit eben auch "normal" und gut verlaufen ist, aber eben nicht nur.
Gefühle konnte ich kaum benennen, außer oft Traurigkeit. Ich musste 38 Jahre alt werden (Therapiebeginn), um mal zu lernen, in mir nachzuspüren.
Heute finde ich das ziemlich gut , dass dies möglich ist, dass man das kann.
Dass man sich besser versteht, dass "man" mit allen Gefühlen besser umgehen kann.
Alle Merkmale, die Du aufzählst, treffen auch auf mich mehr oder minder stark zu.

Ich dachte immer wieder, dass ich meinem Therapeuten "auf den Wecker" gehe, wenn ich von meinen Eltern erzählte (und mich auch dafür schämte, dass ich in meinem "hohen" Alter noch so unter den mich innerlich zerreißenden Konflikten meiner Eltern wegen litt).
Aber dies war nie der Fall. Es war für mich und meine aktuellen inneren Konflikte im therapeutischen Prozess sehr wichtig.

Das Schlimmste für mich war wohl dieser Loyalitätskonflikt zwischen meinen Eltern, den ich aushalten "musste" bzw. dachte, aushalten zu müssen (um die Familie zusammenzuhalten), damit ich ja niemanden vernachlässige und weil ich meinen Vater eben auch mag.
Er trinkt immer noch. Es tut weh und ich werde es nicht ändern können und ihn seinen Weg gehen lassen und ich kann ohne Probleme dankbar für meine Eltern sein, auch wenn der Weg so kompliziert erscheint.
Wohl ein "Therapieerfolg", seuffz......

Soweit mal, etwas "müde" formuliert,
Anne

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power
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Beitrag Mi., 08.04.2009, 10:02

hallo an alle!
SandyP. hat geschrieben:Merkmale, unter denen ich heute leide, die ich meiner Kindheit in einer alkoholkranken Familie zuschreibe:
- Überempfindlichkeit bei Kritik
- es jedem recht machen wollen
- Selbstunsicherheit/mangelndes Selbstwertgefühl
- große Selbstkontrolle
- Nähe-Distanz-Problem
- Wut auf die Mutter, die mich als Ersatz-Mutter sieht
- schwer Vertrauen können / bloß keine Abhängigkeiten
- alles selbst in die Hand nehmen müssen...
all diese merkmale hatte ich auch; zum teil hab ich heut noch einige, aber im laufe der zeit,v.a. während der thera hab ich viele merkmale auch ablegen können, weil ich sie situationsbezogen reflektieren konnte. wut auf meine mutter hab ich heute kaum noch. irgendwie hab ich ihr in gewisser weise verziehen...trotzdem gibt es manchmal tage, an denen ich sehr wohl wütend bin. auch ich sah mich immer als ersatz-mutter von ihr...dies hab ich mittlerweile mehr od weniger im griff! genau dieser punkt ist wichtig, denk ich! weil oft wird man zur "ersatz-mutter" in einer spezifischen situation: wenn man es in der situation erkennen kann, dass man wieder in ein altes muster reinfällt, tut man sich leichter, dies zu erkennen und dementsprechend zu handeln! vertrauen kann ich mittlerweile sehr gut! das musste ich aber auch erst lernen...das einzige problem was ich immer noch wirklich habe wegen meiner vergangenheit ist dieses kontroll-problem. ich will immer alles unter kontrolle haben. und ich denk,dass ist eines der schwierigsten dinge, "loszuwerden"! einfach die angst, es könnte etwas außer kontrolle geraten, man könnte selbst irgendwann, irgendwie außer kontrolle geraten! schreckliches gefühl und doch sind wir, die dies eigentlich ganz gut erkennen und auch reflektieren können, am wenigsten gefährdet! trotzdem sitzt die angst tief! es ist schwierig!
auch aus dem "familiensystem" auszubrechen und dieses system neu zu formieren ist sehr schwer. mein familiensystem ist eigentlich katastrophal wenn man in die vergangenheit blickt (nicht nur wegen des alkoholismus meiner mutter). aber ich will das schaffen, denn ich will, dass meine kinder und enkelkinder und deren kinder nicht in diesem teufelskreis der sucht, verboten, schweigen, mißtrauen,abhängigkeiten, ängsten, vorwürfen und forderungen hineinwachsen und dieses verrottete system weitergeben! ich will das alles aufbrechen und neu beginnen!

lg power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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