Mal was Positives über Psychotherapie!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Laura13
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Beitrag Fr., 13.02.2009, 21:16

Es ist eben manchmal ein bißchen so, als würde man in einen dunklen Raum gehen nur mit einer Kerze, von der man auch nicht sicher weiss, ob sie nicht ausgehen wird. Man weiss nicht wirklich, was auf einen zukommt, man weiss nur, dass man das Richtige tut, weil einem andere Wege eben nicht mehr helfen. Und doch ist man nicht allein, weil der Therapeut dabei ist.

In meinem Leben ist es eine Premiere, dass sich jemand für mich interessiert, ohne dafür von mir persönlich eine Gegenleistung zu fordern. Mir hört jemand zu und versucht mich zu verstehen. Ich hab mich noch nie zuvor in meinem Leben überhaupt so intensiv mit mir selbst beschäftigt wie in der Therapie. Ich war mir immer der unwichtigste Mensch in meinem Leben und ich muss mich immernoch manchmal daran gewöhnen so viel über mich zu reden........
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 13.02.2009, 21:58

Laura13 hat geschrieben: In meinem Leben ist es eine Premiere, dass sich jemand für mich interessiert, ohne dafür von mir persönlich eine Gegenleistung zu fordern. Mir hört jemand zu und versucht mich zu verstehen..
Das kann ich total gut verstehen....

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Laura13
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Beitrag Fr., 13.02.2009, 22:00

@münchnerkindl:

wie meinst du das jetzt? Was kannst du verstehen? Ist das bei dir wohl auch so?
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Lena
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 09:14

Hallo Laura,

danke für Deinen Beitrag! Ich empfinde meine Therapie auch als sehr hilfreich und mir geht es phasenweise nach Stunden auch mal richtig schlecht, aber gleichzeitig merke ich, dass ich vorankomme und mehr Fortschritte mache als ich mal für möglich gehalten habe.
Die Stunden können manchmal richtig weh tun und manchmal denke ich, ich kann die Gefühle, die hochkommen, nicht aushalten.
Es hilft mir oft, wenn ich meinem Therapeuten eine aktuelle Situation erzähle und er dann fragt "hätten Sie das vor x Jahren schon geschafft" und fast immer ist es so, dass mir dann bewusst wird, wie sehr ich mich weiterentwickelt habe.
Und mir tut diese Aufmerksamkeit, die ich bekomme, auch sehr gut. Da gibt es einen Menschen, der sich zwei Stunden die Woche voll auf mich konzentriert und für den erstmal alles wichtig ist, was ich sage und der mich ernst nimmt. DAS hätte ich in meiner Vergangenheit auch mal gebraucht - das ich wahrgenommen werde und akzeptiert werde.

Viele Grüße Lena

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Laura13
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 09:23

Hallo Lena,

das, was du schreibst, könnte von mir sein....und deshalb muss ich auch sagen, dass gerade diese Berufsgruppe der Psychotherapeuten so einen wichtigen "lebensrettenden Job" machen!
Leider ist das in der Gesellschaft allgemein noch nicht angekommen und deshalb wie in meinem Fall auch so, dass ich nicht mit vielen Leuten darüber reden kann, weil es leider immer noch einen komischen Touch hat, eine Therapie zu machen.
Es tut so gut hier mit "Gleichgesinnten" zu sprechen.
Ich wünsche dir viel Kraft für deinen Weg. Wir sind auf dem Weg in ein anderes schönes Leben....geben wir nicht auf.

Laura
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 09:45

Laura13 hat geschrieben:@münchnerkindl:

wie meinst du das jetzt? Was kannst du verstehen? Ist das bei dir wohl auch so?
Ich hab früh in meinem Leben auch die Erfahrung gemacht daß es im Grunde niemanden grossartig juckt ob und wie ich mit meinem Leben klarkomme und was mit mir los ist. Die Welt ist ein Becken mit Haifischen und es ist sozusagen ein normaler Teil des Lebens daß es einfach niemanden kümmert weil alle Leute nur gierig sind ihr eigenes Wohlergehen voranzubringen.

Ich hab später auch eine Weile gebracht um zu kapieren daß es tatsächlich Leute gibt denen es nicht egal ist wenn es mir schlecht geht, und ich hab auch eine Weile gebraucht um von solchen Leuten nicht emotional völlig überfordert zu sein.

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w_s_
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 09:51

Ja, es gbit viele Haifische ... aber das Meer ist voll auch mit anderen Tieren, und einige davon sind durchaus daran interessiert anderen zu helfen, sie zu verstehen. Manche davon sind Therapeuten, manche davon betreiben so ein Forum wie dieses hier, manche kümmern sich halt auch fallweise nur um die Mitmenschen, soweit es ihre Kraft und Kapazität zulässt - sie haben ja auch ein eigenes Leben, sie haben ja auch ihre eigenen Sorgen, auch ihre eigenen Probleme.

Aber es gibt wirklich viele Haifische...

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Laura13
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 10:32

Die Welt an sich ist schrecklich. Menschen sind böse und schlecht und oft zunächst nicht als solche zu erkennen.

Man hat keinen Einfluss auf das Weltgeschehen.
Aber man hat seine eigene kleine Welt, seine Familie, seinen Freundeskreis.
Ich sehe meine Aufgabe darin, es in meiner Welt allen, die mir wichtig sind, schön zu machen. In meiner Welt gibt es keine Haie, sondern nur Flipper und Neon-Fische und liebe andere Wesen. Es ist eine große Aufgabe in seiner kleinen Welt den Frieden, die Ehrlichkeit und den liebevollen Umgang miteinander zu erhalten, egal, wie viele Haie manchmal drum herum kreisen
Meine Kinder sollen später mal sagen können: Unsere Kindheit war schön. Sie sollen wissen, dass sie immer einen sicheren Ort haben zu dem sie jederzeit Zutritt haben, wenn sie in ihrem Leben im Haifischbecken mal wieder ein Zuhause brauchen auf das sie zurück greifen können.
Ich möchte, dass sie wissen, dass ich sie liebe, so wie sie sind, einfach nur deshalb, weil sie da sind und ich darüber sehr glücklich bin.
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 11:25

Laura13 hat geschrieben:Die Welt an sich ist schrecklich. Menschen sind böse und schlecht und oft zunächst nicht als solche zu erkennen..
Ich glaube viele Leute sind nicht so weil sie absichtlich anderen Leuten schaden wollen. Die wirklich bösartigen gibt es auch und die sind zum Glück wohl eine Minderheit, obwohl sie durch ihre Rücksichtslosigkeit schon viel Schaden anrichten können . Aber viele Menschen sind innerlich selbst so bedürftig und begrenzt daß sie garnicht darauf kommen daß die Welt für ALLE, also inclusive ihnen selbst viel lebenswerter und schöner ist wenn man sich gegenseitig hiflt und unterstützt und offen ist anstatt immer nur ICHICHICH wichtig zu nehmen, sich von allem abzuschotten und alle anderen nur als Statisten für den eigenen Trip zu misbrauchen.

Hat dazu geführt daß ich durchaus vorsichtig bin wie offen ich mit wem sein kann und ich habe sowas wie einen 7. Sinn dafür entwickelt wer wirklich an mir interessiert ist und wer nur mich nur als Statisten für seinen eigenen Film sieht. Ich hab das leider bei der Suche nach einem passenden Therapeuten sehr oft erlebt und deshalb bin ich mittlerweile Therapeuten gegenüber sehr viel mistrauischer und zugeknöpfter als jemandem dem ich einfach mal so im Leben begegne.

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Eve...
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 11:42

Die Welt an sich ist schrecklich. Menschen sind böse und schlecht und oft zunächst nicht als solche zu erkennen.
Darf ich ganz sanft widersprechen? Die Welt ist AUCH schlecht - aber sie ist auch gut! Es gibt immer noch gütige Menschen. Es gibt Fürsorge und Freundlichkeit, Altruismus und Aufopferung für andere - aber meist, weil es dazu auch passt, blühen solche "bescheidenen Blumen" im Verborgenen.

Es gibt immer irgendwo Hoffnung, Liebe, Ehrlichkeit. Es exisitert Schönheit, Tapferkeit, sogar stille Helden kommen öfter vor, als man denkt. (Obwohl "Heldentum" heute unmodern ist und "Helden" nur noch in Monsterfilmen irgendwelcher Art vorkommen.) Der "Alltags-Held", der das Kind aus dem Eis oder Katzen aus dem Feuer rettet oder einfach nur ganz schlimme Situationen still und leise für sich durchsteht, wird bestenfalls flüchtig wahrgenommen und dann vergessen. ABER: All das ist DA!

Mir gibt das Mut. Auch wenn man über die schlimmen Sachen nicht hinwegzusehen vermag, tröstet es und hält einen im Leben fest, so dass man heute, in unserer wurzellosen Zeit, dennoch seine Wurzeln in den Boden senken und den Bäumen gleich bis zum Ende der eigenen Zeit wachsen kann.

LG, Eve

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Laura13
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 13:52

@ Eve:

Stimmt. Du hast vollkommen recht....siehst du, diese Seite habe ich nicht mehr wirklich gesehen. Danke, dass du sie mir wieder in mein Blickfeld rückst. Wahrscheinlich liegt es daran, dass auch immer nur Negatives- oder überwiegend Negatives- in den Zeitungen steht und auch eher Schlimmes als Schönes weiter erzählt wird.
Aber es stimmt, wenn man genau hinschaut, dann sieht man die vielen schönen Blumen. Ich muss wohl den Blick dafür wirklich erst wieder bekommen. Sicherlich hilft mir dabei auch meine Therapie....und Menschen wie ihr hier im Forum!

Liebe Grüße,
Laura
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w_s_
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 14:46

Laura, ich bin froh dass du Eve da zugestimmt hast. Denn es gibt Böses wie Schlechtes, Gutes wie Schönes. Und es wohnen beide Seiten in jedem von uns. Und keiner von uns ist immer nur gut oder immer nur böse... wir haben alle unsere Widersprüche, unsere dunklen wie auch unsere hellen Seiten. Den Blick auf die hellen Seiten zu richten kann aber nur gut sein - und vor allem auch das Schöne nicht zu vergessen.

Und packe deine Kinder nicht zu sehr in Watte - sie müssen genau das für ihre Zukunft auch verstehen lernen, müssen auch damit umgehen können. Denn sie werden in ihrem Leben nicht immer nur auf die heile Welt stoßen. Auch wenn es nur zu verständlich ist, dass du ihnen eine tolle und heile Kindheit bereiten willst - was ich super finde!

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Laura13
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 15:18

@ w_s_

Ja sicher. Das ist auch so ein Thema mit dem ich mich in meiner Therapie beschäftigen muss. Allerdings musst du nur die Zeitung aufschlagen....dann kannst du lesen, was Kindern alles angetan wird und die Dunkelziffer ist hoch. Ich hab einfach riesige Angst um meine Kinder.....
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 15:24

Ja, in den Zeitungen stehen immer nur die Horrormeldungen.

Weil sex and crime sells....

Weil die Menschen schon manchmal widerliche Voyeure sind wird jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Ich glaube vor 100 Jahren war sowas noch viel häufiger.

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w_s_
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Beitrag Sa., 14.02.2009, 16:18

Ja klar hast Angst um die Kinder - ich verstehe das. Nur weißt du, warum ich um mein Kind keine Angst habe? Weil ich weiß dass wir es so gut wie möglich beschützen, weil ich weiß dass wir dafür sorgen dass es in einem möglichst guten Umfeld heranwächst. Und weil ich weiß dass wir es lieben!

Und daraus läßt sich die Kraft schöpfen, sich halt nicht zu tode zu ängstigen. Denn eines ist halt klar: das Leben ist grundsätzlich lebensgefährlich - das ist so. Das kannst nicht ändern oder abstellen. Aber zu tode gefurchten ist auch gestorben - innerlich und unzählige Male.

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