aussortierte hat geschrieben:Mich würde mal interessieren aus welchem Grund du deine Meinung so radikal geändert hast? Wie ist es dir denn bewusst geworden, dass es bei dir nur Selbstschutz war?
Selbst wenn du 60 Jahre alt wärst, wär`s meiner Meinung nach noch nicht zu spät. Ich denke, je älter man wird desto anstrengender und aufwändiger ist es sich zu verändern. Aber wenn man bereit ist hart an sich zu arbeiten, ist es doch nie zu spät und du bist doch erst 31, da hast du doch nocht viele Jahrzehnte vor dir indem du dann deine neue Lebensweise, die du dir jetzt langsam Schritt für Schritt aneignest, ausleben kannst.
Bei mir kam das so:
Da ich in den letzten paar Jahren hin und wieder Angstzustände hatte, ging ich zum Arzt und der hat eine Psychotherapie empfohlen. Beim Vorstellungstermin bei der Therapeutin hat sie mir dann einige Fragen gestellt. Und bei zwei davon hat's mich von den Socken gehauen:
"Haben Sie einer Partnerin." Da musste ich mit Nein antworten.
Die nächste Frage war:
"Wünschen Sie sich eine Partnerin?"
Und da hats mich dann innerlich erschüttert. Ich war in einem Moment, in dem ich zu meinem eigenen gesundheitlichen Wohl ehrlich sein sollte und obwohl ich in den vergangenen Jahren, wenn ich mir die Frage selbst gestellt hatte, mit Nein geantwortet hatte, sagte ich hier wahrheitsgemäß und nach großem Schlucken "Ja."
Danach gab es dann noch einen Fragebogen mit nach Hause, der unter anderem auch auf meine sexuelle/romantische Vergangenheit einging und da habe ich dann auch wahrheitsgemäß geantwortet, dass ich noch keinerlei Erfahrungen in dieser Hinsicht hatte. Als ich diese Frage beantwortet hatte, war ich so kurz vorm Weinen wie schon seit Jahren nicht mehr.
Ich habe im Laufe der nächsten Wochen viel über das Thema nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass meine Angstprobleme begonnen haben, als ich auf die 30 zugesteuert bin und unterbewusst hatte (und habe) ich wohl das Gefühl, ich habe mein Leben sinnlos vergeudet (mit Computerspielen, Filmen, etc.). Nun habe ich Angst, dass mit mir oder meinen Eltern irgend etwas schlimmes passiert und ich dann ein Leben geführt habe, das völlig bedeutungslos war, dass ich das richtige Leben gar nicht kennen gelernt habe.
Und dazu kommt, meine Eltern, meine eigentlich einzigen Vertrauenspersonen, leben auch nicht ewig. Ich habe erkannt, wenn diese mal sterben, bin ich alleine. Völlig allein. Freunde können Eltern oder eine Partnerin nicht ersetzen.
Ich war in der Vergangenheit zweimal (unglücklich) verliebt und beides waren für mich absolut niederschmetternde, sehr qualvolle Zeiträume. Nach ausführlicher Analyse bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich, um solche Erlebnisse nicht noch einmal zu haben, völlig abgekapselt habe und das Thema völlig von mir weg geschoben habe, was nicht das große Problem darstellte, denn ich lebe quasi wie im Männerkloster. (Schulezweig, Studium, Beruf, alles mit Frauenquote unter 10 Prozent).
Dazu kommt dann noch, dass ich in den wenigen Momenten, wo in der Vergangenheit, eine Frau für mich Interesse zeigte, ich das entweder nicht erkannte (teilweise erst Tage danach) oder ich instinktiv abblockte.
Ich habe mir immer gesagt: "Wenn die richtige kommt, dann werde ich mich nicht dagegen wehren, ansonsten komme ich gut alleine zu Recht." in Wirklichkeit habe ich unbewusst aktiv alles verhindert, um eine Frau kennenzulernen.
Und das bereue ich heutzutage sehr, vor allem wenn ich sehe, dass alle Leute in meinem Freundeskreis glückliche, langjährige Beziehungen führen. Und alle (!) meine Freunde haben ihre Partnerinnen im Studium kennengelernt, deswegen habe ich auch das starke Gefühl, es wäre für mich zu spät, ich hätte das beste im Leben verpasst.
Wenn ich heute 10 Jahre zurückdrehen könnte, würde ich extrem viel anders machen.