Selbstmitleid

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Dornröschen Dorn
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Beitrag Sa., 26.03.2011, 18:00

@Morrigan: Schöne Beiträge!


LG
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..



Lieben Gruss und bis bald!

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montagne
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 10:53

Ich möchte mich Goldbeeres Differenzierung von Selbstmitleid und Selbstmitgefühl anschließen. Finde das gut auf den Punkt gebracht. Gibt mir was zum nachdenken, da das auch gearde meine Themen sind.

Hinzufügen will ich noch: Man steuert sowas ja aktiv mit seinen gedanken, so ist es nunmal. Ich bin sicher keine Freundin der kognitiven Dressur. Aber trotzdem ist es ja wahr, das wir unsere Gefühle AUCH mit dem Steuer, was wir denken. Und was wir denken können wir entschieden, es unterliegt teilweise unserer Kontrolle.

Und ich denke da kann man ansetzen. Sich Dinge bewusst machen. Wenn man leidet, leidet man, ja. Aber nicht wegen einer Situation, sondern wegen der Sicht, die man auf eine Situation hat und wegen dem was man aus einer Situation macht, b.z.w. nicht macht.

Ich denke im Selbstmitleid steckt stark das Moment Verantwortung für Ereignisse konkret oder bewusst an die Umwelt zu schrieben. Nicht selbst die Verantwortung für seine Gefühle zu übernehmen.
Man sieht Alternativen, Lösungsmöglichkeiten und positive Seiten nicht als solche. Und ich denke das kann man üben, das mehr zu sehen und mehr danach zu handeln.

Also ich zumindest versuche es und würde sagen, es funktioniert. ist natürlich ein langfristiger Prozess. Weil das, was ich mir bewusst sage erstmal inneren Niederschlag finden muss, bevor ich zur nächsten "Stufe" übergehe.
amor fati

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kügeli
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 11:38

Ich verstehe gar nicht, wieso sich Menschen überhaupt rausnehmen, über die Gefühle von anderen zu urteilen, diese sogar in Schubladen stecken und Gefühle als "richtig" oder "falsch" bewerten, wir fühlen nun mal was wir fühlen und haben das Recht dazu genau das zu fühlen.
Danke für diese Sätze, denen ich mich vorbehaltlso anschließe.
Das klingt sehr menschlich und ist in der heutigen Zeit eine seltene, wohltuende Einstellung, die du, Morrigan, da hast.
Und wenn Menschen in so einem negativen Gefühlszustand "stecken bleiben", wieso muss man sie deswegen verunglimpfen? Vielleicht müssen sie erst mal länger darin bleiben, erst mal lernen, mit genau dem Gefühl umzugehen, anstatt es vorschnell einfach zu "verdrängen" und so zu tun als wären sie optimistisch.
Die Gesellschaft erwartet den ständig lustigen, oder zumindest in cooler, aufgesetzter, schein-fröhlicher Maske erstarrten Clown. Pflegeleicht, immer nen guten Spruch drauf und nie leidend.

Leiden darf man nicht in unserer Gesellschaft.

Das geht aber schon lange so, man bedenke die Vergangenheit, die vielen Kriege und so weiter... die Gesellschaft zumindest in MItteleuropa hat noch nicht gelernt, lebenswert zu leben, d.h. das einzelne Individuum hat es noch nicht gelernt.

Dass Leid und negative Gefühle zum Leben dazu gehören und auch individuell ausgelebt werden sollten, sonst werden sie zur Neurose, ist der westlichen, am Konsum und einer "Hauptsache ich bin cool-Einstellung"- orientieren Gesellschaft nicht bekannt. Die westliche Gesellschaft ist nur daran interessiert, dass der Einzelne funktioniert, wer Selbstmitleid hat, oder gar berechtigtes Leid, muss sich schämen und gilt als minderwertige Unperson, wird oft gar ausgestoßen.
Kein Wunder, dass es hier so viele traumatisierte und abhängige, süchtige Menschen gibt.

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Ive
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 11:51

Beitrag editiert. Sorry, ich glaube, es war zu sehr am Thema vorbei - trotz mehrmaliger Änderung passte es irgendwie nicht hier her.
Zuletzt geändert von Ive am Mo., 13.06.2011, 12:31, insgesamt 4-mal geändert.

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sofa-held
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 11:57

Ich verwende das Wort Selbstmitleid nur in äußerst sparsamen Dosierungen, sowohl was mich selbst betrifft als auch andere. Das Wort wird zu gerne benutzt und Leute zu beleidigen und vermeintlich zu treffen.

Passend finde ich das Wort nur bei so Persönlichkeitsstörungen, wie Narzissmus, wo der Betroffene bei eventueller Nichtbestätigung seines Egos in Selbstmitleid suhlt, das kann sehr dramatisch und lächerlich wirken, ist aber natürlich nur ein Symptom dieser ernsthaften Erkrankung.

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ENA
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 11:59

sofa-held hat geschrieben:Das Wort wird zu gerne benutzt und Leute zu beleidigen und vermeintlich zu treffen.
Genau!

...und ansonsten habe ich eigentlich schon alles gesagt, was ich zu dem Thema sagen wollte.

Lieben Gruß von mir, ENA!


montagne
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 12:28

Ich sage nicht, dass es überhaupt richtig sei menschen, die sich selbstmitleidig zeigen herabzusetzen. Dennoch denke ich gibt es einen Unterschied zwischen über Schwierigkeiten berichten, sich trösten lassen und Selbstmitleidigkeit. dann eben auchd er Faktor "stecken bleiben".
Mir geht es jedenfalls so: Wenn man jemanden hat, der einem, teils über Monate und Jahre von den selben Schwierigkeiten berichtet, der "beratungsresistent" und uneinsichtig ist, bei dem sich in dem Punkt nichts zu bewegen scheint und immerund immer wieder erzählt er einem das, manchmal auch ohne ein Gespür dafür zu haben, ob mand as gerade vertragen kann oder nicht. und das ganze in einem meckrigen, jammrigen Tonfall.
Jemand bei dem man vllt. selbst das Gefühl hat, mit den eigenen Problemen nicht genug Raum zu bekommen. ja das kann durchaus zu Aggressionen führen und diese müdnen dann ggf. in abwertenden Tendenzen.


Lange rede, kurzer Sinn: bei allem Anspruch daran gesehen zu werden, wie man ist und auch wie man leidet, sollte man im Auge behalten, dass der gegenüber genau dies auch möchte. Das der gegenüber auch ein Mensch mit Problemen und Gefühlen ist. Und auch ein Mensch mit eigenen Strategien für diese Schwierigkeiten.
amor fati

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Ive
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 12:30

Gilt das nicht für jede Haltung, die gleichzeitig mehr oder weniger beklagt oder unter der gelitten wird, aber andererseits auch mit Klauen und Zähnen verteidigt? Gerade hier im Forum kann man das häufig beobachten ... Das heißt aber auch, man muss "soweit sein", vorher sieht man nicht mal, was bei einem selbst vielleicht da nicht stimmt.

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sofa-held
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 12:39

montagne hat geschrieben:Wenn man jemanden hat, der einem, teils über Monate und Jahre von den selben Schwierigkeiten berichtet, der "beratungsresistent" und uneinsichtig ist, bei dem sich in dem Punkt nichts zu bewegen scheint und immerund immer wieder erzählt er einem das, manchmal auch ohne ein Gespür dafür zu haben, ob mand as gerade vertragen kann oder nicht.
Montagne, woher kennst du meine beiden Schwestern?

na ich weiß, was du meinst. Ich denke da an eine Freundin, die immer wenn ich sie nur anrufe einen Redeschwall vom Stapel lässt, was gerade alles schlecht bei ihr läuft. Aber ist sie deshalb selbstmitleidig? Nein, sie hat nur niemanden, bei dem sie sich ausweinen kann und die wenigen Kontakte strapaziert sie dafür zu sehr, sodass jeder wie ich die Tür vor der Nase zuschlägt. Aber sie ist - um beratungresistent, uneinsichtig und so weiter - zu umschreiben nicht selbstmitleidig, sie hat nur niemanden mehr, dem sie dieses ganzes Blabla immer noch erzählen kann. Sie ist nicht mehr dialogfähig und ja - beratungsresistent. Ich habe den Rat nicht gefunden, den sie braucht. Aber was bringt es mir, sie dann auch noch mit "selbstmitleidig" zu stempeln. Das ist doch eine Bemerkung meinerseits, die eigentlich nur sagt, dass ich es satt habe ihr ewiges Gejammer zu "containen".

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Ive
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 12:47

Ja, Sofa, es ist "barmherzig", ihr weiterhin zuzuhören; ich finde, ein Akt der Nächstenliebe. Solltest Dich nur nicht selbst verlieren dabei. Wo ist die Grenze? Findest Du sie?

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sofa-held
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 12:55

puh ive, ich denke schon seit ein paar Tagen darüber nach. Es stresst mich einfach so. Wie du sagst, hat eher was mit Nächstenliebe zu tun...."barmherzig" find ich sehr herablassend. Auch so ein Wort, das in meinem Wortschatz fehlt, weil ich es weder tun will, außerdem finde ich es nicht besonders edel. Ich hätte einfach gerne in dem speziellen Fall, was ja eine liebe Freundin ist, eine Extraportion Geduld. Aber ich schiebe das Problem eher auf mich, weil ich diese nicht mehr aufbringen will, Stichworte "Fass ohne Boden, Hamsterrad"

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kügeli
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 13:05

Ich denke, wenn ein Aussenstehender bewertet, ob ein Mensch "beratungsresistent" ist und "jahrelang" in Schwierigkeiten stecken bleibt (zu lange für den Aussenstehenden?), dann ist das eine negative Bewertung.

Sowas mag ich überhaupt nicht.

Ich bewerte auch andere nicht. Wenn einer leiden will, so soll derjenige das tun. Meinetwegen auch so lange, wie derjenige meint, dass es nötig ist.
Lange rede, kurzer Sinn: bei allem Anspruch daran gesehen zu werden, wie man ist und auch wie man leidet, sollte man im Auge behalten, dass der gegenüber genau dies auch möchte.
Ich denke, es ist Angelegenheit des Gegenübers, des Zuhörers, eigene Grenzen zu setzen. Derjenige, der leidet und sich mitteilen will, kann das möglicherweise nicht bzw. seine Angst, sich mitzuteilen, weil er dem anderen nicht auf die Nerven gehen will, seine Angst, abfällig bewertet zu werden, weil er angeblich zu sehr rumjammert, wird dazu führen, dass er sich lieber gar nicht mitteilt.

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Ive
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 13:13

Sofa, bitte ersetze "barmherzig" (ich mag das Wort, weil es so lautmalerisch ist, sollte nicht herablassend sein) durch "mitfühlend", das sollte es ausdrücken. Deine Grenze musst Du selbst finden und dann auch setzen, sonst gehst Du permanent über Dich hinweg. Vielleicht auch eine Frage, WIE man diese dann setzt; ich denke, auch dies ist liebevoll möglich, etwa so, wie man selbst gern diese Grenzziehung mitgeteilt bekäme.

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sofa-held
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 13:28

Ive hat geschrieben:wie man selbst gern diese Grenzziehung mitgeteilt bekäme.
ive, du bist immer so liebenswert. Meine ich ernst. Aber weißt du, für mich: Grenze ist Grenze, egal wie schonend es mir beigebracht wird, oder wie es anderen gegenüber tue.

Ich verstand das schon richtig, dass du mitfühlend sagen wolltest, aber das ist eben manchmal schwer. Fand nur das Vokabel so christlich & retro.
Hab doch solang im Rahmen des Buddhismus herummeditiert und kenne diese Begriffe wie Achtsamkeit...Aber manchmal geht es eben nicht. Und was dann tun?

ist jetzt nicht so der Kern meines Anliegens, ich kriege das mit dieser Freundin schon wieder geregelt. Vielleicht ebbt der Redeschwall ihrerseits auch wieder mal ab, vielleicht weise ich sie ganz konkret darauf hin, wieder mehr den Dialog in den Vordergrund zu stellen, statt mich einseitig zu überschwemmen.

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Ive
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 13:30

Huch, liebenswert ... Danke, mein selbst liebenswerter Held.

Aber ernsthaft, ich habe eine Freundin, die schafft es, auch wenn sie mir Unangenehmes sagen muss, dies so zu tun, dass es mich nicht verletzt. Es geht.

Aber erledigt, okay.

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