Therapiepause/abbruch als Selbstbestrafung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Medea
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Beitrag Di., 14.07.2009, 18:35

Es gibt drei Arten im Tierreich auf einen "Angriff" zu reagieren hat mir mal mein Therapeut gesagt.
Die erste ist tod stellen - also zu allem ja und Amen sagen und schön tun, was alle wollen
Die Zweite ist die Flucht, was du also gemacht hast
und die Dritte ist der Gegenangriff.

Du hast also vollkommen normal reagiert und sogar ziemlich gut. In der Vergangenheit hast du dich vielleicht eher tod gestellt und versucht dich anzupassen, es allen recht zu machen.
Jetzt hast du eben mal was Neues ausprobiert. Also ich find das toll. Es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Du kannst ja nun für dich entscheiden, wie glücklich du mit der Lösung bist. Du schreibst, du bist schon ein wenig stolz, dir nicht mehr alles gefallen zu lassen.
Das kannst du sicher sein. Ich find es mutig, wenn jemand neue Verhaltensweisen ausprobiert und über seinen Schatten springt.

Wenn dir diese Lösung auch nicht ganz koscher ist, kannst du ja weiterhin probieren, welche Lösung auf Provokation für dich besser passt.

Alles gute!
Medea

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 14.07.2009, 19:17

Also ich sehe das als Signal, daß du emotional mit der Situation nicht mehr klargekommen bist und einfach was tun wolltest um die unangenehme Situation zu beenden.

Evtl nicht die konstruktivst mögliche Methode, aber immerhin hast du mal was gemacht, anstatt es wie immer runterzuschlucken. Das ist ja schonmal gut. Und ich finde es auch gut, daß du mal generell geübt hast, dir nicht alles gefallen zu lassen.

Noch konstruktiver wäre es aber doch, in dem Moment anzusprechen, moment mal, hier passiert X, das ist mir zu viel, ich möchte daß das anders läuft. Aber das kannst du ja beim nächsten Mal ausprobieren.

Evtl könnte ja auch ein Gespräch darüber, wieso du gegangen bist ein bischen Bewegung in die verfahrene Situation bringen und etwas aufbrechen. Ich finde, das ist doch eine sehr spannende Situation.

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Flugente
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Beitrag Di., 14.07.2009, 19:23

Hm, du bist noch sehr jung. Ich finde es gut, in jungen Jahren schon eine Therapie zu beginnen, da man sehr früh die Möglichkeit hat, seine Probleme also seine Lebensqualität zu verbessern. Du wirst dein ganzes Leben davon profitieren.

Du hast dich gewehrt, obwohl es nichts zu wehren gab. Und bist rausgelaufen, weil du irgendwas nicht ausgehalten hast. Du sagst sie provoziert dich und siehst selbst, dass es keine bösartige Provokation ist.

Ich kann dir nur den Rat geben: nütze die Chance die du hast. Arbeite an dir, arbeite mir ihr. Wirf die Chance nicht weg. Aus der Therapie laufen bringt dir absolut gar nichts, außer dass du jetzt da sitzt und grübelst. Und der Therapeutin beweist du damit absolut gar nichts außer Unreife.

Wenn du ein Problem hast, dann rede darüber. Wenn du etwas erreichen möchtest, dann bleibt dir nichts anderes übrig, als darüber zu reden. Alles andere ist für die Katz'.

Aber so wie du schreibst, bist du auf dem besten Weg zu reflektieren und dich weiterzuentwickeln. Und du hast das Glück, dabei nicht alleine zu sein

Wenn du aus irgendeinem Grund überhaupt nicht mit ihr zurecht kommst, dann beende die Therapie.

Alles Gute
Flugente
Eisberg voraus!

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stern
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Beitrag Di., 14.07.2009, 19:29

Medea hat geschrieben:Es gibt drei Arten im Tierreich auf einen "Angriff" zu reagieren hat mir mal mein Therapeut gesagt.
Die erste ist tod stellen - also zu allem ja und Amen sagen und schön tun, was alle wollen
Die Zweite ist die Flucht, was du also gemacht hast
und die Dritte ist der Gegenangriff.

Du hast also vollkommen normal reagiert und sogar ziemlich gut. In der Vergangenheit hast du dich vielleicht eher tod gestellt und versucht dich anzupassen, es allen recht zu machen.
Jetzt hast du eben mal was Neues ausprobiert. Also ich find das toll. Es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Hatten wir den gleichen Therapeuten . Meiner hat es mir mal ähnlich nahe gebracht.

Nur die Schlussfolgerung war ein bisschen eine andere , was aber in meinem Falle wohl auch daran lag, dass "Flucht" in dem Fall nix Neues war, ich ausprobierte

... entstanden in einer Situation, in der ich schlichtweg überfordert war, meiner Emotionen nicht Herrin wurde und aufgelöst aus dem Therapiezimmer flüchtete. Aber ich kam dann, wenn es passierte, nach einer Weile immer zurück. Insofern finde ich, müncherkindl hat das recht treffend beschrieben.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 14.07.2009, 19:46

Flugente hat geschrieben: Und der Therapeutin beweist du damit absolut gar nichts außer Unreife.
Einem Therapeuten sollte man garnix beweisen müssen.

Und man muss unreif sein dürfen damit man reifer werden kann. Es nutzt nix, gewisse Erfahrungen muss man machen. Um daraus zu lernen. Und von daher sind sie konstruktiv, auch wenn sie evtl auf den ersten Blick nicht so aussehen.

Die Frage ist einfach, was macht man aus so einer Erfahrung.

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Flugente
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Beitrag Di., 14.07.2009, 20:05

münchnerkindl hat geschrieben:
Flugente hat geschrieben: Und der Therapeutin beweist du damit absolut gar nichts außer Unreife.
Einem Therapeuten sollte man garnix beweisen müssen.Und man muss unreif sein dürfen damit man reifer werden kann.
Du hast zwar recht mit dem was du sagst aber mit meinen Beitrag hat das nichts zu tun, den hast du leider nicht verstanden.

lg
Flugente
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candle
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Beitrag Di., 14.07.2009, 20:17

Hallo!

Also wenn Flucht eine andere Reaktion ist, die Du sonst nicht ausführst, ist das möglicherweise ein Fortschritt. Andernfalls, wenn Du das ständig tust bei Problemen, kannst Du daran arbeiten gemäß:
und die Dritte ist der Gegenangriff.
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Flugente
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Beitrag Di., 14.07.2009, 20:39

Ach sieh an, da gibts ja eine Vorgeschichte. Wie man dank Threadzusammenführung sieht, ist das nicht das erste mal.

Kiyoko, immer wieder davonlaufen und dann jammern bringt dich wirklich nicht weiter. Ansonsten ist hier eh schon mehrmals alles gesagt.

Alles Gute
Flugente
Eisberg voraus!

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candle
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Beitrag Di., 14.07.2009, 20:43

Komisch, irgendwie kam mir das bekannt vor, habe aber diesmal nicht auf den Nick geklickt... jaja...

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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Medea
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Beitrag Di., 14.07.2009, 20:44

Was ist denn hier passiert? Plötzlich eine andere Überschrift, ein anderer Ausgangsthread???
Sind wir hier im Irrenhaus?
Ich verstehe nicht, warum hier immer so rumgepfuscht wird in den Themen anderer Leute.

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Flugente
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Beitrag Di., 14.07.2009, 21:04

Medea hat geschrieben:Was ist denn hier passiert? Plötzlich eine andere Überschrift, ein anderer Ausgangsthread??? Sind wir hier im Irrenhaus? Ich verstehe nicht, warum hier immer so rumgepfuscht wird in den Themen anderer Leute.
Das ist kein Pfusch sondern es kommt manchmal vor, dass User ein Thema aufmachen und nach zig Monaten genau das gleiche Thema nochmal aufmachen (ist ein Spielchen, das hier sehr beliebt ist). Wenn die Moderatoren das merken, fassen sie die Threads zusammen, damit die anderen sehen, dass es sich nicht um ein neues Problem handelt sondern immer noch um das gleiche (wenn auch anders verpackt).
Eisberg voraus!

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Thread-EröffnerIn
kiyoko
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Beitrag Di., 14.07.2009, 21:22

danke für eure schnellen Antworten!

Den Vergleich mit dem Tierreich finde ich gut und auch sehr einleuchtend. Ich finde aber, wenn ich darüber nachdenke, keine der drei Reaktionen auf Provokation angemessen oder "am besten". Ersteres ist mir sehr verhasst und dürfte heutzutage ziemlich tödlich sein. Flucht ist sinnlos, früher oder später muss man sich stellen und Gegenangriff löst oft stärkeren Widerstand aus (ausgenommen das Gegenüber ist von Beruf Therapeut)
entstanden in einer Situation, in der ich schlichtweg überfordert war
das trifft es sehr gut. Bist du wirklich zurückgekommen, also in die Praxis oder meinst du es so, dass du ihm/ihr in der nächsten Stunde deine Flucht erklärt hast?

danke für deine Antworten, Münchnerkindl. Werde noch darüber nachdenken und es vor der nächsten Therapiestunde noch einmal lesen.

Schade, dass beide Threads zusammengefügt worden sind. Es scheint eine ähnliche Situation zu sein, aber für mich fühlt es sich keinesfalls so an. Das heutige Erlebnis ist keinesfalls so destruktiv wie das damals, im Gegenteil. Ich habe darüber nachgedacht und wollte wissen wie es anderen geht. Ich möchte nicht weglaufen sondern mich stellen. Ich will verstehen. Somit sind Thread 1 und 2 grundverschieden (jedenfalls für mich)
Kiyoko, immer wieder davonlaufen und dann jammern bringt dich wirklich nicht weiter
für mich hat das nichts mit jammern zu tun, aber gut.
ist ein Spielchen, das hier sehr beliebt ist
schön, dass du mich so gut kennst.

liebe grüße!
We fight.........or we die

Aufgeben ist manchmal
nicht nur ein Fehler
sondern endgültig.

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Flugente
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Beitrag Di., 14.07.2009, 21:33

kiyoko hat geschrieben:Das heutige Erlebnis ist keinesfalls so destruktiv wie das damals, im Gegenteil. (...) Ich möchte nicht weglaufen sondern mich stellen. Ich will verstehen.
Das ist doch ein super Ansatz. Ich könnte mir vorstellen, dass deine nächste Stunde sehr interessant und produktiv werden könnte, wenn du deiner Therapeutin das genauso sagst.

lg
Flugente
Eisberg voraus!

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Helena81
Helferlein
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Beiträge: 51

Beitrag Mo., 28.09.2009, 10:02

Hm, da habe ich mal eine Frage zu: Wieso ist "Weglaufen" eigentlich keine Lösung? Mein T. sagt zu mir oft, ich solle (die Situation, meine Gefühle etc.) jetzt doch mal "aushalten"? Aber wozu? Es wird dadurch doch nur noch schlimmer? Außerdem empfinde ich es so, dass ich die Situation ja schon recht passabel einige Zeit aushalte (also, z.B. seine von mir so empfundenen Fehldeutungen), mich bemühe, in ruhigem Tonfall mit ihm darüber zu sprechen und ich erst dann, wenn ich es wirklich nicht mehr "aushalten" KANN, dann werde ich verzweifelt und will dann nur noch weglaufen. Weg aus der Situation, alleine sein.

Ich verstehe also nicht, was das mit dem Aushalten auf sich hat. Wenn ich übrigens in der Sitzung auch nur 5 Minuten Schweigen will, dann versucht mein T. mich da auch häufig sofort wieder herauszubekommen, ich finde auch, dass es sich wie unter Druck setzen anfühlt. Und was ich dann unter Druck von mir geben, sind nur noch Floskeln, Lügen.... alles, um IHN zu beschwichtigen. Verstehe ich alles nicht.

Kann mir das einer von Euch erklären?
Die Jungen werfen zum Spaß mit Steinen nach Fröschen. Die Frösche sterben im Ernst. (Erich Fried)

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metropolis
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Beiträge: 1969

Beitrag Mo., 28.09.2009, 11:34

Helena81 hat geschrieben:Hm, da habe ich mal eine Frage zu: Wieso ist "Weglaufen" eigentlich keine Lösung?
Fehldeutungen kommen doch in jeder guten Therapie vor, auch wenn die Chemie zwischen Thera und Patient stimmt. Und auch gute Theras lassen sich manchmal dazu hinreissen ungeduldig zu sein und Druck auszuüben.
Ist das denn bei dir in jeder Therapiestunde der Fall oder kommt das phasenweise? Hast du ihn darauf angesprochen, wenn ja, wie hat er reagiert?
Wenn das wirklich ein Dauerzustand ist, ist es verständlich falls bei dir der Fluchtreflex aktiviert wird.

Aber eigentlich finde ich es sinnvoll, in der Therapie Unstimmigkeiten und Ungereimtheiten auszuhalten, zumindest um eine Klärung herbeiführen zu können. Du kannst allerdings auch noch etwas anderes lernen. Keiner kennt dich so gut wie du und keiner versteht dich so gut wie du selbst. Jeder ist einzigartig, was sich nicht nur wundervoll anfühlt, sondern auch ziemlich frustrierend sein kann, wenn man erkennt, dass eine gewisse unüberwindbare Kluft besteht. Man kann nie komplett verstanden werden, aber man kann komplett angenommen werden. Und eine solche Erfahrung kann man in der Therapie machen. Der Therapeut akzeptiert dich hundertprozentig ohne dass er so ist wie du. Meinst du das ist bei deiner Therapie möglich.

Naja und weglaufen unterbricht diesen Prozess immer wieder. Sicherlich sollst du nicht passiv leiden müssen, aber schau doch erstmal warum du leidest, bevor du agierst.

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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